Der Ibanez BTB605MS kommt natürlich, bedingt durch die 37“-Mensur der H-Saite, einen ziemlich langen Hals. Darüber hinaus stand beim Design der BTB-Korpusform die Kompaktheit sicherlich nicht im Vordergrund. Dennoch lässt sich der Multi-Scale-Bass überaus leicht bespielen und bietet wirklich eine überraschend angenehme Handhabung.
Aber beginnen wir von vorne, beim Gewicht: Mein Testexemplar bringt 4,5 kg auf die Waage und liegt damit für meinen Geschmack gerade noch im akzeptablen Rahmen. Es gibt aber sicherlich viele Tieftöner, die auch ein paar hundert zusätzliche Gramm entspannt in Kauf nehmen, solange die Balance des Basses stimmt. Und das ist bei meinem Testbass absolut der Fall!
Am Gurt hängt der Ibanez BTB605MS in einer äußerst komfortablen Spielposition mit leicht nach oben ragendem Hals. Und im Sitzen gespielt steht das Instrument stabil auf dem Unterschenkel. Hier gibt es wirklich keine Spur von Kopflastigkeit – und das trotz extralanger Halskonstruktion! Der Bass positioniert sich durch seine durchdachte Architektur außerdem relativ weit rechts vor dem Körper, sodass selbst die tiefsten Lagen der H-Saite erstaunlich entspannt zu erreichen sind.
Ein weiterer wichtiger Faktor für den Spielkomfort ist die Haptik des Halses. Ibanez hat den BTB605MS mit einem sehr flachen Profil ausgestattet, das wirklich toll in der Hand liegt und sich in allen Lagen kinderleicht spielen lässt. Dank des flachen Übergangs zum Korpus und einem sehr großzügigen Cutaway gelangt man außerdem ungehindert bis zum höchsten Ton.
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Der Halsrücken wurde, wie weiter oben bereits erwähnt, mit dem matten Korpuslack versiegelt und fühlt sich relativ glatt und seidig an. Ein unlackierter Hals ist mir allerdings noch lieber – und würde sicherlich auch dem BTB sicherlich gut zu Gesicht stehen.
Wirklich ausgezeichnet ist das Setup, mit dem mein Testbass bei mir ankam: Der Hals wies nur eine sehr geringe Krümmung auf, und die Saitenlage war wunderbar niedrig eingestellt. Dank der perfekten Bundierung lässt sich der Bass aber dennoch ohne lästiges Saitenrasseln spielen – selbst, wenn es mal heftiger zur Sache geht! Die positiven Eigenschaften der stabilen durchgehenden Halskonstruktion machen sich beim Ibanez BTB605MS bereits im Trockenmodus ohne Amp bemerkbar. Der Multi-Scale-Fünfsaiter erzeugt in allen Lagen einen leicht komprimierten und ebenmäßigen Sound mit sattem Sustain. Deadspots oder fundamentschwache Töne sucht man auf dem langen Griffbrett vergebens. Das macht wirklich neugierig auf den verstärkten Sound! Bei den folgenden Audiobeispiele habe ich den BTB ohne zusätzliches Equipment aufgenommen – der Bass ging also ohne Umwege in mein Audio Interface.
Hat jemand nach der H-Saite gefragt? Bitteschön: Der Multi-Scale-BTB verfügt über eine ausgesprochen gut definierte H-Saite, die sich beim Spielen angenehm straff anfühlt. Die 37“-Mensur macht sich hier wirklich bezahlt!
Jetzt schalten wir aber erst einmal ein paar Gänge zurück und hören uns den Ibanez BTB605MS im passiven Betrieb an: Ich hatte die neuen Ibanez T1-Pickups ja bereits beim Test des EBH1006MS unter den Fingern und für gut befunden. Die Humbucker klingen sehr detailreich und – im besten Sinne – ausgewogen und neutral. Diese Eigenschaften passen natürlich auch hervorragend zum BTB605MS, der für moderne Sounds mit bester Definition konzipiert wurde. Im Klangbeispiel hört ihr beide Tonabnehmer in gleicher Lautstärke, mit der passiven Tonblende habe ich zudem die Höhen leicht abgemildert.
Klassische Fender-Sounds sind logischerweise nicht die Stärke des Ibanez BTB605MS. Wenn man auf den Halstonabnehmer blendet und die Tonblende komplett zudreht, erntet man aber dennoch einen durchaus coolen P-Bass-artigen Sound mit Vintage-Flair.
Die hauseigene Dreiband-Elektronik hat sich bereits in zahlreichen Ibanez-Modellen der letzten Jahre bewährt und verrichtet auch im BTB605 gute Dienste: Die Regler bewirken deutliche Veränderungen, ohne Frequenzmüll zu verstärken, und die Arbeitsweise des Equalizers ist zudem erfreulich nebengeräuscharm. In den folgenden beiden Beispielen hört ihr jeweils eine starke Bass- und Höhenanhebung:
Wenn mehr Biss und Durchsetzungkraft gefragt sind, wirkt ein Boost der Hochmitten in der Regel Wunder. Kein Thema mit dem BTB605MS, denn für die Mitten stehen insgesamt drei Frequenzen zur Verfügung. Den Fingerstyle-Sound im nächsten Clip habe ich mit einer deutlichen Mittenanhebung bei 700 Hz aufgenommen.
Dem Stegtonabnehmer steht die tiefere Mittenfrequenz allerdings viel besser. Eine Anhebung bei 450 Hz sorgt für den richtigen Knurrfakor; zusätzlich habe ich das dünne Fundament mit einem deutlichen Bass-Boost kompensiert.