Praxis
Von der ersten Registrierung an schaffen es IK Multimedia, mir bezüglich Werbedichte gehörig auf die Nerven zu gehen. Nicht nur, dass ich mir ohne aktives Zutun in der „User Area“ bereits sieben Euro an sogenannten „Jam Points“ verdient habe, nein, ich bekomme auch einen bunten Strauß Demo-Versionen zugeschrieben, die ich alle nicht will. Nach meinem Mobilgerät und einer Bewertung der App werde ich ebenso gefragt. Und als ob das alles nicht schon reichen würde, informieren mich die Apps in sporadischen Abständen über neue Produkte des Herstellers. Hinzu kommt das ausgeklügelte In-App-Kaufsystem, das, sobald man irgendwo auf Groove-Sets oder Effekte tippt, die Anmeldung des iTunes-Stores auf den Plan ruft. Breche ich diese ab, verfängt sich die App in einer Programmschleife, aus der es nur durch vollständigen Abbruch und Neustart ein Entrinnen gibt. Elegant ist das nicht.
Zu In-App-Käufen dürfte es dann wohl sehr schnell kommen, denn nach dem ersten Rundgang durch iRing Music stelle ich fest, dass gerade einmal vier Groove-Pattern im Basis-Pack enthalten sind. Weitere Groove-Bundles, die auf die Namen „EDM, Dubstep, House und Hip-Hop“ hören und jeweils fünf Grooves enthalten, kosten 4,49 Euro. Zugegeben: Auch die bereits enthaltenen Klangpakete bietet mit ihrer Matrix aus acht Sounds in acht verschiedenen Spielweisen ein bisschen Variationsmöglichkeit, dennoch hätte es hier für mich etwas mehr sein dürfen.
Aber lohnt sich der Zukauf? Nun, das magische Beschwören des iPads allein mit den beiden Ringen an den Fingern hat schon eine gewisse Faszination. Allerdings auch nur im gut ausgeleuchteten Teststudio. Denn die Gestenerkennung ist immer nur so gut wie das eingehende Videobild. In Szenarien, wo man mit erschwerten oder gar wechselnden Beleuchtungssituationen zu kämpfen hat, tappt die Bewegungserkennung nicht selten im Dunkeln und reagiert verzögert bis gar nicht. Die eigentliche Interaktionsmöglichkeit, nämlich über den Fingerabstand zwischen den acht möglichen Variationen der drei Parts (Groove, Bass, Lead) umschalten zu können, erweist sich als nicht sonderlich praxistauglich. Denn der Wechsel zwischen den verschiedenen Sound-Phrasen klingt irgendwie sehr willkürlich und ungeplant, zumal es auch musikalisch wenig sinnvoll ist, ständig das Motiv zu ändern. Überhaupt ist das Hantieren mit den drei Parts plus Effekt eher unelegant, da man ja nur zwei Hände hat und zum Wechsel zwischen den Parts dann doch immer wieder auf das iPad patschen muss. Aber egal was man macht: Die Option zum Einblenden des Live-Kamerabildes sollte aktiviert sein, denn sie hilft sehr dabei, den Bereich, wo man noch erfasst wird, einzuschätzen.
Die nächste Ernüchterung erwartet mich bei der Integration der iRing-FX-App. Denn auf allen im Test benutzten iPads (V2, V3, Air) erhielt ich die Fehlermeldung, dass sich Audiobus nicht starten lässt. Bleibt also nur noch die Nutzung als MIDI-Controller. Die Adressierung der zu sendenden Controller ist dabei erstaunlich gut gelungen. Für jede der Achsen im Raum (X/Y/Z) kann ich einfach den zu steuernden Parameter eingeben und das sogar mehrfach – sehr schön. Nicht so schön dagegen: Irgendwie scheint sich der Programmcode in der aktuellen Versionsnummer beim Senden der Daten „zu verschlucken“ und es „gewinnt“ allein der Z-Parameter (Abstand). Die anderen MIDI-Werte erscheinen nur sporadisch im angeschlossenen MIDI-Monitor. Und dennoch: Es macht schon etwas her, wenn man einen alten Synthesizer hervorholt (im Test den Yamaha DX-200) und diesen dann plötzlich via Handbewegung dirigiert. An dieser Stelle sicherlich ein Punkt für den iRing.