Image-Line FL Studio 21 Signature Bundle hat alle neuen Features aus Fruity Edition und Producer Edition dabei. Und mehr! Denn außerdem ist der Vintage Phaser Effekt neu im Bundle. Das Highlight dieser Version ist der Multi-Effekt Gross Beat. Lohnt sich die zweitgrößte FL Version?
HIGHLIGHTS: Das Wichtigste in Kürze
- Gross Beat Multi-Effekt Instant Remixes
- Effekte Vintage Phaser und Vintage Chorus für Siebziger-Vibes
- Automatische Crossfades zwischen Audio-Clips und Clip Gain
- Spuren direkt in der Playlist erzeugen
- FL individuell gestalten durch Themes und deutsches Sprachpaket
Der Hersteller Image-Line ist eine Anomalie in der DAW-Welt. Hier macht man so viel anders, als alle anderen DAW-Hersteller, es wirkt fast so, als hätte das Prinzip. Wo zum Beispiel Ableton, Bitwig oder Cubase drei Versionen anbieten, sind es bei FL vier. Wo alle anderen bei Version 12 auf 13 springen würden, ging es von FL Studio 12 gleich zu FL Studio 20.
Der Workflow in FL mit den drei Fenstern Channelrack, Playlist und Mixer ist für Neueinsteiger:innen schnell begriffen, für Wechselwillige ein gigantischer Knoten im Kopf. Die fortschrittlichste Piano Roll stand lange dem kompliziertesten Aufnahme-Workflow beim Thema Audio gegenüber.
DETAILS & PRAXIS
FL Studio 21 Signature Bundle im Vergleich
Das zweitgrößte Paket in der FL-Welt, das FL Studio 21 Signature Bundle, liegt zwischen der Producer Edition und der All Plugins Edition – ein Vergleich zeigt die Unterschiede auf. Im Signature Bundle sind alle Devices und Features aus der Producer Edition dabei. Dazu gibt es ganze acht weitere Instrumente und Effekte.
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Und was die Features, Workflow und die Soundpacks zum Download betrifft, gleichen sich die drei größeren FL-Versionen. Da könnte man das Signature Bundle doch eigentlich weglassen…
IL hat genau die Effekte und Instrumente in diese Version gepacken, die in vielen elektronischen Genres ein absolutes Muss sind. Mit Gross Beat als Multieffekt für Loops und Remixes, NewTone als Melodyne-Ersatz und Harmless als kreative Soundmaschine bietet das Signature Bundle viel für einen kleinen Aufpreis.
Installation und Setup
Um loszulegen, lädt man eine gut ein Gigabyte große Setup-Datei herunter, installiert diese – fertig. Auch das Autorisieren verläuft denkbar einfach. Account-Daten in den Einstellungen eingeben, dann den von IL zugemailten Code eingeben und los geht es.
Sounds und Presets lädt man direkt im überarbeiteten Browser im Library-Bereich. Ansonsten ist auf den ersten Blick alles beim Alten geblieben. Hier und da eine neue Schaltfläche, eben der neu gestaltete Browser – alte FL-Hasen werden sich sofort zurechtfinden.
FL Studio 21 mit mehr Farben und auf Deutsch
Auf Themes, die Möglichkeiten des neuen Browsers und das deutsche Sprachpaket bin ich beim Test der Fruity Edition und dann noch mal im Detail in der Producer Edition eingegangen. FL anders einzufärben, war einer der größten Community-Wünsche und Image-Line hat ihn nun erfüllt.
Ob dunkel oder hell, blau-grau oder rot-weiß – die DAW kann man jetzt nach eigenen Wünschen farblich gestalten. Wem die 17 mitgelieferten Themes nicht reichen, kann außerdem im Forum von Image-Line stöbern. Zum Redaktionsschluss waren es bereits fast 200 Themes, die es dort von der Community kostenlos zum Download gab.
Wie bereits in den Tests der kleineren FL-Versionen erwähnt, ist die Übersetzung auf Deutsch von FL eine echte Verbesserung, vor allem für alle, deren Englisch nicht so sicher ist. Noch mal als Minuspunkt möchte ich es IL nicht anrechnen, aber zumindest noch einmal darauf hinweisen, dass diese Übersetzung an einigen Stellen noch ausbaufähig ist.
Wie Melodyne und Auto-Tune: NewTone und Pitcher in FL Studio Signature Edition
Zwei Devices möchte ich hervorheben: NewTone und Pitcher. Im Tandem können sie die mächtigen Vocal-Tools Melodyne und Auto-Tune zwar nicht komplett ersetzen, sie kommen deren Resultaten für mitgelieferte Plugins im Vergleich zu anderen DAWs aber beachtlich nah.
Für die Reihenfolge bei der Vocal-Bearbeitung sei erst NewTone, dann Pitcher empfohlen. So biegt man mit NewTone zuerst einzelne Töne gerade, die sonst von Pitcher eventuell auf den falschen Ton geschoben würden.
Und selbst wenn es mit der Musiktheorie noch etwas hakt, reicht es in den meisten Fällen aus, alle von NewTone erkannten Töne über den Center-Regler rechts oben im Device näher an den angesungenen Ton zu schieben. Einzelne Ausreißer lassen sich dann noch mit der Maus auf den passenden Ton schieben.
Der korrigierte Gesang wird nach dem Geradebiegen durch NewTone durch den Pitcher-Effekt in die Richtung geschoben, die man aus Trap und Hip Hop gut kennt: den überdeutlich hörbaren Auto-Tune-Effekt. Und mit etwas Feilen an den Einstellungen kann man auch mit Pitcher durchaus brauchbare Ergebnisse erzeugen.
Vintage Phaser und Vintage Chorus
Bei Vintage Phaser und Vintage Chorus hat sich Image-Line an beliebten Effekten aus den Siebzigern und Achtzigern orientiert. So emuliert der Vintage Chorus den legendären Chorus-Effekt aus dem Roland Juno 6, beim Vintage Phaser war der Electro-Harmonix Small Stone Phase Shifter das Vorbild.
Gerade Phaser können, subtil eingesetzt, langweiligen Drum Loops oder schalem Gesang schnell einen sehr musikalischen Charakter verleihen. Am ehesten sind beide Effekte, Phaser und Chorus, im Disco und Funk beheimatet, bei schwebenden Synth-Pads und knackigen Funk-Gitarren.
Sowohl Phaser als auch Chorus klingen hervorragend. Dazu bringen die Vintage-Effekte ordentlich analoges Rauschen mit. Das aber kann mit dem integrierten Noise Gate gut gezähmt werden.
Instant Remixes und Fills erzeugen mit dem Multi-Effekt Gross Beat
Gross Beat ist einer der Hauptgründe, weshalb zum Signature Bundle gegriffen wird. Der Effekt ist ganz ähnlich wie Shaperbox ein Multi-Effekt, dessen einzelne Modulationen man mit komplexen Hüllkurven triggern und damit ganze Songs aber auch einzelne Loops komplett durch den Sound-Fleischwolf drehen kann.
Scratch-Effekte wie vom Plattenspieler, Tape Stops, stotternde Trance-Gates, Glitch-Drums – alles ist mit wenigen Klicks möglich. Acht Presets sind dabei mit bis zu 36 unterschiedlichen Kurven, jeweils für die Ebenen Zeit und Lautstärke. Diese Kurven verändern das Signal im Buffer, den Zwischenspeicher von Gross Beat. Sie bestimmen Abspielrichtung, Geschwindigkeit und Lautstärke des Buffer-Signals.
Dazu ist jeder der 36 Slots einer anderen MIDI-Note zugewiesen. So kann man nicht nur den Wechsel zwischen den verschiedenen Kurven einfach automatisieren. Damit wird Gross Beat, ähnlich wie Stutter Edit 2von Izotope auch zum mächtigen Live-Remix-Tool.
Harmless, Fruity Video Player und DirectWave – die Instrumente im Signature Bundle
Der Videoplayer ist für alle ein Muss, die in FL nicht nur Musik produzieren, sondern auch mit Videomaterial arbeiten wollen. Das können Filmmusik oder Sounddesign sein, aber auch Installationen für Ausstellungen.
Harmless ist ein additiver Synth, der mächtige Sounds mitbringt. Neugierigen seien vor allem dessen Bass-Sounds ans Herz gelegt. Denn die sind alles andere als harmlos. Ähnlich wie bei Razor von NI drückt, kreischt und schiebt es hier ganz herrlich an allen Ecken und Enden.
DirectWave wiederum ist ein Multi-Sampler, ähnlich wie Kontakt oder HALion. Hier lassen sich täuschend echt klingende Instrumente bauen, entsprechendes Sampling vorausgesetzt. Zwei Features stechen heraus. So lassen sich im Sampler EXS24-Pakete aus Logic Pro und Kontakt-Instrumente öffnen. Ich konnte im Test ohne Probleme mehrere Instrumente aus der Kontakt-Free-Liste in DirectWave laden.
Die grafische Oberfläche aus Kontakt fehlt zwar, aber die Sounds waren spielbar. Mit der vollen Version von DirectWave, wie sie im Signature Bundle enthalten ist, lassen sich VSTs samplen. Dafür lädt man ein VST wie Serum oder Omnisphere in FL, wählt dann ein beliebiges Preset aus und schließlich „Direct-Wave-Instrument erzeugen“. Den Rest macht die DAW. Dann braucht man das VST nicht mehr und kann es stattdessen abgesamplet in DirectWave laden – sehr nützlich bei Kollaborationen!
Fazit
FL Studio 21 Signature Bundle macht nicht nur Laune durch die neuen Features wie Crossfades, Clip Gain, den Browser oder die Verbesserungen in der Playlist.
Außerdem sind Tools wie NewTone und Instrumente wie DirectWave oder Harmless genauso wie natürlich Gross Beat ein Garant für kreative Produktionen.
Ob Vintage-Effekte wie Phaser oder Flanger oder auch Farbschemas so zeitgemäß sind, würde ich mal in Frage stellen.
Features
- DAW für Windows und macOS: Updates auf neue Versionen lebenslang kostenlos
- 13 Instrumente, über 50 Effekte (Neu dabei: Vintage Phase, Multiband Delay,)
- Bis zu drei Freischaltungen (auf drei Rechnern) möglich
- Als Standalone DAW und als VST-Version nutzbar
- Aufnehmen und Manipulieren von Audio und MIDI, Mixer mit bis zu 10 Effekten pro Kanal
- Patternbasiert, alle Parameter automatisierbar, Step Sequencer mit bis zu 512 Schritten
- Piano Roll mit mächtigen Features für Modulation, Arpeggios, Akkorde und mehr
- Edison Editor: Audiobearbeitung, NewTime: Audio quantisieren, NewTone: Tonhöhe von Audiomaterial bearbeiten
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 8.1 (64 Bit) und macOS 10.13.6, 4 GB RAM, ASIO-kompatibles Audio-Interface (für Windows
- PREIS:
- FL Studio Signature Bundle: EUR 299,- (Straßenpreis am 02.08.23)
- Crossfades und Clip Gain beschleunigen Arbeit mit Audio extrem
- Neuer Browser macht Sampleverwaltung viel flüssiger
- Vocalbearbeitung mit NewTone und Pitcher
- DirectWave Instrument erlaubt Laden von Kontakt-Instrumenten
- Mit Gross-Beat ist Remixing noch leichter
- Nur ein neuer Effekt in der Version