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Intellijel Cascadia Test

Praxis

Wie klingt der Intellijel Cascadia?

Brachial? Feinfühlig? Experimentell? Der Intellijel Cascadia erwiest sich im Test in all diesen Disziplinen als sehr fähig. Wie es Kenner der Marke gewöhnt sind, liegt das nicht an einem charakteristischen „Intellijel-Sound“, sondern daran, dass alle Elemente des Synthesizers extrem präzise, zuverlässig und durchdacht funktionieren. Dadurch kann der Cascadia leicht zwischen simplen und komplizierten Sounds morphen. Dafür sorgt beispielsweise der clevere Basis-Signalfluss des Synths und seine einfache Bedienbarkeit mit externen MIDI-Controllern. Nutzt man diese, triggern bei jeder Note auch immer gleich beide Hüllkurven, wodurch klassische Mono-Bässe die leichteste Übung sind. Mit nur wenigen Fader-Bewegungen am Mixer und dem Filter entstehen bereits dynamische, warme Sounds mit analogem Charme.

Ringmod und LPG
Mit einem Ringmodulator und einem Lowpass-Gate hat der Cascadia zwei exotischere Sounddesign-Tools an Bord. (Quelle: Lukas Hermann)

Leichtes Spielen, große Wirkung

Aber auch sie können bei Bedarf über sich selbst hinauswachsen. Envelope A ermöglicht beispielsweise mit einer innovativen „Hold“-Stufe fünf- statt vierschrittige Modulationen – und die zweite kann als modulierbarer Funktionsgenerator mit Attack und Decay eingesetzt werden. Moduliert sie als schneller LFO, Burst-Generator oder gar Oszillator den Filter-Cutoff, entstehen schon bald wilde Sounds, die nicht mehr „nur“ an Klassiker wie den ARP 2600 erinnern. Paart man das mit der sehr eleganten Thru-Zero-FM oder der Ringmodulation der beiden VCOs, wird es sogar direkt atonal. Aber: Es bleibt eben auch immer präzise.

Audio Samples
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Cascadia: LP4 Bass Cascadia: LP2-Filter mit FM Cascadia: Wavefolding Cascadia: Lowpass-Gate

Intellijel Cascadia: Mit Patching zum Erfolg

Richtig flexibel ist das Sounddesign aber erst mit ein paar Patchkabeln. Die vielen Patchpunkte des Intellijel Cascadia eröffnen enorm viele Optionen, von denen wir im Test ein paar hervorheben wollen. Da ist zum einen das erwähnte Lowpass-Gate in der Mitte. Es eignet sich sowohl als VCA-Alternative, für duophone Patches als auch als Zielscheibe für Amplitudenmodulation. Es kann somit nicht nur mit den Hüllkurven, sondern auch mit den tempovariablen LFOs in der Mitte oder dem Sample-and-Hold gesteuert werden. Auf diese Weise realisiert man dynamische und komplexe Verstärkung von MIDI-Melodien wie von Audio-Modulationsquellen für die Hauptstimme. Ebenfalls kreativ moduliert werden sollte auch der Wavefolder im VCA-Bereich rechts oben. Er kann für rhythmische Akzente in Melodien sorgen oder wie ein Pseudo-VCA perkussive Elemente in ein Soundkonstrukt einführen.

Intellijel Cascadia: Envelope B
Mit LFO-, Envelope- und Burst-Modi ist die zweite Hüllkurve des Cascadia besonders flexibel. (Quelle: Lukas Hermann)

Cleveres Gain-Staging sorgt für fetten Drive

Und noch ein weiterer Aspekt des Intellijel Cascadia zeigt sich im Test als hervorzuhebendes Feature: Es sind seine vielen Gain-Stages. Der Synthesizer ist eindeutig auf Overdrive und Distortion ausgerichtet, denn man kann ihn an gleich drei Stellen ins Clipping treiben: am Wellenform-Mixer, am Filter und am Output. Was auf dem Papier wie unnötiger Overkill wirkt, ist in der Praxis allerdings ein tolles Arbeitstool. Alle drei Gain-Stufen bieten eigene dynamische Veränderungen mit tollen Obertönen und Charakter. Sie sind zudem selbst im Verbund nicht zu drastisch: Es wird immer mehr verzerrt, aber nie zerstört. Selbst wenn man alle drei Drive-Regler pusht, hört man nach wie vor die Filterresonanz und den Wavefolder. Die vielen verschiedenen Bestandteile des Cascadia sind also exzellent aufeinander abgestimmt.

Das kann der analoge FX-Loop des Intellijel Cascadia

Ähnlich effektiv kann man über den analogen Effektloop des Intellijel Cascadia externe Pedale einschleifen – haben ihn für diesen Test mit einem Walrus Audio Lillian Phaser und einem Keeley Eccos Delay kombiniert. Letzteres musste allerdings mono genutzt werden, denn mit Stereo-Pedalen versteht sich der Synth leider nicht. Dennoch macht der Loop am Cascadia Sinn, profiliert er das Gerät doch noch mehr als einen vielseitigen Studio-Synth. Denn über den Effektloop kann man natürlich auch eine Patchbay anschließen und somit unterschiedlichen Rack-Effektketten und sogar Software kombinieren. Eine spannende Option, um hands-on Analogsynthese mit digitalen Effekten zu verbinden.

Audio Samples
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Cascadia: Ringmodulation Cascadia: Duophon Cascadia: mit Lillian & Eccos Cascadia: FM Chaos

Intellijel Cascadia, das Studio-Monster

Generell erweist sich der Intellijel Cascadia im Test primär als ein Tool für das Studio: Mit seiner kompakten und soliden Bauweise passt der Synthesizer sicherlich zu vielen hybriden Setups. Dank der cleveren MIDI-Integration mit programmierbaren Parametern versteht er sich weiterhin mit jeder Art von Controllern, zudem verfügt er über eine Reihe nützlicher Utility-Features. Und dann ist da noch der innovative „Expression Output“ zu erwähnen. Über ihn werden im Synth generierte Steuerspannungen ausgegeben, um mit ihnen andere Synthies oder Pedale im Studio parallel zu dynamisieren. Eine geniale Idee!

Cascadia mit Eurorack verwenden?

Abschließend noch ein paar Worte zur Integration mit Eurorack-Synthesizern: Obwohl der Intellijel Cascadia, anders als etwa ein Moog Mother-32, nicht in ein Eurorack-Case eingebaut werden kann, ist er natürlich mit Euroracks kombinierbar. Dafür gibt es beispielsweise oben links Patchpunkte zur Steuerung des Synths mit Sequenzern wie dem Make Noise 0-CTRL oder dem Frap Tools USTA. So kann das Gerät mit nur zwei bzw. drei Kabeln zu einer von mehreren Stimmen in einem größeren Eurorack-Patch werden. Zudem kann er mit seinen vielen Utilities in der mittleren Reihe ein wichtiger Helfer in solchen Patches werden. Dennoch wird sich vermutlich kaum ein erfahrenerer Euroracker einen Intellijel Cascadia zulegen. Der Synthesizer hat nichts, was man in einem bestehenden Eurorack nicht auch patchen könnte und als Ergänzung zu einem großen System ist er mit fast 2.400 Euro vielen vermutlich deutlich zu teuer.

Intellijel Cascadia: Das sind die Alternativen

Auch wenn der Intellijel Cascadia – das hat der Test deutlich gemacht – ein besonderer semimodularer Synth ist, steht er dennoch nicht allein da. Es gibt viele Alternativen, von denen wir zwei unten in der Übersicht präsentieren: den Pittsburgh Modular Taiga und das Make Noise 0-Coast.

FeaturesIntellijel CascadiaPittsburgh Modular TaigaMake Noise O-Cast
Anzahl VCOs231
Anzahl Filtertypen84
Wavefolder / Ringmod / FunktionsgeneratorJa/Ja/JaJa/Ja/NeinJa/Nein/Ja
MIDIJaJaJa
Arpeggiator / SequenzerNein/NeinJa/JaJa/Nein
Eurorack-kompatibelJaJaJa
Preis2.379 €559 €
Preis / Leistung4/55/54,5/5
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Intellijel Cascadia Alternativen

Intellijel Cascadia Sound Demo (no talking)

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