Praxis
Die gesamte Handhabung des Combos und das Abspeichern eigener Sounds sind nach kurzer Zeit selbsterklärend. Die Möglichkeit, alle Parameter abzuspeichern, kann man nur als Luxus bezeichnen. Auch wenn man nicht den Eindruck hat, als würde man über einen Transistoramp spielen, neigt der Amp insgesamt etwas zum Schönfärben. Das äußert sich in einem leicht komprimierten Sound, der umso mehr Kompression aufweist, desto weiter man den Sagging-Regler aufdreht. Aus diesem Grund sollte man ihn besonders bei High-Gain-Settings auf seine Minimalposition stellen, damit es nicht zu platt klingt. Im Raum tönt der winzige Amp dank der speziellen Boxenkonstruktion erstaunlich fett und druckvoll, und auch die Lautstärke lässt nichts zu wünschen übrig. Trotz aller Liebe sehe ich die Thiele-Small-Konstruktion als so etwas wie einen Monitor und würde sie weder im Studio noch in einer Live-Situation mikrofonieren. Wegen der Bassreflexöffnung muss man im Gegensatz zu einer “normalen” Gitarrenbox mit zwei Mikros arbeiten, weil sonst der Bassbereich fehlt. Gleichzeitig muss man aufpassen, dass es nicht zu Phasenauslöschungen kommt. So wird das Ganze schnell zu einer ziemlichen Herausforderung. Hier würde ich stattdessen eine der wirklich hervorragenden Speakersimulationen der Red Box AE+ verwenden. Um euch den Klang des Combos aber irgendwie zu Gehör zu bringen, habe ich mit vielen Mikros und deren Position herumprobiert und bin letztlich bei einer Kombination von SM 57 und Neumann U 87 gelandet. Der Shure-Klassiker befindet sich vor dem Speaker, während das U 87 in etwa einem Meter Entfernung im Bereich der Bassreflexöffnung für das nötige Fundament sorgt.
Ich habe in diesem Falle auch etwas am EQ editiert, aber entscheidend sind letztlich die Positionen der Mikros. Bei den Audiobeispielen hört ihr immer zuerst den Sound der Mikros, gefolgt von den acht simulierten Boxentypen. Hier der cleane Kanal:
Soundbeispiele (Clean Channel)
Der Crunch-Kanal setzt genau da an, wo der cleane Kanal aufhört. Gleichzeitig ist der Sound einen Tacken komprimierter, weshalb ich den Sagging-Regler auf Position 1 zurückgedreht habe. Der Gainregler und die Klangregelung befinden sich in der 12-Uhr-Position.
Soundbeispiele (Crunch Channel)
Im Leadkanal bringt der Amp einen sehr guten Classicrock-Sound mit einer sahnigen und leicht schönfärbenden Verzerrung. Die Verzerrung steht dabei auf Halbgas. In dieser Einstellung erhält man einen anständigen Mainstream-Rocksound, mit dem man stilistisch viele Bereiche von Country-Rock über Blues bis hin zu AC/DC abdecken kann. Hier sind aber noch weitaus höhere Verzerrungen möglich, mit denen sich erstklassige Legato-Flitzereien realisieren lassen.
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Soundbeispiele (Lead Channel)
Der Ultra-Kanal klingt weitaus gemeiner als die anderen. Hier werden selbst die härtesten Rocker weich. Sounds im Stil von Zakk Wylde über Metallica bis hin zu Rammstein lassen sich hier gut imitieren. Dabei ist das Klang- und Zerrverhalten immer transparent und mulmfrei, egal, wie weit man den Gainregler auch aufdreht.