Praxis
In der beigefügten Betriebsanleitung werden die Funktionen sämtlicher Taster, Controller, Ein- und Ausgänge in englisch und deutsch genau erläutert, und zwar mit entsprechenden Hintergrundinformationen. Weil sich die meisten Funktionen dem Akustiker auch ohne Erklärungen erschließen, findet man aber auch ohne Manual den Einstieg.
Eine blaue LED meldet sich an der Oberseite, wenn der Combo (an der Rückseite) eingeschaltet wird. Während der Aufwärmphase ist ein säuselndes Geräusch zu hören, nach etwa drei Sekunden ertönt das erste klare Signal. Ansonsten arbeitet der Era 1 auch bei hoher Auslastung nahezu rauschfrei.
Es ist vielleich überflüssig, darauf hinzuweisen, dass der Sound mit der Qualität des Eingangssignals steht und fällt. Hochwertige piezokeramische Tonabnehmer werden vom Era 1 weich, klar, rund und relativ dynamisch übertragen. Tonabnehmer dieser Gattung vertragen sich bekanntermaßen nicht unbedingt mit jedem Verstärker und Piezos sind in ihrem Dynamikumfang durch die Bank mehr oder weniger eingeschränkt. Berücksichtigt man all diese Bedingungen, dann ist der Era 1 im Umgang mit dieser Tonabnehmergattung ein überdurchschnittlicher Vertreter seiner Art.
Die drei Klangregler arbeiteten sehr subtil, sodass ein ausgewogener Klang generiert werden kann. Der Hochtöner macht den Sound einer Steel-String im oberen Frequenzbereich komplett, wobei er Frequenzen bis 15 kHz überträgt. Vielleicht könnte es vor allem für den Einsatz im Bandkontext dort oben ruhig noch ein wenig mehr “klingeln”. Aber das ist Geschmackssache und Solisten werden mit dem Combo mit Sicherheit jede Menge Spaß haben.
Der Shape-Taster zeigt relativ wenig Wirkung, jedenfalls sind die Unterschiede so subtil, dass sie für mich nicht wirklich hörbar sind. im Gegensatz dazu steigt der Mode-Taster tiefer ins Geschehen ein. Allerdings unterscheiden sich Stahlsaitengitarren und solche mit Nylonsaiten in ihrem die Klangverhalten doch so stark voneinander, dass man um das Nachjustieren in der Regel nicht herumkommt. Zumindest gilt das für Instrument, die nicht über eine integrierte Klangreglung am Preamp der Gitarren verfügen.
Der Era 1 kann auch eine Gesangsstimme komplett durch die Performance führen und bei Belegung des zweiten Kanals mit einem Mikrofon werden Akustikgitarre und Stimme auch bei gleichzeitigem Spielen trennscharf und transparent übertragen, zumal unser Proband gewiss kein Leisetreter ist. Auch in einer größeren Lautstärke-Umgebung zum Beispiel mit Schlagzeug kann sich der Combo auch ohne PA durchsetzen. Erfreulich ist, dass sich die Klangeigenschaften unverändert und authentisch auf sämtliche Dynamikstufen transportieren. Die Grenze wird bei bei etwas 70 % Auslastung, also Gain und Master auf 14 – 15 Uhr erreicht. Man sollte die beiden Regler deshalb nicht ohne Not bis zum Stehkragen aufdrehen. Ganz ausfahren konnte ich im Test den Era 1 ohnehin nicht, da irgendwann naturgemäß Rückkopplungen einsetzten.
Bei den folgenden Aufnahmen habe ich die Speaker mit einem kleinen Neumann-Mikrofon mit ca. 10 – 15 cm Abstand zwischen Speaker und Mikrofon abgenommen. Natürlich ist das ein Kompromiss, denn die Abnahme einer Akustikgitarre von einer Aktivbox wird in der Praxis so nicht stattfinden. Aber ich wollte euch wenigstens einen Eindruck des Raumklangs nicht vorenthalten.
Zum Einsatz kamen eine Konzertgitarre mit Nylonbespannung (Godin) und zwei Westerngitarren mit Stahlsaitenbespannung (Taylor/Fishman 1996er und Larrivée/Fishman Infinitiy).
Era 1 via Mikro
Das Signal der beiden Steel-String-Gitarren wird recht dynamisch übertragen, wobei er auch ehrlicherweise die üblichen Schwächen der Pickups aufdeckt, die der Era 1 nicht zu vertreten hat.
Hier zuerst die beiden Steel-String-Gitarren mit einem alten Fishman Pickup (1996) und einem Fishman Matrix Infinity:
Die Nylongitarre hat erwartungsgemäß ein dynamisches Defizit:
Für dich ausgesucht
Era 1 via DI-Output
In größeren Sälen sollte man ruhig den DI-Ausgang nutzen, wenn eine Verstärkeranlage betriebsbereit ist. Mit der guten Qualität des Ausgangssignals kann ein Techniker sehr gut arbeiten. Allerdings werden über den DI-Ausgang auch Rauschanteile übertragen, die sich zwar im rauen Bühnenalltag nicht bemerkbar machen, aber im Studio moderat die Performance begleiten.
Vergleicht man das Mikrofonsignal mit dem DI-Signal bei aktiver Klangreglung, wird deutlich, dass beide in ihrem Frequenzverlauf einen unterschiedlichen Verlauf nehmen. Das vom EQ überstrichene Frequenzband des Signals via DI-Output verschiebt sich bei aktiver Klangreglung (Post EQ) etwas nach oben. Deshalb sollte man sich im Klaren sein, dass eine PA nicht unbedingt das gleiche Signal überträgt, das der Musiker sich auf der auf Bühne gerade zurechtgemacht hat. Am besten überlässt man die Verantwortung für den Klang vor der Bühne komplett dem Saalmischer und schickt ihm ein lineares Signal ohne EQ (Pre EQ).
16 integrierte digitale Effekte in durchweg sehr guter Qualität runden die Ausstattung des Era 1 ab und ersparen dem Gitarristen zusätzlichen Aufwand und Schlepperei. Allerdings bietet der Combo auch die Möglichkeit, bei Bedarf weitere hochwertige Prozessoren in den Signalverlauf einzuschleifen. Hier eine Auswahl der internen Effektprogramme, wobei der FX Volume-Regler auf 11 – 12 Uhr steht:
- 1. Reverb Room
- 2. Reverb Room Bright
- 3. Reverb Hall Warm
- 4. Reverb Hall Bright
- 5. Reverb Church
- 6. Delay Short
- 7. Delay Mid
- 8. Delay Long
- 9. Delay + Pan Delay
- 10. Delay + Reverb
- 11. Chorus
- 12. Chorus + Reverb
- 13. Chorus + Delay
- 14. Flanger
- 15. Flanger und Reverb
- 16. Flanger + Delay