IK Multimedia verfügt fraglos über ein ziemlich breites Portfolio an trickreichen Lösungen rund ums Musikmachen – auch und im Speziellen in Verbindung mit Produkten aus dem Hause Apple. Mit dem iRig Keys I/O bringt die italienische Firma ein Controller-Keyboard mit Fullsize-Tastatur, integrierter Soundkarte, Drumpads und Lightning-Anschluss über den sich iPhones und Pads neuerer Bauart damit betreiben lassen.
Das iRig Keys I/O ist eine All-In-One-Lösung zum Musizieren mit Mobilgeräten (vornehmlich Apple Macintosh), guter Tastatur, Soundkarte und flexibler Controller-Zuweisung.
Details
Konzept
Beim iRig Keys I/O handelt es sich um ein vier (49 Tasten-Version), respektive zwei (25 Tasten-Version) Oktaven-Keyboard, das sich speziell für das Musikzieren mit iOS-Geräten neuerer Bauart – sprich mit Lightning-Buchse empfiehlt (iPhone/iPad). Das aus zwei Gründen: Zum einen weil es überhaupt über einen Lightning-Anschluss verfügt, zum anderen, weil es in der Lage ist, an das angeschlossene iOS-Gerät nicht nur Midi-Daten zu übermitteln, sondern es auch gleichzeitig mit Strom zu versorgen. So steht dem stundenlangen Musizieren nichts im Wege.
Zudem ist in dem Keyboard eine amtliche 24-Bit/96kHz Soundkarte verbaut, die nicht nur ein Stereo-Ausgangssignal liefert, sondern auch über einen Eingang (Klinke/XLR-Kombibuchse) verfügt. Dieser ist sogar mit Phantomspeisung ausgestattet, so dass auch professionelle Mikrofone zum Einsatz gebracht werden können. Neben der Tastatur stehen eine ganze Reihe von Spielhilfen zur Verfügung: Zwei Touch Slider Für Pitch und Modulation, ein Oktav- und ein Programm-Schalter. Daneben vier Endlos-Encoder zur dynamischen Steuerung von Parametern, acht anschlagsdynamische Trigger Pads, sowie eine einfach Transportsektion.
Unser Testgerät (die 49 Tasten-Version) reist in einem unscheinbaren weißen Karton und genießt noch den Status des Vorserienmodells. Die spätere Verpackung des Serienmodells wird sicherlich um Einiges hübscher sein als die mir Vorstehende. In der Verpackung findet sich das Keyboard selbst, zwei Adapterkabel (Mini-Din auf USB und Mini-Din auf Lightning), ein Netzteil mit internationalen Steckern und ein Aufsteller für Mobilgeräte aus Plastik. Eine gedruckte Bedienungsanleitung liegt nicht bei. Ein Quickstart- und ein ausführliches Manual finden sich aber auf der Homepage des Herstellers (derzeit nur in englischer Sprache).
2/2 Das Zubehör: Netzteil, Aufsteller und Adapterstecker.
Erster Eindruck
Der erste Griff geht danach natürlich zu den schwarzen und weißen Tasten und die wissen zu gefallen: Das anschlagsdynamische Keyboard vermittelt ein leicht gedämpftes, nicht unangenehm weiches Spielgefühl. Ein bisschen “glatt”, wie man es typischerweise von Tastaturen an Synthesizern gewohnt ist, was aber besonders beim Spielen von E-Piano und Orgel-Sounds recht gut funktioniert, da man dadurch ziemlich „sleazy“ auf den Tasten herumrutschen kann. Macht man dann noch von der Möglichkeit Gebrauch, ein Sustain-Pedal anzuschließen, lässt sich das Keyboard durchaus ordentlich bespielen. Als weitere Spielhilfen finden sich ein Touch-sensitives Pitch-Bend und Modulations-Feld, sowie ein Oktav-Umschalter und ein Programm-Switch.
Die Optik des iRig Keys I/O ist durchaus gefällig, strahlt aber nicht unbedingt die Souveränität edlem Designs aus. Besonders der obere, schwarz abgesetzte Funktionsbereich mit seiner Hochglanz-Lackierung und den etwas simpel aussehenden Potentiometern wirkt eher einfach.
Auf der Rückseite finden sich ein Power-Schalter, eine Mini-Din-Buchse, ein Kophörer-Ausgang (Mini-Klinke), der Stereo-Ausgang in Form von zwei Klinkenbuchsen, das Gain-Poti, eine XLR/Klinke-Kombibuchse zur Entgegennahme von Eingangssignalen, flankiert von einem Phantomspannungstaster. Den Abschluss nach rechts bildet eine Buchse zum Anschließen eines Sustain-Pedals.
Das iRig Keys I/O im Detail betrachtet. (Fotos: Numinos)
4/5 In der Mitte des Geräts findet sich das Batteriefach.
5/5 Der iPad-Aufsteller wird an einem der Standfüße zentriert.
Software
Bei beiden Tastaturversionen (25 und 49 Tasten) ist laut Hersteller ein buntes Sammelsurium an Software (iOS/Mac/PC) inkludiert. Darunter SampleTank (Musik-Produktion-Tool), Syntronik Pro-V (virtueller Prophet-5 Synthesizer), Miroslav Philharmonik 2 (Orchester-Library für SampleTank). Faktisch handelt es sich aber zunächst um Demo-Versionen, die man auch ohne ein iRig Keys I/O zu besitzen, herunterladen kann. Nachdem man sein iRig Keys I/O 25 oder 49 auf der IK Multimedia Webseite registriert hat, erhält man alle Lizenzen für die Vollversionen der Software-Produkte, die (Stand 20.12.2017) einen Wert von ca. 750 € darstellen soll.
Bei der Software handelt es sich zunächst um Demo-Versionen, die nach der Registrierung eines iRig Keys I/O 25 oder 49 mit den Lizenzen für die Vollversionen belohnt werden. (Fotos: Numinos)
1/2 Alles umsonst! Nach dem Registrieren eines iRig Keys I/O 25 oder 49, gibt es die Lizenzen der Vollversionen.
2/2 Sample-Tank ist zwischenzeitlich eine wirklich schöne App zum Musikmachen.
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Praxis
Vor der Inbetriebnahme steht natürlich die Frage der Stromversorgung. Im einfachsten Fall betreibt man das iRig Keys mit einem Rechner, wo es über den USB-Bus seinen Strom bekommt. Benutzt man ein Apple-Gerät als Klangerzeuger, muss man wahlweise das Batteriefach mit vier Mignon-Zellen (AA) bestücken oder das mitgelieferte Netzteil anschließen. Wichtig ist hierbei lediglich noch, den rückseitigen Schalter von USB auf das Batterie-Symbol zu schieben.
Wichtige Voraussetzung vor der Inbetriebnahme. (Fotos: Numinos)
1/2 Freundlicherweise wird das iPad vom iRig Keys direkt auch geladen.
2/2 Der Aufsteller erfüllt seinen Zweck.
iRig und iPad
Verwendet man ein iPad, kommt der mitgelieferte Plastik-Aufsteller ins Spiel. Diesen „verkeilt“ man unterhalb des Keyboards am mittleren Standfuß und kann dann das Tablett in eine Lasche stellen, die eine leichte Anwinkelung des Tabletts bewirkt. Das ist eine ebenso einfache wie gelungene Lösung. Besonders stabil ist sie nicht, gerade wenn man ein großes iPad Pro verwendet. Für das Arbeiten am Schreibtisch geht sie aber völlig in Ordnung.
Welche Software man mit dem iRig Keys I/O nun steuern will, ist natürlich jedem selbst überlassen. Als universeller Midi-Controller lässt sich das kleine Keyboard umfassend für das Zusammenspiel in verschiedensten Szenarien programmieren: Sprich alle Trigger-Pads und Potis können wahlweise Standard-Midi-Kommandos (bspw. Pitch, Expression oder Modulation), Midi-Noten-Nummern aber auch Continuous Controller- und Programm-Change-Daten senden.
Will man eine komplette Zuweisung aller Parameter vornehmen, kann das allerdings durchaus mühsam werden, da der Weg zur Zuweisung immer über eine Shift-Funktion, und mehrmaligem Drehen am Data-Encoder erfolgt. Das gerade mal dreistellige Display ist dabei keine große Hilfe, weshalb man die Bedienungsanleitung beim Festlegen eines Midi-Mappings immer in Griffweite haben sollte. Ist eine Zuweisung abgeschlossen, kann man sie in einem der 99 Presets abspeichern. Glücklicherweise haben IK Multimedia hier schon Vorarbeit geleistet, so dass die Presets eins bis vier mit üblichen Software-Belegungen daherkommen:
Factory 1 – IK Virtual Instruments
Factory 2 – Apple Logic Pro/Garage Band
Factory 3 – Chromatisch spielbare Pads
Factory 4 – Programm Change Pads
Zum Aufrufen eines Presets drückt man die Taste „Alt“, dann „Preset“ und schraubt am Data-Encoder, bis der entsprechende Programmplatz auftaucht. Die ersten acht User-Preset sind auch über die acht Drum-Trigger Pads abrufbar.
Ich wähle also das Factory Preset 1 aus (das übrigens auch das ist, welches mit Garage Band am besten funktioniert) und probiere die Demo-Version von SampleTank damit aus. Das funktioniert auf Anhieb prächtig: Keyboard spielen sowieso, aber auch das Umschalten von Presets eines Instruments und das Verändern von Parametern von virtuellen Instrumenten mit den Encodern klappt bestens. Gleichwohl ich festhalten muss, dass diese einen etwas wackeligen Eindruck hinterlassen.
Grundsätzlich brauchbar ist auch die Transportsektion, wo Tasten für den Sprung zum Anfang, die Aufnahme und das Abspielen bereitstehen. Allerdings liefern die Touch-Oberflächen natürlich kein taktiles Feedback, so dass man sich erst bei der Reaktion der Software sicher ist, die Taste auch aktiviert zu haben. Keine Auffälligkeiten gibt es vom Beklopfen der Drum Trigger-Pads zu berichten, denn das geht gut, wobei die kleinen Schlagflächen abhängig von der Anschlagsstärke, ihre Hintergrundbeleuchtung wechseln – nett.
1/4 Hübsch: Die Trigger-Pads verändern ihre Farbe abhängig von der Anschlagsstärke.
2/4 In Sample-Tank sind die Encoder bereits standard-mäßig zugewiesen.
3/4 Die Transport-Sektion.
4/4 Auch hübsch: Die LED-Kette folgt dem Fingerstrich.
Während des Arbeitens will man natürlich gelegentlich die Abhörlautstärke ändern. Etwas unhandlich erweist sich hier die Grundkonfiguration, dass man zunächst die Alt-Taste drücken muss, um an die Sekundärfunktion (in dem Fall die Lautstärke) zu gelangen. Weil man danach typischerweise die Alt-Taste nicht noch mal drückt. Das wiederum bewirkt, dass man – sobald die Play-Taste gedrückt wird – im Edit-Modus landet, wo man sich zunächst einmal durch drei Untermenüs hangeln muss, um wieder im Normalbetrieb zu landen. Auch eine kurze Visite in Arturias iPad-Minimoog-Emulation „iMini“, die besonders durch ihre umfangreiche Mini-Learn-Ausstattung glänzt, beweist sich das iRig Keys I/O als zuverlässig: Jeder zuweisbare Parameter ließ sich nach dem Anlernen problemlos fernsteuern.
1/2 Das Adressieren von Midi-Kommandos funktioniert einwandfrei.
2/2 Die doppelt belegte Ausführung des Volume-Potis ist nicht ideal.
Nach dem Einstieg mit SampleTank wechsle ich zur Konkurrenz – nämlich „Garage Band“ aus dem Hause Apple. Auch hier funktionieren das Keyboard und der Transport ohne Probleme. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund schien mir die Testaufnahme mit den iPad (Garage Band) ein bisschen rauer zu klingen, als die gleiche Aufnahme von einem Macbook aus (mit Ableton). Das kann auch an den Algorithmen von Garage Band liegen. Die Pegelkontrolle des Eingangssignals erfolgt über eine kleinen LED unterhalb des Displays: blau = Signal liegt an, grün = Signal ok, orange = Signal zu laut, rot = übersteuert.
iRig und MacBook Pro
Ich wechsle die Hardware und hole das Macbook Pro mit Ableton Live in den Ring. Wichtig: Die Samplerate beim Produzieren von 96 auf 44 oder 48 kHz heruntersetzen, denn bei 96 kHz kam auch mein sonst ziemlich unerschütterliches i7 2,8 Ghz-Modell mächtig ins Schwitzen und die Systemauslastung stieg in Ableton Live mit nur einer Instanz des neuen „Waveform“-Synthesizers auf 80%. Hier erstelle ich eine fehlerfreie Testaufnahme, deren Klang gut ist. Zwar ist hier hörbar keine Edel-Verstärkerschaltung am Werk, aber für eine Vorprodukten oder einen Podcast geht die Qualität absolut in Ordnung. Im Verbund mit Ableton zeigen sich auch die Audioausgänge wesentlich robuster und man kann angeschlossene Kopfhörer bis zur Belastungsgrenze ausfahren. Der obligatorische Midi-Mapping-Test liefert hier ebenfalls positive Ergebnisse.
Das Verwenden des Audio-Interfaces. (Fotos: Numinos)
1/7 Eine kleine LED signalisiert den Eingangspegel.
2/7 Das iRig Keys I/O funktioniert selbstverständlich auch mit Laptops.
3/7 Als optionales Zubehör bieten IK Multimedia auch ein Schwanenhalsmikro an.
4/7 Auch in Ableton Live wird die Soundkarte erkannt.
5/7 Nur die Sample-Rate sollte man beim Produzieren runter setzen.
6/7 Das sollte man dann auch in der Systemsteuerung machen, sonst entstehen Aussetzer.
7/7 Kann eine Alternative sein: Lightning-Adapter mit USB und durchgeschliffenem Strom.
Ein bisschen vermisst habe ich am iRig Keys I/O allerdings die gute alte Midi-Schnittstelle. Zugegeben wer ausschließlich mit dem iPad und Rechner arbeitet, kann gut darauf verzichten – dennoch gibt es regelmäßig Szenarien, wo man sich über den alten 5-Pol-Din-Anschluss freut: Etwa wenn es darum geht sich für einen Live-Jam miteinander zu synchronisieren. Gerne gesehen hätte ich auch einen 30-Pol-Adapter vorgefunden, um ältere iPads anschließen zu können. Apropos Konnektivität: Wer auf die Soundkarte verzichten kann und lediglich ein Midi-Keyboard und Controller benötigt, der sollte auch im Hinterkopf haben, dass ein Lightning-USB-Adapter mit durchgeschliffener Stromversorgung auch eine Lösung sein kann.
No-Talking Video zu IK Multimedia iRig Keys I/O
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Das iRig Keys I/O hält, was es verspricht. Nämlich eine All-In-One-Lösung zum Musizieren mit Mobilgeräten (vornehmlich aus dem Hause Apple) zu sein. Die Tastatur ist gut, die Soundkarte macht was sie soll und das Keyboard und die Controller-Elemente lassen sich bei Bedarf auf so ziemlich jedes beliebige Midi-Ziel (Note, CC) adressieren. Bei den Software-Produkten handelt es sich um vollwertige, zeitlich unbeschränkte Versionen, nachdem man sein iRig Keys I/O 25 oder 49 auf der IK Multimedia Webseite registriert hat. Dann nämlich erhält man alle Lizenzen für die Vollversionen. Die gefühlte Wertigkeit des iRig Keys I/O selbst, vermittelt den Eindruck, ein eher einfacher Vertreter seiner Art zu sein. Das geht aber in Anbetracht der Preisklasse am Ende durchaus in Ordnung.
PRO
Angenehme spielbare Tastatur
Batteriebetrieb
Umfassende Möglichkeiten, eigene Midi-Zuweisungen zu erstellen
Lizenzen für Vollversionen von Software-Produkten
CONTRA
Kein Midi-In/Out
Kein 30-Pin-Adapter für alte iPads/iPhones
Volume-Regler unpraktisch adressiert
Das iRig Keys I/O ist eine All-In-One-Lösung zum Musizieren mit Mobilgeräten (vornehmlich Apple Macintosh), guter Tastatur, Soundkarte und flexibler Controller-Zuweisung.
FEATURES
Kompaktes Controller-Keyboard mit 49 anschlagsdynamischen Standardtasten
- Proprietärer Anschluss. Glatteste Sechs aller Zeiten.
- Keine direkt wählbaren Oktavierungs-Buttons. Bei der 25 Tasten-Version ein Verbrechen. Sechs.
- Keine dezidierten Audio-Treiber für macOS, nutzt Core Audio, keine guten Latenzen.
Einfach IK Murks wie er im Buche steht (kennt man von der Firma aber).
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Sascha Franck sagt:
#1 - 05.10.2024 um 12:16 Uhr
- Proprietärer Anschluss. Glatteste Sechs aller Zeiten. - Keine direkt wählbaren Oktavierungs-Buttons. Bei der 25 Tasten-Version ein Verbrechen. Sechs. - Keine dezidierten Audio-Treiber für macOS, nutzt Core Audio, keine guten Latenzen. Einfach IK Murks wie er im Buche steht (kennt man von der Firma aber).