Ibanez SRD900F-BTL Test

Superleichtes Gewicht

Der Ibanez SRD900F-BTL ist überaus kompakt gebaut und dazu noch teilweise ausgehöhlt, sodass man sich über das Gewicht keine großen Gedanken machen muss. Mein Testexemplar kann man mit seinen 3250 Gramm getrost als Fliegengewicht bezeichnen – vermutlich wird es aus den genannten Gründen in der Serie auch keine Ausreisser geben. Wer also auf extrem leichte Bässe steht, ist beim neuen Ibanez-Fretless also schon mal an der richtigen Adresse!

Am Gurt hängt der 34-Zoll-Longscale-Bass aufgrund des niedrigen Korpusgewichts zwar nicht perfekt balanciert, von einer ernsthaften Kopflastigkeit kann hier aber wirklich keine Rede sein. Ein anständiger rutschsicherer Bassgurt hält den Bass problemlos in der gewünschten Spielposition. Abrundungen am Korpus sorgen zudem dafür, dass nichts in die Rippen oder in den Oberarm drückt, sodass sich der Ibanez SRD900F-BTL auch über lange Zeitdistanzen absolut angenehm spielen lässt.

Ibanez SRD900F BTL
Teilweise hohl: Durch die Resonanzlöcher des Ibanez SRD900F-BTL kann man in das Korpusinnere blicken.

Extrem schlanker Hals

Wer mit den Ibanez SR-Modellen vertraut ist wird wissen, dass die Hälse außerdem extrem schmal und schlank ausfallen, was natürlich ebenfalls einen gehörigen Teil zum Spielkomfort beiträgt. Beim Ibanez SRD900F-BTL misst der Hals am Sattel Jazz-Bass-typische 38mm. Das Profil ist mit einer Dicke von 21,5mm am ersten und 23,5mm am zwölften zwar ein Spur kräftiger als bei vielen anderer SR-Bässen, liegt aber trotzdem immer noch immer Flitzefinger-Bereich.

So lässt es sich dann wirklich sehr angenehm durch die Lagen turnen und auch im oberen Bereich wird man bei virtuosen Läufen nicht ausgebremst. Der Halsansatz ist nämlich ergonomisch abgeflacht und das untere Korpushorn wurde so weit ausgeschnitten, dass man zumindest den 26. Bund noch bequem erreichen kann. Um auch die restlichen vier Töne zu erreichen, müsste man Kontrabass-mäßig in die Daumenlage gehen, wozu ich als als relativ ungeübter Kontrabass-Spieler allerdings leider nicht in der Lage bin.

Etwas gewöhnungsbedürftig waren bei Lagenwechseln für mich zudem die verschiedenen Positionen der Markierungen an der Flanke und auf dem Griffbrett. Wie bei Fretless-Bässen oftmals üblich, wurden die Punkte an den Stellen, wo normalerweise die Bünde oder beim Ibanez SRD900F-BTL eben die Bundlinien sind, angebracht. Die Inlays auf dem Griffbrett sitzen hingegen wie üblich zwischen den „Bünden“. Fällt der Blick beim Spielen auf beide Variationen, kommt man gerade am Anfang schon mal ins Schleudern – ich zumindest war häufiger mal irritiert! Nicht zuletzt deshalb verzichten viele Hersteller bei Fretless-Bässen ja auf die großen Inlays im Griffbrett – Bundlinien und Punkte an der Flanken sind für die Orientierung im Grunde ja auch ausreichend.

Ibanez SRD900F BTL
Auf diesem “ellenlangen” Griffbrett können sich Solist:innen so richtig austoben!

Werkssetup

Nicht richtig begeistert war ich vom Setup des hübschen Fretless-Viersaiters: Der Ibanez SRD900F-BTL kam mit einer relativ ungemütlichen Saitenlage bei mir an und die Kerben am Sattel waren für meinen Geschmack nicht tief genug gefeilt worden. Meine Bundfeile blieb zwar in der Schublade, doch die Saitenlage konnte ich immerhin im Handumdrehen optimieren. Und siehe da: Nach der sich mein Testkandidat schon deutlich angenehmer spielen und klingt dabei auch gleich noch ein Spur knurriger!

Der rein akustische Sound ist – bedingt durch die halbakustische Bauweise und Öffnungen in der Decke – relativ laut und kräftig. Die Töne schwellen stark an und klingen langsam und gleichmäßig ab. Der Bass besitzt also fraglos den berühmten Fretless-Mwahh-Faktor.

Leider konnte ich bei meinem Testbass auf der G-Saite im Bereich des 5. und 6. “Bundes” Töne ausmachen, die in Sachen Fundament und Sustain deutlich hinter den übrigen hinterherhinken. Das ist ärgerlich, kommt aber generell immer wieder gelegentlich in allen Preisklassen vor. Ich gehe stark davon aus, dass nicht alle Exemplare dieses Ibanez-Modells dieses Problem haben werden.

Ibanez SRD900F BTL
Das Werkssetup unseres Testbasses war leider für diesen Fretless-Bass noch nicht optimal!

Ibanez SRD900F-BTL – Sound

Nun wollen wir mal herausfinden, wie sich der Ibanez SRD900F-BTL am Bassverstärker macht und hören uns dazu einige Audiobeispiele an, für die ich den Bass direkt mit meinen Audiointerface aufgenommen habe.

Gleich am Anfang wollen wir mal herausfinden, welche Sounds mit dem AeroSilk-Piezo-System des Ibanez SRD900F-BTL möglich sind. Natürlich wird der Fretless-Bass mit dem Piezo nicht zum Kontrabass. Er liefert aber einen tollen akustisch klingenden Sound, mit dem man in Kontrabass-typischen Genres (Jazz, Latin etc.) durchaus ein gute Figur machen kann.

Attack und Transparenz des Sounds lassen sich mit der Tonblende je nach Geschmack und Musikrichtung wunderbar feinfühlig dosieren, sodass hier durchaus zahlreiche Variationen möglich sind. In den Beispielen hört ihr die beiden extremsten Einstellungen: Zuerst mit voll aufgedrehter, dann mit komplett zugedrehter Blende.

Audio Samples
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Piezo, Blende offen Piezo, Blende geschlossen
Ibanez SRD900F BTL
Ibanez SRD900F-BTL

Klingt klasse: Piezo und magnetischer Sound gemischt!

Noch besser gefällt mir der Ibanez SRD900F-BTL allerdings, wenn man die verschiedenen Pickups mischt. Die magnetischen Pickups liefern dabei quasi den Grundsound und der Piezo sorgt für eine luftige Präsenz im oberen Bereich.

Im ersten Beispiel dominiert der mittig klingende Stegtonabnehmer, der halb aufgedrehte Halstontonabnehmer stärkt mit tieferen Frequenzen das Fundament, und die akustische Note kommt schließlich vom Piezo. Im zweiten Beispiel habe ich einfach alle Pickups voll auf- und die Tonblende komplett zugedreht.

Audio Samples
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Hals: 50%, Steg: 100%, Piezo: 100%, Blende: 80% Alle Pickups, Tonblende geschlossen

Nordstrand-Pickups alleine ohne Piezo

Nun drehen wir mal das Piezo-System zu und hören uns an, was die magnetischen Pickups zu bieten haben. Nordstrand-Tonabnehmer sind durch die Bank für ihren gleichermaßen detailreichen wie auch warmen Sound bekannt. Erwartungsgemäß sind auch die in Zusammenarbeit mit Ibanez entwickelten Big Breaks hier keine Ausnahme. Sie bilden sämtliche Nuancen des Sounds ab und klingen trotzdem sehr organisch und kraftvoll!

Über Nebengeräusche muss man sich auch im Solobetrieb eines Pickups keine Gedanken machen, denm es handelt sich um brummfreie Split-Coils.

Audio Samples
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Hals-PU, Steg-PU, EQ flat Hals-PU, EQ flat

Das klingt schon wirklich toll und mithilfe des hervorragend abgestimmten Zweiband-Equalizers geht hier sogar noch einiges mehr.

Ibanez SRD900F BTL
Blick auf die versenkt angebrachte Klinkenbuchse.

Für das nächste Beispiel habe ich sowohl die Bässe als auch die Höhen zu etwa 50% aufgedreht – die Wirkung ist nicht zu überhören: Das Fundament klingt jetzt massiver und der präsente obere Bereich sorgt für eine bessere Artikulation. Der Sound wirkt dadurch breiter und lebendiger, ungewünschte Nebeneffekte bleiben aber erfreulicherweise außen vor.

Im letzten Beispiel schließlich hört ihr noch den Stegtonabnehmer des Ibanez SRD900F-BTL mit einer deutlichen Bassanhebung und Höhenabsenkung.

Audio Samples
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Hals-PU, Bass-Boost: 50%, Treble-Boost: 50% Steg-PU, Bass-Boost: 80%, Treble-Cut: 80%

Ibanez SRD900F-BTL – das sind die Alternativen

FeaturesIbanez SRD900F-BTL  Ibanez SRH505F-NNFCort B4 FL MHPZ
Mensur34“34“34“
ElektronikIbanez 2-Band-EQ mit aktiver Piezo-Tonblende1 Volume- und 1 Tonregler2 Volume- und 2 Balanceregler
TonabehmerAeroSilk Piezosystem, 2 Nordstrand Big BreakAeroSilk PiezosystemBartolini MK-1 Soapbar, Fishman Piezosystem
KorpusOkoumé/Exotic Maple, gekammertOkoumé, Fichtendecke, hollowNyatoh, Blackwood Decke, hollow
Halsfünfstreifiger Hals: Jatoba/Walnuss, Griffbrett: Panga Pangafünfstreifiger Hals: Jatoba/Walnuss, Griffbrett: Panga PangaAhorhnhals, Jatoba Griffbrett
Preis1149,- Euro829,- Euro749,- Euro
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