Praxis
Macht Lust auf mehr
Man findet wirklich sehr schnell Zugang zum IGS Tubecore Mastering Edition. Die Frontplatte erklärt sich von selbst, die Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet und schön groß, sie folgen den Einstellungen mit dem typischen satten Klicken der ELMA-Schalter. Kurzum: Der IGS lädt zum Experimentieren ein, und er macht auf Anhieb Lust auf mehr – bei einem so emotionalen Geschäft wie der Musik ist das ganz bestimmt kein Nachteil!
Nicht nur Mastering
Bestimmte Eigenschaften prädestinieren den Tubecore für Mastering-Anwendungen, aber man täte dem Gerät Unrecht, würde man es nur auf diesen Einsatzzweck beschränken. Die maximal mögliche Pegelreduktion von 20 dB ist kein Spitzenwert, für Summen- und Subgruppenverdichtung wird man in den allermeisten Fällen aber nur einen Bruchteil dieses Wertes benötigen. Manchmal reicht es ja schon, das Material ganz leicht mit dem Kompressor zu „küssen“. Problematisch ist dieser Wert auch nach allgemeinen Gesichtspunkten keineswegs, und aus dem Mastering-Blickwinkel erst recht nicht. Das maximale Gain fällt allerdings mit 35 dB recht satt aus. Man könnte also, ähnlich wie beispielsweise beim LA-2A, auf die Idee kommen, den Tubecore als Micpreamp zu missbrauchen, solange man keine Phantomspeisung benötigt oder diese sich anderweitig besorgen kann. Die Zeitkonstanten überstreichen sinnvolle Wertebereiche – die Arbeit mit dem Tubecore flutscht, und das von Anfang an!
Der Tubecore bläst eher auf statt plattzubügeln
Klanglich untermauert der IGS die Erwartungen die er auf Basis seiner Hardware-Ausstattung schürt, voll und ganz. Schon bei geringer Pegelreduktion und bei Standard-Röhrenausstattung wird das Klangbild spürbar verdichtet, ohne dass es sich nach „Kompression“ im negativen Sinne anfühlt. Der Tubecore bügelt nicht platt, sondern er bläst auf, um es prägnant zu fomulieren. Die Röhrenstufen und Übertrager sorgen für ein ausgesprochen samtiges Timbre, welches gerade Balladen sehr schön schmeicheln kann; eine wirklich wunderschöne Klangfarbe, fett und sämig und reichhaltig, ohne aber zu dick aufzutragen. Insbesondere gilt es hervorzuheben, dass der Bassbereich voluminöser und vollmundiger wird, das gesamte Fundament des Klangbildes wird größer, ohne dass das Ergebnis an Konturen verliert – und das auch schon, bevor das Sidechain-Filter überhaupt aktiviert wird. Dies ist eine Qualität, die man nicht hoch genug schätzen kann, verschlanken doch die allermeisten Kompressoren den Bassbereich eher. Der IGS hingegen sorgt für eine mollige Wärme, die auch ausgesprochen beruhigend auf eher zickiges Material wirken kann. Allerdings tut er dies so kultiviert, dass der Sound dabei keineswegs matt, schlaff und zurückhaltend wird, das Signal behält stets eine Physis und Präsenz, die sich behaupten kann.
Für dich ausgesucht
Die Kompression selbst lässt sich innerhalb sinnvoll gewählter Grenzen justieren, wobei sich gerade die schnelleren Einstellungen auch auf Gruppen und Einzelsignalen bewähren. Wie das Klangbeispiel zeigt, kann der Tubecore beispielsweise eine BG-Vocal-Gruppe wuchtiger und „blockiger“ machen, so dass sie sich dichter im Mix durchsetzt und man trotzdem an Headroom gewinnt – speziell die Attack kann bei Bedarf auch so schnell gewählt werden, dass man das Gerät auch als Lautmacher einsetzen kann. Auf bassigen oder gar Summensignalen sollte man hier jedoch vorsichtig sein, aber das gilt für jeden anderen Kompressor auch…
Lukas Ojutdi sagt:
#1 - 08.02.2017 um 07:20 Uhr
Schöner Artikel und der Kompressor ist schon so gut wie im Warenkorb :D
Lediglich ein Satz zur Wärmeentwicklung wär noch ganz nett.