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Intellijel Metropolix, Endorphin.es Ground Control und Erica Synths Black Sequencer Test

Praxis

Anstelle jedes kleinste Detail in Augenschein zu nehmen, was den Rahmen dieses Tests deutlich sprengen würde, lag der Fokus primär darin, den Workflow mit den drei Probanden genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn darin unterscheiden sich die drei Geräte, die preislich in derselben Liga spielen, am ehesten. Bis auf die Tatsache, dass der Ground Control auch ein Drum-Sequenzer ist und somit auf rhythmusbasierte Racks für Techno oder Ähnliches ausgerichtet ist, gibt es keine konkreten Sequenzer-Features in einem der drei Geräte, die vermisst werden. Umso mehr muss der Kompositionsansatz der Module zur Spielweise des Eurorack-Systems passen.

Erica Synths Black Sequencer: Der Klassische

Am klassischsten arbeitet es sich mit dem Black Sequencer von Erica Synths. Dessen Panel ist übersichtlich in drei Abschnitte aufgeteilt: Rechts sind die erwähnten Encoder zum Einstellen von Werten, links alle Buttons für das Display sowie darüber alle Ein- und Ausgänge, wodurch beim Bedienen keine Kabel im Weg sind. Die Menüstruktur ist durchweg selbsterklärend und mit sinnvollen Icons belegt, was die Orientierung auf dem Display erleichtert. Neben dem Haupt-Encoder dienen auch immer ein paar der 16 Encoder rechts zur Eingabe von Menüwerten.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit vier CV/Gate-Spuren bespielt der Black Sequencer auch größere Racks problemlos.

Dies gilt ebenfalls für das Auswählen von Projekten, deren Banks und Patterns über die gleichnamigen Buttons auf dem Panel erreichbar sind. Wird ein neues Pattern erstellt, repräsentieren die Encoder je einen Step, der durch einen Druck auf sie aktiviert oder deaktiviert werden kann. Notenwerte lassen sich durch das Drehen der Encoder einstellen. Zwei nette Züge hierbei: Dreht man schneller, geht es fixer in höhere Oktavbereiche. Außerdem sind die Noten immer nur die derjenigen Skala, auf die das Pattern vom Black Sequencer quantisiert wird. Diese werden via „Shift“ + „Scale“ eingestellt – es stehen dabei neben klassischen Tonleitern auch experimentelle Mikroton-Skalen bereit. Gewöhnungsbedürftig zu Beginn ist in diesem Kontext das Sichern von Patterns, denn sie werden nicht automatisch gespeichert, weshalb beim Wechseln der Patterns von A zu B und dann zu C nicht selten Melodien verloren gingen. Gesichert werden sie händisch mit der Tastenkombination Shift + Rec, die jedoch ist schnell gemerkt.

Feinjustierung: Shuffle, Ratchets und Modulation
Auf der Gate-Seite lassen sich die Steps nach dem Erstellen von Melodien ebenfalls einzeln aktivierten und deaktivieren und auch die Gate-Länge lässt sich bestimmen. Ist das erledigt, können mit weiteren Buttons zusätzliche Parameter bestimmt werden. Der Black Sequencer erlaubt eine blitzschnelle Erstellung von Ratchets und Glides. Dass all diese Parameter über eine eigene Displayansicht verfügen und nicht, wie anderswo gesehen, in einem einzigen Menü vergraben sind, ist ein besonders angenehmer Zug des Moduls.

Fotostrecke: 2 Bilder Unter den CV- und Gate-Ausgängen hat jeder Spur noch einen Ausgang für Modulationssequenzen.

Sind die CV/Gate-Patterns erstellt, geht es an die Modulations-Spur der vier Kanäle. Ihre intuitive Bedienung ist eines der absoluten Feature-Highlights. Mit den Encodern sind im Handumdrehen komplexe Modulationsspuren erstellt. Diese lassen sich mit den einfachen Tastenkombinationen zum Kopieren – übrigens wie vieles andere auch – über verschiedene Patterns oder Spuren hinweg duplizieren. So macht der Black Sequencer es leicht, mit den vier flexiblen Spuren variantenreiche und zugleich zusammengehörige Kompositionen aufzubauen.

Audiobeispiele zu Erica Synths Black Sequencer

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Erica Synths Black Sequencer: Ratchets & Glide Erica Synths Black Sequencer: CV-Modulationssequenz Erica Synths Black Sequencer: Microtiming

Intellijel Metropolix: Der Dynamische

Der Metropolix ist für ganz andere Einsatzbereiche vorgesehen als der Black Sequencer. Dieser Sequenzer ist so etwas wie eine Ideenmaschine. Seine Features sind auf Performance, Experimente und dauerhafte melodische Veränderung ausgelegt, wodurch er, wie schon sein Vorgänger Metropolis, nicht in der Lage ist, größere Systeme komplett zu bespielen. Einzelne Melodien oder auch CV-Patterns zur Modulation sind dafür mit ihm so vielfältig und expressiv gestaltbar wie mit kaum einem anderen Eurorack-Sequenzer.

Fotostrecke: 2 Bilder Mithilfe der acht Slider lassen sich flink Melodien erstellen.

Gründe gibt es dafür viele, von denen wir neben den offensichtlichsten noch ein paar in den Menüs des Geräts versteckte nennen wollen. Zunächst einmal machen es die acht Slider des Moduls kinderleicht, mit Melodien „hands-on“ zu experimentieren. Ist über den „Scale“-Button eine Tonleiter eingestellt, können die einzelnen Töne verschoben werden, wie man gerade möchte, das Endergebnis stimmt immer. Das Ohr achtet bei dieser Art des Kompositionsprozesses intuitiv stärker darauf, wie sich der einzelne Ton im Gesamtbild der Melodie ausmacht. Der zugehörige Rhythmus kommt von den Gate-Typen, die darunter eingestellt werden können – ein weiteres einzigartiges Feature des Metropolix. Sie bestimmen pro Step, ob der Ton gehalten, wiederholt, kurzzeitig gespielt oder ganz ausgelassen werden soll. Zusätzlich gibt es noch Ratchets, Wahrscheinlichkeit, Glide und mehr pro Step, alles über die Buttons unter der Reihe live zu (de-)aktivieren.

Generative Musik mit dem „Accumulator“

Die wahre Freude mit dem Metropolix beginnt mit dem „Accumulator“-Feature. Bereits ohne kann das Modul mit Step-Wiederholungen und kreativen Spielrichtungen („Jump by 2“ oder „Brownian“ sind exotischere Beispiele) mehr als acht-schrittige Sequenzen ausgeben. Mit dem Accumulator jedoch wird er zu einer Quelle für generative Musik. Mit dem Dreh-Encoder am Display lässt sich pro Step einstellen, um wie viel „Grade“, also skalierte Werte, die jeweilige Tonhöhe pro Sequenzdurchlauf höher oder tiefer werden soll. Gepaart mit den Wahrscheinlichkeitswerten pro Step entstehen so quasi endlos neue Melodien mit nur wenigen Arbeitsschritten.

Mod-Spuren und Control-Regler
Doch damit nicht genug, das Verhalten des Metropolix kann noch auf andere Arten dynamisch angepasst werden. Zum einen gibt es die Möglichkeit, interne Modulationsspuren zu erstellen. Diese laufen unabhängig von den beiden Hauptspuren, die sich die Sliderpositionen teilen und sich auf dutzende Parametern routen lassen. Nützlich haben sich für komplexe Melodien neben der Oktave auch die Grundtöne der Skalen erwiesen. Mit etwas Geduld und Konzentration entstehen so harmonische Abfolgen innerhalb der generativen Sequenzen. Und auch die beiden frei konfigurierbaren „Control“-Regler sollten nicht vernachlässigt werden. Mit ihnen lässt sich der Sequenzer wirklich „spielen“. So lassen sich mit ihnen per Hand die Gate-Länge der Patterns ändern, um von tragenden Melodien zu kurzen Stakkato-Sounds zu wechseln. Oder man verwendet sie, um Ratchets ein- und wieder auszublenden. Wenn man die Regler einmal im Griff hat, öffnet sich mit ihnen eine ganze neue Ebene des Metropolix. Und weil all das speicherbar ist, macht es umso mehr Freude, komplexe Ideen mit dem Modul zu entwickeln, denn sie sind immer wieder aufrufbar und werden in jedem Patch zu neuen Sounds führen.

Audiobeispiele zu Intellijel Metropolix

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Intellijel Metropolix: Accumulator-Sequenz Intellijel Metropolix: 400 bpm & Glide Intellijel Metropolix: Sequenz mit 7 Steps Intellijel Metropolix: In-Sen-Skala (Quantisierung) Intellijel Metropolix: Hopscotch-Pattern

Endorphin.es Ground Control: Der Flexible

Der dritte Sequenzer, der Ground Control von Endophin.es, geht erneut komplett andere Wege in Sachen Interaktion und Interface. Dessen Klaviatur und der Drumsequenzer machen ihn unheimlich flexibel und dank der drei melodischen Tracks ist er eine ideale Schaltzentrale für Drum-basierte, aber auch für melodische Systeme. Dafür muss man jedoch – zumindest zu Beginn – eine etwas umständlichere Bedienung mit deutlich mehr Tastenkombinationen im Vergleich zu den anderen Modellen in Kauf nehmen, vor allem beim Programmieren komplexer Patterns.

Fotostrecke: 2 Bilder Ohne Display ist der Endorphin.es Ground Control zu Beginn nicht ganz leicht zu verstehen.

Der Step-Sequenzer im 303-Stil erschließt sich vielleicht noch gut, aber beim Drum-Sequenzer muss der Kopf schon etwas umdenken, wenn die „Four-on-the-floor“-Schläge nicht allesamt auf der unteren Klaviaturreihe liegen. Hier muss man mehr auf die Marker auf den Tasten und weniger auf dessen Position achten: Die Tasten der Grundschläge weisen eine kleine Erhebung auf. Auch die Detail-Optionen zum Bearbeiten von Sequenzen und deren Menüs sind aufgrund des rudimentären Displays nicht direkt verständlich. Dafür ist das Handbuch des Herstellers aber umso besser nachvollziehbar, deshalb sollte man sich das einmal ausdrucken, denn ganz hinten bietet es noch eine Liste nützlicher Tastenkombinationen. Sind diese einmal verinnerlicht, kann man mit dem Ground Control bald ganze Songs live improvisieren, wobei sich die Pattern-Wechselbuttons links über der Klaviatur und natürlich die Mute-Tasten für die Drum- und Melodiespuren als genial erweisen.

Ein Sequenzer für das Studio …
Für den Betrieb im Studio ist auch der erwähnte Arpeggiator eine tolle Sache. Mit ihm in Kombination mit MIDI-Sync macht es extrem viel Spaß, Arp-Loops mit dem Modularsystem aufzunehmen. Für die Integration in die DAW-Umgebung sind natürlich auch die USB-Device- und Host-Ports unersetzlich, über die weder der Metropolix noch der Black Sequencer verfügen. Die Clock des Moduls ist im MIDI-Modus und im Einzelbetrieb sehr stabil und die Resets – welche übrigens pro Spur möglich sind – laufen immer pünktlich ab. 

Über die Klaviatur erreicht man viele Features und Einstellungen wie Ratchets, Slide-Zeit und mehr.
Über die Klaviatur erreicht man viele Features und Einstellungen wie Ratchets, Slide-Zeit und mehr.

… und für unterwegs
Aber auch an das andere Ende des Case-Spektrums hat Endorphin.es gedacht, indem der Sequenzer auch als Power-Modul agieren kann. Und die Stromversorgung anderer Module via Ground Control und seinem Stromkabel-Eingang im Laptop-Format funktioniert tatsächlich tadellos. Je stärker das verwendete Netzteil, desto besser – maximal sind 1 A (+12 V) und 700 mAh (-12 V) drin. Damit lässt sich ein nicht allzu langes Skiff gut befeuern. Natürlich braucht das Modul selbst dann einiges an Saft: 420 mAh auf dem +12-V-Rail sollte man einplanen. In dieser Hinsicht sind der Metropolix (95 mAh auf +12 V) und der Black Sequencer (145 mA auf +12 V) / 25 mA auf -12 V) deutlich schneller stromsatt. Die Melodie(n) anhand blinkender Klaviertasten beim Spielen immer nachvollziehen zu können, wie es der Ground Control erlaubt, ist auf der anderen Seite aber natürlich auch nicht zu verachten.

Audiobeispiele zu Endorphin.es Ground Control

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Endorphin.es Ground Control: Arpeggiator Endorphin.es Ground Control: Kick-Pattern Endorphin.es Ground Control: Zufällige Sequenzabfolge
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