Interview Oliver Hartmann (Echoes)

INTERVIEW

bonedo: Wie bist du zu Echoes gekommen?
Oliver: Die Band selbst gibt es ja schon seit Mitte der neunziger Jahre, sie war damals aber mehr oder weniger nur regional aktiv. Die Originalbesetzung löste sich 2002 auf und nach einem halben Jahr Pause suchte Steffen Maier, Drummer und Initiator des Projekts, nach neuen Musikern und rief unter anderem auch mich an. Ehrlich gesagt war ich vorher nie ein einseitiger Pink Floyd Fan, der nur auf diesen einen Gitarristen und die Band fixiert ist, aber ich fand die Musik schon immer sehr interessant und toll. Die Riffs und Licks von Gilmour, die auf der „Wish You Were Here“ enthalten sind, das markante Intro von „Shine On You Crazy Diamond“ oder ein Solo wie „Another Brick In The Wall“ haben mich schon immer sehr beeindruckt, da sie einfach etwas Außergewöhnliches hatten. Diese Songs habe ich zum Teil auch früher schon in Coverbands gespielt, darunter auch Titel wie „Money“ oder speziell „Comfortably Numb“, übrigens schon immer einer meiner Lieblingssongs. Da ich zu dieser Zeit ein anderes Projekt gerade aufgegeben hatte und zeitlich recht ungebunden war, sagte ich zu. Die erste wirkliche Begeisterung kam allerdings erst durch das Proben und Spielen. Ich kannte natürlich nur einen Teil des komplexen Repertoires – ungefähr zehn bis fünfzehn Songs, den Rest weniger. Und dann ging es an die eher speziellen Titel wie „Echoes“, „Sheep“ und „Dogs“, 13- bis 15-minütige komplexe Werke, die eben nicht mal locker in vier Minuten aus dem Ärmel geschüttelt werden konnten. Das war anfangs natürlich ein großer Arbeitsaufwand und ziemlicher Denksport, aber gerade dadurch entstand bei mir eine wesentlich intensivere Bindung zur Musik von Pink Floyd. Ich habe dann auch angefangen, mich generell mehr mit der Bandbiografie, den Musikern und den Hintergründen auseinanderzusetzen und bin dadurch im Laufe der Jahre mehr und mehr reingewachsen. Heute kann ich mich durchaus als absolut bekennender Pink Floyd Fan bezeichnen! Also aus jemandem, der früher mal in Coverbands die Standardsongs gespielt hat, ist jemand geworden, der musikalisch und gitarristisch voll darin aufgeht. Das Ganze hat sich außerdem inzwischen zu einem sehr erfolgreichen Bandprojekt entwickelt, das in dieser Besetzung seit 2003 unterwegs ist. In den letzten Jahren ging es stetig bergauf, das heißt, es gab eigentlich im Laufe der Zeit immer bessere und größere Gigs und mittlerweile sind wir sogar europaweit unterwegs. Das Ganze spielt sich nicht wie bei der Australian Pink Floyd Show immer in den ganz großen Hallen ab, sondern bei uns sind das eher größere Clubs mit einem Fassungsvermögen bis 1000 Zuschauer, mittelgroße Konzerthallen und dann zwei bis drei mal im Jahr unsere sogenannten großen XL-Shows.

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bonedo: Wie viele Gigs spielt ihr im Jahr?
Oliver: Wir spielen pro Jahr maximal zwischen 30 und 35 Gigs, was für uns aber gut so ist, denn jeder ist musikalisch und beruflich noch anderweitig beschäftigt. Das hat nebenbei auch noch den Vorteil, dass sich das Projekt mit zirka drei bis vier Terminen im Monat auch nicht abnutzt. Man hat immer wieder Spaß daran und es wird definitiv nicht langweilig. Es gibt ja dieses Cover-Syndrom, das heißt,  wenn man irgend etwas zu oft spielt, einem auch der größte Lieblings-Song irgendwann auf die Nerven geht. Und das ist in diesem Fall einfach von vorneherein ziemlich ausgeschlossen.

bonedo: Wie viel Zeit hat es in Anspruch genommen, das Repertoire zu lernen?
Oliver: Ich muss zugeben, dass ich diese Sache klar unterschätzt hatte. Ich kann mich noch an eine Generalprobe vor dem ersten Gig erinnern, die ziemlich nach hinten losging und alle, inklusive mir, haben gedacht: „Oh Gott, was passiert da jetzt?“. Einfach, weil ich gewisse Sachen vom Arrangement und Ablauf her und auch speziell in der Doppelfunktion als Sänger und Gitarrist total unterschätzt hatte. Besonders diese „speziellen“ Nummern wie zum Beispiel „Dogs“, wo keine Improvisation möglich ist und die man einfach 1:1 spielen muss. Das muss gut geprobt und vorbereitet werden und dauert auch einen Moment, bis es richtig hängenbleibt. Es kostete viel Zeit, dieser Sache gerecht zu werden, vor allem, weil ich in solchen Dingen Perfektionist bin. Ich möchte nicht irgendetwas machen, was nur halbgar ist, sondern es soll auch wirklich Hand und Fuß haben. Im Laufe der Zeit, wenn die Routine einsetzt, relativiert sich das dann. Neues Material von Pink Floyd gibt es ja leider seit vielen Jahren nicht mehr und so hat man ein gewisses „Best Of-Repertoire“, zu dem dann immer wieder ein paar spezielle Songs hinzukommen, damit es auch für die Zuschauer interessant bleibt. Wir machen auch kein bestimmtes Motto-Programm und spielen zum Beispiel an einem Abend nur das komplette Album „Animals“ oder „The Wall“, sondern das besagte „Best Of“ Programm, gemischt mit ein paar kleinen Schmankerln.

bonedo: Wie viele Songs sind im Repertoire?
Oliver: Also im Pool sind ca. 25 Songs und weil bei Pink Floyd viele Nummern dabei sind, die unter sechs Minuten gar nicht stattfinden oder teilweise sogar noch viel länger sind, hat man die Setliste schnell gefüllt. Wir spielen zwei Sets à 1:15 Stunden mit einer viertelstündigen Pause dazwischen, weil wir festgestellt haben, dass viele Zuhörer nach einer Stunde einfach nicht mehr voll aufnahmefähig sind. Vor allem im Hinblick auf die spezielleren Titel wie zum Beispiel „Echoes“ oder „Dogs, die etwas ausladend sind, tut eine kleine Pause sehr gut. Pro Set spielen wir in der Regel zwischen sieben und acht Songs. Das macht es schwierig, ein Programm zusammenzustellen und dabei ein paar Songs auszutauschen. Es gibt einen gewissen „Best Of Pool“, den man nicht vernachlässigen darf, und käme zu einer 15-Minuten Nummer noch eine dazu, wäre der Bogen schnell überspannt. Wir spielen also nicht „Echoes“, „Dogs“ und „Sheep“ hintereinander, das wäre tatsächlich zuviel des Guten.

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bonedo: Wie war die Reihenfolge beim Üben? Zuerst Gitarre, dann Gesang oder beides gleich zusammen?
Oliver: Zuerst kamen die Gitarrenparts, denn das ist für mich die Basis und erfordert auch eine gewisse Motorik, die automatisch ablaufen muss, dann kam der Gesang. Bei den ersten Gigs habe ich mir mit Spickzetteln für die Texte ausgeholfen, aber mittlerweile sitzt das natürlich. Ich versuche, die Gitarrenparts selbstverständlich nah am Original zu spielen, aber da meine Stimme nicht identisch mit der von David Gilmour ist, nehme ich mir beim Gesang etwas mehr Freiheit heraus. Es ist mehr eine Interpretation, die schon so nah wie möglich am Original bleibt, aber durch meinen Stimmcharakter in großen Teilen individuell bleibt, was ich persönlich aber nicht schlimm finde. Im Gegenteil.

bonedo: Da stimme ich dir zu. Das ist auf jeden Fall besser als der krampfhafte Versuch, eine Stimme zu imitieren, die nicht vorhanden ist.
Oliver: Nee, die Ambition habe ich auch nicht. Vor allem als Musiker, der überwiegend eigene Sachen macht und dafür auch bekannt ist, sehe ich keinen Sinn darin, in eine Rolle zu schlüpfen, die in dieser Form nicht funktioniert. Das wäre für meine Person nicht authentisch. Also mache ich es so, wie ich es kann bzw. empfinde, und das einfach so gut wie es geht.

bonedo: Na ja, es hat sich doch noch niemand beschwert, oder?
Oliver: Das nicht, aber es gibt schon einige Leute, die sagen, ich gehe lieber zu den Kollegen der  „Australian Pink Floyd Show“, die ich übrigens sehr schätze, denn die spielen das Ganze zu hundert Prozent original. Bei uns ist diese Zielsetzung nicht so hart gesteckt, wir spielen schon mal einen Titel wie „Have A Cigar“ nicht so wie in der Studioversion und auch nicht, wie es Pink Floyd Live macht. Es gibt eine Version von Roger Waters, die live richtig rockt. Das klingt eher nach „Rockband trifft auf Roger Waters“, aber macht richtig Laune und kommt auch bei den Leuten super an. Es dauert zwar einen Augenblick, bis der eine oder andere den Song erkennt, denn das Riff ist leicht abgewandelt und wird auch schneller gespielt. Aber es ist auch für uns gut, weil wir dadurch einen gewissen Freiraum haben, die Dinge mal etwas anders zu gestalten und unsere persönliche Note einzubringen. Das wird vom Publikum durchaus honoriert. Ich brauche auch diesen Freiraum, denn jeden Abend eine 1:1 Kopie abzuliefern, würde mich persönlich ab einem gewissen Zeitpunkt wahrscheinlich langweilen, und dann würde auch der Funke nicht mehr überspringen. So haben wir immer noch die Möglichkeit, dem Ganzen einen eigenen Stempel aufzudrücken, wenn natürlich auch nur in einem kleinen Rahmen.

bonedo: Wieviel Personen sind an einem Gig beteiligt?
Oliver: Die feste Band besteht aus fünf Musikern mit Drums, Bass, Keyboard, Saxofon und mir als Gitarrist und Sänger. Bei größeren Shows ist noch eine Sängerin dabei, um Specials wie „Great Gig In The Sky“ spielen zu können und die Chöre zu unterstützen. An Technikern gibt es eine feste Crew von vier Leuten, je eine Person für Licht und Ton und zwei für die Backline, die oft während des Konzerts auch noch Fotos machen, die danach immer unter www.rockpictures.de zu finden sind. Unsere beiden Licht- und Tontechniker sind immens wichtig, denn bei den Songs kommt es auf viele Details an, die man nicht auf die Schnelle mit einem freien Tontechniker umsetzen kann. Auch Lightshow und Videoeinblendungen auf unserer drei Meter großen runden Leinwand, die wir auch bei kleineren Shows immer dabei haben, sind genau konfiguriert. Unser Lichtmann hat dafür auch eigenhändig Videos vorgefertigt, die zu den entsprechenden Songs abgespielt werden.  

bonedo: Wie sieht der Produktionstag bei euch aus? Wie viel Zeit wird für den Aufbau benötigt?
Oliver: Bei uns ist der Bühnenaufbau noch relativ überschaubar, aber bei einem Konzertbeginn von 21 Uhr muss der Aufbau spätestens um 16 Uhr starten, damit es entspannt vonstatten geht. Es folgt ein ausgedehnter Soundcheck und auch der Aufbau von Licht und Video nimmt einiges an Zeit in Anspruch, denn unser Publikum will natürlich auch optisch bedient werden. Daher ist der zeitliche Aufwand schon etwas größer als bei einem Standardgig, wo man seinen Amp auf die Bühne stellt, einen kurzen Soundcheck macht und fertig.

bonedo: Jetzt kommen wir zur musikalischen Abteilung. Du bist der einzige Gitarrist in der Band, nach welchen Kriterien wählst du aus, welcher Gitarrenpart gespielt wird? Gilmour hat ja im Studio sehr gerne von der Overdub-Technik Gebrauch gemacht.
Oliver: Das ist sehr unterschiedlich. Bei manchen Songs ist es sehr klar, was gespielt werden muss, bei anderen hingegen kann es manchmal sogar eine sehr subjektive Geschichte sein, die sich durchaus auch im Laufe der Jahre ändern kann. Es gibt Songs, bei denen früher den Fokus auf etwas anderem lag, die man aber mittlerweile geändert hat, weil es so besser in den Kontext passt oder einfach besser klingt. Letztendlich geht es darum, was live in dieser Besetzung am besten funktioniert. Ein gutes Beispiel ist „Another Brick In The Wall“. Hier kann man die cleane Gitarre komplett bis zum Solo durchspielen, aber es macht einfach mehr Druck, wenn man an bestimmten Stellen auf die verzerrte Gitarre wechselt. Dann gibt es noch die Lösung, die wir bei „Money“ umsetzen. Die Tremolo-Gitarre habe ich bei mir im Studio eingespielt, die dann live als Sample von unserem Schlagzeuger über ein Octapad gespielt bzw. gesteuert wird. Dass der Drummer das macht, ist zwar etwas unkonventionell, funktioniert aber bestens! Generell konzentriere ich mich aber immer auf das, was für mich persönlich im Song am wichtigsten ist.

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bonedo: Wie sieht es mit einem zweiten Gitarristen aus?
Oliver: Wir hatten ganz früher einen Saxophonisten, der auch die zweite Gitarre spielte. Als der 2005 ausstieg, gab es die Überlegung, diese Position entweder mit zwei Musikern zu besetzen, also mit Saxophon und zweitem Gitarristen, oder ob wir es einfach in der reduzierten Version mit mir als einzigem Gitarristen probieren. Da fehlt dann hier und da zwar vielleicht eine kleine Feinheit im Arrangement, aber wir haben festgestellt, dass das Ganze auf der Bühne wesentlich aufgeräumter klingt. Am Anfang kommt man sich natürlich etwas nackt vor, weil man die fetteren Arrangements gewohnt ist, aber im Laufe der Zeit relativiert sich das. Wir sind natürlich immer am Herumprobieren; zum Beispiel überlegen wir gerade, ob unser jetziger Saxophonist Michael Unger hier und da mal einen Akustik-Gitarrenpart übernehmen könnte. Ansonsten spielt auch Martin Hofmann, unser Bassist, z. B. bei „Wish you were here“ die 12-saitige Gitarre, während er den Bass über ein Moog-Pedal bedient.

bonedo: Wie nah am Original spielst du die Parts und nach welchem Original richtest du dich?
Oliver: Das hat sich auch hier im Laufe der Zeit verschoben. Ich war früher jemand, der sehr viel Wert auf 100% Original gelegt hat, aber mittlerweile habe ich mich etwas davon entfernt und denke, es muss einfach in sich stimmig sein. Wenn dann mal ein Soloteil etwas von der Albumversion abweicht, aber noch im stilistischen Rahmen bleibt, dann ist das o.k. Ein markantes Solo oder wichtige Melodiethemen wie zum Beispiel „Another Brick In The Wall“ oder das Intro von „Shine On You Crazy Diamond“ bleiben unberührt, denn das sind feststehende Dinge, die man nicht verändern sollte. Meist ergeben sich diese Freiräume bei längeren Soli, wo am Ende noch Platz bleibt und man etwas freier spielen kann, es sollte aber immer noch im Kontext bleiben. Damit meine ich, dass man speziell als Gitarrist das Ganze nicht technisch überspielt, sondern auf einem Level bleibt, der zu Pink Floyd passt. Es will eben keiner ein Tapping-Lick hören oder irgendwelches Geshredder. Ein gutes Beispiel ist das Solo bei „Comfortably Numb“. Das ist ein langes Solo am Ende des Songs, das Gilmour auch oft auf der Bühne variiert, aber es gibt ein paar markante Stellen, die einfach gespielt werden müssen. Dann hat man hier die Möglichkeit, ruhig mal eine Schippe mehr draufzulegen und etwas zu spielen, das Gilmour vielleicht auch nicht gespielt hätte. Aber solange man in der Lage ist, den Bogen zu spannen, ist das in meinen Augen völlig legitim.

bonedo: Wie sieht bei dir der Equipment Fuhrpark aus? Wie wird der Gilmour-Sound erzeugt?
Oliver: Im Moment ist das Setup recht überschaubar. Ich habe einen Mesa Boogie Electra Dyne Head, ein 90 Watt Topteil, das über eine Rectifier 4×12 Box gespielt wird. Bei kleineren Clubs nehme ich auch ab und zu eine 2×12 Box, aber irgendwie komme ich mit der großen schrägen Box besser zurecht. Die Effekte sind alle in einem 6-HE-Rack montiert. Da ist zuerst ein Multi-Effekt, das TC Major, das hauptsächlich für Tempo-Delays benutzt wird. Ab und zu nehme ich von dort auch bestimmte Kompressor-Settings oder Hallsounds. Der Rest hängt bei mir old-school-mäßig direkt vor dem Amp, also ein paar bestimmte alte Pedale. Den Amp selbst spiele ich nur im cleanen oder leicht angezerrten Modus – wenn es etwas mehr Zerre sein soll, sind die Fußtreter dafür zuständig, ein alter TC Booster und der Hughes & Kettner Tube Factor oder auch neuerdings die zweite Version des  Spin Doctor von T-Rex, den ich mitentwickelt habe. Für die Phasersounds kommt ein Electro Harmonix Small Stone oder ein Viper von T-Rex zum Einsatz.

bonedo: Kein MXR Phase 90 wie der Meister selbst?
Oliver: Nee, ich habe zwar auch einen Phase 90, aber bin mehr der Small Stone Freund. Der Phase 90 geht von den Frequenzen her relativ weit oben raus und obwohl der Small Stone etwas vom Signal klaut, hat er eine extrem angenehme harmonische Welle. Ich stehe total auf das Ding und möchte es auch in diesem Setup nicht missen. Dann habe ich noch einen Boss CS-3 (Compressor) davorhängen, der bei speziellen Sounds zum Einsatz kommt, wo eben eine starke Kompression benötigt wird, zum Beispiel beim Solo von „Another Brick In The Wall“ oder dem Intro von „Shine On You Crazy Diamond“. Die Pedale sind alle im Rack befestigt und werden über einen Voodoo Lab Looper/Switcher mit einer MIDI-Fußleiste ferngesteuert, die vor mir liegt. Man muss natürlich kleine Kompromisse schließen, denn mit den Tretern hinter mir im Rack habe ich leider keinen direkten Zugriff auf die Einstellungen, falls mal was für einen anderen Song verändert werden müsste. Da wird dann eben vom TC Major etwas übernommen, zum Beispiel hier und da ein paar Frequenzen mit dem EQ angleichen. Generell ist das aber ein sehr überschaubares Setup, was auch in der Praxis sehr gut funktioniert. Ich habe dann für jeden Song vorgefertigte Sound-Setups, die ich über den MIDI-Fußschalter aufrufe. Gerade beim Singen und Spielen ist das auf jeden Fall einfacher, als einen Pedalstepptanz mit einem Haufen Bodentretern durchzuführen. Bei meinem eigenen Projekt „Hartmann“ habe ich auf der Bühne ein kleines Pedalboard mit vier bis maximal fünf Bodentretern von T-Rex, da funktioniert es dann gerade noch mit Singen und Spielen, aber bei einer so komplexen Geschichte mit so speziellen Sounds wie bei Pink Floyd geht das nicht.

bonedo: Wie sieht es mit den Gitarren aus?
Oliver: Drei Gitarren habe ich auf der Bühne dabei. Eine Morgaine Strat mit drei Lindy Fralin Single Coils, die eher vintagemäßig klingt. Ganz neu ist eine FGN Strat von der japanischen Firma, die früher auch für namhafte Marken wie Fender und Gretsch gebaut und jetzt ihre eigene Produktreihe herausgebracht hat. Diese Strat wurde nach meinen Vorstellungen gebaut und ich bin auch sehr zufrieden damit. Außerdem ist ab und zu noch eine Humbuckergitarre am Start, wie z.B. meine Nik Huber Krautster II oder meine Expert von FGN, auch eine Les Paul-artige Gitarre, die bei den letzten Gigs zum Einsatz kam. Für akustische Einsätze habe ich eine 12-saitige von Taylor dabei, das wars. Ich spiele zwar überwiegend Strat auf der Bühne, aber was die Tonabnehmerbestückung und Schaltung der Gitarre betrifft, bin ich mit meinen Gitarren etwas anders ausgestattet als David Gilmour, der ja mit den Lace Sensor Pickups und der speziellen Schaltung einen etwas dünneren, sehr eigenen Strat-Sound hat. Generell stehe ich bei den E-Gitarren auf Vintage Pickups und fühle mich mit deren Klang wesentlich wohler, zumal David Gilmour auf den bekannten Alben bis in die frühen Achtziger eben auch Vintage-Strats mit normalen Singlecoils benutzt hat. Nur live kommen seit einigen Jahren bei ihm diese Pickups zum Einsatz, was natürlich den riesigen Vorteil hat, dass es einfach nie brummt, denn das kann einem ab und an erfahrungsgemäß schon auf den Wecker gehen.

bonedo: Benutzt du auch Rotary-Speaker?
Oliver: Nein. Ich habe zwar im TC Major ein paar Sounds mit Leslie-Effekt programmiert, aber eher als Special, bei dem man den Effekt auch deutlich hört. Aber in der Form, wie Gilmour den Rotary Speaker einsetzt, nämlich permanent mitlaufend, habe ich das noch nicht benutzt.

bonedo: Was sind deiner Ansicht nach typische Spielelemente von David Gilmour?
Oliver: Was die Töne betrifft, ist es erst mal das gefühlvolle Umgehen mit der Pentatonik. Die Ruhe und der Spiel-Flow sind bei ihm sehr markant. Es klingt immer relaxed, wirkt auch bei höheren Tempi nie hektisch und strahlt immer eine gewisse Ruhe aus. Auch wenn er Rhythmus-Licks spielt, geschieht das immer sehr laid-back, nie nach vorne. Dann kommt noch das typische Vibrato hinzu, das meistens mit dem Vibrato-Hebel erzeugt wird und einen ganz eigenen Sound erzeugt. Er hat permanent den Hebel in der Hand, etwas, das ich mir auch erst mal angewöhnen musste, weil dadurch die Handhaltung beim Anschlagen ganz anders ist. Außerdem sind natürlich die Overbends ganz wichtig, also das Ziehen der Saiten bis zu einer Quarte aufwärts. Es gibt nur wenige Gitarristen neben ihm, die das so integriert haben – Jimmy Page und Steve Lukather vielleicht, aber sonst fällt mir auf die Schnelle keiner ein. Er macht das bei bestimmten Licks in einer Perfektion und Lockerheit, die man sich erst einmal hart erarbeiten muss, damit das so entspannt rüberkommt und die Intonation auch stimmt.

bonedo: Stichwort Over-Bendings… Welche Saiten benutzt du?
Oliver: Ich habe einen Standard 010 bis 046 Satz auf allen Gitarren, was schon recht heftig ist, denn man ist ja nicht jeden Tag in der gleichen Verfassung. Es ist besonders hart, wenn ich mal ein paar Tage nicht gespielt habe – ist zwar selten, kommt aber doch schon vor. Wenn dann ein Echoes-Gig ansteht und die Stelle im Solo von „Another Brick In The Wall“ kommt, ist harte Arbeit angesagt. Es kommt aber auch darauf an, wie weit das Tremolo der Gitarre nachgibt. Trotz allem muss man mit dem 010er Satz bei diesem Programm schon ganz schön kämpfen, mit einem 009er oder einem Mischsatz wäre es auf jeden Fall wesentlich komfortabler, aber soundtechnisch bin ich einfach ein Freund von 010er Saiten. Ich spiele auch relativ dicke Hälse, was es nicht einfacher macht, aber es ist eben ein bisschen abhängig von der Tagesform. Manchmal hat man einen guten Tag und dann gibt es die sogenannten „Kampftage“. Aber genau dieser Kampf macht schon wieder den Reiz aus, eingerissene Nagelhaut ist da keine Seltenheit.

bonedo: Was sind deine Song/Album-Empfehlungen für Pink Floyd Einsteiger?
Oliver: Ich würde definitiv „Dark Side Of The Moon“ als Einstieg empfehlen, denn es enthält eigentlich alles, was das Spezielle und Besondere der Band ausmacht. Zudem ist es für die damalige Zeit eine tierische Produktion (Alan Parsons am Mischpult), an der es auch heutzutage einfach nichts zu meckern gibt, d.h. es geht nicht besser. Als zweiter Tipp kommt dann der Nachfolger „Wish You Were Here“, wobei…. „The Wall“ auch ein Hammer Album ist… Das hat zwar bedingt durch die Thematik einen etwas depressiveren Touch, beinhaltet aber unglaublich gute Songs wie zum Beispiel „Another Brick In The Wall“ oder „Comfortably Numb“. Aber auf jeden Fall empfehle ich, die Platten komplett zu hören, denn sie erzählen eine Geschichte und es steht ganz klar ein Konzept dahinter, das erst durch die Songreihenfolge und in seiner Ganzheit zu etwas wirklich Besonderem wird. Deswegen kann ich es auch verstehen, dass die Band dagegen ist, einzelne Songs bei iTunes zu verkaufen. 

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Alex sagt:

#1 - 31.05.2011 um 11:07 Uhr

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Nichts gegen Oliver, aber Bjorn Riis von Gilmourish.com wäre wohl der kompetentere Gesprächspartner, wenn es an Gilmours Gitarrensound geht.
Seine Philosophie ist irgendwo näher dran am Original.
Außerdem ist Euch da ein Faux Pas unterlaufen: DG spielte meines Wissens nie Lace Sensor Pickups, sondern EMGs auf seiner roten Strat. Immerhin gibt es ja auch ein EMG-Signature Set von ihm.
Was den Vintage-Singlecoil Vibe von Gilmours Pickups betrifft sind da im Gespräch auch einige Dinge nicht richtig gewürdigt. So spielt DG in den letzten Jahren doch wieder vermehrt seine Black Strat, die mit reinrassigen Vintage-Einspulern bestückt ist.

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Dirk sagt:

#2 - 31.05.2011 um 23:15 Uhr

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Stimmt, Björn wäre der Mann für den Gilmour-Tone.
Vielleicht kann man da noch mal was nachreichen.
Ich kenne echt niemanden sonst, der sich so dezidiert mit dem Gilmour-Tone aus den unterschiedlichen Schaffendperioden auseinander gesetzt hat.
Sehr aussagekräftig finde ich seine Herangehensweise, auch mit wenigen, aber den den richtigen Gilmourish-Sound hinzubekommen. Seine Tipps auf Gilmourish.com sind echt Gold wert und nur jedem zu empfehlen, der sich für den Gitarrensound von David Gilmour und Pink Floyd interessiert.

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Martin sagt:

#3 - 29.06.2011 um 23:22 Uhr

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Ich finde es nicht so wichtig, ob einer die gleichen Pickups verwendet, oder die gleiche Gitarre. Wenn er die Seele von David Gilmour's Art Gitarre zu spielen und so zu klingen trifft, reicht mir das, denn das ist schon schwierig genug. Oliver Hartmann macht das auf seine Art perfekt. Nebenbei singt er beinahe besser

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