Praxis
Bedienung
Grundsätzliche Bedienvorgänge, wie das Anwählen von Drumkits und Patterns, gehen ohne ein Blick ins Handbuch von der Hand. Möchte man größere musikalische Zusammenhänge gestalten, lassen sich bis zu 64 Einzel-Pattern zu einem Song verketten. Das gleich gilt für das Zusammenstellen eigener Kits: Einfach das entsprechende Pad auswählen, die Taste „Sound“ drücken und mit dem Data-Regler durch die zur Verfügung stehenden 54 PCM-Sounds kurbeln. Dreht man ganz nach links und ist für das betreffende Pad die analoge Klangerzeugung vorgesehen (das gilt für sämtliche Pads der unteren Reihe – als: Kick 1/2, Snare, Closed/Open Hihat und Clap), wird das im Display durch die Buchstabenfolge „An“ signalisiert.
Alle Klänge können in ihrer Lautstärke, Stimmung und Ausklingzeit angepasst werden. Die analogen Kicks und Clap bekommen zudem noch über den Parameter „Snap“ den nötigen Attack-Schmatz. Hält man den Taster „Drum“ gedrückt erreicht man eine zweite Parameter-Ebene von wo aus sich zum einen ein regelbares Lowpass-Filter für die Snare erreichen lässt, zum anderen eine FM-Schaltung, die auf die erste Kickdrum wirkt. Im Workflow etwas unbefriedigend: Ist ein Parameter für einen Sound nicht relevant, wie beispielsweise „Snap“ im Fall der PCM-Samples, so blinkt dieser hektisch.
Pattern-Programmierung
Auch das Programmieren von Patterns gestaltet sich relativ simpel: Einfach den entsprechenden Sound auswählen und dann wahlweise an den gewünschten Positionen in der Lauflichtprogrammierung aktivieren, oder die Record-Taste drücken und live einspielen. Auf Wunsch unterstützt ein zuschaltbares Metronom das Einklopfen von Rhythmen. Um den Beats noch ein bisschen mehr Komplexität zu verleihen, lassen sich maximal acht Parameter der Klangerzeugung automatisieren. Und zwar sowohl in Form der Echtzeit-Aufnahme, wie auch in der Step-Programmierung.
Das umfasst auch die Quantisierung des Roll-Effekts was sich natürlich hervorragend zur Entwicklung komplexer Trap-Hihat-Figuren eignet. Allerdings bemerkte ich hier eine gewisse Ungenauigkeit in der Echtzeit-Aufnahme: Mal übernahm der Sequenzer eine 32-Tel-Figur, mal nicht. Mal überschrieb er Daten mit neue eingespielten Daten, ein anderes Mal behielt er sie trotz Eingabe bei.
Mit sehr wilden Automations-Session gelang es mir zudem reproduzierbar, den UNO Drum zum Absturz zu bringen, was manchmal zum Einfrieren der Bedienoberfläche, ein anderes Mal dann zu ausgesprochen experimentellen Klangepisoden führte.
Uno Drum-Video (no talking)
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Humanize und Swing
Zum weitergehenden „Vergrooven“ von Rhythmusfiguren stehen eine Swing- und eine Humanize-Funktion bereit. Wer für dramatische Änderungen sorgen möchte, drückt die „Random“-Taste, woraufhin sich der UNO Drum augenblicklich eigenmächtig eine zufällige Verteilung der Schläge im Raster ausdenkt. Die machte mir besonders im Echtzeit-Einsatz sehr viel Freude, weil sie fast immer brauchbare Ergebnisse liefert – besonders beim improvisatorischen „Jammen“. Seltsam, aber im LoFi-Sinne auch nicht ungewünscht ist, dass sich bei aktiviertem „Humanize“ nicht nur der Groove, sondern zeitweise auch die Tonhöhe der Sounds ändern.
Pads
Was allerdings das Live-Einspielen angeht, erweisen sich die Schlagflächen als ausgesprochen träge. Fast scheint es so, als ob sie fest auf das sechzehntel Raster quantisiert wären. Hinzu kommt, dass die Pads erst dann wieder auslösen, wenn man die Kontaktfläche losgelassen hat. Man muss hier also gewissermaßen im „Storchenmodus“ spielen – und ein Finger nach dem anderen aufsetzen.
Steuert man den kleinen Klopfgeist via MIDI an, zeigt sich dieses Problem nicht. Prinzip-bedingt können die Triggerflächen keine Anschlagsdynamik empfangen. IK Multimedia behelfen sich hier mit zwei Zonen (unten, oben) pro Pad, die zwei Velocity-Werten zugeordnet sind. Eine Repetition und Rebound wie auf echten Drumpads darf man hier also nicht erwarten.
Batteriebetrieb
Enttäuschend ist auch die Batterielaufzeit, denn das Testgerät saugte die vier, frisch eingelegten Marken-Stromspeicher in nicht einmal eineinviertel Stunden leer, beziehungsweise kam in den Bereich, wo die Batteriespannung zum Betrieb nicht mehr ausreichend sein soll. Die Anzeige der Batterie-Warnung blieb allerdings noch über Stunden im Display sichtbar – so leer konnten die Akkus also gar nicht sein …
Hier sollte der Hersteller über ein Update nachdenken, welches den Toleranzbereich, ab dem eine Batteriewarnung angezeigt wird, nach unten vergrößert. Überhaupt scheint Spannung ein kritisches Thema zu sein, denn mit verschiedenen externen USB-Netzteilen (u. a. Apple/Sony) mochte der UNO Drum nicht zusammenarbeiten und bestand auf die Energieversorgung durch den USB-Port des Rechners.
Stromversorgung via USB
Bringt man den USB-Port als Spannungsquelle ins Spiel, muss man sich auf Nebengeräusche aufgrund von Erdungsschleifen einstellen, worauf IK Multimedia auf deren Website auch deutlich hinweisen. Als Abhilfe empfehlen sie wahlweise den Batteriebetrieb, eine separate Spannungsversorgung und/oder die Nutzung eines Isolators.
Der Effekt verstärkt sich, wenn man den Kompressor und die Sättigungsschaltung zum Einsatz bringt. Seltsamerweise wird das Erdungsbrummen nur dann durchgelassen, wenn auch ein Sound klingt. Ich gehe davon aus, dass hierfür eine Art Gate-Schaltung verantwortlich ist.
Das dürfte auch den geschätzten Kollegen „Stimming“ in seiner Review (siehe unten) dazu veranlasst haben, diese Nebengeräusche der Klangerzeugung zuzuschreiben. Das ist allerdings nicht ganz richtig. Hört man sich den UNO Drum nämlich im Batteriebetrieb an, ist das Brummen verschwunden.
Klang
Zunächst einmal gilt es zwischen der PCM- und der Analog-Sektion zu unterscheiden. Denn während die PCM-Sounds mit einer etwas rauen 12-Bit-Ästehtik aus dem Wandler krabbeln, werden die Analog-Drums ja in einer physikalischen Schaltung erzeugt. Pro Pad stehen jeweils fünf Sounds zur Verfügung, wobei Sounds mit der gleichen Nummer klanglich zusammengehören (mixen ist natürlich möglich). Hier einmal alle fünf Soundsets hintereinander.
Geboten werden klassische elektronische Drumcomputer-Sounds, denen ein gewisser „Oldschool”-Charakter anhaftet, der durch die etwas höhenarme 32 kHz-Wiedergabe eine zusätzliche Homogenisierung erfahren. Das klingt dann – besonders unter Zuhilfenahme des Kompressors und Verzerrers – sehr kompakt und „Lo-Fi“, was für entsprechende Musikstile sicherlich nicht uninteressant ist. Hinzu kommt der Umstand, dass alles, was der UNO Drum von sich gibt, mono ist, denn einen Panning-Parameter sucht man hier vergebens.
Die Analog-Engines gehen Frequenz-technisch natürlich ein bisschen weiter. Mit Kick 1 erhält man eine einfache Elektronik-Basedrum. Kick Nummer zwei schwingt ein bisschen tonaler und erinnert an den klassischen 808-Sub. Sehr gut gefallen hat mir die Snare, die sich mit einem sauberen Attack und einer stabilen Grundstimmung gut im Mix durchsetzen kann. Ebenfalls schön: Geschlossene und offene HiHat, die beide zeitlos elektronisch klingen. Anders als die Clap, die wie ein tiefer gepitchter Schuss klingt.
Das folgende Video zeigt die Review von STIMMING für Telekom Electronic Beats
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heinrich sagt:
#1 - 30.08.2019 um 09:31 Uhr
Dem Fazit kann ich nur zustimmen.Das Preisleistungsverhältnis stimmt nicht.Bei meinem Exemplar waren die Potiknöpfe schief und wackelig.Das Gerät ist nicht so einfach zu bedienen wie es die Benutzeroberfläche suggeriert.Zudem gab es Probleme mit der Midi Übertragung.Der Sound ist etwas dünn und keinen Deut besser als beiden Volcas (Beat + Sample).Auch wenn ich hier Äpfel und Birnen vergleiche:Mittlerweile gibt es den Novation Circuit zum gleichen Preis.Mit dem Sound der Drumspuren kann der Ik in keinster Weise mithalten.