Interphase Iridium: Nix mit neutral!
Ich nehme einen elektronischen Instrumental-Loop und checke als erstes, ob der Iridium schon Sound macht, sobald er im Signalweg ist – von True Bypass ist schließlich nirgendwo die Rede. Da die Potis für Boost und Cut eine Rasterung in der Neutralstellung haben, drehe ich sie dort hin. Im Low-Band sind 50 Hz ausgewählt und tatsächlich kommen die tiefen Bässe trotz Neutralstellung etwas dicker daher, was ein Check mit invertierter Polarität bestätigt. Außerdem hört man, dass die beiden Module bei gleicher Einstellung gut gematched sind, denn das Differenzsignal bleibt schön mittig.
Losgedreht und Sound gemacht
Da kriegt man doch sofort Bock, kreativ zu werden. Das Matching per Hand funktioniert trotz fehlender Rasterpunkte außerhalb der „0“ erstaunlich easy und ich jage den Loop viermal durch die Iridiums, um mir einen Überblick zu verschaffen. Erstmal booste ich in allen Bändern zwischen 3 und 6 dB, beim zweiten Durchgang ändere ich die Frequenzen und booste deutlich mehr, beim dritten Durchgang drehe ich ganz oben die Höhen raus. Aus Spaß mache ich dann noch eine Version in M/S: In der Mitte booste ich 50 und 125 Hz sowie 6 kHz und nehme bei 16 kHz was raus, auf der Seite booste ich 300 Hz, 500 Hz, 3 kHz und 10 kHz.
Sofort stellt sich ein großer Spaßfaktor ein. Der Iridium liefert, was ich von einem guten Inductor EQ erwarte: Musikalität. Auch bei heftigen Boosts klingt das Ergebnis überzeugend, außerdem erhält das Material eine hörbare Portion „Glue“ durch die Sättigung der Induktoren. Weiter geht’s.
Dreimal Drums, bitte!
Als nächste nehme ich einen simplen Schlagzeug-Loop nur mit Kick, Snare und Hi-Hat auf. In allen drei Durchgängen versuche ich bewusst, die Drums jeweils in eine andere Richtung zu drehen, mal eher bollerig und vintage, mal eher crisp und modern. Achtet auf vor allem auf die Fundamente von Kick und Snare und das Sizzle auf den Hats.
Eine große Stärke des Iridiums hat sich spätestens jetzt offenbart: Alle Frequenzen klingen gut. Frequenzen wie 500 oder 600 Hz würde ich in vielen Fällen nicht als offensichtliche Kandidaten zum Boosten erachten, zumindest nicht auf Drums. Hier hat es sich einfach ergeben und klingt warm und rund. Die Frequenzen und vor allem die Überschneidungen der Bänder sind durchdacht, die Bedienung wird dadurch schön „interaktiv.“ Im letzten Beispiel hört man gut, wie zielgerichtet die Boosts bei 50 und 125 Hz Kick und Snare nach vorne bringen.
Für dich ausgesucht
Das zentrale Werkzeug zur Klangbearbeitung ist und bleibt der Equalizer. Wir zeigen euch hier die wichtigsten EQs!
Summa summarum
Als nächstes will ich die Iridiums als Stereo-EQ auf der Summe nutzen und komplexeres Material hindurchschicken. Dazu nehme ich eines meiner eigens für Testzwecke eingespielten Instrumentals (das ihr zum Beispiel auch im Test des Cranborne Carnaby Harmonic EQ hören könnt). Ich lasse mich von der Intuition leiten, versuche ein paar Kombinationen und finde schnell etwas, das mir gefällt.
Im Klavier, im Klavier!
Wie eine große, warme Umarmung klingen die Iridiums, egal wo man ansetzt. Das gefällt. Um das Potenzial zu drastischen Veränderungen zu verdeutlichen, nehme ich mir das Piano nochmal einzeln vor. Einmal will ich das Gefühl haben, im Jazzclub quasi im Piano zu sitzen und booste heftig drauf los (was so gut klappt, dass man sofort das mechanische Scheppern unseres alten Pianos hört), beim nächsten Durchgang will ich es aufgeräumt und etwas distanziert klingen lassen.
Erneut überzeugen die Ergebnisse mich nachdrücklich. Das ist nicht einfach nur simples EQing, hier kann man wirklich eine Klangvision in die Tat umsetzen. In beiden, geradezu gegensätzlichen Fällen gewinnt das Piano wunderbar an Charakter und Größe. Selbst die 15 dB Boost in den Höhen klingen natürlich, rauschen tut auch nichts. Klasse.
Dieser Einschub ist der erste von Rupert Neve für das 500er-Format designte Equalizer.
Interphase Iridium: Klangvergleich
Natürlich wäre der Test nicht komplett, ohne die Iridiums mit anderen EQs zu vergleichen: Einmal nehme ich mit unserem Tube-Tech PE 1C Pultec EQ einen der oben zitierten Klassiker unter den Inductor EQs, dann einen API 550b, der keine Induktoren verbaut hat. Verglichen wird auf der Snare, gedreht per Ohr. Während ich den Pultec leicht und gut mit dem Iridium nachstellen kann, habe ich beim API tatsächlich Schwierigkeiten, vor allem in den Höhen und Mitten.