Mit der Ibanez MMN1 hat der deutsche Gitarrenvirtuose Martin Miller ein weiteres Signature-Modell auf den Leib geschneidert bekommen. Im Kern basierend auf der Ibanez AZ, präsentiert sich die MMN1 nach der MM1 und MM7 außerdem als erste Variante mit HSS-Tonabnehmerbestückung. Den Beginn der Signature-Gitarren des japanischen Herstellers markiert übrigens die Ibanez 2681 aus dem Jahr 1976 für den Gitarristen Bob Weir von Grateful Dead. Seitdem ist die Liste stetig gewachsen und neben George Benson, Paul Stanley, Joe Satriani, Paul Gilbert, Steve Vai und vielen anderen großen Namen ist seit 2018 auch Martin Miller mit seiner MM-Serie Teil der Familie.
Ibanez MMN1 – das Wichtigste in Kürze
- Ibanez Signature für Martin Miller
- Korpus aus Mahagoni und Ahorn
- gerösteter Ahornhals
- Palisandergriffbrett mit 9-12 Zoll Compound-Radius
- HSS-Bestückung mit Seymour Duncan Fortuna Tonabnehmer
- Made in Japan
Das Konzept hinter der Ibanez MMN1
Auch die MMN1 ist wie ihre Vorgängerinnen eine hochmoderne Interpretation des Stratocaster-Prinzips. Alle drei Varianten kommen im gleichen Design in Transparent Aqua Blue mit einem Mahagonikorpus, einer Decke aus Riegelahorn und einem gerösteten Ahornhals. Letzteren komplettiert bei der MM1 und MM7 ein geröstetes Ahorngriffbrett, das bei unserer Testkandidatin aus Palisander besteht. Die wichtigsten Unterschiede allerdings liegen in der Pickup-Bestückung. Während die MM1 und MM7 über zwei Seymour Duncan Hyperion Humbucker verfügen, bietet die MMN1 eine HSS-Bestückung, auf die wir später noch ausführlicher zu sprechen kommen.
Außer der Tonabnehmerausstattung gehören zu den optimierten Features der MMN1 der schon erwähnte Roasted Maple Neck mit ergonomischem Hals-Korpus-Übergang, ein Palisandergriffbrett mit schnellem 9-12 Zoll Compound Radius und 22 Jumbo-Edelstahlbünde sowie Klemmmechaniken.
Äußerlich wirkt die Ibanez MMN1-TAB weniger wie ein heißer Feger, sondern eher wie ein handwerkliches Meisterwerk. Aber eine gut klingende Gitarre muss auch nicht zwangsläufig so aussehen, als hätte man sie hinter dem Auto hergezogen. Was den Klang eines guten Instruments letztlich ausmacht, sind perfekt aufeinander abgestimmte und hochwertige Einzelkomponenten. Es nützt also wenig, hervorragende Pickups auf ein minderwertiges Instrument zu setzen. Wenn Holz und Hardware nur wenig Sustain und Resonanz bieten, kann auch der beste Tonabnehmer der Welt keinen guten Sound erzeugen. Der sogenannte Primärklang, also der rein akustische Sound, ist von entscheidender Bedeutung. Deshalb sollte man Gitarren immer zuerst ohne Verstärkung anspielen und danach an einem cleanen Amp ausprobieren.
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Der Hals der MMN1 besteht aus geröstetem Ahorn
Als Material für die Halskonstruktion wurde das, meiner Meinung nach völlig zu Recht gehypte Roasted Maple gewählt. Dabei handelt es sich um eine spezielle Wärmebehandlung, bei der dem Holz Feuchtigkeit entzogen wird. Dadurch wird das Holz nicht nur härter, dichter und etwas dunkler, sondern auch widerstandsfähiger gegenüber Temperaturschwankungen. Das Palisandergriffbrett beherbergt 22 erstklassig abgerichtete Jumbobünde, die sich dank der zusätzlichen “Prestige-Bundkantenbehandlung” butterweich bespielen lassen. Sie tragen dazu bei, dass die Gitarre über das gesamte Griffbrett sehr ausgeglichen klingt. Die Saiten werden über einen Knochensattel zu den Gotoh Magnum Locking Tunern geführt, die einen gewohnt guten Job machen. Der sogenannte Compound-Griffbrettradius ist nicht konstant, sondern verändert sich fließend von einem stärker gebogenen 9-Zoll-Radius am ersten Bund bis hin zu einem flachen 12-Zoll-Radius in den hohen Lagen. Die stärkere Krümmung in den tieferen Lagen erleichtert das Spielen von Akkorden, während die flachere Krümmung in den höheren Lagen das Solospiel und Saitenziehen unterstützt.
Typischer Les Paul-Holzmix mit Mahagoni und Ahorn für den MMN1-Korpus
Im Gegensatz zu Fender-Gitarren besteht der Korpus der MMN1-TAB aus Zutaten, die man sonst eher von einer Les Paul her kennt, nämlich einem Mix aus (afrikanischem) Mahagoni mit einer in Transparent Aqua Blue lackierten Decke aus geflammtem Ahorn. Diese Kombination sorgt für einen vollmundigen, ausgewogenen Klang mit gutem Sustain und einem ausgeprägt definierten Ton. Im Gegensatz dazu bietet ein Fender-typischer Erlekorpus einen etwas klareren Klang mit einem zurückhaltenden Bassbereich. Die Korpusform ist der einer Stratocaster sehr ähnlich, auch wenn sie insgesamt etwas schlanker daherkommt. Auch die Dicke des Bodys entspricht in etwa der meiner alten Strat. Dementsprechend vertraut liegt das Instrument im Arm.
Besonders hervorzuheben ist der Hals-Korpus-Übergang der Gitarre. Die innovative „Super All Access“-Technologie von Ibanez bietet eine ergonomische und nahtlose Verbindung zwischen Hals und Korpus. Dadurch wird der Zugang zu den höheren Bünden erheblich erleichtert. Der Hals ist durch vier in einzelnen versenkten Hülsen geführte Schrauben fest mit dem Korpus verbunden. Die MMN1-Tab ist mit einem auf der Decke aufliegenden Gotoh T1702B Tremolo ausgestattet, bei dem die Saiten von hinten durch einen Sustainblock aufgezogen werden. Rückseitig finden sich die mit Kunststoffdeckeln verschraubten Zugänge zur Federkammer, der Klinkenbuchse und dem Elektrofach.
Die Schaltmöglichkeiten der MMN1 Tab bieten eine große Soundvielfalt
Die elektrische Schaltung ist über ein rückseitiges Elektrofach zugänglich. Die MMN1 ist mit einem splitbaren Seymour Duncan Fortuna Humbucker und zwei Seymour Duncan Fortuna Singlecoils bestückt. Mit einem Mastervolume- und einem Tonpoti lassen sich Ausgangslautstärke und Obertonanteil regulieren. Geschaltet werden die Tonabnehmer per Fünfwegschalter. Für eine breitere Soundvielfalt hat man die Schaltung mit einem sogenannten „Dyna-Mix“-Schalter erweitert, der sich zwischen dem Volume- und dem Tonpoti befindet. Vereinfacht ausgedrückt ändert der Miniswitch die Verkabelung des Fünfweg-Strat-Schalters, sodass man nach dem Umschalten fünf alternative Sounds erhält.
Die Schaltmöglichkeiten im Detail:
Mode 1 ausgehend vom Bridge-Pickup:
- Bridge-Pickup im Humbucker-Modus
- Bridge-Pickup gesplittet (innere Spule) & Middle-Pickup
- Middle-Pickup
- Middle-Pickup & Neck-Pickup
- Neck-Pickup
Mode 2 ausgehend vom Bridge-Pickup:
- Bridge-Pickup im Humbucker-Modus
- Bridge-Pickup gesplittet (innere Spule)
- Bridge-Pickup im Humbucker-Modus & Middle und Neck in Serie
- Bridge-Pickup gesplittet (äußere Spule) & Neck-Pickup
- Middle-Pickup & Neck-Pickup in Serie