Erster Soundcheck mit der Ibanez AZS2200
Bevor es mit den Klangbeispielen losgeht, spiele ich die Ibanez AZS2200 MGR erst einmal trocken an. Dabei fällt positiv auf, dass sich die Gitarre im Sitzen wie im Stehen am Gurt in der Waagerechten einpendelt. Der Hals liegt satt in meiner Hand, was mich ein wenig überrascht, da ich einen eher modernen, flachen, sportlichen Hals erwartet habe. Wo wir gerade bei der Bespielbarkeit sind: Die Werkseinstellung ist leider nicht perfekt gelungen, da der Saitenabstand zum Griffbrett schlicht zu groß ausfällt. Um dem entgegenzuwirken, musste der Gitarrenbauer meines Vertrauens ran und die Sattelkerben nachfeilen. Danach folgte ein komplettes Setup. Für ein Instrument um 2000 Euro definitiv ein No-Go, denn in dieser Preisklasse sollte das kein Thema sein. Auch erschließt sich mir die Funktionalität des mit fünf Federn bestückten Tremolos nicht. Um es nach unten zu bewegen, muss man ordentlich Kraft aufwenden, was mit feinfühligem Vibrieren gar nichts zu tun hat. Klar kann man das System um zwei Federn erleichtern, dann aber muss die Gitarre wieder neu eingestellt werden.
Jedenfalls ließ sich die Gitarre nach dem Neueinstellen ausgesprochen komfortabel bespielen und liefert einen knackig-perkussiven Sound mit gleichmäßig ausschwingenden Saiten.
So klingt die Ibanez AZS2200 im Studio
Die folgenden Beispiele habe ich mit einem Marshall JVM 401 Topteil und einer Universal Audio OX Box aufgenommen, wobei die Beispiele natürlich nicht weiter im Klang verändert wurden. In der OX Box kommt eine virtuelle, mit Vintage 30 Speakern bestückte Box zum Einsatz. Los geht es mit dem cleanen Kanal des Amps und dem Hals-Pickup. Den Alter Switch zu betätigen macht keinen Sinn, denn beim Hals-Pickup ist bei beiden Stellungen des Kippschalters derselbe Klang zu hören (siehe Grafik weiter oben). Es folgt die Mittelstellung erst in der Position 1 des Dyna-Mix5 Schalters, dann in der Position zwei. Dasselbe gilt auch für den Steg-Pickup. Diesen Vorgang wiederhole ich bei allen folgenden Beispielen:
Die Ibanez liefert eine recht breite Palette unterschiedlicher Sounds, die von glasig dünn bis kräftig-mittig reichen und das Einsatzgebiet des Instruments erheblich erweitern. Dabei bleiben die angeschlagenen Töne stabil stehen und schwingen lange aus.
Ich bleibe im cleanen Kanal und spiele jetzt ein perkussives Riff. Wieder geht es mit dem Hals-Pickup los.
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Die Attacks kommen deutlich zum Vorschein und wie bei den Beispielen zuvor kann die AZ 2200 mit klanglicher Vielfalt aufwarten. Weiter geht es mit dem Crunch-Kanal des Marshalls. Natürlich spiele ich auch hier alle Schaltmöglichkeiten an.
Dank der schnellen Ansprache kommen die gespielten Töne antrittsschnell und mit dem typischen “Tele Twang“aus den Speakern. Sich aber nur darauf zu beschränken, wäre nicht gerecht, denn der Pickup am Steg macht recht dicke Backen und liefert ein ordentliches Rockbrett mit den dazugehörigen Mitten.
Beispiele am stark zerrenden Amp dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Hier im High-Gain-Kanal des Marshalls überzeugt die Ibanez 2200 auf ganzer Linie und zeigt, warum gerade moderne Gitarristen gern zur AZ-Serie greifen, wenn Zerrsounds gewünscht sind. Sie besitzt eine Klarheit im Klang, die in keinem Moment aufdringlich wirkt, trotzdem bleiben die Töne stabil stehen und die Gitarre rockt, wenn gefordert, sehr ordentlich! Dass der Singlecoil beim starken Zerren Nebengeräusche erzeugt, dürfte wohl niemanden überraschen, aber dafür gibt es ja glücklicherweise das Volume-Poti oder auch ein Gate.
Vielseitigen Gitarren haftet häufig der Ruf an, unpersönlich zu klingen. Das gilt in Nuancen vielleicht auch für unser Testinstrument, aber das tatsächlich nur sehr bedingt, denn sie liefert den bekannt drahtig kräftigen Sound, den man zurzeit auf allen Kanälen hören kann, und das mit Bravour!
Doomsday sagt:
#1 - 15.06.2023 um 15:52 Uhr
Bei besten Willen, dann ist es eben Sache des Verkäufers die Gitarre so einzustellen, dass der Kunde sie out of the box auch spielen kann. In diesem Fall wäre das ja wohl die Werkstatt von Thomann gewesen. Bei diesem Preis die Gitarre ohne weitere Kontrolle quasi vom Shipping Container über das Lager direkt an den Käufer durchzureichen ist völlig inakzeptabel.
Michael Behm sagt:
#1.1 - 16.06.2023 um 10:24 Uhr
Hallo Doomsday, die Gitarre wurde uns vom deutschen Vertrieb und nicht von Thomann zur Verfügung gestellt. Ansonsten kann ich die Meinung unseres Autors nur noch einmal unterstreichen, dass die im Test beschriebenen Mängel ab Werk bei einem Instrument in dieser Preisklasse kein Thema sein sollten. Beste Grüße aus der Gitarrenredaktion Michael Behm
Antwort auf #1 von Doomsday
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