Die IFA in Berlin ist zugegebenermaßen nicht die wichtigste Messe im Jahreskalender für Musiker und Tontechniker. Doch neben Alleskönner-Fernsehern, hochintelligenten Kühlschränken, mobilen Staubsaugern, HiFi-Boxen und sonstigem Gerät gibt es in Halle 1.2 auch etwas, das immer wichtiger wird – für Musikkonsumenten wie -erschaffer: Kopfhörer!
Und so konnten wir uns ein Bild davon machen, was AKG, Audio-Technica, Beyerdynamic, Sennheiser & Co. der Öffentlichkeit zeigten. Und obwohl Headphones bestimmt nicht die wichtigste Produktgruppe auf der Elektronikmesse war, waren die Messestände der Hersteller gut besucht, die Menschen bildeten Trauben vor den Displays und Schlangen vor den Hörstationen.
Bei Beyerdynamic beispielsweise wollten ganz offensichtlich sehr viele Besucher in den Genuss kommen, den unser Autor Patric Louis schon ausgiebig hatte: Sie wollten den DT 1770 Pro probehören, den großen, edlen Bruder des so sagenhaft erfolgreichen DT 770. Und alle scheinen mit dem Ergebnis unseres Testberichts absolut d’accord zu gehen!
Sennheiser haben die Kronjuwelen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: In einer abgetrennten Soundbox war es möglich, den High-End-Elektrostaten-Kopfhörer Orpheus mit seinem riesigen Röhrenverstärker probezuhören, wenn man wollte, sogar mit Vinyl. Der Kopfhörer, der nach dem gleichen Grundprinziop arbeitet wie ein Stax, also mit Kondensatortechnik statt mit dynamischen Treibern, gilt auch heute noch als einer der besten Headphones, die jemals gebaut wurden. Das ist allerdings ein Vierteljahrhundert her, ich selbst konnte auch noch keinen genießen – und kannte den Orpheus bislang nur aus einer Vitrine im Sennheiser-Hauptsitz in Wedemark. Auch neue edle Hörer-Systeme gab es zu sehen und zu testen: Das Flaggschiff HD 800 konnte mit dem Headphoneamp HVD 800 zusammen gehört werden – diese Abhör-Kombination macht die Investition von gut 3000 Euro nötig. Und klingt auch so. Wer es eine Kategorie günstiger will, der konnte sich mit dem neuen, sehr basstarken HD 630VB auseinandersetzen, der neuen Generation der HD-400-Serie. Freunde des mobilen Klangs finden sicher den Momentum sehr interessant. Auch bei Audio-Technica waren Amps und Kopfhörer ausgestellt, von der Einstiegs- bis zur Oberklasse.
„Meze“ ist der Nachname eines Herren an einem kleinen Stand – und genau dieser Name steht auch auf den Kopfhörern, die dort ausgestellt waren. Die geschlossenen 32-Ohm-Hörer besitzen einige Eigenschaften, die durchaus poitiv zu bewerten sind: Die wesentlichen Teile sind aus Metall, die Schale aus wundervollem Holz, und er ist einfach auseinanderzubauen: Sämtliche Teile gibt es als Ersatz, um im Servicefall reparieren zu können. Viele Kopfhörer müssen heutzutage nämlich in die Tonne wandern, wenn auch nur ein kleines Teil defekt ist, nicht so die der jungen rumänischen Firma. Ein kleiner Hörtest zeigte einen mehr als vielversprechenden Klang, schnelle Transienten, hervorragende Auflösung und stramme Bässe. Ich hatte den Preis wie wohl schon einige Standbesucher zuvor auf 600 Euro geschätzt – und lag schwer daneben: Für etwa 300 Euro wird er zu haben sein.
Was vielen Menschen ein Begriff ist, hat einen enormen Wert. Und dieser Wert wird ganz offenbar zunehmend genutzt: Marshall beispielsweise war vertreten, zeigte aber natürlich keine Gitarrenamps, sondern Kopfhörer, Übungsverstärker und das neue Marshall-Smartphone(!). Den Vogel abgeschossen haben allerdings Onkyo, die Kopfhörer mit der wohl bekanntesten NWOBHM-Band gelabelt hat: Iron Maiden! Und so ist es auch kein Wunder, dass eine Büste des Maiden-Maskottchens „Eddie“ mit Kopfhörern ausgestellt war.
Und auch abseits des für uns Musiker und Techniker relevanten Equipments: Die IFA ist eine geniale Messe für alle, die sich für Elektronik begeistern können. Und Berlin ist ja immer eine Reise wert.