Der Stompman wird für den Praxisteil an eine Marshall 4×12 Box (Celestion G12M) angeschlossen, die mit einem Neumann TLM-103 abgenommen wird. Der Schalldruck über die 16-Ohm-Box ist absolut respektabel und auch für den Bandeinsatz im Proberaum und auf der Bühne in normalem Maße ausreichend. Bei einer Box mit 8 Ohm hat man noch etwas mehr Schub und höhere Cleanreserven. Auf jeden Fall gibt es grünes Licht für den Bandeinsatz. Wir starten unseren Rundgang und werfen einen Blick und ein Ohr auf die unterschiedlichen Parameter und deren Sound und Wirkungsbereich. Bei einer neutralen Einstellung aller Regler (12-Uhr-Position) erhält man einen etwas brillanteren Grundsound. Die Höhen sind gut vertreten und der bekannte Cleansound von Hughes & Kettner, der sich am glockigen Fender-Ton orientiert, ist hier am Start. Mit Singlecoils ist das Ganze bei mittlerem Gain noch weitgehend unverzerrt, bei maximalem Gain erhält man einen guten Overdrive-Sound. Mit Humbucker-Gitarren gibt es von allem etwas mehr. Der Amp reagiert sehr gut und feinfühlig auf das angeschlossene Instrument und leitet auch Spielnuancen oder unterschiedliche Einstellungen an der Gitarre sehr gut weiter.
Jetzt kommen wir zur Klangregelung und dem Sagging-Parameter. Presence und Resonance haben in beide Richtungen einen guten Wirkungsgrad, ich persönlich bevorzuge etwas dezentere Einstellungen des Presence-Reglers, um den Höhenbereich etwas zu drosseln. Vor allem dann, wenn man Gitarren im Einsatz hat, die schon recht scharf klingen, wie es bei Singlecoils der Fall sein kann. Es kommt aber immer darauf an, welche Overdrive- oder Preamp-Pedale man vorgeschaltet hat, denn dann kann der Presence-Regler mit höheren Einstellungen für mehr Klarheit sorgen. Auf jeden Fall sind die Werte der beiden Regler gut gewählt, sodass sich mit ihnen der Sound gut an die angeschlossenen Pedale anpassen lässt. Dazu gleich mehr.
Der Tone-Regler funktioniert ebenfalls wie vom Hersteller beschrieben, die Mitten sind bei Linksanschlag am stärksten und nehmen im weiteren Verlauf ab, dafür kommen dann Bässe und Höhen noch mehr ans Tageslicht. Auch dieser Regler ist ein gutes und einfaches Tool, um den Sound optimal an das angeschlossene Equipment anzupassen. Für ordentlich Schmatz im Ton sorgt letztendlich der Sagging-Regler, der bei maximalem Setting schon fast zu fett ist, aber das ist Geschmacksache. Bei Einstellungen über 12 Uhr wird die Kompression klar spürbar, bei niedrigen Werten geht es eher dezent zur Sache. Die ergeben Sinn, wenn man den Stompman mit heftigeren Distortion-Pedalen füttert, die den Sound ja entsprechend komprimieren. Für Clean- und Crunch-Sounds bringen die höheren Einstellungen des Sagging-Reglers eine sehr gute und natürliche Kompression, was beim Spielen richtig Spaß macht.
Im nächsten Abschnitt wird die Funktion des Stompman als Pedal- und Preamp-Plattform durchleuchtet und ich habe diverse Overdrive-Pedale davorgeschaltet. Zuerst mit neutralem Setting der Parameter am Pedal-Amp, dann auch mit ein paar kosmetischen Anpassungen an die benutzten Pedale. Und das macht der kleine Verstärker wirklich gut. Die neutrale Einstellung mit allen Reglern auf 12 Uhr ist eine gute Ausgangsbasis zum Schrauben, wenn man Overdrive/Distortion-Pedale vorgeschaltet hat. Auch mit dem Gain kann man gut experimentieren, entweder bis 12 Uhr oder niedriger für einen unverzerrten Sound. Oder auch gerne etwas höher, damit der Stompman etwas Übersteuerung liefert und dann mit einem Boost-Pedal den Preamp etwas mehr anfeuern. Im dritten Beispiel habe ich den Nobels ODR-1 mit einem Boost-Setting in dieser Form benutzt. Auch wenn schon der Grundsound recht brillant ist, hatte ich keine Probleme mit unterschiedlichen Overdrives oder Distortion-Effekten, was die Schärfe des Sounds anbetrifft. Das ist auch immer mit Ausprobieren verbunden, eine klare Faustregel gibt es hier nicht. Mal macht es Sinn, die Höhen am Overdrive etwas wegzunehmen, bei anderen Pedalen ist es besser, wenn man den Presence-Regler am Stompman etwas zurücknimmt. Auf jeden Fall kommt man in diesen Kombinationen zu guten Klangergebnissen. Auch auf die Verwendung von Preamps trifft das zu. Als Ausgangsbasis sollte man die Vorstufe deaktivieren, aber auch mit ihr funktioniert es gut. In dem Fall kann man bei Bedarf die Mitten noch etwas erhöhen, wenn man den Tone-Regler weit zurücknimmt.
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Jetzt kommen wir zum erweiterten Einsatz für Stereo-Setups. Der Stompman ist mit einem Ladenpreis von runden 200 Euro für einen Gitarrenamp eher im niedrigen Preissektor angesiedelt, sodass man durchaus darüber nachdenken kann, ob man sich nicht gleich noch einen zweiten gönnen und sein Pedal-Setup in Stereo fahren sollte. Mit zwei identischen Amps funktioniert das gut, zumal die beiden auch gleich eingestellt werden können. Das Signal geht dann entweder auf zwei Cabs oder in eine Box mit der Möglichkeit, zwei Speaker getrennt anzusteuern.
Hier sind drei Beispiele mit Stereo-Effekten.
Zum Abschluss hört ihr den Stompman noch in einem erweiterten Bandarrangement mit mehreren Gitarren (Stratocaster, Esquire, ES-335) und vorgeschalteten Overdrives (Nobels ODR-1, Walrus Ages).
Schelle sagt:
#1 - 14.10.2023 um 18:50 Uhr
Ich finde den Stompman gut und hab ihn selbst. Allerdings ist ein fehlender KH Ausgang schon ein Contra, oder?