B: Hattest du bestimmte Vorgaben im Kopf, die du mit „The Signal“ erfüllen wolltest? Welches Signal wolltest du geben?
Zunächst wollte ich musikalisch komplett etwas anderes machen. Selber im eigenen Sud immer zu baden macht auf Dauer keinen Spaß und bringt dich nicht weiter. Insoweit denke ich war es ein ganz normaler Prozess, den jeder Künstler mal durchmacht, durchmachen muss – durchmachen darf! Bei den Guano Apes hatten wir ja jahrelang die gleiche Instrumentierung. Klar, wir hatten unseren eigenen Sound und das ist ja auch schon selten genug, das hat auch nicht jeder. Aber auf Dauer ist es für mich langweilig, immer mit der gleichen Instrumentierung zu arbeiten. Der Drang mit neuen Sounds, Instrumenten und Techniken zu arbeiten, Computer auszuprobieren, war sehr groß bei mir. Und dann habe ich mich halt komplett ausgetobt und alles wild ausprobiert. Auch mit neuen Leuten gearbeitet, um einen kompletten Querschlag zu machen.
B: „Beat Of Life“ mit DJ Tomek und Ice-T war ja damals auch schon wilder Crossover…
…ja, aber das habe ich eigentlich nur gemacht, weil ich mit Ice-T zusammen arbeiten wollte (lacht). Tomek remixte damals gerade Songs der Guano Apes und wollte, dass ich im Gegenzug bei ihm auf der Scheibe mitmache. Das war ein Grund für „Beat of life“ – Bedingung war aber, dass ich unbedingt einen Song zusammen mit Ice-T machen wollte.
B: „Fever“ von „The Signal“ durchlief ja einige Stadien der Entwicklung, bis er schließlich als Rocksong endete. Setzt du dir Stil-/Soundtechnisch überhaupt keine Grenzen?
Nö. Wenn man selbst die Freiheit hat sich Grenzen zu setzen oder nicht, dann sollte man sich keine setzen. Zumindest musikalisch (lacht). Das ist ja das Schöne, dass ich mich austoben konnte, das ist mir sehr wichtig. Ich war vorher an einem Punkt angelangt, wo es langweilig wurde für mich und wo mir das nichts mehr gegeben hat. Was „Fever“ betrifft, denke ich, dass der Song in der veröffentlichten Version überproduziert und zu sehr auf Single getrimmt wurde.
B: Von dem Titel wurden mehrere Videos gedreht. Ein Unveröffentlichtes in Los Angeles…
Ja, das war wahnsinnig teuer und ich bin froh, dass wir diese Version nicht genommen haben. Ich war sehr unglücklich mit dem Ergebnis, das war nicht cool. Die Idee an sich war gut, aber die Umsetzung nicht. Ich will auch nicht mehr in den Staaten drehen. Dort herrscht eine ganz anderen Arbeitsmoral. Die haben ihre Gewerkschaften und sobald du eine Minute über Drehschluss aufnimmst, egal was noch nicht stimmt, dann wird das richtig teuer. Das ist zwar gut für die ganzen Arbeiter dort, aber für einen Künstler kann das den Tod bedeuten. In Deutschland, wo ich normalerweise drehe, da wird halt noch mal zwei, drei Stunden gearbeitet, wenn etwas nicht stimmt. Da schaut keiner auf die Uhr. Da herrscht ein eigener, hoher Anspruch und dem wird versucht gerecht zu werden. Deshalb kann ich mir nicht mehr vorstellen für ein Video in die Staaten zu fliegen, das war totaler Nonsens. Deshalb wurde es auch eingestampft.
B: Eingestampft heißt, dass es dieses Video auch nie als Bonus auf einer DVD zu sehen geben wird?
Nein. Nein. Nein. Das hätte die Plattenfirma gerne gehabt, aber ich habe mich erfolgreich dagegen gewehrt (lacht). Aber wir haben alle daraus gelernt. Wenn man plötzlich die Freiheit hat, muss man schon wissen, in welche Richtung es visuell gehen soll.
B: Du hast auch das Glück, dass keine dieser Videoversionen bei youtube kursiert?
Ja, bis jetzt habe ich das Glück. Und ich wüsste auch, woher es kommt (lacht).
B: Als Künstlerin kennst du also keine Stilgrenzen. Wie sieht es im Musikkonsum aus, was hörst du?
Ich höre total unterschiedliche Sachen. Sowohl härtere Musik, als auch poppige. Es gibt keine Grenzen. Wichtig ist, dass es mir gefällt. Ich glaube, je älter man wird, desto offener wird man gegenüber anderen Musikrichtungen. Was ich im Gegensatz zu meinem Teeniealter nicht mehr höre, sind die ganz harten Sachen, wo nicht mehr gesungen, sondern mehr gegrunzt wird. Früher habe ich das zum Teil gehört, aber als Melodiefreak, der ich bin, habe ich diese Musik komplett abgeschüttelt von mir. Andererseits gibt es auch Musik, die ich zum Beispiel als Kind grausam fand und wo ich jetzt merke, wie genial das ist.
B: Du hast ja schon zu Guano Apes-Zeiten mit anderen gearbeitet. Zum Beispielt bei „Path“ mit Apocalyptica. Gab es da große Unterschiede in den Arbeitsweisen?
Es war komplett anders. Und im Falle von Apocalyptica auch einfacher, denn die haben mir einfach mal ein paar Instrumentals zugeschickt und ich durfte dann auf das Lied, das mir am besten gefiel, meine Lyrics und die Melodie schreiben. Das ist natürlich viel einfacher, als wenn du dir mit einer Band alles mühsam erarbeitest. Die Bänder wurden mir damals nach Hannover geschickt und ich habe mich dann zwei Tage lang darauf ausgetobt. Das war sehr angenehm. Wie auch die Jungs von der Band. Das sind alles Riesen, aber unheimlich lieb und ich schätze sie sehr als Musiker.
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