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Ibanez 2609B Black Eagle Bass Test

Praxis

Allen designmäßigen Eigenheiten zum Trotz scheint die Blaupause des Eagle-Basses – der Fender Jazz Bass – natürlich noch sehr lupenrein durch dieses Modell hindurch. Entsprechend unverkrampft und intuitiv ist denn auch der spontane Umgang mit dem 2609B. Dieser Bass fühlt sich einfach sofort an wie ein alter Bekannter! Die Shapings, die Balance, der schlanke Hals, die Art, wie man den Daumen der Schlaghand auf den Pickups auflegt – alles wirkt bekannt und tausendfach bewährt. Natürlich vorausgesetzt, man verfügt über Erfahrungen im Umgang mit einem Jazz Bass, was aber bei einem Großteil aller Bassisten der Fall sein dürfte!
Mir persönlich war die Werkseinstellung der Saitenlage des 2609B noch etwas zu hoch, daher habe ich zunächst die Halskrümmung leicht nach vorn korrigiert. Der Zugang zum Halsstab befindet sich 60’s-mäßig an der Korpusseite des Halses. Der Inbusschlüssel findet hier leicht seinen Weg, und der Hals lässt sich im Handumdrehen kerzengerade einstellen. Als nächstes habe ich noch die Reiterchen der L-Winkel-Brücke etwas heruntergeschraubt, was auch im Nu zu erledigen ist. Und siehe da: die Bespielbarkeit profitiert augenblicklich spürbar von den kleinen Maßnahmen, und nun kann ich mich auf dem Hals des Black Eagle ganz wunderbar austoben. Erstaunlicherweise kann ich auf dem 2609B wirklich keinerlei nennenswerte Deadspots ausmachen, was selbst bei sehr hochwertigen Instrumenten leider keine Selbstverständlichkeit ist. Gemeinhin wird ja gemunkelt, die Anfälligkeit der Jazz-Bässe sei ihrer Konstruktion geschuldet: ein langer, schlanker Hals trifft auf eine stattliche Kopfplatte mit ebenfalls großen Mechaniken. Schon denkbar, dass hier nicht immer alle Schwingungen optimal durch das Instrument geleitet werden, sondern sich Auslöschungen einstellen können. Bei “meinem” Ibanez Black Eagle jedoch fehlt von dieser Problematik jede Spur!
Wie von einem Jazz Bass gewohnt, stehen einem vor allem drei klassische Sounds zur Verfügung, die sich durch die groben Mischverhältnisse der beiden Pickups ergeben. Mit ihnen können im Grunde bereits alle erdenklichen Stilistiken bedient werden – nicht umsonst ist der Jazz Bass neben dem Precision und dem Music Man Stingray der am meisten aufgenommene E-Bass des Planeten.

Extrem hoher Wiedererkennungswert und Kultfaktor: der Ibanez Black Eagle Bass.
Extrem hoher Wiedererkennungswert und Kultfaktor: der Ibanez Black Eagle Bass.

Ich beginne mal beim Hals-PU mit voll aufgedrehtem Tonpoti. In dieser Einstellung, bei der ich dem Bass mit dem Plektrum die Sporen gebe, röhrt der Eagle augenblicklich derart wuchtig, erhaben und fast Preci-mäßig los, dass es eine helle Freude ist:

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Hals-Pickup

Bringt man den Steg-PU mit ins Klanggeschehen, stellt sich der klassische “Scoop”-Sound ein: gezügelte Mitten stehen hier einträchtig neben kräftigen Bässen und sauberen Höhen. Auch diesen klassischen Sound liefert der Eagle mit Leichtigkeit; achtet mal auf die schöne glockige Luftigkeit des Sounds, die man vor allem am Ende des Soundfiles gut hören kann:

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Beide Pickups

Eine weitere Königsdisziplin ist der sogenannte “Jaco-Sound”: der Klang des Steg-Pickups bei fast zugedrehtem Tonpoti. Hier zeigen nicht selten sogar wesentlich teurere Jazz-Bässe die weiße Fahne. Nicht so der Ibanez: In dieser Einstellung singt der Eagle geradezu mit einem warmen, drückenden Sound. Sollte hierfür doch das Mahagoni seinen Anteil haben? Denkbar wäre es zumindest! Diese Einstellung macht einfach einen Mordspaß:

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Steg-Pickup
Ursprünglich wurde dieses Modell von 1975 bis 1979 in Japan hergestellt. Die neue Version kommt aus Indonesien.
Ursprünglich wurde dieses Modell von 1975 bis 1979 in Japan hergestellt. Die neue Version kommt aus Indonesien.

Zuguterletzt mache ich mir noch einen kleinen Spaß und peppe den passiven Sound des Black Eagle-Basses in meinem Studio künstlich etwas auf. Die Einstellung mit beiden Tonabnehmern ist natürlich auch die Grundlage für den sogenannten “Marcus Miller-Sound”. Da “uns Marcus” seine Instrumente gern mit einer aktiven Elektronik aufwertet, baue ich eine ähnliche Einstellung durch den Einsatz eines Equalizers in meinem Pro Tools-System nach. Im Wesentlichen verstärke ich hier lediglich die natürliche “Badewannen”-Einstellung, indem ich die Mitten weiter drossele und Bässe und Höhen noch etwas mehr feature. Zudem kam beim folgenden Klangbeispiel noch ein ganz leichter Chorus auf den Bass, der für mehr Räumlichkeit und Weite im Basssignal sorgt. Diese EQ-Einstellung kann man selbstverständlich auch am Verstärker nachbauen, wenn es mal etwas edler klingen soll. Klappt super, wie ich finde – aber überzeugt euch selbst:

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Beide Pickups – Slap-Style

Natürlich stehen einem durch das stufenlos regelbare Mischverhältnis der Tonabnehmer noch weitere Sounds zur Verfügung, aber die drei vorgestellten sind selbstverständlich die gängigsten.
Ein kleiner Wermutstropfen zum Schluss: Ungeachtet der ansonsten tollen Bespielbarkeit sorgt das weit in Richtung Hals auslaufende untere Korpushorn leider dafür, dass die Außenseite der Greifhand bei schnellen Slides über den 14. Bund hinaus unsanft gestoppt wird oder zumindest – je nach Geschwindigkeit der Bewegung – schmerzhaft mit dem Holz in Berührung kommt. Wenn man den Black Eagle nur gelegentlich zur Hand nimmt, kann das eine durchaus nervige Angelegenheit sein, falls man häufig in diesen Griffbrettregionen agiert. Wenn man sich jedoch länger mit dem Bass beschäftigt, geht einem diese Eigenart unweigerlich schnell in Fleisch und Blut über, und man korrigiert die Haltung der Greifhand quasi automatisch, damit es an dieser Stelle nicht mehr zur Kollision kommt.

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