Praxis
Bei der Ibanez PF18 handelt es sich um eine Dreadnought, also eine der größten derzeit gebräuchlichen Gitarrenformen. Dementsprechend weit muss man mit den Armen ausholen, bis die rechte Hand in einer angenehmen Spielposition ist. Die linke Hand hat es dafür umso leichter, denn der Hals ist angenehm schlank geformt. Er ist mit seiner Breite von 42 Millimetern und der Stärke von 22 Millimetern ziemlich dicht an den üblichen Maßen einer E-Gitarre und wird speziell den Nebenfachakustikern auf Anhieb vertraut vorkommen.
Der Sound ist etwas anders, als man das von einer Standard-Dreadnought kennt. Das ist vor allem der gesperrten Decke geschuldet. Die Bassanteile im Klang sind deutlich geringer, als man das bei diesem voluminösen Korpus vermuten könnte. Das beschert der Ibanez PF18 im Gegenzug einen schlanken und sehr knackigen Sound, dem es allerdings an Wärme fehlt.
Dafür kommen die Höhen sehr spritzig und brillant zu Gehör. Mit einem weichen Pick erzielt man so ohne Aufwand einen luftigen Soundteppich, der vor allem durch seine perkussiven Anteile lebt. Mit den passenden Akkorden kann man einen schön dichten Klangteppich auch für ungeübte Stimmen weben.
Mit einem dickeren Pick leben dann auch die tiefen Register auf. Warme Bassanteile sind zwar noch immer nicht drin, aber für eine knackige Bluegrass-Begleitung reicht es allemal. Hier muss sich der ungeübte Gitarrist nicht einmal besonders anstrengen, um die Basslinie herauszuarbeiten, da es keine Soundanteile gibt, die sie zudecken könnten. Auch Fingerpicking profitiert von diesem Verhalten. So geraten auch schnelle Passagen durchsichtig und trennscharf über alle Register.
Dieses unkomplizierte und nachsichtige Verhalten ist für Einsteiger gleich welchen Stils ideal, aber es hat natürlich auch Nachteile. Die Transparenz, die Attack und die allgemeine Leichtigkeit gehen zu Lasten des Grundsounds. Dem fehlt es an Wärme und Fülle; er wirkt etwas eindimensional. Das liegt nicht nur an den wenig präsenten Bässen, auch die fehlende Dynamik macht es dem Fortgeschrittenen schwer, seine Vorstellungen umzusetzen. Die Ibanez PF18 besitzt einen Sound, der zwar gut und ausgeglichen tönt, dem es aber an Schmiegsamkeit und Flexibilität fehlt.
Das klingt negativer, als es ist, denn ein Einsteiger hat es so wesentlich leichter, zu einem frustfreien Spielerlebnis zu kommen. Setzt man das Ganze nun noch ins Verhältnis zum Preis, gibt es gar nichts mehr zu bemängeln. Der Fortgeschrittene, der sich in die Optik der PF18 verguckt hat (die Gitarre ist ein wirklicher Hingucker!), kann auf die Idee kommen, das Instrument mit einem Tonabnehmersystem auszustatten. Damit wird er auf der Bühne sogar glücklicher werden als mit einem hochsensiblen Vollmassivboliden für mehrere Kilo-Euro. Eine Gitarre mit eingeschränkter Dynamik ist bei hohen Pegeln nämlich weniger anfällig für Feedback.