Interview: Isac Jamba – Brasilianische Vibes am Drumset

Wenige Länder auf der Erde haben einen so ikonischen, ureigenen Musikstil wie Brasilien. Die traditionsreichen Stile Samba und Bossa Nova und ihre vielen verschiedenen Auslegungen haben doch immer eines gemeinsam – einen treibenden Rhythmus. Mal filigran im Bossa Nova, mal laut und extrovertiert im Batucada Samba der berühmten Karnevalsumzüge in Rio de Janeiro. Durch die Symbiose mit Jazzmusik Mitte des 20. Jahrhunderts ist die facettenreiche Musik des größten südamerikanischen Landes nochmal vielfältiger geworden. Der aus dem Nordosten Brasiliens stammende Isac Jamba hat sich schon seit seiner Kindheit voll und ganz den traditionsreichen heimischen Rhythmen verschrieben, die er mit beeindruckender Eleganz am Drumset darbietet. 

Isac Jamba - Foto von Humberto Leao.
Isac Jamba – Foto von Humberto Leao.

In vielen seiner Videos auf Instagram fasziniert er die Zuhörer mit seiner besonderen Spielfreunde, technischer Finesse und einem umfassenden Repertoire an Grooves, Sounds und authentischem Samba-Phrasing. Mittlerweile lebt der vierzigjährige Brasilianer in den Vereinigten Staaten, hat auf seiner Website eine eigene Lehrplattform aufgebaut, um den brasilianischen Jazzstil Drummern rund um den Globus näher zu bringen, engagiert sich nebenbei für soziale Projekte und spielt auf internationalen Drum-Festivals. Wir sprachen mit dem sympathischen Südamerikaner über seinen Werdegang, wie man authentisch brasilianische Rhythmen am Drumset abbildet und was User auf seiner Online-Plattform alles erwartet.

Hallo Isac, viele Drummer kennen dich von deinen beeindruckenden Videos auf Social Media. Erzähl doch mal ein bisschen von dir und wie du zur Musik gekommen bist!

Ich bin in Brasilien in einer recht musikalischen Familie aufgewachsen und habe schon im Alter von fünf Jahren die Drums für mich entdeckt. Als ich mein erstes Drumset bekommen habe, war ich schon als kleines Kind so fasziniert davon, dass ich täglich bestimmt sieben Stunden gespielt und geübt habe. Während viele andere Kinder Fußball auf der Straße gespielt haben, saß ich an meinen Drums. Ich habe es einfach geliebt und tue das bis heute. Das Pensum habe ich so eigentlich auch durchgezogen, bis ich 23 Jahre alt war.

Meine Mutter spielte früher viel Akustikgitarre und hat Samba, Bossa Nova und Chorinho-Musik gesungen. Viele kennen ja Samba und Bossa Nova, aber nur wenige Chorinho. Das ist so etwas wie die Rootsmusik von Brasilien. Wenn ich Chorinho höre, sehe ich das alte Brasilien vor meinem inneren Auge. Ich kann nur jedem empfehlen, sich mal eine Playlist von alten Chorinho-Klassikern anzuhören. Das ist großartige Musik. Außerdem war meine Mutter Tänzerin in einer der klassischen Samba-Schulen. Als ich 14 Jahre alt war, schenkte sie mir die Platte „Sambas E Mais Sambas“ von Elza Soares. Dieses Album und die ganzen Einflüsse des Samba haben mich letztendlich stilistisch am meisten geprägt. Außerdem spiele ich seit über 30 Jahren in der Kirche Drums.

Hast du während deiner Jugend auch in den Samba-Schulen getrommelt?

Nein. Das mag absurd klingen, aber ich habe wirklich immer ausschließlich Drumset gespielt und bin kein Percussionist. Trotzdem habe ich mich unglaublich intensiv mit der Musik beschäftigt und mir auch immer die Videos und TV-Übertragungen der großen Karnevalsumzüge angeguckt. Die brasilianische Musik ist so besonders und gehört für mich neben afrikanischer und Afro-Cuban Musik zum wichtigsten Vertreter der Weltmusik. Spielerisch hatte der Schlagzeuger Milton Banana den größten Einfluss auf mich. Die Art und Weise, wie er gespielt hat, beeindruckt mich bis heute und ich versuche, all seine Einflüsse mit meinem Sound zu kombinieren.

Interview mit Isac Jamba
Fotostrecke: 2 Bilder Die traditionell von Percussion gespielten und beeinflussten Rhythmen setzt Isac Jamba an einem Pearl Drumset um. Foto von Christopher Bechtold.

Welche Herangehensweise empfiehlst du für alle, die sich am Drumset mit Samba beschäftigen wollen?

Man sollte sich zunächst bewusst machen, dass die brasilianische Musik nicht ein einzelner Rhythmus ist, sondern aus einem Polyrhythmus besteht. Die verschiedenen Voicings und Ostinati sind besonders relevant. Wichtig ist vor allem, dass das mit den Füßen gespielte Ostinato solide läuft. Danach kann man sich mit Touch, Sound und Phrasing des Spiels mit den Händen beschäftigen. So kann man nach und nach die über 30 originalen Snare-Phrasierungen mit beiden Händen erarbeiten und sich dann schon gut am Drumset ausdrücken. Der nächste Schritt wäre dann, die Kombination aus Ostinato in den Füßen, kontinuierlichem Rhythmus in der rechten Hand und des eigentlichen Phrasings in der linken Hand zu üben. Wichtig ist natürlich auch, dass man sehr viel originale Musik hört.

Besonders der Swing, der durch die Synkopierung entsteht, ist ein Feel, das Zeit braucht. Es ist nicht straight und nicht geshuffled, sondern genau dazwischen. Ich mag zum Beispiel sehr den Sound, der entsteht, wenn man die erste, zweite und vierte Sechzehntel akzentuiert. Das ist die originale Phrasierung des Tamborims im Batucada Samba. Die technischen Übungen bringen eine gute Grundlage, womit sich die Sprache lernen lässt. Es macht einfach unglaublich viel Spaß und hey – bei mir hat das alles nur 35 Jahre gedauert, um an den Punkt zu kommen, an dem ich heute bin. (lacht)

Auf deiner Website sieht man ein breites Lehrangebot. Erklär uns doch mal, wie das funktioniert!

Es gibt dort verschiedene Stationen, aber der rote Faden durch alle Übungen ist es, brasilianischen Jazz für alle verfügbar zu machen. User finden dort Material zu Rudiments, Samba und anderen brasilianischen Rhythmen, Unabhängigkeitsübungen, Lehrmaterial über Traditional Grip, Übungen zu Feels und Drumless-Übungstracks. Zusätzlich gibt es noch jeden Samstag einen Live-Workshop. Jede Woche kommen zudem zwei neue Unterrichtseinheiten dazu.

“… aber ich freue mich sehr darauf, auch hier mehr live zu spielen, weil ich zwar die ganzen Möglichkeiten durch das Internet großartig finde, aber nicht als reiner Instagram-Drummer wahrgenommen werden möchte.”

Hast du weitere Projekte neben deiner Online-Schule?

Ich bin erst vor sechs Jahren nach Amerika gezogen und habe vorher in Brasilien viele regionale und nationale Gigs gespielt, teilweise 30 Shows im Monat. Als ich nach Amerika gezogen bin, lag mein Fokus zunächst erstmal auf dem Aufbau und der Erweiterung meiner Online-Schule. Leider hat die Pandemie das Live-Geschäft in Amerika ja auch für einige Zeit zum Erliegen gebracht, aber ich freue mich sehr darauf, auch hier mehr live zu spielen, weil ich zwar die ganzen Möglichkeiten durch das Internet großartig finde, aber nicht als reiner Instagram-Drummer wahrgenommen werden möchte. Demnächst finden auch wieder einige Workshops statt, darunter auch die UK Drum Show im September. Dort werde ich mit Mike Johnston Workshops geben.

Auf seiner Online-Plattform bringt Isac Drummern rund um den Globus brasilianisches Drumming näher. Foto von Humberto Leao.
Auf seiner Online-Plattform bringt Isac Jamba Drummern rund um den Globus brasilianisches Drumming näher. Foto von Humberto Leao.

Welche Drummer beeinflussen dich heute?

Tatsächlich nach wie vor immer noch Milton Banana, aber auch Drummer wie Vinnie Colaiuta, Jeff Hamilton, Dennis Chambers, Bill Stewart, Dave Weckl und Peter Erskine.

Welches Setup nutzt du, um dich musikalisch optimal ausdrücken zu können?

Ich arbeite seit einiger Zeit mit Pearl zusammen und liebe mein Session Studio Select Set, das ich mit zwei Snares in 14×5,5 und 14×6,5 Zoll kombiniere. Die Toms sind in den Maßen 12“x8“ und 14“x14“ und die Bassdrum in 20“x14“. Es ist wie ein traditionelles Jazz Kit gestimmt, aber ich wollte eine größere Bassdrum haben, um etwas mehr Punch zu bekommen. Meine Felle sind ganz klassische Remo Coated Ambassadors. Die Becken kommen von Meinl und klingen wirklich alle unglaublich gut. Ich habe eine Menge verschiedener Becken, aber mein Lieblingssetup besteht aus einer 14“ Byzance Jazz Hi-Hat Thin, einem 20“ Tradition Light Ride, einem 22“ Symmetry Ride und dem 20“ Benny Greb Sand Crash. Ich liebe es, wenn ich filigran auf dem Ride-Becken spielen kann und dann ein Fill mit dem explosiven Sound des Sand Crashes beenden kann. Außerdem spiele ich seit über 12 Jahren den Vic Firth Buddy Rich Stick.

Vielen Dank für’s Gespräch!

Ein Blick auf Isacs Setup seiner Homestudios. Hier nimmt er neues Unterrichtsmaterial für seine Schüler auf. Foto von Isac Jamba.
Ein Blick auf Isacs Setup seiner Homestudios. Hier nimmt er neues Unterrichtsmaterial für seine Schüler auf. Foto von Isac Jamba.

Isacs Equipment:

Drums: Pearl Session Studio Select in Nicotine Pearl

Bassdrum: 20“x14“

Toms: 12“x8“, 14“x14“

Snares: 14“x5,5, 14“x6,5“

Becken: Meinl

Hi-Hat: 14“ Byzance Jazz Thin

Crash: 20“ Benny Greb Sand Crash

Ride: 20“ Tradition Light Ride, 22“ Symmetry Ride

Felle: Remo Ambassador Coated

Sticks: Vic Firth Buddy Rich Signature Stick

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