BESPIELBARKEIT UND SOUND
Jeder hat bekanntlich seine Vorlieben, was die Bespielbarkeit von Gitarren angeht: Die einen stehen auf flache Hälse, die anderen mögen es gerne üppig und rund. Die Geschmäcker sind wie bei so vielen Dingen auch bei uns Musikern verschieden. Mir persönlich liegt besonders das klassische C-Shape der Fender-Mensuren. Mit einem V-Shape, wie es beispielsweise bei der Eric Johnson Strat zum Einsatz kommt, kann ich mich hingegen überhaupt nicht anfreunden. Beim Hals der Ibanez AT100CL hat man es mit einer stattlichen D-Form zu tun, die sehr gut in der Hand liegt und einen kernigen und stabilen Ton liefert. Schon ohne Verstärker merkt man, wie definiert dieses Instrument klingt. Der Ton ist recht laut und ausgewogen und mit einem langen Sustain gesegnet. In Kombination mit dem Vintage-Tremolo kommt ein exakt definierter Twäng, der seinesgleichen sucht. Das Tremolo ist übrigens nicht freischwebend eingebaut, sondern liegt auf dem Korpus auf – einen Weg nach oben gibt es also nicht. Durch den Kontakt zum Holz erhält man jedoch eine Extraportion Sustain. Die Federn sind so justiert, dass schon der leichteste Druck auf den gesteckten Tremoloarm eine Reaktion hervorruft. Leider ist der Volume-Regler im Weg, wird der Tremoloarm ganz nach unten gedrückt.
Für den ersten Test musste wieder mein alter Fender Princeton herhalten, der einen wirklich tollen Cleansound hat. Beim Durchspielen der einzelnen Pickups und der Zwischenpositionen fällt der Steghumbucker lautstärkemäßig ziemlich aus der Reihe, denn er ist deutlich lauter als seine Mitstreiter. Die silbrigen Zwischenpositionen wirken im direkten Vergleich mit meinen beiden 77er Stratocaster im Obertonbereich leicht nasal und einen authentischen Stevie Ray Vaughan-Sound wird man mit dieser Gitarre nicht wirklich hinbekommen. Ich weiß, die AT100CL soll keine Stratocaster-Kopie sein, aber anhand dieser Standardgitarre, die jeder kennt, kann ich besser verdeutlichen, wie sie klingt. Das heißt, dass sich auch im cleanen Bereich der Ton schon recht rockig präsentiert.
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Im Zerrbereich dienten mein alter Marshall JMP und ein dreikanaliger Baldringer Custom Amp als Referenz, und schon strahlt der Tester wie an Weihnachten: Hier liegen eindeutig die Stärken der Ibanez AT100CL, sie rockt ab wie die allseits bekannte Luzi. Besonders der Obertonbereich, der nicht ganz so silbrig ist, begünstigt einen schmatzigen und stabilen Ton, der satt und mit viel Sustain im Raum steht. Nimmt man die Höhen etwas zurück, zeigt der Halspickup auch durchaus jazzige Qualitäten. Im High-Gain-Bereich fühlt man sich soundmäßig in eine Welt zwischen Les Paul und Stratocaster versetzt.