„Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ bringt vor allem die unterschiedlichen Stars ins Rampenlicht. Das Konzept, die Hits der jeweils anderen Künstlern zu singen, läuft mittlerweile in der dritten Staffel. Für die fantastische musikalische Umsetzung der Band ist Bandleader Mathias Grosch verantwortlich. Mit Mario Garruccio hat er eine Groove-Maschine an Bord geholt, die den ganzen Laden ohne Kompromisse zusammen hält. Wir haben mit Mario über seine Rolle in der Band, die Herangehensweise im Studio und seinen Werdegang gesprochen.
Mario, du bist seit drei Jahren für dicke Grooves in der preisgekrönten TV-Show „Sing meinen Song“ verantwortlich, aber bereicherst auch abseits der TV-Welt live und im Studio stilistisch unterschiedliche Projekte. Spätestens bei deinem Nachnamen stellt sich auch die Frage nach der Herkunft. Bist du in einer musikalischen Familie aufgewachsen?
Nicht wirklich. Meine Großmutter, die ich nie kennenlernen durfte, hat wohl Geige gespielt, aber ansonsten bin ich einer ganz „normalen“ Umgebung aufgewachsen. Mein Vater ist italienischer Gastarbeiter gewesen und spricht noch heute mit uns nur italienisch. Mit fünf Jahren habe ich angefangen, Akkordeon zu spielen, bevor ich dann mit zehn ans Schlagzeug wechselte.
Spielst du neben dem Schlagzeug auch weiterhin andere Instrumente?
Ein wenig Erfahrung hatte ich ja schon durch das Akkordeonspiel in frühester Kindheit gesammelt, aber während meiner Zeit an der Music School in Aschaffenburg musste ich auch ein bisschen Klavier spielen. Ich bin aber weit davon entfernt, am Klavier Dinge vorspielen zu können. (lacht) Ich kann schon hier und da mal bei der Arbeit mit Bands meinen Senf dazu geben, aber Schlagzeug ist mein Hauptinstrument.
Was beinhaltete dein Studium in Aschaffenburg, und wie lange warst du dort?
Erstmal muss man sagen, dass das kein Studium im klassischen Sinne war. Ich habe dort ungefähr fünf Jahre u.a. bei Claus Hessler und ein paar anderen tollen Lehrern Schlagzeugunterricht genommen und im Rahmen des „Professional Program“ auch Ensemble-Klassen und weitere Kurse besucht, die eben auch Klavier beinhalteten. Interessant war für mich, dass alle Dozenten aus völlig unterschiedlichen Richtungen kamen und mir dort gezeigt wurde, dass man als Musiker nicht den einen vorgezeichneten Weg gehen muss, um davon leben zu können. Außerdem sind solche Schulen natürlich auch immer gut, um Kontakte zu knüpfen. Ich traf dort auf den Bassisten Holger Kalenda, mit dem ich noch heute zusammen spiele. Über Umwege habe ich dort auch den heutigen Produzenten und Musical Director der „Sing meinen Song“-Band, meinen guten Freund Mathias Grosch, kennengelernt. Das ist mittlerweile Jahre her, aber wir haben einfach nie den Kontakt verloren und dann schon früh in Mathias’ Studio immer wieder Drums für verschiedenste Projekte aufgenommen.
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Begann so deine Leidenschaft und Karriere als Studiodrummer?
Ja, wir haben einfach gemeinsam wahnsinnig viel ausprobiert, und noch heute nehme ich in der Naidoo Herberger Produktion viel für Mathias auf. Ab und zu spiele ich auch für andere Produzenten dort ein. Ich habe zum Beispiel neulich mit dem Bassisten Dominik Krämer für Michael Herberger die letzte Single für die Söhne Mannheims aufgenommen, aber am meisten passiert wirklich im Groschton Studio.
Worauf kommt es für dich in solchen Situationen an, und was macht für dich einen guten Studiodrummer aus?
Wichtig ist es natürlich, den Song zu erfassen und musikalisch etwas am Schlagzeug zu kreieren, was den Künstler, ob nun Sänger oder Instrumentalist, optimal unterstützt. Auf der anderen Seite ist es erforderlich, eine Vorstellung von Sounds und deren Umsetzung zu haben. Dabei geht es also nicht nur um das normale Spiel am Drumset. Ich denke, dass es förderlich ist, dem Produzenten und Künstler auch Input zu geben, wie man fernab vom eigentlichen Drum-Pattern einen Groove kreieren kann. Durch Loops und Overdubs kann man beispielsweise mit einem sehr räumlichen Sound eine gewisse Atmosphäre erzeugen, und dieser dann einen Kontrast zu einem klein und trocken klingenden Drumset bilden. Da sind ja der Produktion keine Grenzen gesetzt.
Wodurch hat sich dein Timing entwickelt?
Ich habe zum einen Click-Übungen mit verschobenen Notenwerten gespielt, zum anderen kam dann aber auch irgendwann die Zeit, in der ich viel zu Loops gespielt habe. Durch die Routine kommt natürlich auch irgendwann eine gewisse Sicherheit und Entspannung, die einem die Möglichkeit gibt, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Das kann die Band, aber auch ein einzelnes Instrument und dessen Lautstärke und Intensität am Drumset sein. Irgendwann sorgt man sich dann weniger um den Click, sondern mehr um das viel Wichtigere: den Klang. Der Fokus liegt bei mir bei einem Song aber immer auf dem Gesang oder der Melodie und der Energie und Dynamik des Stücks. Ein Song muss für mich nicht strikt im selben Tempo aufhören, mit dem er begonnen hat. Bei einer Ballade, die sehr „laid back“ gespielt wird, will man natürlich, dass es so bleibt. Wenn man nicht zum Click spielt und die Energie total nach vorne gehen soll, dann darf es meiner Meinung nach aber auch mal schneller werden. Bei Songs von Earth Wind & Fire und Police kann man das ja sehr häufig hören. Das macht für mich auch einen Teil der Magie aus.
Beschränkte sich die Arbeit mit den verschiedenen Künstlern immer nur auf das Studio?
Ab und zu sind daraus auch kleinere Live-Produktionen entstanden. Nach der zweiten „Sing meinen Song“-Staffel haben wir beispielsweise immer wieder mal mit Yvonne Catterfeld gespielt, aber viele Studioproduktionen sind oft auch nur einzelne Songs.
Was ist die größte Herausforderung, und wie viel Freiheit hast du als Drummer bei der TV-Produktion „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“?
Es gibt natürlich hin und wieder mal Ideen, die Mathias Grosch bei der Vorproduktion mit den Künstlern grob festgehalten hat, aber ich genieße schon sehr viel Freiheit dort. Ich muss die Sachen eigentlich nie exakt nachspielen, sondern finde als Rhythmusgruppe zusammen mit Dominik Krämer die Grooves. Die eigentliche Herausforderung ist, dass man als komplette große Band für den Sänger von Anfang an ein musikalisches Grundgerüst liefern muss, das man dann gemeinsam perfektioniert. Es gab ja bei dieser Staffel von einigen Künstlern sehr konkrete Vorproduktionen, aber bei Wolfgang Niedecken und Xavier Naidoo konnten wir als Band die Songs sehr frei interpretieren.
Funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Bass und Schlagzeug mittlerweile blind?
Dominik und ich sind als Rhythmusgruppe in den letzten Jahren gewachsen. Vor ungefähr 15 Jahren, also noch vor Dominiks Zeit bei „TV Total“, haben wir mal zusammen gespielt, uns dann aber erst wieder zur ersten „Sing meinen Song“-Staffel wieder getroffen. Von Anfang an lief das Zusammenspiel jedoch immer ziemlich intuitiv. Natürlich gibt es mal Songs, bei denen wir uns genau darüber austauschen, welche Bassline er spielt und wo ich meine Bassdrum platziere, aber allein durch die verschiedenen Stilistiken ist oft schon viel vorgegeben, und wir haben dort sehr häufig schon von Anfang an ein gemeinsame Richtung.
Unterscheidet sich dein Drum-Setup während der Studioproduktion vom eigentlichen Equipment, das du während der Aufzeichnung der Show benutzt?
Im Laufe der Staffeln hat sich das verändert. In der ersten Staffel habe ich mit meinem Set in Mannheim aufgenommen, und in Südafrika wurde die Backline für die Aufzeichnung gemietet. Ab der zweiten Staffel haben wir das Grundset aus Mannheim nach Südafrika verschiffen lassen und vor Ort nur noch ein paar Snaredrums angemietet. Bei der jetzigen Staffel habe ich, bis auf die Hardware, das komplette Equipment, das wir für die Studioproduktion genutzt haben, mitgenommen. Das ist natürlich die angenehmste Variante, weil ich mir schon bei der Vorproduktion Gedanken darüber machen konnte, welche Snare ich bei welchem Song spiele und ich nicht meinem Backliner in Südafrika zu sehr auf die Nerven gehen musste. (lacht) Wir hatten damit bei den ersten beiden Staffeln schon Stress, weil wir in den zwei Probedurchläufen der Songs uns ja irgendwie auf eine Snare festlegen mussten und da teilweise einfach Trommeln dabei waren, die wir bei der Produktion vorher nicht genutzt hatten. Mein Backliner Roland Beck, dem ich an dieser Stelle nochmal sehr danken möchte, hat mich da sehr gut bei den Entscheidungen beraten.
Dein Setup beinhaltet auch das Roland SPD-SX. Triggerst du damit auch die akustischen Drums oder nutzt du es ausschließlich als Sample Pad?
Die meiste Zeit nutze ich die Pads und spiele damit Samples aus Libraries ab, die wir passend fanden oder auch manche, die wir während der Produktion gebastelt haben. Bei manchen Songs triggere ich auch die Bassdrum, die dann mit dem eigentlichen akustischen Signal gemischt wird. Da geht es dann vor allem um Soundcharakter. Wenn eine richtig trockene 60’s Kick oder eine Bassdrum mit langem Sustain gebraucht wird, macht man das natürliche Akustiksignal leiser und fährt den Sample Sound dazu. Das funktioniert dann wie das Triggern der Drums während einer Studioproduktion, lässt sich aber so live vor Ort realisieren.
Wechselst du auch Becken während der Show aus?
Ja! Vor allem für speziellere Sounds nutze ich oft die Sabian Sick Hats, ein Chris Dave Signature Model mit vielen ausgestanzten Löchern, das leider nie in Serie gegangen ist. Vor allem, wenn es elektronischer oder in Richtung Hip Hop gehen soll, ist diese Hi-Hat super, weil sie einen ganz eigenen Charakter hat. Man muss nur aufpassen, dass man nicht in den Löchern hängen bleibt. (lacht) Ansonsten habe ich ein Setup aus 14“ Hi-Hat, 19“ Crash und 22“ und 24“ Ride, welches komplett aus Prototypen besteht. Dazu kommt noch ein reguläres Sabian 19“ Artisan Crash. Je nach Song haben wir dann zwischen den beiden Ride- und Hi-Hat-Modellen hin- und hergewechselt.
Hast du eine Snare, die immer erste Wahl ist?
Ich habe bei dieser Staffel relativ häufig eine 14“x6“ Yamaha Maple Hybrid Snare gespielt. Insgesamt hatten wir sechs Snares dabei. Für tiefe Stimmungen spiele ich eigentlich immer ein Model von Handmade Custom Drums, das 14“x6,5“ groß ist. Dazu kommen noch weitere Yamaha Snares und Klassiker wie Ludwigs Supraphonic.
Wo kann man dich neben „Sing meinen Song“ und unterschiedlichsten Studioproduktionen noch hören und sehen?
Ich spiele bei Edo Zanki und war in den letzten Jahren oft beim Trompeter Rüdiger Baldauf dabei. Als Aushilfe spiele ich für Felix Lehrmann bei Thorsten Goods und für Massimo Buonanno bei Gregor Meyle und bin hin und wieder mit Yvonne Catterfeld und Laith Al-Deen unterwegs. Außerdem spiele ich bei einer festen Party-Reihe im Gibson Club in Frankfurt.
Was war dein Highlight der diesjährigen „Sing meinen Song“-Staffel?
Die Arbeit mit Samy Deluxe an den verschiedensten Songs war sehr spannend. Er hat überraschend viel Input gegeben, und wir haben dadurch gemeinsam Arrangements erarbeitet, die wir sonst so wohl nicht gespielt hätten. Das hat großen Spaß gemacht.
Vielen Dank für’s Gespräch!
Mario Garruccios Equipment:- Drumset: Yamaha Absolute Maple Hybrid
- 22“ x 14“ Bassdrum
- 12“ x 8“ Tom, 14“ x 13“, 16“ x 16“ Floortom
- Snares:
- 14“ x 6“ Yamaha Absolute Hybrid Maple
- 13“ x 7“ Yamaha Akira Jimbo Signature
- 14“ x 6,5“ Handmade Drums Fasseiche
- 14“ x 6“ Colour Your Drums Maple
- 14“ x 5“ Ludwig Supraphonic
- 14“ x 3,7“ Ludwig Carl Palmer Signature
- Becken: Sabian
- 14″ Prototyp Hi-Hat
- 18″ Sick Hats (Custom Model)
- 19″ Prototyp Crash
- 19″ Artisan Crash
- 24″ Prototyp Ride
- 22″ Prototyp Ride
- E-Drum: Roland SPDSX Sample Pad
- Felle: Evans G14 Coated auf Toms, Power Center Reverse Dot und Genera HD Dry auf Snares
- Sticks: Vic Firth
- InEar: InEar Live Pro 4