Ibanez RGIR28FE-BK Test

Praxis

Sound/ Bespielbarkeit:
Ein solch breiter Hals braucht natürlich seine Eingewöhnungszeit, wenn man von sechssaitigen Gitarren kommt. Hat man sich aber einmal daran gewöhnt, verändert man automatisch seine Spielweise und lässt sich immer mehr auf das erweiterte Tonspektrum ein. Die Gitarre neigt ein wenig zur Kopflastigkeit, was aber nicht verwundert, da acht Mechaniken und zusätzliche Länge gewichtsmäßig ihre Spuren hinterlassen. Es hält sich aber in Grenzen und wird automatisch beim Spielen kompensiert. Die Werkseinstellung ist perfekt, hier stimmt einfach alles. Man merkt, dass Ibanez beim Entwickeln und Bauen von sieben- und achtsaitigen Gitarren mit der Erfahrung von Jahrzehnten punkten kann. Schon trocken angespielt zeigt sich die Gitarre sehr schwingungsfreudig und liefert ein gesundes, gleichmäßiges Ausklingen aller Saiten.
Es lässt sich schon erahnen, wie das Instrument sich am Amp machen wird. Linde ist bekannt für einen trockenen Punch und der breite Ahornhals liefert eben das Höhenbild und die Direktheit, die ein solch großes Instrument benötigt. Gestimmt ist die Gitarre in F, A#, D#, G#, C#, F#, A#, D#, also einen Halbton tiefer als das sonst verwendete F#, B, E, A, D, G, B, E Tuning, wobei ich es auch belassen habe. Ein 009 auf 065er Satz Saiten ist zwar Standard, wobei ich persönlich definitiv zu einer dickeren H-und F#-Saite greifen würde.
Für die folgenden Audiobeispiele kamen ein Fender Deluxe Amp und fürs Zerrende ein Randall samt passender 2×12″ Box zum Einsatz. Abgenommen habe ich mit einem SM57 und einem Sontronics Halo. Beide Signale wandern dann in ein Tube-Tech Preamp und von dort über ein Avid HD i/o in den Rechner. Los geht es clean. Ich schalte pro Durchgang alle drei Positionen, beginnend mit dem Hals-PU.

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Clean PU Switch

Die EMGs generieren einen mächtigen Output. Wer einen cleanen Sound möchte, der braucht auf jeden Fall einen entsprechend stabilen cleanen Amp. Durch die höhere Masse, die die beiden tiefen Saiten mitbringen, sind sie etwas lauter, daher muss man sein Spiel leicht anpassen, was aber kein größeres Problem darstellt. Die Gitarre liefert den typischen Ibanez-Sound, der etwas in Richtung klinisch-rein tendiert, was aber durchaus gewollt ist. Alle drei Positionen setzen sich klar voneinander ab und bilden damit ein verhältnismäßig breites Spektrum ab. Die RGIR28FE-BK geht ziemlich perkussiv zur Sache, was einem dynamischen Spielen entgegenkommt.
Weiter geht es mit einem kleinen Riff, immer noch der Deluxe Amp und immer noch clean und mit dem Hals-Pickup als Startpunkt. 

Audio Samples
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Clean Riff PU Switch

Man muss auf einer achtsaitigen Gitarre ja nicht immer nur die tiefsten Saiten spielen, daher hier ein Beispiel, wie sie “normal” klingt. Auch hier zeigt sie ihre Flexibilität, ohne jedoch ihre Gene zu verbergen. Ibanez ist es gelungen, einen eigenen Sound zu schaffen.

Ibanez_RGIR28_FE_045FIN

Ich tausche den Verstärker und stecke die Gitarre in den Randall.

Audio Samples
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Heavy PU Switch

Natürlich zeigt sich ihre wahre Stärke am zerrenden Amp. Dabei deckt sie schonungslos Spielschwächen auf, was den Vorteil hat, dass man sich mehr mit seinem Spiel auseinandersetzen muss, um das gewünschte Resultat zu erhalten.
Da die acht Saiten zwischen Sattel und Mechaniken beim abgestoppten Spiel ordentlich mitschwingen, empfehle ich, sie mit einem Tuch, Haargummi, Gaffatape oder was auch immer, davon abzuhalten. Im Regelfall käme für die Ruhe in den Spielpausen ein Gate ins Spiel, das ich allerdings hier nicht aktiviert habe.
Die Gitarre liefert ab dem ersten Moment den tiefen Growl und ein äußerst gesundes Mittenbild, was ich bei vergleichbaren Gitarren anderer Hersteller in dieser Ausprägung noch nicht gehört habe. Dadurch erscheint sie schlicht und ergreifend lauter, da sie sich besser durchsetzt. Der Punch, für den Linde bekannt ist, kommt ihr hier zugute, auch im Bassbereich weiß sie zu überzeugen. Alle Attacks werden sehr gut dargestellt und verhindern so ein matschiges Klangbild beim schnellen Riffing.

Wie sich das Instrument im Bandkontext macht, zeigt das folgende Beispiel. Hier habe ich die Gitarren jeweils gedoppelt, aber keinen EQ oder Kompressor verwendet, sondern in diesem Fall ein Gate eingesetzt, um Störgeräusche zu unterdrücken.

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Riff

Schon ohne den Einsatz von klangverbiegenden Effekten steht der Sound. Es müssten lediglich Anpassungen vorgenommen werden, aber der Charakter der Gitarre lässt sich hervorragend ausmachen. Sie setzt sich wunderbar in das Bandgefüge ein und übernimmt schnell die Führungsposition, ganz so, wie wir Gitarristen das mögen!Der Bass darf auch mitspielen und mischt sich mit der Gitarre zu einem tollen Gesamtbild.
Abschließend ein kleines Solo über den zweiten Teil des Stückes.

Audio Samples
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Solo

Auch hier kommen ihr die idealen Mitten zugute – sie setzt sich wunderbar im dichten Playback durch. Wem das zu viel des Guten ist, kann diese am Amp reduzieren. Andersherum wird es aber schwierig, denn wo nichts ist, kann man bekanntlich auch nichts anheben. Die Bespielbarkeit ist auch in den höheren Lagen hervorragend und lädt zu sportlicher Fingerakrobatik ein.

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