ARC 2 von IK Multimedia besteht aus einem Software-Paket und einem Messmikrofon und wurde zur Behebung akustischer Probleme in DAW-basierten Heimstudios konzipiert. Der Begriff ARC steht dabei für „Advanced Room Correction“. Das System wechselt „budgetfreundlich“ für 298 Euro den Besitzer.
Das Software-Package sowie das Plug-In sind für die Schnittstellen VST, AU und RTAS konzipiert – beide Applikationen sind sowohl für Mac- als auch für Windows-Rechner geeignet. Entwickelt wurde das hier vorgestellte Produkt in Kooperation mit der Firma Audyssey, einem bekannten Anbieter von Raum-EQ-Systemen. Das Klangbild der jeweiligen Monitor-Lautsprecher wird den räumlichen Gegebenheiten angepasst, indem die Laufzeiten und der Frequenzgang zuvor gemessen werden. So soll man seinen DAW-Arbeitsplatz laut Hersteller auch ohne kostspielige Umbauten und Akustikelemente wie Absorber, Bassfallen oder Diffusoren klanglich optimieren können. Das klingt sehr vielversprechend, doch stellt sich die Frage, wie effektiv ein solches System wirklich sein kann. Dieser Test soll der Frage auf den Grund gehen…
Details
Lieferumfang
Die bunt bedruckte Hülle des Paketes bringt eine schlichte weiße Kartonage zum Vorschein, welche Begleitmaterial sowie eine Daten-CD beinhaltet. Die Unterlagen bestehen aus einer Karte mit der Seriennummer, einem Installations- und Registrierungs-Manual, einem Hinweisblatt zur korrekten Durchführung der Messung sowie dem Garantiebeleg. Das Manual sowie die Software ARC 2 findet man auf dem Silberling. Beide Anleitungen sind ausschließlich in englischer Sprache verfasst. Die Gebrauchsanleitung ist mit etwa 60 Seiten sehr umfangreich und, dank der zahlreichen Abbildungen, vor allen Dingen gut verständlich. In einem robusten Kunststoff-Case sind ein Messmikrofon, eine Stativ-Halterung sowie ein Windschutz untergebracht. Das Mikro ist aus Aluminium gefertigt und wirkt stabil. Obendrein sind seine XLR-Kontakte vergoldet. Der erste Eindruck des ARC 2 ist also durchaus positiv.
Features
Die Richtcharakteristik des Mikrofons ist omni-direktional und der messbare Frequenzbereich wird seitens des Herstellers mit 16-20000 Hz angegeben. Um eine Messung vornehmen zu können, benötigt man eine ASIO- oder Core Audio-fähige Soundkarte mit Mikrofoneingang und Phantomspeisung. Außerdem muss das Audiointerface in der Lage sein, mit 48 kHz abzutasten.
Verwendet man einen Apple-Computer, so muss dieser mindestens über einen 1,5-GHz-Prozessor sowie 1 GB Arbeitsspeicher verfügen. Außerdem ist das Betriebssystem OS X in Version 10.6 oder höher erforderlich. Windows-Computer müssen mindestens einen Intel Pentium 4 mit 2,4 GHz oder besser einen Intel Core Duo oder AMD Athlon 64 an Bord haben. Auch hier werden 1 GB RAM gefordert. Als Betriebssysteme kommen Windows XP, Vista oder Win 7 in Frage. Die Software besteht aus zwei Komponenten, welche unabhängig voneinander arbeiten. Da ist zunächst das Mess-Tool, welches standalone arbeitet. Das Plugin zur klanglichen Korrektur des Ausgangssignals wird hingegen innerhalb einer beliebigen DAW (Protools, Logic, Cubase, etc.) eingesetzt. Mithilfe des Messmikrofons ist die Software in der Lage, die klanglichen Eigenschaften des betreffenden Raums zu ermitteln.
Dieser Vorgang läuft in fünf Schritten ab, die in den jeweiligen Fenstern detailliert erklärt werden. Wirklich gemessen wird allerdings nur in Schritt 4. Dies passiert mithilfe eines sich wiederholenden Frequenz-Sweeps. Die ermittelten Daten werden danach ausgewertet und anschließend zur Erstellung eines klanglichen Korrekturprofils verwendet. Nach der Messung kann dieses in Schritt 5 benannt und gespeichert werden. Das so erstellte File wird vom Plugin ausgewertet und zur Grundlage der klanglichen Korrektur verwendet. Dazu wird die Software im Master-Channel der DAW insertiert. Kompatible Schnittstellen sind Audio Units, VST oder RTAS. Dabei kann mit Samplingraten zwischen 44,1 kHz und 192 kHz gearbeitet werden. Wichtig hierbei ist, das Plugin als letztes Element in der DAW-Signalkette zu platzieren. Das bedeutet, dass es hinter jeglichen Limitern oder sonstigen Pre-Mastering-Plugins liegen muss. Im Play-Fenster des Plugins können die durch die Messung erstellten Presets unter dem Menüpunkt „Measurement“ aufgerufen werden. Diese Daten dienen als Grundlage zur klanglichen Korrektur des Stereosignals. Unter dem Punkt „Target Curve“ hat man die Option, abschließende Feinjustierungen des Frequenzgangs vorzunehmen. Außerdem lassen sich hier u.a. die Klangbilder diverser alternativer Abhörgeräte, wie Laptop-Speaker oder Fernsehlautsprecher simulieren. Neben diversen Presets zur abschließenden Klangkorrektur gibt es vier Custom-Speicherplätze, deren Frequenzgang sich im Menüpunkt „Edit“ konfigurieren und sichern lässt.
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Raumakustik – ein paar Basics
In geschlossenen Räumen wird der Schall von Wänden, der Decke und dem Boden reflektiert. Je glatter die Oberflächen und härter die Materialien sind, desto intensiver werden die auftreffenden Schallwellen in den Raum zurückgeworfen. Die direkten Signale der Lautsprecher und der reflektierte Schall des Raumes treffen so wieder aufeinander und sorgen für Verstärkungen oder Absenkungen einiger Schwingungen mit bestimmten Frequenzen. Der Grad der Anhebung oder Absenkung hängt von der Tonhöhe und somit von der Wellenlänge der Schwingung, den Raummaßen und der frequenzabhängigen Absorption oder Reflexion, die wiederum durch die Oberflächen- und Materialbeschaffenheit der Flächen bestimmt wird, ab. Bei manchen Frequenzen und deren ganzzahligen Vielfachen kommt es zu „stehenden Wellen“, die in maximalen Verstärkungen und völligen Auslöschungen jener Frequenzen an diversen Positionen im Raum resultieren. Man spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten „Raummoden“. Darunter versteht man die unterschiedlichen Klangbilder innerhalb eines Raums, abhängig von der jeweiligen Hörposition. So nimmt man z.B. an einer bestimmten Position im Raum den Subbassbereich stark überbetont wahr, wohingegen man jene Frequenzen einen Meter davon entfernt völlig vermisst.
Ein weiteres Problem von „unkorrigierten“ Räumen ist u.a. eine eventuell zu lange Nachhallzeit. Dieser Effekt hinterlässt einen indirekten Klangeindruck und kann so künstlich erzeugte Hallräume und Delays im Musikmix verdecken. Eine korrekte Einschätzung des richtigen Hallanteils wird so merklich erschwert.
Ein weiterer Begriff, der in diesem Zusammenhang erwähnt werden sollte, ist der sogenannte Sweet Spot. Es handelt sich hierbei um die klanglich und räumlich optimale Abhörposition im sogenannten Stereodreieck. Dies ist die Position zwischen den beiden Monitorboxen mit der optimalen Wahrnehmung des Stereoeffektes. Abhängig ist die Größe des Sweet Spots u.a. von dem Abstrahlverhalten der Lautsprecher. Aber auch ungünstige, klangliche Eigenschaften der Tonregie, können die Fläche der optimalen Stereo-Wahrnehmung verkleinern. Einfach ausgedrückt können wir also festhalten: Je akustisch „problematischer“ der Raum ist, desto kleiner ist der Sweet Spot!
So lässt sich schwerlich professionell arbeiten, wenn sich das komplette Klangbild ändert, nur weil man vielleicht einmal seinen Kopf zehn Zentimeter nach hinten bewegt. Profi-Studios haben aus diesem Grund eine längliche und asymmetrische Form und sind mit zahlreichen Akustikelementen, wie z.B. Absorbern und Diffusoren ausgestattet. Das dazu nötige Budget hat natürlich nicht jeder zur Verfügung. An dieser Stelle kommt das ARC 2-Paket zum Einsatz. Abhängig von der Frequenz und Raumposition nimmt ARC 2 Phasen- und Klangbild-Korrekturen vor. So soll u.a. der Sweet Spot optimiert und vergrößert werden.