Praxis
Die Bässe aus der Ibanez SR-Reihe zeichnen sich durch ihre hervorragende Ergonomie aus – dementsprechend ist auch der neue SR875 sehr komfortabel in der Handhabung. Mein Testbass wiegt nur 4,2 kg und hängt gut ausbalanciert am Gurt; der relativ kleine Korpus schmiegt sich mit seinen weichen Konturen an den Körper und drückt an keiner Stelle in die Rippen.
Auf dem schmalen und flachen Hals gehen auch virtuose Bassparts und Akkorde sehr leicht von der Hand, und selbst die höchsten Töne sind mühelos zu erreichen. Klar, die engen Saitenabstände von 16,5mm sind nicht unbedingt jedermanns Geschmack und sicherlich auch nicht für jede Spieltechnik optimal, dank der neuen Bridge lässt sich das Spacing aber immerhin noch um einen Millimeter erweitern.
Für den optimalen Spielkomfort waren zudem kleine Anpassungen in Sachen Halskrümmung und Saitenlage nötig. Ich habe etwas Krümmung aus dem Hals genommen und die Saitenlage tiefer justiert – so eingestellt spielt sich der neue Ibanez wie Butter – dank der perfekt abgerichteten Bünde rasselt oder scheppert aber dennoch kein einziger Ton auf dem Griffbrett! Ganz im Gegenteil, der SR875 entwickelt einen sehr gesunden, soliden Sound mit üppigem Sustain und spricht sehr knackig an.
Deadspots oder Töne mit schwachem Fundament sucht man auf dem ganzen Griffbrett vergebens und selbst um den fünften oder sechsten Bund, wo Schraubhals-Bässe naturgemäß ja gerne mal schwächeln, steht der Ton beim SR875 wie eine 1 – ich bin beeindruckt!
Na, dann ab zum Amp, denn schließlich sollte das jüngste SR-Familienmitglied in erster Linie verstärkt tolle Sounds liefern!
Mit dem Balanceregler in der Mittenrastung und neutralem Equalizer klingt der SR875 kompakt, modern und ausgewogen – kein Frequenzbereich wird überbetont. Der aufgeräumte Sound setzt sich sehr gut durch und eignet sich für sämtliche Musikrichtungen, die einen präsenten und transparenten Bass verlangen:
Speziellere Geschmacksrichtungen bekommt man bereits durch den Einsatz des Balance-Reglers. Blendet man auf den Halstonabnehmer, so wird der Sound fetter und “hohler”, mit dem Stegtonabnehmer im Solobetrieb klingt der SR875 dagegen richtig schön aggressiv und bissig:
Die Grundsounds mit neutralem Equalizer klingen durch die Bank organisch und funktionieren problemlos im Bandkontext. Noch mehr Spaß kommt aber auf, wenn man die Sounds mit der flexiblen und sehr gut klingenden Ibanez-Elektronik bearbeitet! Für den nächsten Clip habe ich die Bässe und die Höhen daher deutlich aufgedreht – der SR875 reagiert hier mit einem tollen Scoop-Sound. Das fette Fundament dröhnt nicht und die Höhen klingen sehr schön crisp und kein bisschen harsch!
Im nachfolgenden Beispiel geht es in die entgegengesetzte Richtung: der Sound wird nicht gescoopt, sondern mit einem kräftigen Hochmittenboost auf “Rock” getrimmt. Wer auf aggressive, durchsetzungsstarke Sounds steht, kommt mit der flexiblen Mittenregelung schnell ans Ziel. Außerdem lassen sich damit nölige oder harsche Raumfrequenzen sehr gut ausfiltern.
Für dich ausgesucht
Natürlich kann man auch den Sound des Stegtonabnehmers mit dem EQ verbessern. Durch eine kräftige Anhebung der Bässe wird der Sound tragfähiger. Für mehr Punch sorgt ein Mittenboost bei 450 Hz:
Zum Abschluss hört ihr den SR875 mit einem milderen, vintage-artigen Sound. Bei der Aufnahme habe ich auf den Halstonabnehmer geblendet und habe mit dem EQ die Bässe und die Tiefmitten bei 250 Hz deutlich angehoben.