Die Firma IK Multimedia hat eine fürs Studio optimierte Variante ihrer Kleinstabhöre iLoud heraus gebracht.
Das zweite, ab Mitte 2019 erhältliche, Modell „iLoud MTM“ ist mit Features ausgestattet, die die Abhöre insbesondere für den Nahfeldbetrieb im heimischen Studio qualifizieren soll. Was die Miniabhöre bietet und wie sie sich in der Praxis schlägt, zeigt dieser bonedo-Test.
Details
iLoud mit einer großen Schippe Features mehr
2016 sorgte die kleine Abhöre iLoud Micro des italienischen Herstellers IK Multimedia bereits für staunende Gesichter in der bonedo-Redaktion. Was an Volumen und Basswiedergabe aus den sehr kleinen Boxengehäusen erklang, war im ersten Moment nicht mit gesunden Hörerwartungen vereinbar. Mit der steigenden Anzahl von immer noch kleiner werdenden und dabei bassig klingenden Boomboxen gewöhnt man sich jedoch langsam an die Tatsache, dass klein mittlerweile gerne auch oho klingen kann – und so stellte sich beim Test des Vorgängermodells nach kurzem Staunen bereits schnell Begeisterung ein. IK Multimedia nahm den Erfolg der kleinen Klangwunder zum Anlass und setzt mit den iLoud MTM nun noch eine Schippe Qualität und Features drauf.
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Bauweise
Bei der iLoud MTM handelt es sich um eine „DSP-getunte“ (so der Hersteller), aktive Zwei-Wege-Box mit drei Lautsprechern und einem Bassreflex. In der Reihenfolge Mitteltöner-Tweeter-Mitteltöner sind vorderseitig zwei 3,5-Zöller um ein 1-Zoll-Hochtöner im sogenannten D’Appolito-Schema angeordnet. Bei diesem Konzept sitzt ein Hochtöner zwischen zwei Mitteltönern, alle auf einer senkrechten Linie und jeweils im gleichen Abstand zum benachbarten Lautsprecher. Hält man sich bei der Anordnung der Lautsprecher an die Vorgaben des amerikanischen Physiker Joseph D’Appolito, soll die Abhöre eine sehr engwinkelige Abstrahlcharakteristik haben, was Klangverfälschungen durch Reflexionen an Boden, Arbeitsflächen und Decken äußerst gering hält. Geringe Reflexionen wirken sich positiv auf Phasen- und Frequenzgang aus, da sie am Ohr des Hörers keine Kammfiltereffekte ausbilden. Gespeist werden die drei Speaker in der iLoud MTM mit Class-D-Verstärkern die an den Mitteltönern 70 Watt und am Hochtöner 30 Watt durchschnittliche Leistung liefern.
Die Vorderseite des anthrazitfarbenen Gehäuses wirkt mit ihren drei Lautsprechern, dem Waveguide des Hochtöners und einer Status-LED sehr aufgeräumt und schlicht, während die Rückseite mit Bassreflex, Bedienelementen und Anschlüssen recht üppig ausgestattet wurde. Es lohnt sich die Rückseite genauer unter die Lupe zu nehmen, denn eine kleine, unscheinbare Öffnung könnte beim flüchtigen Blick glatt übersehen werden. Doch erst einmal der Reihe nach.
Von unten nach oben betrachtet sitzt ganz unten der Stromanschluss nebst zugehörigem Schalter. Die iLoud MTM besitzt keinen Auto-Power-Funktionalität. On ist ein, off ist aus, fertig. Direkt über dem Powerknopf sitzt ein USB-Anschluss, bei dem man zunächst vermuten könnte, eine Digitalschnittstelle zum Betrieb eines Audiointerfaces mit einem Computer mitgeliefert zu bekommen. Dem ist aber leider nicht so, denn dieser Anschluss dient lediglich zum Übertragen eventueller Firmwareupdates und zur Kontrolle im Servicefall.
Links neben dem USB-Anschluss sitzt – wie bereits angedeutet – ein Miniklinkeneingang, der es in sich hat. Mit der Bezeichnung „ARC Mic In“ lässt sich hier das bei jeder Box mitgelieferte Messmikrofon per ebenfalls mitgeliefertem XLR-Miniklinke-Kabel anschließen. Die IK Multimedia iLoud MTM stellt eine eigene, automatische Einmessfunktion zur Verfügung, mit deren Hilfe die Box innerhalb weniger Sekunden anhand von Sinus-Sweeps die akustischen Gegebenheiten des Raumes misst und erfasst. Per DSP-Power wird eine entsprechend ausgleichende Filterkurve auf die Abhöre gelegt, die eventuell gefundene Unebenheiten im Frequenzgang invertiert und so zu einem lineareren Klang führt.
Über dem ARC-Eingang befindet sich eine XLR-Klinke-Kombibuchse zum Einspeisen eines analogen Audiosignals. Eine Anbindung von digitalen Audiosignalen ist nicht möglich. Eine Kopplung per Bluetooth, wie sie das Vorgängermodell hatte, wurde nicht beibehalten.
Direkt oberhalb der Kombibuchse findet man einen Volumeregler, mit dem man die Box von 0 bis 12 dB in der Lautstärke absenken kann. Wer die Box nahe bei sich auf dem Schreibtisch stehen hat, kann hiermit die Gesamtlautstärke und somit ebenfalls das bereits geringe Eigenrauschen der Box noch weiter absenken und dadurch quasi unhörbar machen. Vorausgesetzt man kann auf die obersten 12 Dezibel Headroom verzichten.
Über dem Volumeregler stehen einige DSP-Funktionen zur Verfügung. Mit dem linken der fünf Buttons lässt sich ein dreistufiges High-Pass-Filter durchschalten. Man hat dabei die Wahl zwischen 40, 50 oder 60 Hertz als dessen Grenzfrequenz. Laut Hersteller sollte man die Grenzfrequenz erhöhen, um eventuell auftretenden, störenden Vibrationen entgegenwirken zu können. Des Weiteren stehen ein High- und Low-Shelf zur Verfügung, um je nach Gusto die Höhen beziehungsweise Bässe ein wenig zu justieren.
Der mit „Cal/Preset“ beschriftete Button lässt dem Benutzer die Wahl zwischen einem flachen Frequenzgang, einem für den Betrieb auf dem Schreibtisch optimierten Frequenzgang und dem Einschalten des zuvor eingemessenen, adaptierten Frequenzganges. Hält man diesen Knopf für mindestens zwei Sekunden gedrückt, aktiviert man die automatische Einmessfunktion. Der Knopf ganz rechts dient zum Umschalten der Eingangsempfindlichkeit zwischen +4 dBu und -10 dBV.
Ganz oben auf der Rückseite befindet sich die Bassreflexöffnung, die nicht nur dazu dient, die Box tiefer klingen zu lassen. Die Öffnung kann auch hervorragend als lässiger Transportgriff genutzt werden.
Lieferumfang
Im Lieferumfang der iLoud MTM befinden sich – neben einer Kurzanleitung und der Garantiekarte – ein Stromkabel, ein verstellbarer Fuß zum aufrechten Betrieb mit variablem Winkel, eine Feststellschraube zu diesem Fuß, eine gummierte Unterlage für den liegenden Betrieb und das ARC-Mikro mit Klemme und Anschlusskabel.
Verarbeitung
Die IK Multimedia iLoud MTM ist mit ihren 2,5 Kilo ein ordentlicher Klotz. Das anthrazitfarbene, abgerundete Gehäuse wirkt optisch unaufgeregt und verleiht der Box zusammen mit den schwarzen Gittern der Lautsprecher eine insgesamt moderne Optik.
Benötigt man ein Stereopaar, so kauft man sich übrigens zwei einzelne Boxen und nicht etwa ein vordefiniertes Set. Entgegen vieler Konkurrenzprodukte gibt es bei den iLoud MTM keine Master-Slave-Aufteilung, bei der üblicherweise eine Box aktiv ist und sämtliche Funktionen bereithält und eine zweite als passive Box eingebunden wird. IK Multimedia hat jede iLoud MTM komplett ausgestattet und somit benötigt auch jede Box eine eigene Verkabelung und besitzt auch jeweils ein eigenes Einmessset. Kauft man sich zwei iLoud MTM zum Stereobetrieb, so besitzt man automatisch zwei Messmikros inklusive Klemme und Kabel.
pulsn Ambient sagt:
#1 - 18.07.2019 um 16:03 Uhr
Danke für diesen superben und ehrlichen Testbericht. Hat mir die (Nicht-) Kaufentscheidung deutlich einfacher gemacht, und ich werde bei meinen JBL 305 bleiben.
Patric Louis sagt:
#1.1 - 30.07.2019 um 07:44 Uhr
Danke für die Blumen. Ich persönlich würde mir Boxen ja immer selber auch anhören, falls ich mich für eine bestimme Box interessieren würde. Denn wer weiß, vielleicht empfindet oder hört man das selber ganz anders als der Tester. Gerade beim Thema 'Hören' scheiden sich die Geister, und obwohl ich versuche objektiv zu sein fließen leider auch immer wieder eine ordentliche Portion Hörgewohnheit und Geschmack mit in solche Tests ein. Die JBL 305 besitze ich übrigens ebenfalls. Die sind meiner Meinung nach überhaupt nicht mit den iLoud MTM vergleichbar oder gegeneinander abwägbar. Beide sind für mich so unterschiedlich wie ein Luftgewehr und eine Panzerfaust ;-)
Antwort auf #1 von pulsn Ambient
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenStefan sagt:
#2 - 18.11.2019 um 15:09 Uhr
Hallo zusammen,sind denn diese "kleinen Boxen", wenn man sie mal nicht als Abhörmonitor benutzt,
auch mal für eine kleine Wohnzimmer-Party geeignet?
Reichen Leistung, Bass und "Rechweite" aus?Vielen Dank schon mal
Stefan
Patric Louis sagt:
#2.1 - 18.11.2019 um 17:12 Uhr
Hallo Stefan,
Also wenn du mit kleiner Wohnzimmer-Party meinst dass man im kleinen Wohnzimmer in kleiner Runde zusammensitzt dann würde ich sagen ja. Für ein großes Zimmer im dem sich viele Leute Party-gemäß laut unterhalten, tanzen und lauthals mitsingen möchten, sind Lautstärke und somit quasi auch die Reichweite eher zu gering.
Sowas ist immer schwer einzuschätzen da jeder anders feiert... Sagen wir’s mal so: damit es die Nachbarn stören könnte reicht das Volumen der Boxen meiner Meinung nach nicht aus.
Schönen Gruß
Patric
Antwort auf #2 von Stefan
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJuergen sagt:
#3 - 16.12.2023 um 12:47 Uhr
Hallo, sehr ausführlicher Test, danke. Ich möchte diese Boxen aufgrund der kompakten Bauweise und zur Klangverbesserung an mein Digitalpiano CVP 805 anschließen und suche dazu noch eine kleine PA, z.B.Yamaha AG06 ( für Fußschalter, Mikro und Steuerung der Boxen) Ist diese Kombi zu empfehlen? oder gibt es da etwas sinnvolleres. Bin leider totaler Laie. MFG