Praxis
Benutzerfreundliches Interface
Die Bedienung geht locker von der Hand, was nicht zuletzt daran liegt, dass die wichtigsten Sektionen immer griffbereit sind. Alle vier Oszillatoren befinden sich auf der linken Seite, die beiden Filter inklusive der Lautstärkenhüllkurve auf der rechten Seite. Neben einem Mastervolume kommt noch ein globaler Drive-Regler hinzu, der den gesamten Sound nochmals sättigen kann. Auch die Polyphonie, Pitchbend-Range sowie Glide und Velocity-Settings sind direkt vom Main-View aus zu erreichen. Hinzu kommen drei Macro-Regler. Jedem Macro können mehrere Parameter zugewiesen werden.
Um tiefer in die Materie einzutauchen, findet man alle weiteren Sektionen in Untermenüs, die auf dem mittig und großzügig platzierten Display dargestellt werden. Bei Initial Audio hat man offensichtlich auch daran gedacht, dass nicht alle Parameter für jedermann selbsterklärend sind, weshalb kurze englische Hilfetexte erscheinen, sobald man mit der Maus darüberfährt. Das Plug-in ist in der Größe frei skalierbar, wodurch bei jeder Bildschirmauflösung alles gut erkennbar ist. Einige Bereiche der Benutzeroberfläche lassen sich zudem farblich an die eigenen Bedürfnisse anpassen und mit den drei Hauptskins in blau und grau kombinieren.
Intuitives Modulationskonzept
Alle Modulations-Tools, die sich im unteren Drittel des Synths befinden, können individuell mit jedem Parameter gekoppelt werden. Dies lässt sich zum einen mit einem rechten Mausklick auf den entsprechenden Parameter durchführen. Zum anderen lassen sich die Destinations einfach per Drag and Drop mit einem Parameter verknüpfen. Insgesamt also sehr vereinfacht gelöst. Auch praktisch: In der Expression-Sektion stehen acht Slots bereit, um mittels Velocity, Aftertouch, Mod Wheel und Keyboard Tracking jegliche Parameter des Synths expressiv zu spielen, was sehr lebhafte Klänge ermöglicht.
Für dich ausgesucht
Die Mischung macht’s
Die mitgelieferten Wavetables bieten haufenweise Wellenformen, die sich mit dem Morph-Regler durchfahren lassen. Mit den Wavetables alleine ist der Gesamtsound des Synths allerdings eher als metallisch und gläsern einzuordnen. Einen satten Sound liefert Sektor zumeist nur dann, wenn man die Heat Up 2 Samples hinzuschaltet. Das merkt man auch beim Durchforsten der Presets: Es gibt kaum einen Sound, der ohne den Sample-Oszillator und einem Sample aus der Heat Up 2 Library auskommt. Die wenigen Presets, denen kein Sample zugemischt wurde, klingen ein wenig schwach auf der Brust. Darüber hinaus hat die Effekt-Sektion keinen hochwertigen Eindruck hinterlassen. Typische Zumischeffekte à la Reverb und Delay sollte man bei jedem ernst gemeinten Projekt ohnehin deaktivieren. Aber auch die weiteren Effekte bieten keinen klanglichen Mehrwert und lassen die meisten Presets überladen erscheinen, daher sollten sie durch Effekte des Vertrauens ersetzt werden. Die Filter greifen sehr harsch und verzerren das Signal teilweise mit unerwünschten Anteilen – die Verwendung des Resonanz-Potis sollte man mit Vorsicht genießen.
Die Kombination aus Wavetables und Heat Up Samples funktioniert aber durchaus gut. Natürlich liefert auch Sektor einiges an Klangmaterial, das man in der Art schon mal gehört hat (besonders dann, wenn man Heat Up kennt). Insgesamt liefert die Factory Library aber einen überwiegend modernen Sound, der sich ganz sicher in den Musikstilen Trap und Co. wiederfindet. Mancher Klang könnte sicher noch in einer Dubstep-Produktion eingesetzt werden. Als genreübergreifender Allrounder ist Sektor jedoch nicht anzusehen. Das war von Initial Audio nach den Trap-lastigen Klangerzeugern 808 Studio und Heat Up jedoch auch nicht anders zu erwarten. Was mich jedoch verwundert, ist, dass sich im Kategorie-Browser keine sonderlich durchsetzungsfähigen 808-Subs und leider gar keine Drums befinden. Glücklicherweise findet man im Sample-Oszillator alles, was man braucht: nämlich die Heat up Samples.