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IK Multimedia UNO Synth Test

Praxis

Los geht’s!

Die verspielte Optik macht es einem leicht, in Kontakt mit dem Gerät zu treten. Nach dem Einschalten genehmigt sich der Uno allerdings zunächst einmal eine knapp 30-sekündige Kalibrierungsphase, die es abzuwarten gilt. Presets auswählen und über die Bedienflächen spielen, Sound über die Synthese-Matrix verändern und das Schrauben am Cutoff-Regler gehen ohne ein Blick in die Bedienungsanleitung von der Hand.

Video: Hands-On (no Talking)

Aber Moment – warum hat sich da gerade das Tempo geändert? Ah, richtig: Rechts neben dem Cutoff sitzt, anders als bei sämtlichen anderen Synthesizern auf diesem Planeten (abgesehen vom Moog Slim Phatty, aber den mochte deshalb ja auch niemand), das Tempo-Poti. Die Resonanz, zu der man beim Schrauben am Cutoff intuitiv rechts greift, wurde nämlich in die Synthese-Matrix integriert und liegt auf dem zweiten Regler des Poti-Viererblocks.
Am Anfang fasst man also mehrmals fälschlicherweise zum Tempo-Poti. Ich kann zwar verstehen, dass die Entwickler nicht noch einen weiteren Regler verbauen wollten und praktisch kann man sich auch über die Matrix behelfen. Allerdings weicht die Lösung so wie sie ist, so weit vom gewohnten „Schrauben“ an Frequenz und Resonanz ab, dass ich hierfür einen Minuspunkt vergebe. Zumal der Platz für die Finger zwischen erstem und drittem Poti auch nicht unbedingt luxuriös ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Rechts vom Cutoff sitzt… im Fall des UNO nicht die Resonanz, sondern das Tempo. (Foto: Numinos)

An anderer Stelle erweist sich der Uno Synth hingegen als ausgesprochen komfortabel. Besonders die Skalierung vieler Parameter ist vorbildlich gelöst. So bewegt sich etwa das Oszillator-Tuning bis zum Wert hundert (ein Halbton) im Cent-Bereich, um danach in volle Halbtöne (+/- 12) zu wechseln. Gleiches beim Tempo des LFO: Im unteren Bereich regelt man in Herz, danach folgen metrische, Tempo-synchrone Teiler (1/1 – 1/16tel).
Über den Arpeggiator gibt es nicht viel zu sagen: Er verrichtet anstandslos seinen Dienst und die vielen Arpeggio-Modi erweisen sich als gute Inspirationsquelle. Das Tempo wird dabei wahlweise intern oder extern (USB/Midi-Clock) bestimmt. Selbiges gilt auch für den Sequenzer. Dessen Programmierung geht nach ein bisschen Einarbeitung gut von der Hand und besonders die Step-Editierung von Parameter-Änderungen ist eine mächtige Waffe zum Erzeugen komplexer Sequenzen. Mit ihr lässt sich auch kompensieren, dass der Uno-Sequenzer keine Akzente beherrscht. Ein bisschen schade ist, dass er kein echtes Überbinden („tie“ – wie bei der Roland TB-303) kennt. Stattdessen muss man sich über den Hold-Parameter behelfen, der die Notenlänge festlegt und damit dann die typischen Legato-Glides realisieren. Dafür gibt es dann auch eine einstellbare Glide-Time. Als echte Waffe für verspulte Acid-Sequenzen erweist sich der Umstand, dass das Drücken von Performance-Effekt-Tastern als Midi-CC-Wert an die DAW gesendet wird. Im Wechselspiel aus „Dive“ (Note von oben sliden) und „Scoop“ (Note von unten Sliden) lassen sich nämlich wunderbar schief vor sich hin „glidende“ Sequenzen erzeugen.
Die Bedienung der Touch-sensitiven Tastflächen geht grundsätzlich gut von der Hand und besonders Slides zwischen Noten lassen sich auf ihr leicht vollziehen. Allerdings sind die Felder doch arg klein, so dass die Treffsicherheit nicht immer gegeben ist. Ebenfalls nicht ganz optimal: Die geringe Batterielaufzeit. Denn die vier frisch ausgepackten AA-Zellen eines Markenherstellers saugte der UNO Synth in nicht einmal zwei Stunden leer.

Fotostrecke: 3 Bilder Die LEDs an den Tasten dienen auch zur Anzeige der Schritte im Step-Sequenzer. (Foto: Numinos)

Midi

Um die volle Midi-Funktionalität des UNO Synth zu nutzen, war es im Test erforderlich, ihn mit der aktuellsten Firmware zu flashen. Das erledigt eine schlank programmierte App von der Herstellerseite, die man einfach startet und die dann selbstständig das Update vollzieht. Dann noch ein Neustart des Synth und fertig ist das Firmware-Update (in unserem Test die Version 1.1.1). Danach gibt sich der Synth als vollwertige Midi Sende- und Anspielstation zu erkennen (wahlweise über USB- oder DIN-Midi) und überträgt und empfängt anstandslos die Kommandos sämtlicher Bedienelemente.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Firmware-Updater arbeitet ohne jeden Benutzereingriff. (Foto: Numinos)

Besonders reizvoll ist das natürlich im Zusammenspiel mit der Editor-Software, die uns für den Test als Beta-Version erreichte. Sie läuft wahlweise als standalone oder als Plug-In und bildet die Klangarchitektur des UNO vollständig am Rechner ab. Und das inklusive einiger zusätzlicher Funktionen, wie etwa der ADSR-Hüllkurve, der Puls- und Shape-Modulation durch den LFO und den einstellbaren Performance-Effekt-Werten.
Tatsächlich funktioniert die Kommunikation zwischen Synthesizer, Plug-In und DAW ganz ausgezeichnet: Verändert man Parameter am UNO, wird das zeitgleich auch innerhalb des Plug-Ins visualisiert. Umgekehrt finden Änderungen im Plug-In ihre unmittelbare Entsprechung in der Hardware. Das ist gerade denn sehr schick, wenn es darum geht Automationen aufzuzeichnen. Denn da das Plug-In Midi-CC-Kommandos gleichermaßen erzeugt, wie durchreicht, ist es egal ob man am UNO oder im Plug-In am Cutoff dreht – es landet beides in der DAW. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Editor vor IK Multimedia fu00fcr den UNO Synth ist durchaus gelungen. (Foto: Numinos)

Überhaupt kann man den Editor als gelungen bezeichnen, denn mit ihm lassen sich Sounds schneller und tiefgreifender bearbeiten als am Gerät selbst. Hier merkt man – auch wenn die Klangarchitektur des UNO nicht sonderlich komplex ist – die Erfahrung von IK Multimedia im Bereich der Programmierung.

Klang

Obwohl die Modulationsmöglichkeiten am Gerät selbst recht überschaubar sind, ist der UNO Synth zu einem erstaunlich breiten Spektrum an Klängen fähig, wie beim Durchhören der Werkspresets deutlich wird: Natürlich stehen Bässe im Vordergrund und belegen die ersten 30 Speicherplätze, direkt danach folgen aber auch Lead-Sounds, in Intervall-Abstand gestimmte Chords und andere typische Analogsounds wie Sweeps und perkussive Klänge. Das dem so ist, liegt im Wesentlichen an den flexibel einstellbaren Wellenformen der beiden Oszillatoren und den drei wechselbaren Filtertypen (LP, HP, BP) – es erweitert die klanglichen Möglichkeiten schon sehr, wenn man auch mal etwas anderes als immer nur den Lowpass einsetzen kann.

Audio Samples
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Saw Bass Acid Line Lead Sweep Noise-Lead Glide-Lead Quint-Chord PWM-Bass LFO-Bass

Dabei zeigt der UNO Synth eine überzeugende Klangsignatur: Seine Grundtonalität – also die reine Oszillatorschwingung – ist kraftvoll und durchsetzungsstark. Das Filter flankiert mit einem sehr musikalischen Resonanzverhalten. Der Klang dünnt nicht aus, wenn man sie rein dreht – im Gegenteil: Es wirkt so, als addiere sich die Resonanz zum Klang dazu. Damit kann man den UNO Synth schon ordentlich zwitschern lassen. Dreht man dann noch den Drive-Regler dazu gewinnt die Sache noch an Schmutz und lässt sich bis ins Schrille steigern. Selbstoszillation beherrscht das Filter allerdings nicht. 

Audio Samples
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Filterfahrt (Resonanz medium/stark) Ein Oszillator (Grundlang, Modulation der gesamten Wellenform)

Auffällig: Sowohl der VCA wie auch das Filter schließen nicht hundertprozentig. Im Fall des VCA, der ja dafür sorgt, dass die Lautstärke der Oszillatoren – obwohl sie konstant weiterlaufen – so weit runter geregelt wird, dass es wirkt als ob der ausklingt, hört man auch beim Loslassen und nach Ende des Release ein leises Nachklingen. Im Fall des Filters bekommt man es nicht so weit runter (Lowpass) beziehungsweise rauf (Highpass) geregelt, dass der Sound vollständig verstummt. Aber das ist auch immer eine Frage des eingesetzten Filterdesigns.

Video: Oszillator (no Talking)

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Profilbild von Andy Franke

Andy Franke sagt:

#1 - 25.12.2018 um 12:52 Uhr

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Also mir ist der Kleine ans Herz gewachsen. Er setzt sich im Mix immer gut durch, was die halbe Miete ist. Wenn ich mich recht erinnere wurde in Interviews immer wieder behauptet er würde 10 Stunden auf Batterie laufen (https://youtu.be/e2VnVhAVE4U?t=776), was totaler Dünnpfiff ist, 2 Stunden ist wohl realistisch. Ist trotzdem praktisch, dass man die Möglichkeit hat, zumal der UNO sehr leicht ist. Ich habe 179,-€ im Handel bezahlt und für diesen Preis ist das Teil ein No Brainer.

Profilbild von Mario

Mario sagt:

#2 - 12.09.2019 um 14:52 Uhr

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Ganz Cooles Ding.
Kann man den mit den Korg Volcas nur Tempo Synchronisieren über die Klinke?
Bei den Volcas geht das ja untereinander.

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