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Image-Line Deckadance Test

DETAILS
Hat man den Installationsprozess mit Download, Hot- und Registry-Fix hinter sich gebracht – Asio4ALL wird optional gleich mit installiert – sollte man den Quick Start Guide laden. Er steht optional auf der Website von Image-Line bereit. Gerade für Neulinge lohnt es sich, einen Blick hinein zu werfen, enthält er doch, neben Grundlageninformationen zur Software, einige interessante Tipps rund ums digitale DJ-Vergnügen.

Beim ersten Programmstart fällt gleich das strukturierte Oberflächendesign auf. HITECH, das Standard-Thema spricht mich persönlich nicht so stark an, da die Bedienelemente zumeist einer einheitlichen Farbgebung unterliegen und somit schwer für das Auge zu fokussieren sind. DJ-TECH ist da schon eher mein Fall. Nach einigen Minuten findet man sich bereits gut zurecht. Das obere Panel beherbergt die Master-Clock, den Tempo-TAPper und Konfigurationsmöglichkeiten für das angeschlossene Audio-Interface.

Fotostrecke: 2 Bilder Fullscreen (click to enlarge)

Den Kern einer DJ-Applikation bilden die Laufwerke mit ihren Transportkontrollen. Deckadance ist mit zwei Decks in diesem Punkt vergleichsweise sparsam, braucht sich aber in punkto Ausstattung und Bedienbarkeit nicht zu verstecken, folgt es doch im Aufbau mit Trackinfos, gerastertem horizontalen Wellenformfenster und darunterliegendem Übersichtsbereich dem Quasi-Standard. Das Titelfenster zeigt Laufzeit, Keywert und größenskalierbare Songinformationen ohne Cover-Art-Unterstützung an. Tempo und Pitchwert werden auf drei Nachkommastellen gerundet.

Der Arbeitsbereich des Pitchfaders ist in 6 Schritten (6, 8, 10, 16, 20 und 50 [+/- %]) justierbar, die Tonhöhe kann per Drag and Move in einem Wertebereich von +/- 12 korrigiert werden. Ein kleines Schloss aktiviert den Keylock, um bei Tempoänderungen die Tonhöhe beizubehalten. Am inneren Rand des Wellenfensters ist die Gain-Steuerung implementiert – recht ungewöhnlich.
Sowohl das Wellenform-Display als auch die darunter liegende Track-Übersicht  visualisieren die Frequenzanteile des Audiofiles in unterschiedlichen Farbgebungen. Tiefe Frequenzen werden rot dargestellt, der Mittenbereich wird grün angezeigt und die blauen Farbanteile zeigen hochfrequente Signale auf. Hierbei entstehen durch überlagernde Frequenzbereiche bunteste Wellenformen, die wahlweise auf  monochrome Darstellung umgeschaltet werden können.

fullscreen
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Jeder Beat eines Songs wird durch eine vertikale Linie dargestellt und bildet somit das Beatgrid. Standardmäßig wird nach der Analyse immer ein automatisches Beatgrid erzeugt. Falls es zu Ungenauigkeiten in der Synchronisation kommt, besteht die Möglichkeit, das Gitter von Hand nachzujustieren. Praktischerweise, gerade im  Zusammenhang mit der Automix-Funktion, darf der Startpunkt eines Tracks manuell festgelegt werden. Inkonsequenterweise hat Image Line jedoch auf eine Markierung zum Nachladen des folgenden Stückes verzichtet. Jedes Deck läuft zunächst autonom. Aktiviert der User den Slave-Modus, gibt die Master-Clock das Laufwerkstempo vor. Alternativ kann er die Synchronisation zum Nachbardeck einschalten. Ein Beat-Indikator blinkt im Takt und gibt ein visuelles Feedback des Gleichlaufs. Neben üblichen Standards bringt die Transportsektion VST-Zuschalter, einen einstellbaren Auto-Loop und vier, für ausgefuchste Cue-Juggler eventuell zu wenige, Sprungmarken mit.

Mixersektion
Wo sonst zwei vollständige Kanalzüge die Mixersektion bilden, findet man in DD das Fader-Display. Mit zwei Channel-Metern, dem einstellbaren Crossfader, Punch- Buttons und Autofade-Schaltflächen ist es gut ausgestattet, um diverse Mixtechniken anzuwenden. Die Überblendungszeit kann um jeweils 15 Sekunden bis auf 90 Sekunden ausgedehnt werden. Oberhalb des Crossfaders signalisieren vier LEDs die vier Takte eines Beats. Wiederum vier Schalter erlauben, genau einen Beat oder einen Takt (Bar) zu überspringen. Das Phasenmeter gibt zusätzlich Auskunft über die Synchronizität der beiden Beats und schlägt bei Abweichungen nach rechts oder links aus.

faderdisplay

Weitere Unterstützung liefert das Werkzeugfenster mit dem Peakscope, dem Specscope und der Inline-Hilfe. Peakscope soll DJs beim manuellen Angleichen der Songs helfen. Zu diesem Zweck sind die Signalspitzen der beiden Wellenformen untereinander angeordnet. Jeder Takt wird zudem durch ein kleines weißes Quadrat symbolisiert. Solange die vertikale Position beider Quadrate identisch ist, läuft der Track synchron. Wer mit der Maus in das Wellenfenster oder Peakscope greift, kann die Welle und damit auch die Quadrate verschieben, um die Tracks zu synchronisieren. In meinen Augen ist das Spielerei. Specscope zeigt eine Spektrum-Analyse der laufenden Tracks in orange und blau an. Ferner listet die Inline-Hilfe ergänzende Informationen zu Objekten im Maus-Fokus. Das Tüpfelchen auf dem I wäre hier eine zusätzliche Anzeige der Tastaturkürzel, aber bis zum nächsten Major-Update ist ja noch etwas Zeit für  Verbesserungen.

Deckadance bietet eine gut durchdachte Effektsektion mit dem unkonventionell platzierten 3-Band-EQ für die Laufwerke. Die meisten Buttons lassen sich per Linksklick kurzzeitig triggern oder per Rechtsklick dauerhaft aktivieren. Dies gilt auch für die Killswitches: Schaltet man sie auf Dauerbetrieb, wird zwar ein Großteil des Frequenzbereiches unterdrückt, dennoch bleiben, wie bei vielen physischen DJ-Mixern, Signalanteile bestehen. Insgesamt sieben Effekte lassen sich über ein Kaosss-ähnliches XY-Pad manipulieren. Die integrierten Lowpass-, Bandpass-, Notch- und Kombifilter sowie Phaser, Echo und Bitreduktion lassen sich in ihrem Dry/Wet-Anteil (Mischungsverhältnis von Original- und Effektsignalanteil) über die Y-Achse steuern; die X-Achse dirigiert zum Beispiel bei den Filtern die Grenzfrequenz. Image Line spricht in diesem Zusammenhang von DJ-optimierten Effekten und bietet weitere kostenpflichtige auf seiner Website an. Alternativ bemüht man eine Suchmaschine, um Freeware VST-Plugins zu finden und den Geldbeutel zu schonen.

effektsektion

SCHACHT ACHT – GUT NACHT?
Acht Buttons steuern den variablen Oberflächenbereich der DJ-Software unterhalb der Effektsektion.

1. PLAYLIST – Intuitiv ist anders
Ähnlich einer Abspielreihenfolge im Plattenkoffer, legen sich viele DJs vor einem digitalen Gig ebenfalls eine Playlist mit den ausgewählten Tracks an. Wichtig ist, im Handumdrehen improvisieren zu können. Das fängt mit einfachem Verschieben in der Playlist an und geht mit einer praktischen Suchfunktion, nebst  Notfall- Background-Analyse weiter. Hier kann Deckadance zwar mit den wichtigsten Funktionen aufwarten, ist aber nicht so komfortabel wie Traktors Browsertree und die Track-Collection. In Deckadance sind weder Mehrfachselektionen noch Standard-Shortcuts möglich. Die Tracks aus dem internen Browser müssen einzeln in die Playlisten gezogen werden; eine Möglichkeit zum Editieren der ID3-Tags sucht man vergebens. Es können daher weder Ratings noch Keywerte oder Importdatum eingetragen werden. Die Suchfunktion erstreckt sich nur auf einzelne Ordner, warum man die Playlisten nicht filtern kann, ist mir unklar. Tut mir leid, liebe Entwickler, das ist für meinen Geschmack leider ein bisschen zu wenig. Oberhalb der Listenansicht befindet sich mit dem Automixer der erste Kandidat für einen Praxistest.

playlist

2. SAMPLER – Schnipselparadies mit Kombifilter
Acht Sample-Slots bieten dem DJ Spielraum für musikalische Experimente und lassen sich über einen gesonderten Stereo-Kanal über das Audiointerface ausgeben. Jedes Sample wird maximal über eine Länge von acht Takten gespielt. Zum Aufzeichnen bieten sich zwei Wege an. Durch manuelles Betätigen des Record-Buttons findet, solange man den Knopf gedrückt hält, eine Aufnahme des laufenden Audiomaterials statt. Das somit erhaltene Sample kann als One-Shot abgefeuert werden oder mit aktiviertem Loop und Beatsync taktgesteuert, parallel zum zugeordneten Deck spielen. Der Audioschnipsel benötigt aber zwei bis drei Beats zum Eintakten, daher tut man gut daran, das Ergebnis immer zuerst im Kopfhörer zu prüfen. Wer nicht on-the-fly samplen möchte, kann einen Cuepoint erstellen oder die Welle an einen Beatmarker schieben und dann per Knopfdruck Audiomaterial in der voreingestellten Länge mitschneiden, ohne den Track abzuspielen. Jede Sampler-Einheit lässt sich Vorhören, hat einen separaten Lautstärkeregler und zusätzliche Nudge-Buttons. Eigene Audiodateien lassen sich laden, aufgezeichnete speichern. Jeder der Mini-Sampler besitzt anstelle eines 3-Band-EQs einen kombinierten Hoch-/Tiefpassfilter, doch dummerweise funktionierte der Hochpassfilter noch nicht.

sampler
Videoclip Sampler

3. VST- Greif nur zu, sagte der Host-Ghost
Im Internet gibt es zahlreiche freie VST-Plugins. Dadurch tut sich für Deckadance-User ein kleines Effektuniversum auf, ohne auf sonst übliche, kostenpflichtige Implementierungen via Upgrade zu warten. Die Software ist als VST-Host in der Lage, acht voneinander unabhängige Instrumente oder Effekt-Plugins in die dafür vorgesehenen Slots zu laden. Zudem kann jede Einheit zusätzlich ein Standard MIDI-File laden, mit dem sich die Effekte antriggern oder die Instrumente spielen lassen. Leider zeigt Deckadance nicht bei allen Modulen die Oberfläche an, man sollte sie vor einem Live-Auftritt sicherheitshalber testen. Hat man einen Sample-Player wie zum Beispiel Direct-Wave geladen (der wiederum selbst eine unbegrenzte Anzahl an Samples beinhalten kann) oder mehrere vollwertige Synthesizer oder Drum Machines, sind der Performance nur durch Kreativität und Rechnerpower Grenzen gesetzt. Die VST-Slots verfügen über Loop, Beatsync, Volume-Fader, Preview sowie Pitch und lassen sich den Kanälen A und B zuweisen. Für den Fall eines besonders spektakulären Gigs, kann man sich die Recording-Funktion am oberen Bildschirmrand zunutze machen und die Darbietung in 44,1 kHz Stereo für Ewigkeit und Nachwelt festhalten. Deckadance kann auch von Sequenzern wie Ableton-Live als VST-Instrument geladen werden. Um mit Live synchron zu arbeiten, genügt es, die „Decka“-Decks im Slave-Modus zu betreiben.

4. Relooper – des Häxlers liebstes Kind
Ein interessantes Werkzeug zur Klangmanipulation ist der Relooper. Er zerhackt jeden Drumbeat in Echtzeit in vier Teile. Somit hat man 16 Sampleschnipsel pro Takt, die auf einer 16 mal 16 Matrix in beliebiger Reihenfolge vertikal verschoben werden, um den Beat neu zu arrangieren. Die Sequenzen können manuell oder per Zufallsgenerator erstellt werden. Wie bei einem Step-Sequenzer rollt der Track vier Takte lang durch den Relooper. Jedes Rechteck kann halbiert oder geviertelt werden, um einen Stottereffekt zu erzielen. Für jedes Deck können drei unterschiedliche Relooper-Patterns angelegt werden. Leider wird das Geamtsignal im aktiviertem Mixed-Mode (Default), in dem Original –und Relooper-Signal gleichzeitig ausgegeben werden, durch Zuschalten des Reloopers doppelt so laut (!). Ein Regler für das Mischungsverhältnis ist nicht vorhanden, so daß man besser auf den Single-Mode zurückgreift, innerhalb dessen nur das Relooper-Signal ausgegeben wird.

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Und ein passendes Video haben wir auch noch am Start:

5. VINYL/EXT CTRL – Qual der Wahl oder Freiheit des Entscheidens
Als Image Line Deckadance auf den Markt brachte, kochten die meisten Hersteller von DVS-Software, allen voran Stanton und Serato, gern ihr eigenes Bundle-Süppchen. Das sich dies für den Käufer unvorteilhaft gestalten kann, zeigen die Produkte Final Scratch 2 oder Digiscratch 2 von Alcatech, die nicht mehr weiterentwickelt werden.

Dafür sind neue DVS-Systeme mit unterschiedlichsten Hardwarebundles, unter anderem von Numark, Reloop oder Mixvibes dazugekommen, deren Nachhaltigkeit sich noch herausstellen muss. Warum also nicht seinen Wurzeln treu bleiben, weiterhin die gängigen Formate unterstützen und somit ein offenes, unabhängiges System generieren? Ich denke, das ist eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung mit der netten Begleiterscheinung, dass kurzfristig ausverkaufte Steuer-Vinyls schnell mal durch ein anderes Exemplar getauscht werden können. Zu einem Gig sollte man zusätzlich immer seine Timecode-erprobten Tonabnehmer mitsamt Nadel mitnehmen.

Wird ein Laufwerk extern durch Steuer-Vinyls kontrolliert, überwacht Deckadance Tonhöhe und Phase des Inputs, um Geschwindigkeit und Richtung des abgespielten Tracks im richtigen Moment zu ändern. Falls das anliegende Signal unzureichend  interpretiert wird, sollte das Eingangsignal der Soundkarte überprüft und stärker ausgesteuert werden. Reicht dies nicht, steht zusätzlich ein Gain-Regler neben der Oszilloskopanzeige zur Verfügung. Niedrige Frequenzen wie Umgebungsvibrationen können ebenfalls negativen Einfluss auf die Laufruhe ausüben. Mit dem Rumble-Poti steht ein Hochpassfilter bereit, der sich dieser Problematik annimmt.

Mithilfe der LEARN-Funktion kann jeder nicht nativ unterstützte Timecode angelernt und im relativen Modus genutzt werden. Dann sind Geschwindigkeit und Richtungsänderungen möglich, der absolute Modus ermöglicht, den digitalen Track durch Versetzen der Nadel an eine andere Abspielposition zu bringen. Auf welche Art die gängigen Steuer-Vinyls von Deckadance interpretiert werden, zeigt die nachfolgende Tabelle.

M-Audio Torq

Absolut und relativ

Mixvibes

Relativ

MS-Pinky

Absolut und relativ

PCDJ Reflex

Absolut und relativ

Stanton Final Scratch

Relativ

Serato Scratch Live

Relativ

Zwischen den Oszilloskopen befinden sich die Kontrollen für Monitor-Mix mit Split und Overdrive sowie Regler für Master, Crossfader-Curve und ein 8 Bit Microsampler. „Normale“ Schallplatten oder CDs können durchgeschliffen werden.


6. MIDI – ist doch ´ne reine Einstellungssache

Genauso offen wie in der Timecode-Frage zeigt sich unser Prüfling im Controller-Support. Dass dies nicht die Regel ist, beweist zum Beispiel Serato Itch, indem es nur mit einer von zwei dedizierten Kontrolleinheiten läuft. Mit Midi-Learn kann die Steuerung von  Deckadance bequem den angeschlossenen Controllern zugeordnet werden. Bedauerlicherweise lassen sich keine Modifier oder Shift-Tasten programmieren. Einmal angelegte Mappings können allerdings gespeichert und auf ein anderes System übertragen werden.

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Laut Herstellerangaben unterstützt Deckadance die folgenden MIDI-Controller. Andere können angelernt werden:

Hercules

KDJ

EKS

M-Audio

Allen&Heath

Vestax

Console MK2, Control MP3, Console RMX, CONTROL Steel,

KDJ 500

XP5, XP10, Otus

X-Session, Xponent

Xone:3D

VCI100,VCM100, VCI300

 

 

 

 

 

 

Behringer

Openlabs

Omnitronic

Numark

Stanton:

DJ-Tech

BCD2000, BCD3000

DBEAT

MMC1

Total Control

 SCS1D, SCS3D,

IMIX, Reload, MK1, MK2, Kontrol One, Mix Free

 

 

 

 

 

 

7. SETUP – Alles reine Ansichtssache
Im Setup können grundlegende Programmeinstellungen, Controller- Zuweisungen, Pitch-Auflösung oder Dateipfade angegeben werden.

setup

8. DMX – war wohl nix
DMX soll die Steuerung von Lichtanlagen oder Nebelmaschinen übernehmen. Diese Funktion ist momentan noch nicht implementiert.

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