Praxis
Die Liste an Features, mit denen DJ Player ausgestattet ist, darf man als wirklich erschöpfend bezeichnen und bewegt sich in vielen Bereichen mindestens auf Augenhöhe mit mancher „stationären“ DJ-Software, teilweise sogar darüber. Schauen wir zunächst einmal darauf, wie ein Track seinen Weg in eines der Decks findet. Derzeit funktioniert das auf drei verschiedene Arten: zum einen über die interne iTunes-Library, zum anderen über einen Deezer- oder Dropbox-Account. Erfreulich ist der Umstand zu werten, dass DJ Player zusätzlich über eine „History“ verfügt, ein Feature, das ich bei vielen anderen DJ-Apps fürs iPad schmerzlich vermisse. Nachdem das gewünschte Stück, das sich über die integrierte Such- und Sortierungsfunktion recht gut herausfischen lässt, in einem der Decks gelandet ist, kann es mit insgesamt acht „Cue“-Punkten versehen werden, die wahlweise als „CUP“ (Cue/Play = direkter Start) oder als einfacher „Cue“ (Startpunkt wird angesprungen und bei gedrückt halten gestartet) agieren. Diesen Modus erreiche ich über das gedrückt Halten der „Shift“-Taste in Verbindung mit dem dann erscheinenden Taster „Points“. Ebenfalls bei gedrückter „Shift“-Taste erreichbar: der „Grid“-Modus, in dem das Schlagraster adjustiert wird. DJ Player arbeitet hier wie die meisten Programme in dieser Liga mit einem festen Raster. Stücke, die „per Hand“ eingespielt wurden und entsprechende Temposchwankungen aufweisen, bekommt man so natürlich nicht in den Griff, moderne Sequencer-Musik dagegen problemlos. Meistens liegt DJ Player mit seiner automatischen BPM-Erkennung ohnehin richtig und ich darf mich entscheiden, ob ich wahlweise völlig frei beatmatchen möchte („Sync off“), nur das Tempo abgeglichen werden soll („Tempo Sync“) oder ich eine feste Verzahnung der Schläge wünsche („Beat Sync“).
Den laufenden Stücken kann ich im Anschluss mit dem dualen Filter und der Effektsektion auf die Pelle rücken. Beim Filter handelt es sich um ein Exemplar mit High- und Lowpass-Charakteristik, dem ich in den Voreinstellungen auch noch ein bisschen mehr „Schmatz“, sprich höhere Resonanz mit auf den Weg geben kann. Überhaupt finden sich in den Voreinstellungen eine ganze Reihe von Stellschrauben, um DJ Player professionell an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Darunter finden sich die Optionen, ob man mit „Autogain“ arbeiten möchte, die stufenlose Beimischung des Masters zum Vorhörkanal und die Auswahl aus drei verschiedenen Crossfader-Charakteristika (Normal, Smooth und Scratch).
Vermisst habe ich allerdings die Möglichkeit, das Aufnahmeformat zu ändern (festgelegt ist WAV mit 44,1 kHz und 16 Bit).
Auch die Effektsektion gibt sich voll ausgestattet, wobei die drei Slots nicht frei mit den vorhandenen Klangverbiegern bestückt werden können, sondern pro Slot eine besondere Auswahl aus dem Angebot getroffen werden muss. Für FX-1 sind das ein „Roll-„ und ein „White Noise“-Effekt. In FX-2 können wahlweise „Jet“, „Lofi“, „Gate“, „Low-/High-/Bandpass-“ und ein „Peak-Filter“ aktiv sein. Und im dritten Slot sind es „Reverb“ oder „Delay“. Klanglich bewegt man sich hier zwar nicht unbedingt auf Studioniveau, für den DJ-Einsatz ist die Qualität aber allemal ausreichend.
Besonders gefällt mir im praktischen Einsatz der Umstand, dass sich Parameter (auch mehrere gleichzeitig) gewissermaßen „mitnehmen“ lassen. Man sich also, nachdem man mal mit dem Finger auf einem der virtuellen Regler kurz Platz genommen hat, auch davon weg bewegen kann und der entsprechende Wert dem Finger folgt – sehr schön! Aber hören wir einfach mal in eine Auswahl der Effekte rein.
Zum Testen der MIDI-Funktionalität greife ich in das Regal mit Controllern und fische zunächst den niedlichen Hercules DJ-Control Instinct (Test hier!) heraus. Via USB-Hub verbunden, erkennt ihn DJ-Player automatisch sogar im laufenden Betrieb und wählt selbstständig das richtige Mapping aus – sehr schick. Falls einem die mitgelieferte Adressierung nicht zusagen sollte, steht es einem frei, im integrierten Mapping-Editor eine neue Zuweisung vorzunehmen. DJ Player erleichtert einem die Prozedur, indem es sämtliche Kontrollziele in Gruppen wie Mixer, Deck A-D und FX A-D unterteilt. Zudem ist das Anlernen via Learn-Funktion (Element auswählen, Controller berühren) möglich. Spätestens wenn es aber um die Rückgabewerte geht, führt dann kein Weg am händischen Eintippen von MIDI-Notennummern vorbei. Mühsam oder nicht – auch an diesem Punkt zeigt DJ Player seinen professionellen, umfassenden Anspruch, ein vollwertiges DJ-Tool zu sein. Spätestens als ich testweise meinen Stanton T.92 USB (Test hier!) anschließe, das Timecode-Vinyl von Mixvibes auflege und das iPad dem Plattenteller auf dem Fuße folgt, bin ich ernsthaft beeindruckt. Das übrigens auch im Hinblick auf die Performance, die DJ Player auf meinem betagten iPad 2 hinlegt. Selbst im TC-Betrieb plus Controller-Steuerung und aktivierten FX & EQs bleibt die Auslastungsanzeige dauerhaft unter 40 Prozent und entsprechend erfolgt die Audioausgabe rocksolide und ohne Aussetzer. Offenbar ist es Gabor Szanto mit seinem „Superpowered“ DSP-Framework, das er speziell zur Performance-Optimierung von DJ Player entwickelt hat, tatsächlich gelungen, die volle Power aus den Apple-Geräten zu kitzeln.
Joerg sagt:
#1 - 27.04.2014 um 22:44 Uhr
Danke für den Test, das klingt sehr interessant und die Freeware macht schon auf dem iPhone Spaß.Klappt das mit dem Numark iDJ Pro? Da steht das iPad ja "auf dem Kopf". Von der Midi-Integration her dürfte es ja kein Problem sein. Es wäre super, wenn das jemand ausprobieren könnte.Viele Grüße
Jörg
Numinos sagt:
#2 - 30.04.2014 um 03:33 Uhr
Hi Jörg,Also von der Orientierung des iPad spricht nichts dagegen, denn DJPlayer arbeitet - wie ich geschrieben habe - sowohl im Hoch- als auch im Querformat.Da ich den Numark nicht hier habe, kann ich es nicht ausprobieren. Da er aber in der Liste mit unterstützten Controllern aufgeführt ist und die Controller, die ich getestet habe - wenn sie in der Liste aufgeführt waren - alle bestens funktionierten, spricht eigentlich nichts dagegen.bestNUMINOS
johannes1983 sagt:
#3 - 28.11.2016 um 17:05 Uhr
Super Review, aber ich bevorzuge immernoch djay Pro, wegen der Spotify Integration