Mit seinem musikalischen Drumming bereichert David Mette seit vielen Jahren die Musik von Stars wie Philipp Poisel oder Laith Al-Deen. Dabei ist er sowohl auf der Bühne, als auch im Studio gefragt und glänzt dabei gleichermaßen mit filigranem Spiel und kraftvollen Grooves, die mal intim und holzig und mal nach großer Arena klingen.
Doch nicht nur auf den großen Bühnen ist David zuhause. Als Mitglied eines Studiokollektivs in Heidelberg nimmt er immer wieder mit verschiedenen Künstlern auf und begleitet diese auch hin und wieder bei ihren Tourneen. Am Rande eines Akustikkonzerts von Philipp Poisel in Berlin sprachen wir über seinen Werdegang, die Arbeit mit Philipp Poisel, die Produktion des letzten Albums in Nashville und den Weg zu seinem hervorragenden Drumsound.
Hallo David, erzähl doch mal ein bisschen von dir! Wie fing das mit der Musik für dich an?
Ich bin in Marburg geboren und komme zwar nicht aus einer typischen Musikerfamilie, aber meine Eltern waren schon sehr musikaffin. Mein Vater hat beispielsweise Jugendchöre geleitet und früher selbst in einer Band gesungen. Ich habe mir als Kind ein Schlagzeug aus Kochtöpfen und Kissen gebaut, und als ich neun Jahre alt war, bekam ich dann von meiner Oma ein weißes Yamaha Recording Custom Set geschenkt. Später habe das Set irgendwann verkauft, um mir ein vermeintlich besseres zu kaufen, aber später dann rumtelefoniert und es wieder zurückbekommen. Ich habe dann erstmal drei Jahre, ohne Unterricht zu nehmen, auf dem Schlagzeug gespielt und mit meinem Bruder und Freunden die Band „On A Mission“ gegründet. Wir haben damals über ein paar Jahre relativ viel in der christlichen Szene gespielt, bevor die Band sich dann später auflöste. Als Teenager habe ich dann viel im Marburger Jazzclub „Cavete“ gespielt. Da gingen immer alle Musikbegeisterten in Marburg hin. Als 13-jähriger durfte ich nach einem Workshop das erste Mal dort die Session eröffnen und war total aufgeregt. Seitdem war ich, bis ich 19 war, jeden Montag da, habe zugehört und mitgespielt. Das hat mir rückblickend sehr viel gebracht, weil ich dort gelernt habe zuzuhören, auf die Musik zu reagieren, zu improvisieren und kreativ zu agieren.
Ich hatte während der Zeit dann erst bei einem Jazz-Schlagzeuger Unterricht und später auch noch ein Jahr bei einem Rockdrummer. Das war auch ganz gut, weil ich erst ein bisschen lernen musste, laut und druckvoll zu spielen. Nach dem Zivildienst bin ich dann an die Popakademie nach Mannheim gegangen. Zeitgleich ging die Zusammenarbeit mit Laith Al-Deen los, und auf einmal war ich recht überraschend Profimusiker. Ich hatte eigentlich geplant, dass ich drei Jahre das Studium mache und danach gucke, wie das so läuft. Ich wollte nie um jeden Preis mit Musik mein Geld verdienen, und mir war es wichtig, dass ich die Liebe zur Musik bewahre. Die Arbeit als Musiktherapeut hätte ich mir beispielsweise auch sehr gut vorstellen können, aber durch Laith Al-Deen habe ich separat zum Studium schon viele Konzerte spielen dürfen. Glücklicherweise haben Udo Dahmen und die Popakademie mich zu der Zeit auch sehr unterstützt und es möglich gemacht, dass ich sowohl dort studieren, als auch viele Konzerte spielen konnte.
War für dich ein Jazz-Studium nie ein Thema?
Doch, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass mein Herz ein bisschen mehr für Popmusik schlägt, wobei mich privat nach wie vor beide Bereiche sehr interessieren. Ich habe aber sicher aus dem Jazz mitgenommen, dass man nicht unbedingt immer so klischeebehaftet an Musik rangehen muss. Außerdem mag ich den Klangcharakter von Jazz, weshalb ich auch eher dunkel klingende Becken spiele.
Übst du heute noch viel?
In den letzten Jahren ist das ein bisschen weniger geworden. Nicht weil ich keine Lust hätte, sondern weil ich viel unterwegs bin und zuhause gerne Zeit mit meiner Familie verbringe. Ich gehe aber gerne auf Konzerte, höre viel Musik und lasse mich inspirieren. Brian Blade ist zum Beispiel mein Lieblingsdrummer, und ich mag es total gerne, wenn er Popmusik spielt. Es gibt ja viele Jazz-Schlagzeuger, die Popmusik nicht so richtig ernst nehmen, aber Brian Blade ist ja immer wieder bei verschiedenen Projekten involviert, die eher in Richtung Popmusik gehen. Dabei bringt er einen anderen, sehr kreativen Ansatz mit. Das finde ich total inspirierend. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich mit verschiedenster Musik beschäftigt und somit weiterentwickelt.
Kannst du an irgend etwas festmachen, wie du deinen Sound gefunden hast?
Ich denke, das hat sich stetig entwickelt. In den späten Neunzigern war bei meiner Teenie-Band eine hoch gestimmte Snare angesagt. Als ich bei Laith Al-Deen eingestiegen bin, habe ich auch ein ziemlich gewöhnliches Pop-Set mit einer höheren Snare und kleineren Toms gespielt. Nachdem dann irgendwann das Debüt von Mutemath erschien, war ich fasziniert von Darren Kings Drumsound. Ich habe dann viel ausprobiert, Snares tiefer gestimmt und Tomsounds verändert. Eine Zeit lang habe ich das nur für mich gemacht und bei Laith Al-Deen aus Gewohnheit wieder eine hoch gestimmte Snare gespielt. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass ich mich damit nicht mehr so wohl fühle und das dann einfach auch da mal ausprobiert. Dabei hab ich festgestellt, dass ich für mich einen Sound gefunden habe, mit dem ich mich gut ausdrücken kann und den ich nicht in bestimmten Settings ablegen muss. Wobei sich der eigene Sound sicher auch immer wieder wandelt und sich durch neue Einflüsse weiterentwickelt.
Du spielst heute auch viel mit deinem Bruder zusammen. War das schon immer so?
Richtig, ich spiele mit meinem Bruder Andreas bei Philipp Poisel, Laith Al-Deen, Gudrun Mittermeier und Valentina Mér zusammen. Er war damals auch Gitarrist in meiner Jugendband, bei der auch Johannes Falk mitgespielt hat, mit dem wir beide heute auch wieder Musik machen. Wir sind dann auch gemeinsam an die Popakademie in Mannheim gegangen, danach gab es aber ein paar Jahre, in denen Andi und ich fast gar nicht zusammen Musik gemacht haben. Er hat mich dann zu Philipp Poisels Band geholt, und seitdem sind wir viel gemeinsam unterwegs.
Seit wann spielst du bei Philipp Poisel?
Ich bin seit 2008 dabei. Mein erstes Konzert mit ihm war im Sommer 2008 die „Nacht der Talente“ von Radio Fritz, und im Herbst desselben Jahres ging es dann auf eine erste Tour durch kleine Clubs. Seitdem hat sich das dann stetig weiterentwickelt.
Gibt es bei den vielen Projekten, in denen du mitwirkst, nicht oft auch terminliche Überschneidungen?
Bei den Touren hat es eigentlich immer ganz gut geklappt, dass die nicht kollidiert sind, aber bei Einzelterminen und Festivals kommt das natürlich hin und wieder mal vor. Bei Laith Al-Deen hilft Mario Garruccio dann immer für mich aus.
Ihr habt das aktuelle Album „Mein Amerika“ mit Philipp Poisel in Nashville aufgenommen. Das muss doch beeindruckend gewesen sein, oder?
Das kann man wohl sagen! Wir waren eine Woche im legendären Blackbird Studio, was ich sehr spannend fand. Als ich dort das Backline Inventar gesehen habe, dachte ich, dass das eigentlich nicht wahr sein kann. Der ganze Komplex hat zwei Häuser, in denen viele Studios beherbergt sind. Über dem Studio, in dem wir aufgenommen haben, wurden die ganzen Instrumente gelagert, um die sich ein eigener Studio-Backliner kümmert, der jeden Tag immer vor Ort ist. Der hat mich dann mal durch den Schlagzeug-Raum geführt, der einfach nur absurd ist. In dem Raum stehen fünfzig Sets und zwei von beiden Seiten begehbare große Lagerregale voller Snares. Dort findet man nur gutes Zeug, das auch sehr gepflegt wird. Jede Schraube funktioniert, und alles ist in top Zustand. Ich habe mir vor den Aufnahmen dort ein altes Gretsch Round Badge Set und verschiedene Snares für die Produktion bestellt. Bis in die frühen Sechzigerjahre wurden die Round Badge Sets noch aus dreilagigen Kesseln gebaut, deren Sound ich sehr mag. Allein davon hatten sie sechs Sets da. Auch von den Snares stand alles parat. Natürlich waren da ein paar Klassiker mit dabei, aber auch speziellere Sachen wie eine Brady Block Snare oder eine Slingerland Radio King waren kein Problem. Dazu konnte ich noch die Fellkombination angeben. Als wir in Nashville eintrafen, war alles vorbereitet und aufgebaut. Der Backliner hatte zusätzlich vorher mit dem Toningenieur verschiedene Gretsch Bassdrums auf Bandmaschine aufgenommen, damit ich die Bassdrum auswählen konnte, die mir am besten gefiel. Ich hätte aber eigentlich gar nichts vorbestellen müssen, sondern direkt aus dem Schlaraffenland auswählen können. Am ersten Tag hatte der Toningenieur zusätzlich zu seinem Assistenten noch einen Helfer, und so wurde alles in Windeseile eingerichtet.
Wie kamt ihr ausgerechnet in dieses Studio?
Philipp wollte das eigentlich schon von Anfang an und auch in Amerika zum Songwriting rumreisen. Er war vorher noch nie in Amerika gewesen, und für ihn war das Land immer ein Sehnsuchtsort. Durch seine Flugangst ist er aber nie hingeflogen, weshalb wir auch eher dachten, dass wir die Platte wie gewohnt in Deutschland aufnehmen würden. Weil Philipp aber unbedingt nach Amerika wollte, hat er eine Therapie gegen seine Flugangst gemacht. Irgendwann hat er dann einen Testflug nach Mallorca gemacht, ist ein paar Stunden am Strand rumspaziert und wieder zurück geflogen. Dabei hat er dann gemerkt, dass das ganz gut ging, und somit stand unserem Trip nach Amerika nichts mehr im Weg. Wir sind dann mit der kompletten Band, dem Produzenten Frank Pilsl, Philipps Manager und einem kleinen Filmteam nach Nashville geflogen. Das war wirklich eine tolle Erfahrung.
Habt ihr alle Songs des Albums auf Band aufgenommen?
Nein, in Nashville haben wir vier Songs eingespielt. Der Song „Wenn die Tage am dunkelsten Sind“ ist dann komplett so geblieben. Dort hört man auch den Blackbird Raum auf den Drums sehr deutlich. Bei den anderen Songs wurde die Spuren vom Band dann in Protools importiert und sind so in die Produktion eingeflossen. Wir haben die Songs zusammen in einem Raum gespielt, was natürlich energetisch toll ist. Auch die Aufnahme auf Band hat nochmal eine andere Herangehensweise dargestellt. Man spielt dann ja nicht unzählige Takes, weil man weiß, dass dann erst das Band gewechselt werden müsste. Das erzeugt einfach eine andere Haltung.
Du bist ein sehr klangaffiner Typ. Seit wann spielst du Gretsch Drums?
Ich habe mal in einem kleinen Musikladen eine Round Badge Snare von 1959 gekauft und auch ein altes Set angespielt. Seitdem haben mich Gretsch Drums begeistert. Dann habe ich mir irgendwann von Steve Maxwell aus New York ein Blue Sparkle Round Badge Set mit sechslagigen Kesseln aus den Sechzigern bestellt, das bis heute mein Lieblingsset ist. Dieses Set klingt wirklich unglaublich gut. Der damalige Vertrieb in Marburg hat mich dann gefragt, ob ich nicht Gretsch Endorser werden möchte. Das passte natürlich super, weil ich die Drums eh damals schon eine Weile gespielt hatte. Ich habe mir dann gedacht, dass es ganz gut wäre, ein neues Set in denselben Größen zu haben, damit ich die alten Kessel nicht immer mitnehmen muss. Außerdem ist es ja oft auch so, dass im Sommer zu Festivals die Backline eingelagert wird und man dann für eine andere Band ein zweites Setup braucht. Deshalb spiele ich aktuell ein neues Gretsch Broadkaster mit dreilagigen Kesseln. Auslöser dafür war die Session im Blackbird Studio. Ich habe dort ja ein Round Badge in Red Sparkle gespielt und habe mir deshalb das neue Broadkaster in der Farbe bestellt.
Hast du das Gefühl, dass diese Reissue-Modelle an den Sound der alten Drums rankommen?
Ich finde, dass der Sound mit Coated Fellen dem der alten Kessel sehr ähnlich ist. Anfangs hatte ich die Bassdrum auch im Studio noch etwas offener gestimmt, und da hatte das Set schon einen tollen Vintage-Sound. Ich habe mir jetzt auch noch eine 26 Zoll Bassdrum bestellt, auf die ich sehr gespannt bin.
David live mit der Band von Johannes Falk:
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Mehr InformationenMal mehr, mal weniger. Ich bin in einer Studiogemeinschaft mit verschiedenen anderen Musikern und nehme hin und wieder für verschiedene Projekte dort Drums auf. Dabei kümmere ich mich auch um das Engineering, was mir viel Spaß macht. Die Drums für das Debütalbum „Flowers“ von L’aupaire haben wir beispielsweise dort aufgenommen. Oft nutzen wir unserer Räumlichkeiten aber auch einfach als Proberaum und Backline Lager und gehen für Drumrecordings in andere Studios, die größere Aufnahmeräume nur Verfügung haben, wenn es das Budget erlaubt.
Editierst du deine Drums auch, oder ist es dir wichtig, dass du den Song in einem kompletten Take durchspielst?
Ich bin nicht so dogmatisch, dass ich sage, dass jeder Song ein Take sein muss. Für mich ist es völlig in Ordnung, dabei aus verschiedenen Takes auszuwählen. Bei dem einen Take klingt vielleicht der Chorus besonders gut, dafür sind bei einem anderen die Strophen super. Aber ich denke nicht, dass alles dann noch im Detail editiert und geradegerückt werden sollte, weil das sehr viel vom Feeling wieder weg nimmt. Ich muss auch sagen, dass ich es merkwürdig finde, dass heutzutage viel sehr geradegerückt wird und fast alle Bands auch live bei jedem einzelnen Song zum Click spielen. Es kommt natürlich auf die Produktion an, aber wenn man bei ein paar Songs einzelne Sachen vom Rechner mitlaufen lässt, muss ja nicht gleich die gesamte Band das komplette Konzert zum Click spielen. Man stelle sich nur mal vor, wie viel vom Charakter der Songs verloren gegangen wäre, hätten die Beatles alles auf Click eingespielt. Aber es kommt natürlich auch auf die Produktion an. Wir haben es bei Laith Al-Deen jetzt auch so gemacht, dass die Band nur dann einen Click bekommt, wenn es ein Intro oder einen Breakdown im Song gibt, bei dem die Drums nicht spielen. Das ist ein Mehraufwand, der sich aber sehr lohnt. In einer Band ist das Schlagzeug verantwortlich für die Time. Jeder interpretiert den Click ja etwas anders.
Vielen Dank für’s Gespräch!
- Drums: Gretsch Broadkaster
- 22“ x 14“ Bassdrum
- 16“ x 16“ Tom
- Snare: 14“ x 6,5“ AK Drums Nickel Over Brass Snare
- Becken:
- 14“ Sabian Artisan Hi-Hat
- 22“ Craig Lauritsen Ride
- 21“ Sabian HHX Legacy Ride
- Felle: Remo
- Sticks: Vic Firth
- Specials: Mr. Muff – Muffkopf Standard
Weblink: http://www.davemette.de