Praxis
Mit ihrem ergonomischen Korpusprofil sitzt die Ibanez AZS2209H sehr bequem am Oberkörper. Am Gurt wiederum neigt sie minimal zur Kopflastigkeit, was sich aber mit dem rechten Unterarm problemlos kompensieren lässt und was demzufolge kein Problem darstellt. Ansonsten macht sich bei längeren Spielphasen im Stehen natürlich das schon erwähnte geringe Gewicht von etwas über 3 kg positiv bemerkbar. Auch wenn diese Ibanez mit ihrem einzelnen Cutaway eher im Gewand einer modernen T-Style-Gitarre auftritt, fühlt sich der Korpus mit seinem großzügigen Shaping auf der Rückseite eher wie eine S-Style Gitarre an. Darüber hinaus kann das Setup unseres Testmodells meines Erachtens als Referenz für eine optimal eingestellte E-Gitarre herhalten. Im Detail präsentiert sich die AZS2209H dabei mit einer angenehmen Saitenlage, die dennoch nicht zu flach ausfällt und eine lebendige Tonentfaltung ermöglicht. Und auch bei den Schwingungseigenschaften spielt diese E-Gitarre in der Oberliga und gibt perkussive Anschläge mit dem Plektrum knackig und federnd wieder. Daran ist der in der Tendenz eher kräftigere Hals definitiv nicht ganz unschuldig, der mit seinem matten Finish für meinen Geschmack sehr gut in der Hand liegt.
Nach diesem äußerst positiven ersten Eindruck bin ich nun gespannt auf die Sounds am Amp. Für die Verstärkung sorgt dabei ein 74er Fender Silverface Bassman, dessen Signal über eine Universal Audio OX Box läuft, die die Simulation einer 2×12 Box mit Vintage Jensen C12N Lautsprechern bereitstellt. Wenn wir im späteren Verlauf ins High-Gain-Gewerbe umsatteln, kommt außerdem noch eine 4×12 Greenback-Simulation zum Einsatz. Ferner liegen diverse Zerrpedale bereit. Zunächst starten wir aber wie gewohnt mit einem Cleansound und hören uns die verschiedenen Pickup-Einstellungen an. Ich beginne mit dem Hals-Pickup und arbeite mich anschließend über die Mittelstellung zum Stegtonabnehmer vor. Abschließend hören wir die beiden zusätzlichen Einstellungen, die über den Kippschalter ins Geschehen gebracht werden.
Am Amp präsentiert sich die Gitarre mit griffigen und transparenten Sounds, die erwartungsgemäß stellenweise in Richtung T-Style gehen, dabei aber insgesamt moderner wirken und mithilfe der zwei zusätzlichen Einstellungen auch eine größere Bandbreite abdecken. Wer auf das gewisse Mojo von Vintage-Style-Pickups steht, wird demzufolge hier eher nicht bedient, was aber auch ganz offensichtlich nicht der Intention dieses Modells entspricht. Der Humbucker am Hals bringt im Detail die richtige Mischung aus Wärme und Transparenz mit und beginnt demzufolge auch mit einem voluminöseren Amp-Sound bei Akkorden nicht sofort zu matschen. In der Mittelstellung bekommt man im Normalbetrieb sehr schöne T-Style Sounds geboten, die aber mit dem Humbucker im Split-Coil-Betrieb dennoch eine eigene Note haben. Restlos angetan bin ich anschließend vom Einspuler am Steg, der die richtige Portion Mitten dabeihat, um variabel zwischen Clean, Crunch und High-Gain agieren zu können. Bei den zusätzlichen Einstellungen sagt mir im Clean-Betrieb außerdem die Kombination aus Humbucker und Singlecoil in der Mittelstellung besonders zu. Aber auch die serielle Verschaltung aus gesplittetem Humbucker und Steg-Pickup kann reizvoll sein, wie wir gleich noch genauer hören werden. Wie variabel man mit den Pickups im Clean-Betrieb in unterschiedlichen spielerischen Disziplinen aufgestellt ist, untermauern die folgenden Audiobeispiele.
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Im Zerrbetrieb klart das Signal mit zurückgenommenem Volume-Poti wunderbar auf. Die definierte und dynamische Ansprache der Pickups setzt sich darüber hinaus auch bei mehr Gain fort, sodass die AZS2209H hier ihren vielseitigen Ansatz erneut unterstreicht. Auch wenn am Steg kein Humbucker sitzt, kann sich die Gitarre mit ihrem Einspuler im High-Gain-Sektor problemlos beweisen. Zu guter Letzt habe ich noch ein kleines Songbeispiel aufgenommen, bei dem die Kombination aus gesplittetem Humbucker und Singlecoil am Steg im seriellen Betrieb für die Lead-Gitarre zum Tragen kommt. Der daraus resultierende Humbucker-ähnliche Ton ist sehr reizvoll, wie ich finde!