Praxis
Hoher Spielkomfort steht bei den Bässen aus der SR-Serie zweifelsfrei im Vordergrund. Dafür sorgen ein üppig geshapter und ergonomisch geformter Korpus, das super schlanke Halsprofil, und nicht zuletzt auch ein niedriges Gesamtgewicht des Instrumentes. Mein Testling bringt gerade einmal 3,9 kg auf die Waage, was für einen Longscale-Fünsaiter ein sehr angenehmes Gewicht ist, wie ich finde.
Trotz seines kompakten und leichten Flunder-Bodies hängt der SR5 sehr ausbalanciert und stabil am Körper – der Premium Ibanez kann wirklich stundenlang ohne Mühe gespielt werden und empfiehlt sich damit auch für Marathon-Gigs.
Zum hohen Spielkomfort trägt natürlich auch der flache und schmale Flitzehals einen nicht unwesentlich Teil bei. Das geölte fünfstreifige Wenge/Bubinga-Profil fühlt sich nicht ganz so geschmeidig an wie ein herkömmlicher Ahornhals, weil Wenge eben ein eher grobporiges Holz ist. Als störend empfand ich die etwas rauere Haptik allerdings nicht.
Deutlich gewöhnungsbedürftiger sind bei den SR-Hälsen sicherlich die engen Saitenabstände von 16 mm. Wer hauptsächlich auf die Slaptechnik setzt oder sehr große Hände hat, sollte deshalb genau prüfen, ob er mit einem derart engen Spacing auch wirklich klarkommt. Virtuose Basslicks und Soli in den hohen Lagen gehen dafür umso leichter von der Hand, und wer gerne komplexe Akkorde auf dem Bass spielt, wird die engen Saitenabstände geradezu lieben.
Ich habe mich jedenfalls schnell auf dem komfortablen und schicken SR5 wohlgefühlt, was auch daran lag, dass er ab Werk sehr gut eingestellt wurde. Der Hals besaß bei Auslieferung lediglich eine minimale Krümmung und die Saitenlage war relativ niedrig justiert. Durch die hervorragend gearbeitete Bundierung gibt es auf dem Bass trotzdem keine Bereiche, die unsauber klingen oder zum Rasseln neigen.
Das limitierte SR-Modell kann aber nicht nur beim Thema Ergonomie und Spielkomfort ordentlich punkten, sondern liefert auch soundmäßig eine wirklich überzeugende Performance. Im ersten Audioclip spiele ich den SR5SMLTD mit deaktivierten EQ und blende mit dem Balance-Regler nacheinander zunächst auf beide Tonabnehmer, dann den Halstonabnehmer und schließlich den Stegtonabnehmer.
Mit beiden Tonabnehmern liefert der SR5 einen super klaren, leicht mittenbetonten und warmen Sound. Das Fundament wird sehr kompakt und knackig abgebildet, und der offene, transparente Höhenbereich ist nicht zu präsent. Mir gefallen die Nordstrand “Big Singles” wirklich sehr gut, sie übertragen wirklich jedes Detail der Holzkonstruktion und klingen dabei trotzdem organisch und warm.
Mit dem Hals-Tonabnehmer im Solobetrieb liefert mein Testkandidat einen fetten Preci-ähnlichen Sound, und wer noch mehr Durchsetzungskraft benötigt, der blendet einfach um auf den Stegtonabnehmer, um die aggressiven Hochmitten in den Vordergrund zu schieben.
Für dich ausgesucht
Im “Quasi Passiv”-Betrieb liefert der neue Ibanez-Spross bereits tolle Sounds – für weitere Variationen kann natürlich die flexible Onboard-Elektronik eingesetzt werden. Für das folgende Soundfile im Fingerstyle habe ich beispielsweise die Bässe und die Mitten bei 450 Hz für etwas mehr Durchsetzungskraft und Tonfülle leicht angehoben:
Als Slapmaschine würde ich den SR5 nicht unbedingt bezeichnen, mit einem kräftigen Bassboost und einer ordentlichen Dosis vom Höhenpoti lässt sich aber ein durchaus knackiger Daumensound aus dem japanischen Edelbass locken. Der EQ greift an den richtigen Punkten, arbeitet präzise und verstärkt keine überflüssigen Frequenzen, welche den Sound aus der Spur bringen könnten.
Sehr positiv finde ich, dass Ibanez ihre Custom-Elektronik mit einem Mittenwahlschalter ausstattet, denn verschiedene Sounds verlangen ja auch nach verschiedenen Gewichtungen im Mittenbereich. Für den nachfolgenden Stegtonabnehmer-Sound habe ich den Frequenzwahlschalter auf 250 Hz gelegt und die Mitten leicht geboostet, damit der aggressive Bridge-Pickup mehr Körper und Punch bekommt. Ein kleine Prise vom Bassregler kompensiert außerdem den Bassverlust durch den Solobetrieb des Stegtonabnehmers.
Die Stärke des SR5MSLTD sind sicherlich moderne komplex-transparente Sounds. Dank seiner effektiven Onboard-Elektronik hat der Schönling aber auch durchaus simplere oder traditionellere Klänge auf Lager. Für den folgenden “Preci on Steroids”-Sound spiele ich den SR5 mit dem Halstonabnehmer im Solobetrieb. Der Ibanez-Equalizer sorgt hierbei für einen sehr gesunden Bassboost und eine dezente Höhenabsenkung.