IK Multimedia Modo Drum Test

IK Multimedia kennt man im Audio-Software-Bereich von ihrer Amp-Emulation Amplitube, ihrem Sampler SampleTank, ihrer Raumkorrektur ARC und neuerdings über die E-Bass-Emulation MODO Bass, deren Realismus für einigen Aufruhr sorgte. Jetzt wurde MODO Drums vorgestellt. Die Schlagzeugkessel werden nicht mehr als Sample abgespielt, sondern aus der Physical Modelling Engine. Wie echt klingt’s?

IKMultimedia_Mododrum_01_Aufmacher

Details

Installation

Die Seriennummer registriert ihr nach dem Kauf über das separate Programm „Authorization Manager“. Hat die Registrierung geklappt, werdet ihr dann wieder auf die Webseite von IK Multimedia geleitet, wo MODO Drum in eurem Profil zum Download für Windows und Mac zur Verfügung steht. Der Download ist ca. 8 GB groß, für die Installation veranschlagt das Instrument noch einmal 12 GB. Die müsst ihr auf eurer Systemfestplatte freihaben. Zum Testzeitpunkt gab es auf dem Testrechner weder bei der Installation noch im Plugin selbst die Möglichkeit, den Speicherort der Samples zu verändern. Die Größe ergibt sich aus den Becken-Sounds, die anders als die Kessel als Samples dabei sind.

Neben verschiedenen Suchparametern lässt sich unten rechts auch bestimmen, ob das Plugin synchron mit der DAW spielt und ob man lieber die Haltime- oder Doubletime-Variante des Grooves erzeugen möchte.
Neben verschiedenen Suchparametern lässt sich unten rechts auch bestimmen, ob das Plugin synchron mit der DAW spielt und ob man lieber die Haltime- oder Doubletime-Variante des Grooves erzeugen möchte.

Drums only – Das bringt MODO Drums mit

Zehn Drumkits sind es geworden, die von Rock, Metal über Jazz hin zu Funk ein breites Spektrum an Genres abdecken. Und bevor man in die Tiefe geht, an Einstellungen dreht, spielt man ein paar der über 1400 MIDI-Grooves ab und stellt fest: Das klingt richtig gut. MODO Drum muss sich, was die Sounds der Trommeln betrifft, nicht verstecken. Alles lebt und atmet. Die Beckenauswahl und das Ausklingverhalten der Rides und Crash-Becken ist im direkten Vergleich noch ausbaufähig, die „Cutting-edge cymbal sample engine“ klingt teils noch etwas künstlich und steril.

Sobald „Edit Kit“ angewählt ist, kann jedes Element eines Drumkits ausgetauscht werden.
Sobald „Edit Kit“ angewählt ist, kann jedes Element eines Drumkits ausgetauscht werden.

Drum Tuning on the fly – MODO Drum macht’s möglich

Eine der besonderen Features von MODO Drum ist die Möglichkeit, bei jedem der Kessel die Stimmung beider Felle, den Anschlagsbereich auf dem Schlagfell beider Hände, das Stickmaterial, die Gradung und die Kesselgröße zu verändern. So ist von der 12×3,5-Zoll Mini-Snare über die 12×11-Zoll-Custom-Tom bis zur 28×24-Riesen-Bassdrum alles möglich. Ohne Qualitätsverlust. Dazu kann man bei der Snare die Spannung des Teppichs, bei der Bassdrum das Material des Beaters und die Spieltechnik (Heel-Up oder Heel-Down) und bei allen Kesseln die Menge an zusätzlicher Dämpfung bestimmen.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Sound von „Bunker“ und „Garage“ dürfte den meisten Drummern am authentischsten erscheinen.

Funky Drummer – Die Groove-Library von MODO Drums 

Die verschiedenen Grooves und Fills der über 1400 MIDI-Files umfassenden Bibliothek lassen sich einfach per Drag-n-Drop auf die MIDI-Spur der eigenen DAW ziehen. Um die Auswahl einzuschränken, gibt es im „Grooves“-Tab verschiedene Sortiermöglichkeiten, um nach Genre, Songpart, Länge und Taktart zu sortieren. Auch nach dem Schlagzeugelement, was die führende Hand hauptsächlich spielt, lässt sich filtern. Das ist sehr nützlich, um beispielsweise nur Grooves anzeigen zu lassen, bei denen die „Leading Hand“ auf der Crash spielt – je nach Genre ein sehr praktischer Suchparameter.
Langsam kommt bei Plugin-Herstellern an, dass hochauflösende Monitore im Studioalltag durchaus Einzug gefunden haben. So ist MODO Drums GUI stufenlos vergrößerbar. Ansonsten gibt es, was die Einstellungsmöglichkeiten betrifft, noch die Option, einzelne Parameter per MIDI-CC zu kontrollieren und nicht das Plugin selbst das lösen zu lassen. So kann man das Feature beispielsweise bei der Hihat aktivieren und dann per Tastendruck bestimmen, wie weit die Hihat geöffnet ist.

Praxis

Die Oberfläche ist aufgeräumt, auch Einsteiger finden sich schnell zurecht. Oben den Bereich ausgewählt, zum Einstieg das Standard-Kit beibehalten und rechts einen Groove ausgewählt. Warum nicht gleich einen ganzen Song mit den Grooves bauen? Praktischerweise sind sie nach den gängigen Songparts „Intro“, „Verse“, „Chorus“ und „Outro“ gelabelt. Dazu zwei, drei Fills – zack, los geht’s mit dem Rest der Instrumente. Klar, eigenes Programmieren gibt jedem Song dann doch noch mal die besondere individuelle Note, aber gerade, wenn es schnell gehen soll, man nur schnell eine groovende Unterlage für ein Demo braucht, hilft das sehr.

Audio Samples
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01. Rock Custom Drums mit Away-Verse-Groove
 02. Studio Drums mit Barcelona-Chorus-Groove 
03. Jazz Drums mit Cheek-Fills 04. Grunge Drums mit Lead-Chorus-Groove 05. Djentleman Drums mit Poisoner-Chorus-Drums 06. Black Oyster Drums mit Spread-Chorus-Drums 07. Live Urban Reggae Drums mit Lord-Chorus-Drums

Sounds

Die zehn Kits und ihre Variationen sind alle an verschiedenen Genres ausgerichtet. So weit, so bekannt. Jetzt aber zum spannenden Teil: Im Idealfall nimmt man sich im Studio die Zeit und stimmt die Trommeln auf den Grundton der Songtonart oder ein passendes Intervall. Grundsätzlich können das die samplebasierten Drum-Plugins auch, oft ist das aber sehr begrenzt, die Audioqualität des Samples ändert sich durch den jeweiligen Algorithmus, oder es geht eben gar nicht. Bei MODO Drum ein Kinderspiel.

Fotostrecke: 2 Bilder Vom jeweiligen Grundton lässt sich die Snare je zehn Halbtöne hoch- und runterstimmen.

Schnell den „Customize“-Reiter angewählt, den gewünschten Kessel angeklickt und oben rechts auf „Edit Element“. Allein bei der Snare Drum ist die Menge an Einflussfaktoren, die das Endresultat beeinflussen und die verändert werden können, schwindelerregend: Fellmaterial Top und Bottom, Gradung, Größe und Spannung des Snare-Teppichs, separat die Lautstärke für Top- und Bottomfell, Stimmung des Topfells, Kesselbreite, Kesseltiefe, Dämpfung und das Mitklingen der umliegenden Toms. Sehr praktisch: Hat man einmal seine Traum-Snare gebaut, lässt sich diese in diesem Bereich als Preset abspeichern und später in jedem anderen Kit dazu laden. 
Auch bei den anderen Trommeln lässt sich sehr detailgenau bestimmen, wie sie klingen. Und sonst so? Multi-Ausgang-Routing auf insgesamt 32 Kanälen ist dazu genauso vorhanden und einfach einzustellen, wie das Erstellen von Subgruppen im Mixer. Ein paar der hervorragenden Effekte auf einzelne Elemente oder beispielsweise die Overhead-Spur, ein Hauch Kompression auf die interne Master-Spur, fette Drums Galore.

Fazit

Modo Drum läutet eine neue Ära von Software-Instrumenten ein. Das Klangverhalten von Schlagzeugtrommeln derart realistisch in Echtzeit zu produzieren, ist ein echtes Novum. Auch die Menge an individuellen Einstellmöglichkeiten und die Klangqualität spielen in der Oberklasse mit. Was allerdings den Sound der Becken betrifft, hat IK Multimedia noch Nachholbedarf. Auch einige ansonsten sehr verbreitete Features wie das Auslagern der Samples auf externe Festplatten oder eine dezidierte MIDI-Map (laut Handbuch ist MODO Drum nach dem GM-Standard gemappt, ohne dass sich die Verbindung einzelner Sounds mit einzelnen Noten ändern lässt, ein Problem für einige E-Drums) fehlen (noch). Falls diese Features aber in zukünftigen Updates und Versionen noch verbessert und nachgereicht werden, muss sich die Konkurrenz warm anziehen. Das Potenzial, was in dieser Physical Modelling Engine steckt, lässt außerdem sehr gespannt sein. Nach MODO Bass und MODO Drum dürfte nämlich klar sein, was in dieser Reihe als nächstes kommt…

Pro
  • sehr realistisches Physical Modelling der Drums
  • sehr detaillierte Einstellmöglichkeiten bei jeder Trommel
  • viele Genres werden bei den Grooves bedient
  • Effekte klingen hervorragend
  • schnelles Laden von neuen Drumkits
  • GUI lässt sich stufenlos vergrößern
Contra
  • Becken klingen steril und unnatürlich
  • Samples lassen sich nicht auf externe Festplatte auslagern
  • kein Individuelles MIDI-Mapping möglich
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Features
  • Echtzeit-Synth-Engine für Drums
  • 10 berühmte Drumkits für verschiedene Genres
  • Becken als Samples vorhanden
  • viele Parameter können in Echtzeit geändert und angepasst werden: Kesselgröße, Fellzustand und -material, Spielstil, Stick-Material, Raumgröße und Effekte
  • über 1400 MIDI-Grooves integriert
  • 8 Raum-Emulationen
  • 19 Effekte
  • Systemvoraussetzungen: Mac: OS X 10.9 (Mavericks) oder höher
  • Windows: Windows 7 oder höher; Hardware: mindestens 8 GB Ram (16 GB empfohlen), 20 GB Speicherplatz, Intel Core i5 oder vergleichbare CPU mit AVX-Kompatibilität; Plugin-Formate (alle 64 Bit): AudioUnit (AU); AAX (64 Bit); VST 2; VST3;
Preis
  • Regulär: EUR 299,99 (Einführungspreis regulär EUR 399,99)
  • Crossgrade EUR 199,99 (Berechtigung: Man besitzt bereits ein IK-Multimedia-Produkt, das mindestens EUR 99,99 gekostet hat.)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr realistisches Physical Modelling der Drums
  • sehr detaillierte Einstellmöglichkeiten bei jeder Trommel
  • viele Genres werden bei den Grooves bedient
  • Effekte klingen hervorragend
  • schnelles Laden von neuen Drumkits
  • GUI lässt sich stufenlos vergrößern
Contra
  • Becken klingen steril und unnatürlich
  • Samples lassen sich nicht auf externe Festplatte auslagern
  • kein Individuelles MIDI-Mapping möglich
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Heinz sagt:

#1 - 30.10.2022 um 10:27 Uhr

0

Ein Kritikpunkt sollte mE. entfallen: welche Samples sollten denn ausgelagert werden? Das ist doch alles gemodelt und nicht gesampelt. :)

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