ANZEIGE

Pioneer DJM-600 Test

GEHÄUSE & CO
Wie seine Brüder kommt auch der Pioneer-Bolide als Tabletop-Mixer daher und ist vierkanalig ausgeführt. Der Einbau in ein 19″-Rack ist von Pioneer nicht vorgesehen worden. Mit seinen Standardmaßen von 320 x 107 x 372 (B x H x T in mm) lässt er sich optimal zwischen zwei Technics-Turntables platzieren und schafft somit eine einheitliche Arbeitshöhe. Das Gehäuse ist komplett aus Metall gefertigt und macht einen soliden Eindruck. Der Netzanschluss des 600ers ist ein fester, zweipoliger Netzstecker, also kein Kaltgeräteanschluss. Somit existiert keine Masseanbindung des Gerätes trotz Verwendung eines Metallgehäuses, was meiner Meinung nach nicht nur nicht mehr zeitgemäß ist, sondern definitiv zu Entladungen führen kann, die dann am DJ abfallen.
Darüber hinaus kann der Mixer so nicht als zentraler Knotenpunkt einer sternförmigen Masseführung dienen, was bei DJ-Setups mit Laptop und Effektgeräten sehr wichtig sein kann.

CHANNEL-FEATURES
Der DJM-600 ist mit vier vollständigen Kanalzügen und einem separaten Mikrofon-Kanal ausgestattet, die den Anschluss von drei Plattenspielern, fünf Line-Quellen und einem Mikrofon (oder zwei Turntables, fünf Line-Quellen und zwei Mikrofonen) zulassen. Die Kanäle 1-4 verfügen über einen 3-Band-EQ (Hi, Mid & Low) und eine Aufholverstärkung  sowie einem Eingangswahlschalter, welcher als Kippschalter ausgeführt wurde. Die EQ-Bänder ermöglichen einen Cut/Boost von –26dB/+12dB und erlauben somit einen großen klanglichen Einfluss auf die Signalquellen. Das Hochton-Band setzt bei 13kHz an, das Mitten-Band bei 1kHz und das Tiefen-Band bei 70Hz. Sowohl Grenzfrequenzen als auch der Regelbereich von Cut/Boost entsprechen heutigen Standards, wobei ich mir wünschen würde, dass der Regelbereich für einen maximalen Boost von 6-8dB genutzt würde, da man so durch einen größeren Regelweg mit viel mehr Gefühl arbeiten kann, was insbesondere bei hohen Lautstärken sehr wichtig werden kann, wenn man die Ohren seiner Zuhörer nicht unnötig strapazieren möchte.

Der 3-Band EQ des Mikrofon-Kanals arbeitet mit einem maximalen Arbeitsbereich von +/-12dB und findet seine 3dB-Punkte bei 10kHz (Hi), 1kHz (Mid) und 100Hz (Low), was für die Nutzung eines Mikrofons auch praktikabler ist.
Alle Kanäle stellen zweifarbige Mono-Peakmeter bereit, welche mit 15 LED-Segmenten sehr exakt über die Pegelverhältnisse informieren. Nur der Mikrofonkanal verfügt über kein Metering. Ein Stereo-Peakmeter stellt die Verhältnisse des Master-Kanals dar. Der Abgriff des Master-Meters liegt hinter dem Master-Fader, die Abgriffe für die Kanäle wurden hingegen pre Fader und post EQ  gesetzt, was absolut der Norm entspricht und völlig praxistauglich ausfällt. Ebenso verhält es sich mit den Abgriffen für den Kopfhörer (Cue).
Sowohl die vier Channel- als auch der Master-Fader stellen einen physikalischen Regelbereich von 45mm zur Verfügung, um ein Signal ein- oder auszublenden. Die Fader sind leichtgängig und verrichten ihren Job angemessen und gut. Es handelt sich dabei weder um ALPS-, noch um optische, aber immerhin um austauschbare Fader, eine ältere Standardausführung, die weder wegen besonderer Qualität berühmt, noch als große Schwachstelle berüchtigt ist.

CROSSFADER
Der Crossfader verfügt ebenfalls über einen 45mm langen Regelbereich und ist von oben leicht austauschbar, was die scratchende DJ-Fraktion sehr begrüßt, da bin ich mir sicher. Die Charakteristik des Crossfaders ist nicht stufenlos regelbar. Ein dreistufiger Schalter entscheidet über die Eigenheiten der Crossfader-Kurve. Hier stehen eine lineare, eine logarithmische und eine harte Einstellung zur Verfügung.

Das Routing auf den Crossfader verfolgt ein anderes Konzept als bei aktuell hergestellten Mixern. Es gibt nämlich kein Ziel-Routing, welches von den Kanälen ausgeht, sondern ein Quell-Routing, das zwar sehr übersichtlich, aber dafür ein wenig unflexibel ist. Für jede Seite des Crossfaders stellt das DJM-600 einen mehrstufigen Eingangswahlschalter bereit, mit dessen Hilfe die Kanäle 1-4 und der Sampler anwählbar sind. In der Praxis bedeutet das Übersichtlichkeit, da man mit einem Blick erkennen kann, welcher Kanal (oder Sampler) über den Crossfader läuft und welche Kanalzüge direkt auf der Stereo-Summe auflaufen. Es bedeutet aber auch, dass niemals zwei oder mehr Signale mit dem Crossfader ein- bzw. ausgeblendet werden können, was dieses Prinzip ein wenig unflexibel erscheinen lässt. Wer also ein großer Freund der Übersichtlichkeit ist, liegt hier goldrichtig. DJs, die flexible Verwendungszwecke bevorzugen, sollten sich da allerdings nach einem anderen Mixer umsehen.

Für die Kanäle 1 und 2 hat Pioneer eine Faderstart-Option integriert. Mit dem Anschluss eines Pioneer-CD-Players über die rückseitigen Anschlüsse ist der Start der Wiedergabe eines CD-Players über Fader-Start möglich. Hierzu wird die Funktion mit den zweistufigen Schaltern für Kanal 1 oder 2, welche über dem Crossfader untergebracht wurden, aktiviert. Der CD-Player muss für diese Funktion auf dem abgespeicherten Cue-Punkt oder im Autocue-Modus und gleichzeitig auf Pause stehen.
Auf gleiche Weise lässt sich der Wiedergabestart des Samplers mit dem Crossfader triggern.

MONITOR- UND EFFEKTSEKTION
Die Kopfhörer-Sektion bietet neben einem Mix-Regler, der zwischen Cue- und Master-Bus stufenlos überblendet, noch eine Mono Split-Schaltung, welche bei Aktivierung das Cue-Signal auf die linke und das Mastersignal auf die rechte Seite des Kopfhörerausgangs routet. An Bedroom-DJs wurde also auch gedacht. Wobei die Funktion im Club auch nützlich sein kann, wenn die Monitoranlage ausfällt oder gar nicht vorhanden ist.
Der Kopfhörer-Ausgang klingt sehr satt und verfügt über genügend Leistung, um im Club zu bestehen, soviel steht fest. Einen EQ für den Kopfhörerausgang oder den Monitor würde ich mir wünschen, doch das ist vielleicht dann doch etwas viel verlangt!?
Die Effekt-Sektion hat es in sich. Sie zeigt sich als besonders vielseitig. Zum einen bietet sie einen zweikanaligen BPM-Counter, zum anderen eine Multieffekt-Einheit mit Modulationen und Delay- sowie Pitch- und Transition-Effekten.  Darüber hinaus hat der DJM-600 einen einfachen Sampler mitbekommen, mit dem sich zwar rudimentär, aber ganz gut arbeiten lässt. Mit dem Channel Select-Schalter wählt man das Ziel des Effektgerätes. Hier können die Kanäle 1-4, das Mikrofon, beide Seiten des Crossfaders oder der Master-Kanal angewählt werden. Zwei Parameter-Regler beeinflussen die Effekte. Der Time-Regler, ein Endlos-Controller, ist für die Zeitparameter der Effekte zuständig, der Level/Depth-Regler entscheidet über die Intensität des Effektes, also über das Mischungsverhältnis zwischen Original-Signal und Effektanteil. Der On/Off Tap-Taster schaltet den Effekt ein bzw. aus. Im Sample-Modus startet er die Aufnahme oder die Wiedergabe.
Sowohl das Effektgerät wie auch der Sampler arbeiten Beat-orientiert, was bedeutet, dass man vor der Nutzung immer erst die laufende Geschwindigkeit des aktuellen Stückes über den BPM-Taster unterhalb der Anzeige ermittelt und anschließend über die Beat () Step-Taster die gewünschte Sample- oder Effekt-Länge einstellt. Das kann dann über den Time-Controller feinjustiert werden. Man gelangt so sehr effektiv und schnell zum Ziel, was einem DJ sehr entgegenkommt. Man hat ja auch noch andere Dinge zu tun.

ANSCHLÜSSE
Sämtliche Kanal-Inputs sind als Cinch-Buchsen ausgeführt. Für den Anschluss der Masseleitungen der Turntables stellt der DJM-600 leider nur eine Feststellschraube zur Verfügung. Bei zwei Plattenspielern hat man teilweise schon Probleme, aber drei ist meiner Meinung nach eine echte Zumutung. Hier würde eine zweite Feststellschraube gut tun. Master-Out liegt unsymmetrisch als Cinch und symmetrisch als XLR vor. Zum Einschleifen eines externen Effektgerätes stellt das Pult unsymmetrische 6,3mm Mono-Klinken bereit. Darüber hinaus ist der Mixer mit einem Recording Out als Cinchbuchsen-Paar ausgestattet.
Des Weiteren können zwei Mikrofone angeschlossen werden. Das Hauptmikrofon, welches über einen separaten Kanalzug mit Talkover-Funktion ausstaffiert ist, wird auf der Pultoberfläche über eine XLR-Buchse in das Pult geführt. Ein zweites Mikrofon-Signal kann über eine rückseitige symmetrische Klinkenbuchse (6,3mm ) in den Mixer geleitet werden, welches dann in Kanal 4 anwählbar ist. Keiner der Mikrofoneingänge ist mit Phantomspeisung ausgestattet, so dass nur dynamische Mikros zum Einsatz kommen können.
Der Monitorausgang ist unsymmetrisch und liegt an zwei Cinch-Buchsen an, was meiner Meinung nach nicht mehr geht. Hier gehört ein symmetrischer Ausgang mittlerweile zur Pflicht und nicht zur Kür, schon gar nicht in dieser Preisklasse.

Zum Standardprogramm bei Pioneer gehören zwei Control-Buchsen für Kanal 1 und 2 in Form zweier 3,5mm Stereo-Klinken zum Anschluss zweier CD-Player von Pioneer. Über diese Verbindung wird das Faderstart-Signal vom Mixer an die CD-Laufwerke gesendet – ein, wie ich finde, sehr cooles Feature, welches leider aber nahezu ausschließlich in der Pioneer-Family blieb und sich nicht bei allen Herstellern als Standard durchsetzen konnte. Vielleicht sollte sich Pioneer auch mal langsam Gedanken über die Art der Steckverbindung machen. Natürlich wurde die Entscheidung, die 3,5mm Klinkenbuchse als Steckverbindung zu nutzen, schon vor vielen Jahren gefällt, doch ein Upgrade auf den 6,3mm Klinken-Anschluss wäre sicherlich wegen der besseren Kontaktsicherheit, Zugfestigkeit und der längeren Haltbarkeit eine nachhaltige Verbesserung und im Hinblick auf die Preise der Pioneer-Produkte auch sicherlich adäquat.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.