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Im Club zu spielen, kann ich mir nicht mehr leisten

Liebe Clubs, es war schön mit euch. Ihr seid für mich immer noch die heiligsten Orte auf diesem Planeten. Meine Kirche der Popkultur. Schauplatz magischer Momente. Ich weiß, wie ihr riecht, wenn ich zum Get-In in das leere Haus komme. Wie ihr euch im Laufe des Konzertes aufheizt. Wie sich alle die Seele aus dem Leib schwitzen, vor und auf der Bühne. Und sich hinterher beseelt in den Armen liegen. Ein sich auflösender Organismus. Vereint im kollektiven Erlebnis. Liebe Clubs, es war schön mit euch, doch jetzt muss ich auf zu neuen Ufern. Denn im Club zu spielen, kann ich mir nicht mehr leisten.

Bildquelle: Catharina Boutari
Bildquelle: Kevin Winiker, Photostudio Ottensen

Letzte Woche habe ich, nach dreieinhalb Jahren, endlich mal wieder ein Konzert in meiner Heimatstadt Hamburg gegeben. Genauer genommen war es das Releasekonzert für mein neues Album. Habe Clubs angeschrieben, wochenlang nach einem passenden Termin und der richtigen Umgebung für meine Musik gesucht. Als mir einer meiner Wunsch-Clubs dann einen Termin anbot, habe ich es leichtgenommen, als es hieß, ich müsse den Club zum Festpreis mieten. Ist ja jetzt so. 700 Euro für Raum, Technik, Personal. Ticketing, Werbung, GEMA und KSK auf meiner Seite. Ich bin die Veranstalterin. Mach ich, kann ich. Vor allem zur Releaseshow, da werde ich viele Leute aktivieren. Veranstaltet habe ich früher auch schon. 

Manchmal ist der Wunsch die alleinige Mutter des Gedankens. Ich arbeite mir wochenlang den Arsch ab. Gebe alles. Schalte Werbung, poste, schreibe Newsletter, gehe viel aus, um Leute zu treffen und das Konzert zu spreaden. Richte das Ticketing ein, hole die Fans ins Boot, wie wichtig es ist, sich die Tickets im Vorverkauf zu holen, um mir Sicherheit für die Veranstaltung zu geben. Organisiere Proben, übe selbst, kümmere mich um die Umsetzung der Live-Visuals. Richte die Ableton Session für die Backingtracks ein. Bekomme das Merch an den Start.

Das Konzert ist ein Riesenerfolg. 100 Personen finden den Weg in den Club und sind begeistert. Die Live-Visuals sind, laut Publikum, „Next-Level-Shit“. Ich kann hinterher kaum mehr geradeaus gucken, bin aber froh, dass es so gut gelaufen ist. Bis es zur Abrechnung kommt.

  • Einnahmen: 1.180 € 
  • (Vorverkauf: 63 Tickets VVK 20,- € / Limit.Bundels 3 für 2 = 920 €; Abendkasse 22,- € /Schülerermäßigung 9,- € : 24 Tickets = 300 €; 15 Gästelistenplätze (Verlag, Promotion, offizielle Personen)
  • Ausgaben: 2.100 € 
  • (Club: 700 € ; 4 Musiker*innen & Visual-Betreuung: 1.250 €; GEMA & KSK ca. 150 €)

Puh. Das hat also nicht so gut geklappt, mit dem viele Leute ziehen. Viele, die mir gesagt haben, dass sie abends vorbeikommen, sind dann doch nicht gekommen. Mir wird endgültig klar, dass ich der einzige Mensch bin, der an diesem Abend für Publikum gesorgt hat. Meine Liveband ist gebucht. Ich bin ein Solo Act. Meine Gäste kamen aus dem Ausland und einer anderen Stadt. Und dann geht jede und jeder aus diesem Abend mit Plus. Die Musiker*innen und Crew mit ihren Gagen. Der Club mit dem Mietpreis und den Einnahmen der Bar. Und ich? Ich gehe mit einem fetten Minus. Von dem Geld hätte ich in den Urlaub fahren können. 10 Tage Vorsaison wären safe drin gewesen.

In Zeiten der Selbstoptimierung und des neoliberalen Versprechens, dass wir es alles schaffen können, wenn wir nur ausgiebig und hart genug arbeiten, hadere ich mit mir, ob ich diese Niederlage öffentlich machen soll.

Ich fühle mich, als sollte ich mich dafür schämen. Hätte ja mehr Leute ziehen können. Publikumsschwund nach Corona. Inflation. Alternativveranstaltungen. Was auch immer. Vergiss es. Hab keinen ‚Buzz‘ kreiert. Also: Gut gemacht, Club. Siehste, war ganz richtig zu vermieten. Du musst ja wirtschaftlich denken. Und: Machen wir das nicht alle für den Spaß? Und dann die Diskussion, wer ohne wen nicht mehr existieren kann. Klar, wenn die Clubs sich nicht mehr finanzieren können, haben Musiker*innen keine Auftrittsorte mehr, aber wenn die Soloartists und Bands nicht mehr da sind, gibt es eben auch niemanden mehr, der in Clubs spielt. Richtig, Idealismus können wir uns auf beiden Seiten nicht mehr leisten.

Ha, das war doch nie anders, hör ich euch auch sagen. Früher haben die Clubs auch keine Werbung gemacht. Aber früher habe ich auch nicht in solchen Clubs gespielt. Zumindest nicht in solchen, die ich anmieten musste. Die, in denen ich plötzlich Veranstalterin war und die GEMA und die Veranstaltungsversicherung (die ich total vergessen hatte) selbst bezahlen musste. Früher gab es Doordeals mit fairen Prozentbeteiligungen. Das Risiko wurde geteilt. Der Club hatte einen eigenen Newsletter und ein gepflegtes Stammpublikum. Alle hatten ein Interesse daran, dass die Veranstaltung gut (besucht) wird, und nicht nur ich.

(Ich denke gerade darüber nach, ob ich mir nicht doch einen anderen Job suchen sollte. Wenn ich mich da nur nicht so endlos langweilen würde.)

Also weniger Gage für die Band? 

“Ja, dann musst du deinen Musiker‘*innen eben weniger Gage geben. Du solltest egoistischer sein.“ Nein, das will ich nicht. Denn dann verteile ich das Problem nur auf ganz viele, was die grundlegende Situation aber nicht ändert: Dass mit Musikstreaming, wenn man nicht gerade Megastar ist, kein Geld mehr zu verdienen ist. Dass CDs nicht mehr und Vinyls nur beschränkt verkauft werden. Dass Konzerte und Touren ein Minusgeschäft sind (da gibt es einen tollen Artikel drüber im englischen Guardian). Das wir, die hauptberuflichen Musiker*innen, die die ganze Musikwelt auf unseren Schultern tragen, das Ende der Nahrungskette sind. Als Hobby könnten wir uns ‚Musik machen‘ unter solche Konditionen noch leisten, aber als Pros…

Ich habe keine Lust mehr, mich diesem Diktat zu beugen. Und wahrscheinlich kann ich nach diesem Rant eh in keinem Hamburger Club mehr spielen. Will ich aber auch gar nicht. Vielleicht irgendwann mal wieder in denen, die ein Interesse daran haben, ZUSAMMEN zu arbeiten. Auf Augenhöhe das Risiko einer Live-Veranstaltung gemeinsam zu tragen. Denn wir sitzen alle im gleichen Boot, das wackelt und schaukelt und auch kentern kann, doch es kann nicht sein, dass ich das Ruder für alle übernehmen muss. Liebe Clubs, ich gebe mein nächstes Konzert im Frisörsalon. Guerilla Gig. Gesangsanlage, Diskoampel (hab ich zum 12. Geburtstag bekommen) und Drinks vom Kiosk nebenan. Limitierte Tickets. Der genaue Ort wird erst zwei Stunden vorher bekannt gegeben. Das wird was. Kommt vorbei.

Nachtrag: Wen die Gegenseite interessiert, der lese bitte den Antwort-Artikel von Felix Grädler aus Sicht der Clubs: “Nachwuchskünstler*innen in meinem Club, kann ich mir nicht mehr leisten.”

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Bildquelle: Catharina Boutari

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Profilbild von Stefan

Stefan sagt:

#1 - 27.06.2024 um 15:06 Uhr

3

Toller Artikel, auch wenn der Hintergrund alles andere als erfreulich ist. Mir war das in diesem Umfang gar nicht so bewusst. Traurig, wohin die kulturelle Reise geht.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #1.1 - 28.06.2024 um 11:16 Uhr

    0

    Ja, wir alle, als Fans, müssen und überlegen, ob wir eine gelebte Popkukltur wollen. Und wenn ja, dann müssen wir sie aktiv unterstützen.

    +1
Profilbild von Lukas

Lukas sagt:

#2 - 27.06.2024 um 15:32 Uhr

1

Dass die Erfahrung enttäuschend ist kann ich total nachvollziehen, wir haben auch schon Gigs gespielt, bei denen wir draufgezahlt haben. Seitdem sind wir aber viel vorsichtiger geworden und versuchen immer im Voraus abzuschätzen, ob der Gig überhaupt Potential hat, im Plus zu landen. 700€ um Club und Tontechnik zu mieten ist zumindest aus meiner Erfahrung aktuell eigentlich ein fairer Preis, wenn man einen spezifischen Club an einem Freitag oder Samstag haben will. Die 250€ p.P. für die engagierten Musiker finde ich auch vollkommen okay, der Ticketpreis von etwa 14€ ist zwar nicht übertrieben, lockt aber auch keine "Laufkundschaft" an. Damit man plus-minus Null aus der Nummer gekommen wäre hätten ca. 180 Leute kommen müssen, das ist für kleinere Clubevents schon relativ viel. Insbesondere bei den kleineren Gigs ist die Anzahl der Besucher wirklich entscheidend. Zwischen einem Gig mit 80 Leuten und 130 Leuten merkt man schon große Unterschiede. Für die "Plus"-Zone hätten ja mehr als 200 Leute kommen müssen, das ist im Rahmen von "kleinen Events" schon echt viel. "Im Club zu spielen kann ich mir nicht mehr leisten" trifft es eigentlich ganz gut - letztendlich ist man da als Künstler oder Künstlerin ja Kunde. Man kauft einen Slot beim Club, man kauft die Gastmusiker, das geht leider erst ab einer bestimmten Besucherzahl. Wenn der Club nicht selbst Veranstalter ist, ist er nur Vermieter, dem ist im Zweifelsfall egal, wie viele Leute kommen.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #2.1 - 28.06.2024 um 10:59 Uhr

    0

    Hallo Lukas, mir geht ees vorrangig darum, dass sich die Clubs, wohl auch aus Überlebendnot, nicht mehr an der Werbung beteiligen. Gestern habe ich mit meiner Jazzband aus Hamburg einen ersten Berlin Gig gespielt. Wir haben vielleicht 10 Leute gezogen, da wir in Berlin noch unbekannt sind. Der Club ist aber so gut aufgestellt, mit Stammpublikum und Werbung, dass weitere 50 Personen gekommen sind.Obwohl es knalle heiß war. An der Eingangstür hing das vergrößerte Monatsprogramm und zu jeder Band gab es 5 -10 beschreibende Zeilen, was einen erwartet und die Lust machen, sich neues anzuhören. Den Ticketpreis muss ich genauer erklären. Hätte nicht gedacht, dass hier genau nachgerechnet wird. Toll. Das reguläre Ticket hat 20,- VVK und 22,- € Abendkasse gekostet. Dazu gab es ein paar limitierte Bundels 'Bring a friend' = 3 Tix zum Preis für 2. An der Abendkasse habe ich noch einen Extrapreis für eine befreundete Lehrerin mit ihren Schüler*innen gemacht. Die Jugendlichen haben 8,- € gezahlt. Mehr hätten sie sich nicht leisten können und wären sonst nicht gekommen.

Profilbild von Hanni

Hanni sagt:

#3 - 27.06.2024 um 15:35 Uhr

0

Sehr spannend zu lesen. Ich finde es nicht richtig, wenn Künstler dazu gezwungen werden, das Veranstaltungsrisiko zu tragen. Viele engagierte Clubs buchen Acts wo sie wissen, dass es nicht wirtschaftlich erfolgreich wird, aber der wird durch die sichern Acts querfinanziert. Was mich auch ärgert: an deinem Abend wurden doch sicher Getränke verkauft und so wie die Stimmung war nicht wenige…Es ist kein Geheimnis, dass der getränkeumsatz maßgeblich zu den Einnahmen eines Club dazu gehört. Die sind auch Wirte. Man hat also dich nicht nur bezahlen lassen, sondern auch den Getränkeumsatz mitgenommen. Die Gäste denken: geile Location, die buchen coole Acts und sind engagiert, machen was für die Szene. Wahrscheinlich hast du den Club das überleben ermöglicht, du aber nicht dir. Es gibt ein paar spannende YouTube Videos zu dem Thema aus den usa, woraus sich die Sleep in The Van Diskussion ergab. Warum schläfst du auf Tour im Hotel, musst dich nicht wundern, dass du nichts verdienst Sleep in the van, wenn es so einfach wäre. Der Kostendruck ist massiv und wenn Veranstalter deine Skills die du dir jahrelang trainiert hast nicht bezahlen, ist das übel. Auch ich habe ein Gig dieses Jahr, Gage gibt es keine, dafür was zu trinken und ich muss die Venue nicht bezahlen. Ich bin begeistert? Zwiegestalten. Alle wollen Kunst nur keiner will sie bezahlen. Nicht mal ein Symbolischer Obulus ist drin.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #3.1 - 28.06.2024 um 11:03 Uhr

    0

    Hallo Hanni, obwohl ich den Artikel provokant gecshrieben habe, geht es mit vorrangig darum, auf die Situation von beiden Seiten aufmerksam zu machen. Die Clubs müssen sich mit den Künstler*Innen oder ihren Verbandsvertretungen, wie RockCity in Hamburg, der Berlin Music Pool, Pro Musik etc an einen Tisch setzen. Es müssen Konzepte her, die beiden Seiten ein Überleben ermöglichen. Und natürlich sind auch wir alle als Fans und Konzertbesucher*innen gefragt. Und nicht kurzfristig umzuentscheiden und nicht zu kommen. Aktiv auf kleinere Konzerte zu gehen und die Live-Popkultur zu stärken. Seit Corona ist das ganz schlimm geworden.

Profilbild von Don Promillo

Don Promillo sagt:

#4 - 27.06.2024 um 17:28 Uhr

1

Es ist unverschämt für den Raum Geld zu verlangen. Technik ist was anderes. Wenn keine vorhanden ist müsste man die auch mieten wenn man kein eigens Holz hat. Aber auch da sind moderate Preise angesagt. Normalerweise steht in jedem laden eine Anlage rum. Nur nicht immer für Bands geeignet. Den Mehraufwand kann sich der Wirt bezahlen lassen. Aber moderat, der Wirt nutzt die ja auch selber. Jede Kneipe muss für Personal sorgen um Getränke zu verkaufen. Auch kann es notwendig sein jemanden zu haben der zufasst wenn es Stress gibt. Der kann aber auch die Kasse machen.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #4.1 - 28.06.2024 um 11:06 Uhr

    0

    Hallo Don Promillo, na ja, der Raum / Ort muss ja auch erhalten werden. Ich galub dem Club schon, dass er diese Kosten hat. Vielmehr ärgern mich die Extrakosten für GEMA, Veranstaltungsversicherung und das ich noch jemanden mitbringen soll, der Abends die Tickets kontrolliert.

    Antwort auf #4 von Don Promillo

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    +1
    Profilbild von jkv

    jkv sagt:

    #4.2 - 04.07.2024 um 11:33 Uhr

    0

    Unterschätze nicht die horrenden Mieten in einigen Großstädten. Das sind locker mehrere Tausend Euro im Monat für einen Laden, der einen normalen Café-/Kneipenbetrieb hat und 1-3 mal die Woche die Pforten für Konzerte und Partys öffnet. Wenn man jedes mal 700€ für den Laden einnimmt, kann der gerade so die Kosten für Miete, Heizung, Strom, Wasser bezahlen. Dann hat er noch keinen einzigen Angestellten bezahlt oder Rücklagen geschaffen. Speaking of, viele Läden sitzen auf einem großen Schuldenberg oder können sich gerade so halten. Die Pandemie hat so vieles kaputt gemacht. Gleichzeitig wertschätzen Menschen Musik einfach nicht mehr so wie früher, das Publikum schrumpft. Hip Hop verdrängt Rockmusik in der Popularität, auch weil sie einfacher zu machen ist - ein Hip Hop-Konzert (Rapper*in + Beats aus der Dose vs. 4-Leute-Rockband mit Drumset, 2-3 Amps etc) ist VIEL weniger Personal-, Orga- Technik-Overhead als ein Rockkonzert. Letztendlich müssen alle Menschen inflationsbedingt (25% Kaufkraftverlust seit 2009) auch den Gürtel enger schnallen, in allen Lebensbereichen. Das bedeutet, man hat kaum Spielraum bei den Eintritts- und Getränkepreisen.

    Antwort auf #4 von Don Promillo

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chaosbrain sagt:

#5 - 27.06.2024 um 18:00 Uhr

1

Welcome to the Future.... gibt halt sehr viele Künstler nun,. auch generell ein nicht so kleines Angebot an Clubs und Events.. Der Beitrag liest sich, als würde dem Clubs die Schuld gegeben.. Aber die Kosten die aufgezählt werden finde ich moderat.. Da landen wir in Städten wie halle an der Saale die weitaus kleiner sind auch.. nur halt vielleicht mit 2 Floors. In einer Welt wo alle sich an allen Ecken anbiedern, man permanent mit Releases und Promo überall überschüttet wird, haben halt viele Menschen keine Lust mehr sich die immer gleichen Werbe Inhalte reinzufahren.. Es ist ein harter Markt. Viel Glück

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #5.1 - 28.06.2024 um 11:08 Uhr

    0

    Danke, Chaosbrain. Es ist ein harter Markt. Und die Mietpreise in Hamburg sind wahrscheinlich teurer als in Halle. Aber, wenn wir da als Livekultur durchkommen wollen, müssen wir Mindestbedingungen einfordern und uns neue Konzepte überlegen. Und das Livepublikum m it an Bord holen natürlich auch. Wir sind alle ein Popkulturorganismus.

    Antwort auf #5 von chaosbrain

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Wellenstrom sagt:

#6 - 27.06.2024 um 19:40 Uhr

2

Tja, ich hätte gerne positivere Zahlen und ein hofnungsvolleres Fazit gelesen. Von außen betrachtet kann ich allerdings nur sagen, dass der YT-Kanal mit derzeit 290 Abonnenten und geringen Clickzahlen zeigt, dass es hier einfach noch keine Fanbase gibt, die groß genug wäre, um für ein profitableres Einkommen zu sorgen. Gute Musik und Musikalität allein reichen nicht aus. Der Konsument von Musik unterscheidet sich leider kaum mehr vom Goldfisch im Mini-Aquarium. Kurze Aufmerksamkeitsspanne, nur Knalleffekte (Skandale, buntes Mediengetummel) reißen ihn noch aus seiner kulturellen Eintönigkeit. Vielleicht findet man am ehesten noch Aufmerksamkeit mit der x-ten schlechten Coverversion eines schon längst durchgenudelten Schlagers. Dann kommen die Clicks, die Abos und damit dann irgendwann die potenziellen Konzertbesucher.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #6.1 - 28.06.2024 um 11:15 Uhr

    0

    Hey Wellenstrom, stimmt, 290 Follower auf YT sind noch nichts für die große weite Welt. Aber Hamburg ist meine Homebase. Meine Social Media Frau hat gezielt Werbung für mein Hamburger Publikum geschaltet, Es gab nen Newsletter, sms Kampagne und viel persönliche Ansprache von mir. Beim letzten Konzert, während Corona, sind 200 Leute gekommen. Das Publikum ist unentschlossener, sagt schneller kurz vorher ab. Weggehen scheint nicht mehr so attraktiv zu sein. Gestern hab ich mit meiner Jazz Band in Berlin gespielt, wo wir null Fanbase haben. 50 Leute waren da. Trotz Hitze. Siehe meinen Kommentar zu Lukas.

    Antwort auf #6 von Wellenstrom

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    +1
Profilbild von Ruedi

Ruedi sagt:

#7 - 28.06.2024 um 06:41 Uhr

0

Hab nach Corona noch ein Jahr durchgehalten, danach war endgültig Schluss. Erspartes verbraucht, die eigene Anlage und sämtliches Equipment verkauft, "normale" Arbeit gesucht. Inzwischen bin ich genau dort angekommen wo ich niemals hin wollte: Im Zentrum der Normalität. Mit den Erinnerungen daran, wie es einmal war...

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #7.1 - 28.06.2024 um 11:17 Uhr

    0

    Das tut mir leid Rüdi, aber ich hoffe, du bleibst Musikfan und unterstützt uns mit deinen Konzertbeuchen.

    Profilbild von Franz Vegee

    Franz Vegee sagt:

    #7.2 - 01.07.2024 um 10:44 Uhr

    0

    Tur mir leid zu hören. Abe diese autoritäre Impfschwurbelpolitik hat viele Selbständige und Künstler ruiniert. Freue mich, dass Dir immerhin Deine Erlebnisse bleiben.

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Bonedo Leser sagt:

#8 - 28.06.2024 um 09:00 Uhr

0

Ich stimme generell zu, dass die Situation mit Kosten für Auftritte in Clubs völlig an der finanziellen Realität kleiner Bands/Acts vorbei gehen. Während es früher bei kleinen Auftritten normal war, dass die Band den Eintritt bekommt und der Club die Getränkeeinnahmen bekommt, gibt muss man heute fast immer den Club mieten und eventuell sogar noch den Booker des Clubs bezahlen. Allerdings verstehe ich die obigen Zahlen nicht ganz €920 bei 63 Tickets mach 14,60317... Euro pro Ticket. Und die Abendkasse ist mit €11,81818181... billiger? Normalerweise ist die Abendkasse eher teurer als der Vorverkauf. Zumindest soweit mir das bekannt ist. Und mit den krummen Zahlen muss da irgendwo ein Rechenfehler passiert sein. Ich kenne die gängigen Preise in Hamburg nicht, aber ca €12 für die AK und für den VVK €15, finde ich mittlerweile fast wenig (hier sind es eher €20-€25VVK und €22€27AK). Aber das mag regional unterschiedlich sein.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #8.1 - 28.06.2024 um 11:19 Uhr

    0

    Hallo, ich werde das im Artikel ändern und genauer erklären. VVK 20,- € AK 22,- € VVK gab es eine limitierte Anzahl an Bundles 'Bring a friend' = 3 Tix für 40,- € Bei der AK kommt das Ungelichgewicht, da ich eine Schüler*innengruppe für 8,- € Sonderpreis spontan reingelassen habe, die sonst nicht hätten kommen können.

    Antwort auf #8 von Bonedo Leser

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BadTicket sagt:

#9 - 28.06.2024 um 14:41 Uhr

2

Vor allem: Nicht persönlich nehmen... Die Rechnung ist eigentlich ohne Zahlen ganz einfach. Schon mal gesehen wie viele Bands es heute gibt die auftreten ? Gefühlt könnte man jeden Abend in einer grossen Stadt an mehrere Konzerte gehen, aber mehr Zuschauer gibt es ja deswegen ja nicht. Und da die Musiker mit den Auftritten etwas verdienen wollen, besonders da die Digitalisierung das Hauptprodukt nahezu wertlos gemacht hat, sind auch die Eintrittspreise zum Teil massiv gestiegen. Das wirkt sich ebenfalls auf die Anzahl Eintritte aus. Früher hat man halt mal einen 10er oder 20er auf den Tresen geworfen um was auch Unbekanntes rein zu ziehen, heute sind die Preise zu hoch für solche Experimente...

    Profilbild von Mike

    Mike sagt:

    #9.1 - 02.07.2024 um 11:33 Uhr

    0

    Ja und nein, für mehrere 100 Euro zu den Megastars wird ja nach wie vor in hohen Zahlen gerannt. Ich glaube nicht, dass es mit "mehr Zuschauer gibt es (...) ja nicht" ausreichend erklärt ist - es gibt imho deutlich WENIGER Zuschauer, die sich für lokale, unbekannte Bands von Youtube, Netflix und Co. weglocken lassen. Und das Jahresbudget des Musikbegeisterten geht halt für ein bis zwei Tickets in Stadien drauf.

    Antwort auf #9 von BadTicket

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Profilbild von FNO

FNO sagt:

#10 - 29.06.2024 um 13:04 Uhr

0

Wieviel hat eigentlich die "Beatles" deren Auftritte im "Star Club" gekostet?

    Profilbild von Lovro Novak

    Lovro Novak sagt:

    #10.1 - 29.06.2024 um 15:13 Uhr

    2

    ...traurig bis zur Gesichtlähmung, ist in Wien auch nicht viel anders...... ich bin seit 55 Jahren auf allen Bühnen in Österreich unterwegs gewesen, große, kleine, Clubs, Festivals, Stadthallen, Sporthallen und Stadthauptplätzen... aber so sehr alleingelassen wie heutzutage wurden wir in all den Jahren nie... das ust erst heute so und es tötet uns.

    +1
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Steve sagt:

#11 - 30.06.2024 um 19:39 Uhr

4

Guten Abend Frau Boutari, erst Mal: Danke für den Artikel, der regt zum Nachdenken an. Mich hätte der Merch Verkauf interessiert. War das auch Verlustgeschäft? Was ich gut verstehe ist die Enttäuschung über die Bilanz. Was ich nicht verstehe: Das war doch vorher klar auszurechen, Oder nicht? Selbst wenn der Club überhaupt gar nichts (!) genommen hätte stünde noch ein Fehlbetrag da. Und: Hätte der Club GEMA und Versicherung übernommen wäre es immer noch ein Fehlbetrag. Warum tut Mensch sich das an? Und - wenn man mit der Zeit geht und es sowieso keine „echte“ Band ist, sondern ein kulturschaffender Mensch mit angeheuertem Personal - drängt sich hier denn nicht die Frage auf: Muss eine Performance von 6 Menschen wirklich sein, wenn sowieso die Elektronik betreut mitläuft? Als Duo oder ggf Trio mit vorbereiteten Tracks sieht das Ganze finanziell vermutlich anders aus und es sind kleinere Bühnen/Locations möglich, die weniger Miete wollen - oder ist der Gedanke unzumutbar, absurd und lebensfremd? Ich höre da gerne Argumente in anderer Richtung. Aus meiner Sicht ist die Enttäuschung hier verständlich, aber durch ein absehbares Scheitern verursacht. Jemand der von der Kunst leben will musste schon immer rechnen können - und opportunistisch sein. Stichwort Rechnen? Hier wird nicht davon berichtet, wie man vorher Excel angeworfen hat, begründete Annahmen gerechnet hat und dann unvorhersehbar Pech hatte. Ist die Annahme falsch, dass sehenden Auges in die roten Zahlen gelaufen wurde? Und jetzt wird mit dem Füßchen aufgestampft und die böse Welt angezickt. Das bringt doch nichts. Opportunismus? Ja, böse, böse. Ich meine: Michelangelo und Haydn hätten als Künstler andere Dinge gemacht, wenn die Auftraggeber mächtige atheistische Handelsbünde gewesen wären. War aber nicht so. Also galt wie immer „Wes Brot ich fress, des Lied ich sing, des Bild ich male usw.“. Und so gab es halt den Auftrag für die Sixtinische Kapelle. Kunst entsteht eben nicht unabhängig vom Kontext. Aus meiner Sicht ist ihr derzeitiges Konzept nicht überlebensfähig. Viel Erfolg auf neuen Wegen!

    Profilbild von Chinmayo

    Chinmayo sagt:

    #11.1 - 01.07.2024 um 12:25 Uhr

    0

    Auch eine Sichtweise. Ja, das System ist krank und zutiefst menschenfeindlich. 1. leben wir nicht mehr im Mittelalter 2. muss man, indem man sich anpasst ,nicht Teil des Problems werden

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    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #11.2 - 03.07.2024 um 14:14 Uhr

    0

    Hallo Steve, die Mercheinnahmen waren 162,- € Umsatz. Also überschaubar. Und natürlich habe ich die Exceltabelle vorher angeworfen. Eine schwarz/rote Null war mein Ziel. War halt ein Releasekonzert, wo ich in meiner Heimatstadt auffahren wollte. Deswegen sehenden Auges in die Null. Das mir das aber, trotz intensivster Werbung nicht möglich war, ist das frustrierende. Mir war vorher nicht klar, was es bedeutet, wenn der Club nur noch den Raum gibt und für nichts anderes mehr zuständig ist. Macht auch nicht viel Sinn, denn Werbung von 2 Seiten = mehr Gäste für alle = mehr Einnahmen für mich und mehr Getränkeumsatz für den Club. In Hamburg gibt es vom Clubkombinat (dem Zusammenschluss aller Clubs) einen Live Music Account, wo sich die GEMA zurückerstattet werden lassen kann und es gibt eine Förderung, die der Club beantragen könnte, wenn er Werbung für die Acts macht - Habe ich leider erst hinterher erfahren. Michelangelo, Bach und Verdi hatten wenigstens spendable Mäzene, die solch großartige Kunst möglich gemacht haben.Wir haben niemanden, der uns sponsort, egal ob Bedingungen daran hängen oder nicht. Apropos Laptop. Ja, das werde ich in nächster Zeit erstmal so machen. Eine/n Begleitmusiker*in und Zuspieltracks. Ich liebe allerdings handgemacht Musik und schätze das Zusammenspiel mit Menschen sehr, was natürlich mit einer Maschine im Nacken erst mal verloren geht. Und danke für die Wünsche nach neuen Wegen - auf deren Suche bin ich gerade.

    +1
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Chinmayo sagt:

#12 - 01.07.2024 um 09:06 Uhr

0

Es ist höcht bedauerlich. Leider begreifen viele Musikliebhaber und Konsumenten nicht, das sie Teil des Problems geworden sind. Diese Geiz ist geil Mentalität gibt es ja schon länger. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Steckt man sein Engagement in Werbung, Social Media, Promo, Merchandising etc. bleibt keine Zeit mehr für das Musizieren. Am Ende kommt man dann gegen die Übermacht der Gleichschaltungs und Verblödungs Industrie doch nicht an . Es ist ein verdammter Teufelskreis. Mit Musik Geld zu verdienen habe ich schon länger aufgegeben. Das letzte Album ist nur digital erschienen und ist während der Corana Zeit fertiggestellt worden. Geld wird damit keins verdient, man ist Content Lieferant. Wer glaubt mit viel Arbeit ist das zu erreichen ist ein Narr und fällt auf das Märchen der Profiteure vom Ruhm über Nacht herein, die mit dem eifrig bereitgestellten Material ihre Kanäle erfolgreich befüllen. Wir arbeiten derzeit an einem neuen Album, das nur noch aus Leidenschaft entsteht, es bleibt ohnehin in diesen Zeiten wenig Zeit zum Üben oder für Gigs, die es auch kaum noch gibt. Ich bin zu frustriert und durch fremdbestimmte Arbeit ausgelastet da bleibt kaum Zeit für Kreativität. Es braucht ein kollektives neues Bewusstsein bei allen Beteiligten, mit Spaltung und abwälzen von Kosten auf die Schwächsten, ist keine Veränderung möglich. Ich glaube leider der Tiefpunkt ist hier noch nicht erreicht. Altes muss erst sterben bevor Neues entstehen kann. Irgendwann haben die Leute auch die Schnauze voll von grottigem Mainstream, herzloser KI Musik und völlig überteuerten Mega Events. Wir leben in Zeiten des Umbruchs, eigentlich sehr spannend, aber erst noch müssen wir durch ein dunkles Tal mit vielen Opfern.

Profilbild von Christina Lux

Christina Lux sagt:

#13 - 01.07.2024 um 16:15 Uhr

1

Liebe Catharina, die Lage ist wahrlich nicht einfach gerade. Allerdings fehlt in Deiner Aufstellung komplett die Seite des Clubs. Welche Kosten hat er an der Backe? Werbung geht immer nur dann richtig, wenn beide Seiten alles geben. Ja, wir werden mehr und mehr schauen müssen, was überhaupt noch möglich ist. Die Erfahrung zeigt, dass es in den Clubs, in denen nicht ehrenamtlich gearbeitet wird, sehr schwer geworden ist. Es gab mal 70 / 30 Deals ind den großen Stadten fast überall 50/50 inzwischen. Sonst 60/40. Die Kosten für Ton, Personal, Werbung, Gema & KSK (ca. 11 %), Hotel und Catering liegen je nach Größe der Band mal schnell bei 600,- Euro für den Club. Dann hat er aber noch keine Pacht oder Miete drin. Nein, wir sind nicht die Schwächsten. Denn auch ein Club kann nicht bei jedem Konzert drauflegen oder null auf null rauskommen. Dann kann sich das schlicht niemand erlauben. Überall da, wo keine Förderung da ist, die etwas abfedert, wird es eisig. Und jeder kann sich dann selbst ausrechnen, dass bei 100 Leuten die je 20,- Euro zahlen mit 2.000 Euro der Sack zu ist für alles. Gagenrechner sind etwas Schönes. Aber es muss auch möglich sein. In großen Städten, in denen die Clubs wirtschaftlich arbeiten müssen, wird es immer schwieriger. Also kleinere Orte und Ehrenamt. Aber auch die werden immer weniger. Viele haben Mitte der Achtziger mit mir ihre Arbeit angefangen. Und nach 40 Jahren fehlt auch bei vielen der Nachwuchs. Da sind die Leut inzwischen ab 70 aufwärts. ;-) Mein Respekt. Will sagen Clubs dissen bringt wenig. Einer schrieb mal, aber die GEMA...Leuddee, hört das nie auf. Es sind gerade mal 6 % der Nettoticketeinnahmen und für alle, die schreiben unverzichtbar. Daran wird das sicher nicht scheitern. Gäbe es das nicht wäre auch diese Einnahmequelle für Komponisten und Texter dahin, denn dahin geht dieses Geld. Ich bin auch etwas ratlos, weil es im Moment sehr still ist, wenn man irgendwo nachfragt. In Leipzig las ich vom großen Clubsterben. Am Ende muss alles miteinander gefunden werden und so, dass keiner weint. Und ja, man kann Ticketpreise nicht endlos hochziehen. Auch da gibt es Gefälle. Dennoch etwas, was ich jedem nur raten kann das klar im Vertrag festzulegen. Und außerdem sich selbst sehr aktiv in die Werbung einzuklinken.

Profilbild von Hannah

Hannah sagt:

#14 - 01.07.2024 um 16:51 Uhr

0

Lieben Dank für den Artikel! Die Situation ist im Klassik-Bereich auch nicht wesentlich anders. Selber veranstalten ist für mich Alltag geworden, Hilfe vor Ort selten. Früher stellten CD-Verkäufe 50-60% meiner Umsätze dar. Darüber haben sich solche Konzerte dann finanziert. Das ist komplett weggebrochen. Eine Fanbase ist unglaublich wichtig und an neuen Orten / in neuen Städten wird es immer schwieriger diese aufzubauen - zumindest ohne eine sehr teure Werbekampagne zu starten. In vielen Bereichen wird es sicherlich viele Musiker*innen zum Aufgeben bewegen. Entweder man kann es sich leisten und spielt aus Freude oder der Bekanntheitsgrad ist so groß, dass immer genügend Zuhörer*innen da sind. Oder es gibt eine öffentliche Förderung - aber das wird auch sicherlich weniger werden. Dazwischen wird es eng ...

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Amos omb sagt:

#15 - 02.07.2024 um 12:32 Uhr

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Die Zeiten für Musiker/Künstler haben sich halt sehr geändert. Ich bin inzwischen über 70 und habe mein ganzes Leben in vielen Bands und nun seit ca. 15 Jahre auch alleine Musik gemacht. In den 60er-70er Jahren sind wir als Band von den Veranstaltern, das kann man heute nicht mehr glauben, einfach per Gage bezahlt worden. Da konnte man auch tatsächlich von leben. Dann ging es nur noch bergab. Als unbekannte oder wenig bekannte Band wollte kaum mal eine Eckkneipe mehr ausgeben als Freibier und eine Wurst. Geldverdienen konnte man dann nur noch als Top40 Band auf Bällen oder Ähnlichen Veranstaltungen, erstrangig mit Schlagermusik. Zu dieser Zeit habe ich mich dann entschlossen ich mache nur noch die Musik die ich gerne mache. Ehe ich mir meine Begeisterung zur Musik durch gut bezahlte, aber für mich unerträgliche Stimmungsmusik Auftritte, kaputt machen lassen, gehe ich lieber anders arbeiten und verdiene mit der Musik noch zusätzlich etwas. Die Rechnung ging für mich auf. Ich hatte keine Geldprobleme mehr, spiele nun seit vielen Jahren meine persönliche Pop, Rock Lieblingssmusik und einige eigene Songs auf kleinen Veranstaltungen. Durch einige "Stammkunden" sind das so 10-15 Veranstaltungen im Jahr für mich. Da bin ich nicht mehr der Veranstalter und somit keine Gema, Vorfinanzierung, Mietkosten usw. Also im minus gehe ich da nicht raus. Aber das ist nicht die Lösung des Problems, denn als Musiker leben könnte ich davon nicht. Ausserdem hat es ja auch recht lange Zeit gedauert bis ich diese recht festen Gigs hatte. Kurz und gut es ist halt wie im restlichen Leben. Die Grossen......Die Kleinen......Für mich persönlich habe ich mich richtig entschieden, bin nun lange Rentner und mache regelmäßig Musik und zwar die Musik die ich machen möchte. Wer natürlich Grosses in der Musikbranche anstrebt, kann diesen Weg vergessen.

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Dorothee sagt:

#16 - 02.07.2024 um 16:30 Uhr

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Liebe Catharina, ich fühle mit Dir, auch wenn ich Verabstalterin ohne Budget und Getränkeeinnahmen bin und auch Festkisten für meinen Club berechnen muss, so tue ich aber alles dafür, dass der Laden voll wird. Heutzutage ein endloses Risiko.

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Michael Kummer sagt:

#17 - 02.07.2024 um 16:33 Uhr

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da hilft nur bedingungsloses grundeinkommen Musikbussines für kleine Bands war ist und bleibt schwierig

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Benjamin sagt:

#18 - 02.07.2024 um 19:55 Uhr

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Pay to play geht gar nicht. Das manche Clubs "Miete" dafür nehmen, dass man ihnen florierende Bareinnahmen sichert, die ohne den Liva-Act garnicht passiert wären, ist absurd. Don't do it = don't support it.

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Ina Vellguth sagt:

#19 - 02.07.2024 um 21:50 Uhr

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Habe mal als betroffener Künstler bei der KSK angerufen - die waren entsetzt und haben gesagt, dass es die KSK nicht will, dass der Künstler seine eigene KSK zahlt (außer den Anteil, den er ja sowieso zahlen muss). Dass ist nicht ganz legal, was die Clubs da teilweise machen. Ich weiß auch nicht, wie die GEMA das sieht.... Clubs zahlen eine Flatrate bei der GEMA , die deutlich niedriger ist, als eine Band als Einzelveranstalter!

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #19.1 - 03.07.2024 um 16:37 Uhr

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    Liebe Dorthée, danke, für dein Verständinis. Clubs, die sich engagieren, meine ich nicht. Ich habe großen Respekt vor dem Wagnis, einen Club zu führen. Viel Erfolg! Zusammen schaffen wir das.

    Antwort auf #19 von Ina Vellguth

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    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #19.2 - 03.07.2024 um 16:39 Uhr

    0

    Liebe Ina, wenn ich veranstalte, dann bin ich eigentlich zwei getrennte Personen in einer Person. Und die Veranstalterin muss dann halt die KSK für die Künstlerin übernehmen. Absurd, nicht? Das die Clubs GEMA Flatrates haben, habe ich erst hinterher erfahren. Noch absurder.

    Antwort auf #19 von Ina Vellguth

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Profilbild von Pavel

Pavel sagt:

#20 - 02.07.2024 um 21:52 Uhr

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Die Enttäuschung über die negative Bilanz nach dem Konzert kann ich nachvollziehen. Ja, der Veranstalter trägt das Risiko, aber auch die Chancen darf man nicht ausblenden, und sie waren eindeutig da: Neues Release, Auftritt in der Homebase, hohe Publikumszahlen aus früheren Gigs. Wären 150 zahlende Gäste da gewesen, wäre es nicht nur musikalisch, sondern auch finanziell ein Erfolg gewesen. Erst wenn man ernsthaft davon ausgeht, dass die Band keine 100 Leute ziehen kann, mit einem Ticket für 20€, kann man es sich nicht leisten, dieses Konzept im Club umzusetzen. Am Ende waren zuwenig zahlende Gäste da - leider, trotz guter Musik, harter Arbeit und Promo. Hätte ein Club durch sein Stammpublikum die bis zum finanziellen „Break Even“ ca. 44 fehlenden zahlenden Gäste beisteuern können? Das muss man bei der Planung und Kalkulation berücksichtigen. Und wenn die 700€ Club-Miete nicht nur die Technik, sondern auch einen professionellen Tontechniker enthalten, ist es ein fairer Deal. Ein Doordeal hätte in dieser Situation aufgrund der fixen Gage für die Gastmusiker den Verlust der Veranstalterin nur abgemildert. Bei einem Deal mit bspw. 30% Club-Anteil (und wenn dieser noch die GEMA übernimmt) müsste die Veranstalterin bei dem Erlös von 1.180€ immernoch 500€ für die Band aufstocken - auch keine Lösung. Ich hoffe, dass sich das zumindest musikalisch erfolgreiche Release-Konzert und das veröffentlichte Album rumsprechen, die Fanbase wächst, und die finanzielle Situation bei künftigen Gigs auch durch entsprechende Planung bessert.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #20.1 - 03.07.2024 um 16:42 Uhr

    1

    Hallo Pavel, danke, für die Wünsche. Wird es. Du hast die Situation super zusammengefasst. Ein kleineres Minus oder eine stabile Null wären ok gewesen. Das Konzert stand auf der Investitionsseite. Eine Mitarbeit des Clubs hätte das Risiko um einiges abgpuffert, aber natürlich spielt auch die Entwicklung, dass das Publikum seit Corona sehr wankelmütig ist eine Rolle.

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Andreas sagt:

#21 - 03.07.2024 um 00:49 Uhr

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Hallo liebe Catharina, zunächst einmal Danke für diesen Einblick in das Gemüt einer Künstlerin die auch gleichzeitig Veranstalterin ist. Wenn ich das richtig verstehe, waren die verhandelten Konditionen und die daraus resultierenden Kosten vorab klar, demnach wurde dann ein Ticketpreis mit der ungefähr zu erwartenden Besucherzahl ermittelt, Sponsoring oder Kulturförderung gab es keine. Spätestens da hätte auffallen müssen, dass das Risiko sehr hoch ist. Das Risiko wurde eingegangen, und leider Gottes muss jetzt draufgezahlt werden. Das ist mies und enttäuschend für dich als Künstlerin, jedoch unternehmerisches Risiko für dich als Veranstalterin. Was den Club und die angegebenen Konditionen betrifft, sind diese überschaubar und fair. Die meisten Clubs sind Kapitalgesellschaften oder GbRs und arbeiten kommerziell, da sind schnell bei kleinen Clubs (200 - 500 POK) 10k bis 30k monatliche Fixkosten möglich. Deswegen muss sich ein Club bei allen externen Veranstaltungen absichern, dies kann durch einen Mindestumsatz bzw bei nicht erreichen eines bestimmten Umsatzes eine Umsatzausgleichsgebühr sein. Oder eben durch Erhebung der Miete und Weitergabe bestimmter Kosten wie GEMA (Live Konzerte sind im übrigen nicht vom GEMA Rahmenvertrag abgedeckt und werden separat berechnet), Soundtechnik und KSK (völlig rechtens wenn die Künstlerin auch die Veranstalterin ist). Was die Einnahme durch Getränke betrifft, bei Konzertbesuchen (Kulturveranstaltung) wird meistens weniger verzehrt als bei z.B. Party Veranstaltungen. In der Kalkulation der Getränkepreise ist die Position "Zu wenig Publikum" nicht enthalten, denn sonst würden die explodieren. Und in diesem Falle, hat der Club an einem Freitag 700 Euro Miete bekommen und Getränkeeinnahmen ca 1000 - 1200 Euro abzgl 19%Mwst - Wareneinsatz - Personal - Gas - Wasser - Strom - eigene Miete. Für deine Art Konzert wäre eine Kulturförderung (Initiative Musik etcpp) das richtige gewesen, dann hätte Künstler:innen und Club kein finanzielles Risiko, denn oftmals ist es ja so das der Club Newcomern Künstler:innen eine Bühne geben will, jedoch am selben Abend etwas niedrigschwelliges lukrativer ist ( 90s Trashparty VS Clubkonzert ). Was natürlich wieder auf dem sich permanentem verändertem Ausgehverhalten der Gäste zurückzuführen ist. Also um es abzuschließen, dieses Event hätte nur für alle gut funktioniert wenn über 200 zahlende Gäste dort gewesen wären. Und das war vorhersehbar. Es tut mir von Herzen leid das du die Erfahrung gemacht hast, but don't blame the booker this time...

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #21.1 - 03.07.2024 um 16:49 Uhr

    0

    Lieber Andreas, I don't wanna blame the booker und ich finde auch die Miete für den Club ok. Ich hab das gar nicht bewertet, nur aufgezählt. Mir geht es um die Risikoverteilung, die alleine auf meine Seite gekippt worden ist. Der Club hätte zB auch Werbung macvhen können, obwohl er den Raum an mich vermietet. In Hamburg gibt es den Live Music Account, wo die Clubs beantragen können, dass ihnen die GEMA zurückerstattet wird. Mir ist völlig bewußt, dass ich ein unternehmerisches Risiko gefahren bin. Bei einem Ticketpreis von 20,- € VVK und 22,- € AK hätte ich 102 voll zahlende Gäste gebraucht, um auf Null zu sein. Bei meinem letzten Konzert waren 200 Gäste, also fand ich 50% davon als Break Even jetzt nicht so unerreichbar.

    +1
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Torsten Graenzer sagt:

#22 - 03.07.2024 um 02:26 Uhr

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Das Problem kenne ich sehr gut. Wir waren mit einem überschaubaren Trio in Theatern und auf Kleinkunstbühnen im deutschsprachigen Raum unterwegs, hatten immer den Anspruch, unsere Ton- und Lichtleute sowie Gastmusiker zu bezahlen, auch wenn für uns selbst dann weniger oder gar nichts übrig blieb. Den Luxus eines Tontechniker, der von der Sache her unser 4. Ensemble-Mitglied war, gönnten wir uns sehr gerne. Dennoch war es eine Gratwanderung, vor allem, wenn wir aus dem Berliner Raum nach NRW oder Bayern fuhren und dort nur 6 Leute im Publikum saßen - trotz guter Werbung der Veranstalter. An der Qualität kann es nicht gelegen haben, denn wir haben als unbekannte Künstler jedes Mal das Publikum mit unserem Programm nicht nur erreicht, sondern oft auch begeistert, unsere beiden Alben wurden für den "Preis der deutschen Schallplattenkritik" nominiert. Miete für die Räumlichkeiten mussten wir nie bezahlen, die Tankwarte allerdings schon. Auch wenn es nicht überall so trübe aussah, wie bei den genannten Konzerten, konnten wir die Verluste nicht lange auffangen. Und trotz wirklich guter Unterstützung einzelner Menschen und sogar dreier Stipendien während der Corona-Zeit, die uns ein Album ermöglichten, haben wir beschlossen, uns von der professionellen Musik zurückzuziehen. Wir spielen alle zwei Jahre in unserer Heimatstadt für unser Publikum. Die kleinere Bühne des hiesigen Theater bekommen wir voll, wir werden vom Haus auch toll mit Technik und Werbung unterstützt. Allerdings werden wir das - altersbedingt - auch nicht mehr allzulange machen können. So verabschieden wir uns auf Raten und es tat mir unwahrscheinlich weh, mich mit dem Gedanken anzufreunden, mich von dem verabschieden zu müssen, was seit 40 Jahren mein Lebenstraum und lange Zeit auch -inhalt gewesen ist. Alles in allem: Du musst schon recht vermögend oder mit einem ordentlichen Sponsoren-Pool starten, um überhaupt noch öffentlich in Erscheinung treten zu können. Was das betrifft, bin ich desillusioniert, weil wenig Nachhaltigkeit entsteht. Für mich ist es eigentlich Aufgabe des ÖR als auch geförderter Veranstaltungshäuser, genau jene Vielfalt abzubilden und zugänglich zu machen, unabhängig davon, ob das Geld für teure Promotion vorhanden ist. Qualität und Inhalt sollten entscheidend sein... Wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben, das all unser Herzblut künftig KI und Algorithmen überlassen wird...

    Profilbild von Torsten Graenzer

    Torsten Graenzer sagt:

    #22.1 - 03.07.2024 um 02:32 Uhr

    0

    ich meinte natürlich: "nicht der KI überlassen wird"...

    Antwort auf #22 von Torsten Graenzer

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    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #22.2 - 03.07.2024 um 16:53 Uhr

    0

    Lieber Torsten, um Menschen wie dir ein Gehör zu geben, habe ich diesen Artikel geschrieben. Ich mag mich einfach nicht damit abfinden, dass Kultur, in all ihrer Vielfältigkeit, gerade so unwichtig wird. Irgendwann werden die Menschen hoffentlich genug von reiner KI und am Laptop generierter Musik haben. Vielleicht ist dann handgemachte Musik mit echten Menschen wieder die Revolution. Alles Gute euch!

    Antwort auf #22 von Torsten Graenzer

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Guenter sagt:

#23 - 03.07.2024 um 11:55 Uhr

0

Dem stimme ich voll zu. Wir sind nach amerikanischer Unart schon fast davor (oder sind es schon), dass es heißt: "pay to play". Vielfach sind die Mietpreise für Locations schlicht "Kulturverhinderung". Selbst manche Kirchen rufen schon saftige Preise auf. Im Übrigen: Warum verlangen von der öffentlichen Hand getragene Spielstätten (Bürgerhäuser, Rathausdielen, Schulaulen etc.) Geld? Sie werden doch durch Steuergelder finanziert, also von uns allen. Ich lasse es mir noch gefallen, wenn ggf. für die WC-Reinigung eine kleine Pauschale anfällt. Und so bleiben die Künstler*innen letztlich am Ende der Nahrungskette, für einen regelmäßigen Broterwerb reicht bei den Wenigsten. Wohl dem, der als Musiklehrer*in ein gesichertes Einkommen hat. Und auch das wird gerne übersehen: Die Kosten für Instrumente und Noten. Eine (individuell gebaute) Konzertgitarre kostet schnell mal 5000 €, das Geld für Saiten und Noten läppert sich zusammen und wenn Ensemblemitglieder aus unterschiedlichen Richtungen kommen, fallen mindestens Reisekosten an. Im Flugzeug muss für den Gitarrenkoffer noch ein extra Sitzplatz gebucht werden. Und so besteht ein ambitioniertes Künstlerleben überwiegend aus Herzblut, Idealismus und Spaß an der Freude. Wer braucht dazu noch Geld ...

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Frank Krueger sagt:

#24 - 03.07.2024 um 12:25 Uhr

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Mal sollte aber nicht alle Clubs/Veranstaltungsorte über einen Kamm scheren. Genauso wie auch alle Musiker sich nicht gleich engagieren dafür zu sorgen, dass die Hütte voll wird. Bin Mitglied eines Vereins, der ehrenamtlich Konzerte durchführt. Doch trotz des ehrenamtlichen Engagements, haben auch wir laufende verpflichtete Kosten, die getragen werden müssen(Versicherung, GEMA, Ticketgebühren VVK usw. . Wie die Musiker, werden auch wir nicht reich dadurch und sind froh, wenn wir an einem Konzertabend zumindest keine Miese machen. Ein Pay to Play gibt es bei uns nicht und wenn ein Abend Besuchertechnisch gut läuft freuen sich beide Seiten und wenn nicht. ist es für beide Seiten ein beschissener Abend. Was aber nichts an den für den Club laufenden fixen Kosten ändert, die wir bezahlen müssen, auch wenn nur 20 "Mann2 vor der Bühne stehen.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #24.1 - 03.07.2024 um 16:44 Uhr

    0

    Lieber Frank, ich habe großen Respekt vor eurem Engagement und eurer Arbeit. Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft. Lasst uns das Ding gemeinsam rocken.

    Antwort auf #24 von Frank Krueger

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KlangFarben Kufstein EV Michael Litzko sagt:

#25 - 03.07.2024 um 13:30 Uhr

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Wer bei uns im Verein KlangFarben ein Konzert gibt bekommt eine Fixgage, ein Abendessen und ein Hotelzimmer. Sound- und Lichttechnik wird von uns übernommen. Ich nehme an, der/die KünstlerIn hat einfach im falschen Club gespielt.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #25.1 - 03.07.2024 um 16:55 Uhr

    0

    Ja, Michael, hab ich! Werd ich auch nie wieder tun. Ehrenwort. Vielen Dank, für euer Engagement und eure respektvolle Arbeit. ich wünsch euch alle Gute!

    Antwort auf #25 von KlangFarben Kufstein EV Michael Litzko

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    Profilbild von Frank Krueger

    Frank Krueger sagt:

    #25.2 - 03.07.2024 um 20:26 Uhr

    0

    Abendessen und Getränke gibt es bei uns auch kostenlos für die Bands. Aber was macht ihr wenn es nur 20 bis 30 Leute vor die Bühne bringt? Da gerät man als Veranstalter mit einer Fixgage schnell in Schieflage, oder wie regelt ihr so was?

    Antwort auf #25 von KlangFarben Kufstein EV Michael Litzko

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Tatjana sagt:

#26 - 03.07.2024 um 17:42 Uhr

0

Wir spielen mit Keksfaktor nur auf Festgage oder Doordeals mit Prozenten. Vor Corona, war das auch nie ein Problem. Auch wenn mal in kleinen Theatern nur 20 Leute da waren, hatten wir zwar kaum was verdient, aber zumindest bis auf unsere Zeit und Bentzin keinen Verlust. Jetzt gibt es kaum noch solche Auftrittsmöglichkeiten, keine Veranstaltungsorte die das Risiko auf sich nehmen wollen.

    Profilbild von Pavel

    Pavel sagt:

    #26.1 - 03.07.2024 um 21:03 Uhr

    1

    Tatjana, das geht natürlich nur, wenn sich die ganze Band am Risiko beteiligt. Im Falle der Veranstalterin stand nach Abzug der Clubmiete und GEMA ein Resterlös von 405€ da - das wären 67€ pro Beteiligten - nicht viel, aber es waren eben zuwenig Leute da. Hier war die Situation anders: Für die Gastmusiker und Visual-Betreuung hat Catharina eine Fixgage von 250€/Musiker bzw. insgesamt 1.325€ (inkl. KSK) vereinbart. Catharina ist das Risiko eingegangen, was ich auch verstehen kann - in der Vergangenheit waren auch mal 200 Leute da. Ab 102 Tickets für 21€ wäre sie bereits im Plus gewesen, beim ausverkauften Club sogar mit über 1.000€. Das Kalkül ist aber leider nicht aufgegangen. Genauso wäre es gewesen, wenn ein Club eine Gage von 250€ vereinbart (ich kenne Beispiele dafür). Dann hat er natürlich das Risiko, aber eben auch die Chancen, wenn entsprechend viel Publikum da ist.

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Rocky sagt:

#27 - 03.07.2024 um 21:53 Uhr

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Seltsam geht das in Deutschland zu. In Österreich wird man für seine Leistung bezahlt oder man bekommt irgendwas anderes dafür wie Essen, Getränke, Werbung und freiwillige Spenden. Als Gastronom würde ich Künstlern nichts verrechnen ausser es geht was wirklich schief. Bei uns ist es eher andersrum das Problem, die meisten Künstler wollen viel Geld das sie bei uns spielen, sind aber teils unbekannt und man bleibt bei ner 20 Mann Show dann gleich mal auf den Kosten sitzen. Da man in Bars so oder so keinen Eintritt mehr zahlen will mittlerweile, können wir den auch nicht verlangen. Mit vielen Künstlern konnten wir uns arangieren aber bei manchen die dann direkt sagen das sie 2000 Euro und Übernachtungskosten wollen müssen wir halt absagen weil ohne Eintritt is das einfach nicht möglich.

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WolfgangS sagt:

#28 - 03.07.2024 um 22:23 Uhr

0

Tja, deshalb habe ich mit der Musik aufgehört.

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MySounds sagt:

#29 - 04.07.2024 um 10:37 Uhr

2

Vielen Dank für die anschauliche und nachvollziehbare Situationsbeschreibung - auch wenn sie für viele wenig überraschend sein dürfte. Ich glaube, dass die Hauptursache gar nicht so sehr in Risikoverteilung oder Corona-Nachwirkung besteht sondern viel grundsätzlicher ist und zeitlich auch weiter zurückliegt. Das gesamte "Kultursystem" hat noch nicht gemerkt (und entsprechend auch noch nicht darauf reagiert), dass Musik generell einen anderen Stellenwert bekommen hat. Musik wird mehr "konsumiert" und nicht mehr "erlebt". Und wenn der Konsum dann sogar noch (fast) kostenlos a la Streaming-Plattformen möglich ist, schleift sich im Laufe der Jahre das Bedürfnis des Erlebens einfach ab. Das haben wir jetzt seit fast 20 Jahren so. In der Folge haben 100te Clubs geschlossen und kommunale Veranstalter ihre Budgets (z.B. für Veranstaltungen in Jugendzentren etc.) massiv zurückgefahren. Da passt es dann in den Zeitgeist, dass sowohl Veranstalter wie auch Künstler versuchen müssen, ein Maximum aus jeder sich bietenden Gelegenheit rauszuschlagen und sich folgerichtig Fronten und tw. gegensätzliche Ziele und Interessen bilden, bei denen es keinen gemeinsamen Nenner mehr gibt.

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Inside sagt:

#30 - 04.07.2024 um 10:40 Uhr

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Was hier außer Acht gelassen wird, ist auch die deutliche Preissteigerung für die Fans. 20 Euro plus Vorverkaufsgebühr für eine Künstlerin, die ich vielleicht noch nicht kenne, ist schon happig. Das muss ich mir überlegen. Wenn man sich mal anschaut, wie sich die Preise in den letzten 20 Jahren im Gegensatz zu den Löhnen entwickelt haben, ist es natürlich klar, dass man nicht mehr auf so viele Konzerte gehen kann. Corona mit Kurzarbeit und die krasse Inflation seitdem hat sicherlich dazu beigetargen, dass man jetzt mehrfach überlegt. Zudem ist der Markt schon auch übersättigt. Da Touren für viele KünstlerInnen zur Haupteinnahmequelle geworden ist (hier sind vor allem natürlich auch größere Acts gemeint) hat man auch viel mehr Möglichkeiten. Wie das Problem zu lösen ist?

Profilbild von Felix Graedler

Felix Graedler sagt:

#31 - 04.07.2024 um 11:46 Uhr

1

Ich habe mal versucht, das Thema aus Sicht eines Clubs zu formulieren... https://www.felixgraedler.de/clubkultur/nachwuchskuenstlerinnen-in-meinem-club-kann-ich-mir-nicht-mehr-leisten/

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #31.1 - 04.07.2024 um 12:22 Uhr

    0

    Lieber Felix, ich danke dir fürdiesen tollen Artikel von der anderen Seite und die transparente Kostenaufstellung eines Clubs. Ich maile dich gleich mal an, denn ich würde ihn gerne unter meinem Artikel verlinken. Let's meet auf Augenhöhe!

    Antwort auf #31 von Felix Graedler

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    Profilbild von Steve

    Steve sagt:

    #31.2 - 06.07.2024 um 09:27 Uhr

    0

    Hallo Herr Graedler, vielen Dank für die Perspektive. Sehr überrascht bin ich von dem Punkt Getränkeverzehr pro Kopf. Meine Erfahrung bezüglich unserer Zielgruppe und Publikum ist eher, dass die Lokalität tendentiell „leergesoffen“ wird. Beispiel, in einem kleinen Club in Göppingen war in der Pause zwischen den Sets der Jack Daniels einfach alle. Sicher, da können dann keine 20€ Eintritt fällig werden. Meine Vermutung: Für das finanzielle Gesamtergebnis spielen viele miteinander verbundene Dinge zusammen. Vielleicht schaffen eben nicht nur der Bekanntheitsgrad einer Newcomer Band, sondern auch das Konsumverhalten (Vorglühen/Kiffen/Synthetik) des dazugehörigen Publikums Fakten. Konsumiert wird immer, meine ich.mNur nicht immer an der Theke.

    Antwort auf #31 von Felix Graedler

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Profilbild von m.

m. sagt:

#32 - 04.07.2024 um 20:37 Uhr

1

ich weiß ja nicht genau wie es in deutschland ist aber in österreich sterben die kleinen clubs.. speziell seit deutlich weniger subventioniert wird.. kulturförderung wäre extrem wichtig um wieder ein für beide seiten wirtschaftliches zusammenwirken zu ermöglichen.. das würde freiraum schaffen der kultur und dem dazugehörigen ambiete den fokus zu geben den es braucht..

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #32.1 - 08.07.2024 um 17:35 Uhr

    0

    Lieber M., ja, hier ist es genau so. Das war mir auch klar, als ich den Artikel geschrieben habe. Hinter dem Handeln steckt eine gewisse Not. ich finde nur das Mittel, da wieder raus zu kommen, sehr kurzsichtig und einseitig gewählt. Alles Gute nach Österreich.

Profilbild von Jan Eustergerling

Jan Eustergerling sagt:

#33 - 07.07.2024 um 23:09 Uhr

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Ich sehe hier mehrere Probleme, die aufeinandertreffen. Ein bequemes Publikum, eine "Erziehung" durch Streamingangebote von Netflix bis Spotify, ein durch die Plattformen auch präsentiertes Überangebot an letztlich doch sehr vielen sehr ähnlichen Künstlern. Wer durchdringt, wer nicht, hat ja auch viel mit Algorithmen zu tun, mit Playlists, die zunehmend KI-generiert sind. Und eben einen relativ engen Mainstream überbetonen. Ein Grundproblem, das betrifft mich als bildenden Künstler und Illustrator ja auch, ist ein großer Trend zu immer weniger Besitz. Man möchte Kunst nicht mehr Besitzen, es zählt das Event. Die Vernissagen sind voll, aber kaum jemand kauft Kunst. Genauso mit der Musik. Wer hat denn unter 30 noch eine Musiksammlung? CDs oder LPs sind was für Nerds und kleine Szenen. Für 9,99 im Monat kann man doch fast alle Musik haben. Was mich immer frustriert ist, das die Leute zwar ohne mit der Wimper zu zucken 50-60 Euro im Monat für ihren Handytarif ausgeben, aber 20 Euro im monat für einen faireren Streamingdienst wie Tidal oder Qobuz ist schon zu viel ... Es fehlt auch die Wertschätzung für Musik und Kunst. Und jetzt kommt noch die KI-Welle und alle werden denken, das sowieso alle Musiker und Künstler sind ... Aber drauf gesch****, es wird weiter gemacht. Danke für Artikel und auch die Antwort des Klubs.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #33.1 - 08.07.2024 um 17:32 Uhr

    0

    Lieber Jan, bitte schön. Gern geschehen. Natürlich machen wir weiter. Wir müssen halt für faire Bedingungen kämpfen und unserem Publikum klarmachen, wie unsere Realität aussieht. Viele meiner Fans dachten, bevor ich sie aufgeklärt habe, dass ich (natürlich) eine Gage vom Club bekomme und haben gar nicht die Notwendigkeit gesehen, sich Tickets vorab zu kaufen.

    Antwort auf #33 von Jan Eustergerling

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    Profilbild von Claus

    Claus sagt:

    #33.2 - 18.07.2024 um 08:53 Uhr

    0

    Hallo, das scheint wohl genreabhängig zu sein. Jedenfalls erlebe ich es schon etwas anders (Größenordnung 50-100 Leute), unter dem Disclaimer dass ich davon nicht leben muss; Leute gehen zu Konzerten, Eintrittspreise von 15,- bis 20,- sind normal, sie kaufen ohne Widerspruch zu Spotify Tonträger und Merch und runden beim Kaufen auch gern auf. Veranstaltet wird von Promotern oder den Clubs selbst, Pay to Play hatten wir noch nie. Sprich: die Wertschätzung für Musik und die Musiker ist gegeben. Mag Nische sein und würde man davon leben wollen, dann müsste man etwa 150 Konzerte im Jahr mit ausgebuffter Mischkalkulation spielen. Das war aber auch schon vor 15 Jahren so. LG Claus

    Antwort auf #33 von Jan Eustergerling

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Profilbild von Jule

Jule sagt:

#34 - 08.07.2024 um 00:49 Uhr

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Ich habe die Reaktion des Clubs gelesen...wo ja zumindest der Wille für gemeinsame Lösungen signalisiert wird, leider gefolgt von absoluter Ratlosigkeit wie das gehen könnte...simpel wäre wenn der Club seine Veranstaltungen auch bewirbt um die Bude voll zu kriegen ! Das kostet nix ! 5,-€ Barumsatz pro Kopf halte ich für ein Gerücht...kriegt man dafür überhaupt ein Bier in Hamburg ? Der Durchschnitt einer Clubnacht liegt zwischen 30 und 50 € pro Person...gut ein Konzert endet natürlich eher aber auch da könnte der Club doch schalten und noch nen resident Dj hinten ranhängen...so bleiben die Konzertbesucher länger und das stammpublikum kann noch dazu kommen

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #34.1 - 08.07.2024 um 17:29 Uhr

    0

    Lieebe Jule, die Rechnung war von keinem Clubbetreiber aus Hamburg. Also auch nicht vom Club selbst. Ich fand es aber fair, auch die Gegenseite darzustellen. Das es für den Club selbst nichts bringt, nicht zu werben, liegt auf der Hand. Mehr People, mehr Getränkumsatz. Das Argument ist dann immer wider, dass sie sich die Manpower nicht leisten können. Wir dürfen solche Deals einfach rigoros nicht eingehen. Und ja, ich würde auch mehr als 5,- € pro Kopf in Hamburg rechnen.

    Profilbild von Denis

    Denis sagt:

    #34.2 - 19.07.2024 um 12:31 Uhr

    0

    Ich habe bei den 5,-€ Barumsatz pro Kopf auch erst mal gestutzt, bin dann aber nach einigem Hin- und Herüberlegen zu der Überzeugung gelangt, dass der Verfasser hier der Einfachheit halber zu der Rechengröße gegriffen hat, die am sichersten zu kalkulieren ist: der in vielen Clubs übliche Mindestverzehr pro Kopf. Klar: in der Regel verzehren Gäste im Durchschnitt mehr, das lässt sich aber vorab nur schwer einpreisen. Ich gehe daher mal eher nicht von plakativem "Armrechnen" aus.

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Konstantin sagt:

#35 - 14.07.2024 um 14:52 Uhr

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Hallo, ich finde, dass dein Kommentar den falschen Titel hat. Eigentlich müsste es heißen "Mit bezahlter Begleitband spielen, kann ich mir nicht mehr leisten". 1200€ für die Begleitband ist m. E. ein Posten, der nicht erwirtschaftbar ist.

    Profilbild von Catharina Boutari

    Catharina Boutari sagt:

    #35.1 - 17.07.2024 um 10:54 Uhr

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    Hallo Konstantin. das waren 3 Personen Band und 1 Person für die Visuals zu je 250,- €. Was, inklusive einer Probe, nicht viel Gage ist. Noch vor 2 Jahren war das bei meinen Konzerten kostendeckend. Heute (anscheinend) nicht mehr. Das ist ja das Dilemma. Wenn ich nur noch in Kleinstbesetzung auftrete, wie das viele mitlerweile tun, brechen die Einnahmen für Begleitmusiker weg. Was ich ganz schlimm finde.

    Antwort auf #35 von Konstantin

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Profilbild von Mirko Dominiak

Mirko Dominiak sagt:

#36 - 28.07.2024 um 17:48 Uhr

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Eines ist klar: ein Live-Konzert birgt für alle Beteiligten Risiken, auch für das Publikum Um ein Live-Konzert erfolgreich zu gestalten und eines Tages vielleicht sogar davon leben zu können, braucht es Engagement, Herzblut und neben einem sehr langen Beharrungsvermögen, nicht wenige fachliche Kenntnisse und kluge Entscheidungen, wenn man keinen wirtschaftlichen Schiffbruch erleiden will. Das liest man auch im Beitrag von Catharina Boutari – Im Club zu spielen, kann ich mir nicht leisten – und dem Spezial/Schwerpunkt von Backstage PRO – Veranstalter und Künstlerin einig: Clubkonzerte für Newcomer sind kaum finanzierbar. Liest man noch die Kommentaren unter den Beiträgen, sind sich auch hier alle weitestgehend einig: der Publikumszuspruch für Newcomer- und Klub-Konzerte, lässt oft mehr zu wünschen übrig, so dass die Ticketerlöse vielfach nicht die Kosten solcher Veranstaltungen decken. Ein Gutes hat haben die fast einstimmigen Erklärungen: Künstler und Veranstalter, weisen sich nicht gegenseitig die Schuld zu, wenn es um die zunehmende Unfinanzierbarkeit eines Live-Auftritts für Newcomer, geht. Als Ursache des ganzen Übels wird ebenfalls fast einhellig die Musikindustrie im Allgemeinen, bzw. die großen Plattenfirmen, Streaming-Dienste und Ticketing-Firmen im Speziellen, als Hauptproblem, oder besser als Hauptverursacher, dieses Dilemmas ausgemacht. Aber ist das richtig? Tatsächlich scheint sich die Musikindustrie – oder ist es inzwischen treffender zu sagen, die Unterhaltungsindustrie – in den letzten Jahren verstärkt auf Mega-Konzerte und Streaming-Angebote zu konzentrieren und versucht über die teilweise abenteuerliche Preisgestaltung ihrer Ticketing-Portale auch noch den letzten Cent aus den Taschen der Konzertbesucher zu ziehen. Gewinnmaximierung durch industrielle Auswertung, nennt man das. Mit anderen Worten gesagt, hat es die Industrie perfekt verstanden und aus der altehrwürdigen Weisheit – was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht – die für sie richtigen Schlüsse gezogen und wiederkäut nun Jahr für Jahr das Gleiche weltweit in großen Arenen und Stadien. So beeindruckend und anziehend die Ergebnisse der sich im technischen Bereich von Sound-, Licht-, Video-, Laser- und Feuer-Shows gegenseitig permanent überbietenden Mega-Events für das Publikum auch sind, künstlerische Innovation findet hier längst nichtmehr statt. Die Shareholder und Bosse dieser Industrie machen Kasse und sägen sich damit mittelfristig betrachtet, gleichzeitig den Ast ab, über den sie auf den Baum ihres aktuellen Profits geklettert sind. Musikalischer Nachwuchs und damit der Nachschub für zukünftige Mega-Events bleibt außenvor und so ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Industrie eine Cashcow suchen muss, denn die Mega-Stars kommen langsam ins Alter. Wie man auch in den schon erwähnten Beitragskommentaren liest und in den Spielplänen vieler vor allem privatwirtschaftlich betriebenen Musik-Klubs lesen kann, setzen Klubs bei ihren Konzertveranstaltungen zunehmend auf die Verpflichtung von Tribute-Projekten (Ich verzichte hier bewusst auf die Bezeichnung Band.), oder verlagern ihre Aktivitäten auf kleine Oktoberfest-Plagiate, um dem allgemeinen Kostenstieg mit möglichst hoher Sicherheit ausverkauften Veranstaltungen wirkungsvoll entgegenzutreten, um zu überleben. Sie tun damit im Prinzip genau das im Kleinen, was die Unterhaltungsindustrie im Großen tut. Sie degradieren Musik zu Handwerkt, Konzerte werden zur Dienstleistung und pushen nur die Thekenumsätze und im Besucher dieser Veranstaltungen sieht man in erster Linie einen Konsumenten. Musik als Handwerk und wie im Supermarkt, ein Beiwerk zur Verkaufsförderung. Das alles hat natürlich wenig mit Kultur und Nichts mit Kunst zu tun, die sich von Kunsthandwerk bekanntlich dadurch unterscheidet dass sie menschliche Erfahrungen reflektiert, bereichert und mit ihrer Kreativität nach neuen Ideen und Erklärungen sucht. Die Frage ist also, was haben die Musiker der Newcomer an kreativen Lösungsansätzen, um Publikum wieder vor ihre Bühnen zu holen, um sich sprichwörtlich münchhausengleich an den eigenen Haaren aus dieser Misere zu ziehen? Zuerst muss man dabei verstehen, dass jeder Besuch eines Konzerts auch das Risiko einer enttäuschten Erwartung eingeht. Insofern sitzen also alle Veranstalter, Künstler und das Publikum im gleichen Boot, das Risiko heißt. Um herauszufinden, wie man Besucher für den Besuch eines Newcomer-Konzerts überhaupt begeistern kann, müsste man sich neben dem Thema der Wirtschaftlichkeit einer solchen Veranstaltung vor allem mit den Erwartungen des erwarteten Besuchers auseinandersetzen. Wie alle, ist auch er den zum Teil empfindlich gestiegenen Lebenshaltungskosten ausgesetzt und zunehmend gezwungen, jeden Euro zweimal rumzudrehen, bevor er ihn ausgibt. Der Konzert-Besucher überlegt heute genauer, ob das für einen Ticketkauf aufzuwendende Geld für ihn wirklich sinnvoll investiert ist. Bevor er ein Ticket kauft, muss er sich also die Frage beantworten – was will und was bekomme ich für mein Geld und ist es mir das Geld wirklich wert. Dem Thema Marketing und Werbung, dem Charakter der Venue und der Suche nach neuen interessanten Veranstaltungskonzepten, kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu, wenn das Publikum sich vom heimischen Sofa erheben soll, um sich tatsächlich auf den Weg zu einem Klub-Konzert eines Newcomers zu machen. Es werden also neue kreative Ideen gebraucht, um die Live-Kultur in den Klubs für Newcomer wieder anzukurbeln. Das hat sich in der Live-Szene anscheinend noch nicht wirklich rumgesprochen. Immer noch hoffen Newcomer einen Veranstalter zu finden der ihnen aufs Pferd der Popularität hilft und sie auch ohne oder mit einer kleinen eigenen Fanbase auf die Live-Bühne hievt, um dann möglichst das ganze Veranstaltungsrisiko zu übernehmen. Warum sonst begegnen uns fast täglich auf den Sozial-Media-Kanälen neu Gruppen, die nach dem Strickmuster – Band sucht Auftritt – gestrickt sind. Wäre da eine Gruppe – Band sucht Band für gemeinsames Konzert – nicht zielführender? Die Bands könnten ihre Fans zusammenbringen und die Wahrscheinlichkeit das Haus zu füllen damit deutlich erhöhen. Ganz nebenbei würde eine solche Initiative womöglich unter den Besuchern solcher Gemeinschaftskonzerte zur Verbesserung der gegenseitigen Akzeptanz unterschiedlicher künstlerischer Interpretationen und musikalischer Stile beitragen und so dem industriell auf wenige Stars und Songs verengten Musikgeschmack des Konzert-Publikums wieder öffnen. ------------------------------------------------------------ Mein Herz brennt seit gut 40 Jahren für Live-Musik und ich habe gerade „Mein erstes Live-Konzert als Veranstalter“ als Buch veröffentlicht. Hier ist den Thema der Veranstaltungskosten und der Frage, was sind angemessene und faire Gagen, viel Raum gegeben. Zum Buch gehören mit dem ConcertCalculator, einem von mir entwickelten Kalkulations-Tool, weitere digitale Anlagen, die es gerade Newcomern ermöglichen, ein öffentliches Konzert selbst zu organisieren und wirtschaftliche Risiken richtig einzuschätzen. Reiner Optimismus, wie ihn Catharina vermutlich bei der Ausrichtung ihres Release-Konzert hatte, reicht leider nicht aus.

Profilbild von Martin

Martin sagt:

#37 - 30.07.2024 um 20:58 Uhr

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klingt eigentlich alles vernünftig, ich finde die 700€ für Miete sogar günstig, machen wir bei unseren Shows auch so. allerdings gibt es bei uns keine Gage für die anderen Bands, sondern einen Gegengig Deal. sie spielen gratis für uns wir gratis für sie, wir nehmen dann auch halt eher befreundete Bands aus der szene. Mit den ersparten 1000€ wäre es sich bei dir auch ausgegangen.

Profilbild von Die Musikjournalistin

Die Musikjournalistin sagt:

#38 - 23.08.2024 um 12:36 Uhr

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Hallo, und erstmal Danke für diesen sehr interessanten Artikel. Die Gegenseite der Clubs werde ich sobald wie möglich nachlesen. Hier in den Kommentaren ist schon sehr viel gesagt worden, dem ich mich nur anschließen kann. Was mir als Musikjournalistin vor allem in den vergangenen Jahren zunehmend aufgefallen ist: Kleinere Bands / Acts sind oft erschreckend schlecht darin, für sich selbst Promo zu machen und scheinen irgendwie zu erwarten, dass das jemand anderes für sie macht oder die DInge sich einfach von selbst regeln. In Zeiten von Social Media wirklich erschreckend. Ein Beispiel: Eine Band erfährt, dass ich als Musikjournalistin arbeite und fragt dann nach einem Interview, welches IMMER sehr viel Arbeit beinhaltet. Kommt es zu einem Interview, wird es dann hinterher vielleicht einmal auf facebook geteilt, wenn überhaupt. That's it. Als wäre es meine Aufgabe und die der Publikation, für die ich schreibe, die Band mit diesem einen Interview ganz groß rauszubringen. Und das lässt mich dann an die Clubs denken, die im Gegensatz zu mir und der Publikation, für die ich schreibe, jeden Monat tausende von Euros reinkriegen müssen, um ihren Laden am Laufen halten zu können. Insofern sehe und verstehe ich die Diskrepanz hier sehr gut. Gleichzeitig kenne ich kleinere Bands / Acts, die direkt einen Plattendeal an Land ziehen konnten und seitens der Plattenfirma keine kleinen Clubs bespielen dürfen, weil ein schlecht besuchter Club-Gig hinterher auf YouTube nicht gut aussieht. Die Plattenfirma verschafft diesen Bands dann lieber direkt Slots auf den ganz grossen Festivals, was dem Publikum wiederum suggeriert, dass dieser kleine Act es schon zu etwas gebracht hätte. It's all about business, Baby.

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