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IK Multimedia Miroslav Philharmonik Test

PRAXIS

Zu Ihren Glanzzeiten waren die Samples von Miroslav Vitous für ihren lebendigen Charakter und ihre Wärme berühmt. Stellenweise gilt das auch heute noch. Die Samples haben einen angenehmen, geschmeidigen Grundsound. Vor allem die Solo-Instrumente haben nach wie vor nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt – besonders gut gefallen mir die Holzbläser. Aber auch weiche Streicherteppiche sind kein Problem für diese Library. Weniger überzeugend finde ich die Blechbläser – diese bilden jedoch für mein Gefühl in allen heutzutage erhältlichen Orchesterlibrarys die größte Problemzone.

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Solo Cello Solo Flute Strings Bläser Chor

Vibrato
Etwas inkonsequent erscheint der Einsatz von Vibrato. Während einige Presets sehr vibratoarm und glatt sind, wirkt das Vibrato bei mehreren Instrumenten bisweilen übertrieben. Vor allem bei den Hörnern könnte ich mir vorstellen, dass das auch zum Problem werden kann und die Flexibilität der Library etwas einschränkt. Allerdings hat wahrscheinlich genau diese Eigenschaft einst entscheidend dazu beigetragen, dass die Miroslav-Sounds als „musikalisch“ galten. Letztlich ist das natürlich wie immer Geschmackssache. Solange sich das Arrangement in einigermaßen ruhigem Fahrwasser bewegt, lassen sich mit diesen Sounds recht gute Ergebnisse erzielen. Schwierig wird es überall da, wo es auf eine sehr dynamische oder lebhafte Performance ankommt. Hier muss sich Miroslav Philharmonik wegen der fehlenden Velocity-Layer und Intervall-Performances der Konkurrenz geschlagen geben. Mit den in diesem Player verfügbaren Spielhilfen wie der velocityabhängigen Kontrolle des Sample-Startpunktes kommt man da nicht mit und kann nur etwas Ergebniskosmetik betreiben.

Mankos
Leider ist den Sounds deutlich anzuhören, dass sie nicht mehr ganz taufrisch sind. Die Library weist einige Schwächen auf, die klar auf die im Vergleich zu den Mitbewerbern geringe Menge an Samples zurückzuführen sind.

Audio Samples
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Bassoon: hörbare Zonenübergänge

So sind die Übergänge zwischen den einzelnen Sample-Zonen häufig deutlich zu hören, und dem berüchtigten „Machine-Gun-Effekt“ hat die Software auch nichts entgegenzusetzen. Außerdem gibt es immer wieder Inkonsequenzen innerhalb der Instrumentenfamilien. Wenn für ein Instrument eine bestimmte Artikulation verfügbar ist, muss das noch lange nicht heißen, dass die anderen Mitglieder derselben Instrumentenkategorie auch damit aufwarten können.

Macro Controller
Die Bedienung des Players krankt vorwiegend an der fehlenden Keyswitch-Möglichkeit. Die Fummelei mit verschiedenen MIDI-Kanälen für dasselbe Instrument ist nervig und überholt. Ansonsten ist die Software logisch aufgebaut und lässt sich ohne langwieriges Handbuch-Studium bedienen.

Macro Parameter
Macro Parameter

Etwas ungelenk erscheint bisweilen die Zuordnung der Macro-Regler zu verschiedenen MIDI-Controller-Nummern. Diese wechselt recht willkürlich mit den Presets – jedenfalls habe ich kein wirklich konsequentes Prinzip ausmachen können – sodass man immer wieder von Neuem herausfinden muss, welcher Controller nun welche Funktion ausführt. Überhaupt dürfte die Anschaffung eines MIDI-Gerätes mit mindestens vier programmierbaren Reglern entscheidend zur Bedienerfreundlichkeit der Library beitragen, denn viele Presets sprechen auf MIDI-Controller an, die sicherlich nicht jeder Anwender ständig im direkten Zugriff hat.

System Ressourcen schonend!
Die Library hat also leider ein paar gravierende Schönheitsfehler, die die Freude über diese Sound-Klassiker etwas trüben. Auf der anderen Seite muss ich ein großes Lob für den sparsamen Umgang mit Systemressourcen spenden. Im Vergleich zu vielen der heutigen Monster-Librarys ist Miroslav Philharmonik schnell und sparsam. Die langen Ladezeiten, an die man sich bei der Konkurrenz notgedrungen schon gewöhnt hat, gibt es hier nicht. Dass die Festplatte nur um 7GB Speicherplatz erleichtert wird, habe ich ja bereits erwähnt. Gerade für Leute, die viel auf Laptops arbeiten oder auf die Benutzung eines älteren Rechners angewiesen sind, könnte diese Library daher aus Performancegründen interessant sein. Allerdings lädt Miroslav Philharmonik alle Samples in den Arbeitsspeicher – Direct-from-Disk-Streaming beherrscht es nicht. Mit genügend RAM sollte man deshalb schon ausgestattet sein.

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