Praxis
Sample Tron 2 – Vintage Faktor auf Sample-Basis?
Sample Tron 2 emuliert den Urvater der Sampling-Geschichte, das Mellotron. Bei diesem wurden vereinfacht gesagt einzelne Samples auf kurze Tonbandschnipsel gespielt und diese einzelnen Tasten zugwiesen. Damit hat man immer nur eine begrenzte Dauer, die ein Sample laufen kann und die für Tape zu typischen LoFi-Effekte wie Bandeiern und Rauschen. Neben 400 Sounds in 250 Presets gibt es in Sample Tron 2 nun die Möglichkeit seine eigenen Samples in zu Mellotron-ifizieren.
Das klappt am besten mit One-Shot-Samples, beispielsweise einem Ordner mit ein oder zwei Oktaven einzelner Noten eines Klaviers oder Synthesizers. Sample Tron 2 weist die einzelnen Dateien ähnlich wie in Sample Tank 4 automatisch MIDI-Noten zu. Auch einen ganzen Ordner voller Loops kann man in das Plugin importieren. Sie werden dann ebenfalls jeweils einer MIDI-Note zugewiesen. Automatisch geloopt werden sie leider nicht. Auch das Handbuch schweigt sich über diese Möglichkeit aus. Dass es geht, zeigen die mitgelieferten Loop-Presets. Bleibt zu hoffen, dass IKM hier spätestens in Version 3 noch nachbessert und diese Einstellungen auch bei eigenen Loops erlaubt.
Der LoFi-Faktor durch die sechs „Tape“-Parameter für jeden der drei Layer ist beträchtlich. Hier hat sich IKM bei den Tape-Emulationen aus T-Racks 5 bedient. Je nach Intensität rauscht, eiert und kratzt es mal mehr und mal weniger, auch immer abhänig von der Dynamik des genutzten Samples. Die vier mitgelieferten Effekte tragen ebenfalls zum Vintage-Sound bei. Insbesondere Tape Echo und der Plate-Reverb sind klanglich auf Augenhöhe mit denen in u-He Diva oder Omnisphere.
TASCAM Bundle, Comprexxor und Fame Studio Reverb – Emulationen mit Charakter
Im Mixing und Mastering werden Tape Machine Plugins meist zur Veredelung des Sounds genutzt. Die Emulationen im TASCAM Bundle bringen hierfür nun die Klangcharakter von vier legendären Modellen des Herstellers mit. Vom legendären Vierspur-Home-Recorder Portastudio kommt hier mit die erste virtuelle Version überhaupt auf dem Markt. Und die beiden TASCAM-Modelle gehören zu den besten Bandmaschinenemulationen, die ich bisher gehört habe. Allerdings – und das ist kein Minuspunkt – braucht es hier auch einen Studiorechner mit schneller CPU.
Die frisch erschienene Distressor-Emulation Comprexxor erledigt ihre Arbeit gut, kommt aber an die Punchiness der Versionen von Empirical Labs und Slate nicht ganz heran. In Kombination mit den 37 anderen in Effekten in T-Racks ist der Kompressor für ordentlich zupackende Drum-Bus-Kompression aber vollkommen ausreichend. Anderseits ist Fame Studio Reverb, eine echte Offenbarung. Gerade Akustikschlagzeug oder -gitarre klingen mit dem Hall-Effekt fast genauso alt und warm, wie das sechzig Jahre alte Studio, das hier emuliert wird.