Interview und Gear-Chat: Hendrik Smock

Es gibt so einige großartige Trommler, die innerhalb der Szene mit Anerkennung überhäuft werden, für den Großteil der Musikerwelt aber weit unter dem Radar bleiben. Trotzdem kann sich unser heutiger Interviewgast, der Kölner Ausnahme-Drummer Hendrik Smock, laut eigener Aussage nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen. Nachdem er sich nach seinem Studium vor allem einen Ruf als hervorragender Jazz-Drummer erspielt hatte, verschaffte ihm die Bekanntschaft mit verschiedenen Pop-Produzenten Arbeit in einem gänzlich anderen Feld. Insgesamt zehn Jahre lang trommelte er in der Band des englischen Sängers und Keyboarders Anthony Roachford. Heute spielt er Sessions und Gigs in den Genres Jazz, Pop, Rock, HipHop und Neo Soul, jüngst für Künstler wie die Antilopen Gang oder Flo Mega. Mit dem Bassisten Krischan Frehse gehört Hendrik seit 2012 zum Line-up des Xaver Fischer Trios.

Bild: © Christoph Behm für bonedo.de
Bild: © Christoph Behm für bonedo.de


Zitat: „Ich hab nichts Besseres gefunden bisher im Leben: Schlagzeug spielen und Musik. Ich kenn’ eigentlich nichts Schöneres. Vor allem Interaktion ist das, was für mich reizvoll ist. Das Erleben, was passiert und wie jemand darauf antwortet, wenn ich dieses oder jenes tue. Wie reagiert mein Mitspieler, wenn ich nichts tue, im Sinne von Pocket Playing. Oder wie lange dauert es, bis er darauf reagiert? Oder wie reagiert er, wenn ich meinen Part unterbreche? Das ist Kommunikation auf einer höheren Ebene – nicht über Worte, sondern über Klang.“

Gespannt mache ich mich auf den Weg nach Köln, denn die Aussage: „Meine Wohnung ist mein Proberaum“ klingt überaus interessant. Und so ist es dann auch. Mitten in der Stadt hat Hendrik eine Wohnung gefunden, die auch ein Zimmer für sein Drumset nebst Recording-Equipment beherbergt. Nach der Fotosession lassen wir uns zum Gespräch im Wohnzimmer nieder, welches vor allem ein Musikzimmer ist. Den typischen Flachbildfernseher sucht man vergeblich, im Zentrum steht hier Hendriks Vinyl-Sammlung und sein Plattenspieler. 

Hörst du viel Musik?

Ich höre wahnsinnig viel Musik. 

Lässt du die dann eher nebenbei laufen oder hörst du richtig intensiv zu?

Wenn ich Schallplatten höre, höre ich die A-Seite, dann drehe ich sie auch mal um. Es kann auch passieren, dass sie nach drei Tagen noch auf dem Schallplattenspieler liegt, dann höre ich sie direkt nochmal. Du beschäftigst dich automatisch anders mit Musik, als wenn du die ganze Zeit auf dem iPhone durch Playlists hin und her wischst. Das ist gut für das, was es ist, dir werden ja auch Sachen vorgeschlagen, von denen du vielleicht noch nie etwas gehört hast. Aber es geht alles ein bisschen sehr schnell. Der Bassist Scott Colley, bei dem ich mal eine Masterclass besucht hab, erzählte: Wenn ein neues Album vom Keith Jarrett Trio herauskam, hat es manchmal eine Woche gedauert, bis man das ganze Album gehört hatte, weil die 20 Minuten der A-Seite einfach schon so gut waren. Ich glaube kaum, dass die meisten jungen Menschen so aufmerksam Musik kennen lernen, weil sie halt die ganze Zeit erschlagen werden mit dem Angebot.
Noch ein anderes Beispiel: Zu Beginn meines Studiums an der Musikhochschule Köln hat mir Jochen Rückert einen Gig vermittelt, und es wurde die Nummer „Poinciana“ aufgerufen. Ich kannte das Stück nicht, das war ein bisschen peinlich. Dann haben die Musiker gesagt: Du musst doch die Platte kennen, „Ahmad Jamal – At the Pershing“. Danach habe ich mir die direkt besorgt, damit das möglichst nicht noch mal passiert. 
Besenspiel fand ich eh schon total geil, aber noch nie so geil wie bei Vernel Fournier. Ich wollte dann unbedingt wissen, wie das ausgesehen hat. Das war 1994, ohne Internet, nicht besonders leicht. Über drei Ecken haben wir dann herausgefunden, dass es ein Video gibt, das war im amerikanischen NTSC-Format. Wir mussten dann ein Kabel besorgen, ein riesiger Aufwand. Die Kopie war eh schon nicht gut, das heißt, man hat fast nichts gehört, aber man hat es gesehen! Ich konnte dann endlich, nachdem ich mich monatelang intensiv damit beschäftigt hatte, sehen, wie es ausgesehen hat, wenn Vernel Fournier das spielt. Das war so wertvoll, diese Erfahrung. Dieses besagte Video gibt es mittlerweile längst in sehr guter Qualität auf YouTube. Ein 18-jähriger, der sich heute damit beschäftigt, hat es leichter, könnte man sagen. Aber wenn es verknüpft ist mit Komplikationen und du es unbedingt, unbedingt haben möchtest, steckt da eine andere Wertschätzung dahinter, als wenn alles immer nur mit einem Click funktioniert.

Zum Zeitpunkt unserer Foto-Session spielte Hendrik auf einem Set mit drei Snares. Bild: © Christoph Behm für bonedo.de
Zum Zeitpunkt unserer Foto-Session spielte Hendrik auf einem Set mit drei Snares. Bild: © Christoph Behm für bonedo.de

Wie kam es dazu, dass du dir hier dein kleines Studio eingerichtet hast?

Ich wurde letztes Jahr für eine Session empfohlen für Künstler, die ich bis dato nicht kannte, die Antilopen Gang aus Düsseldorf. 

Hast du das hier eingetrommelt?

Nein, das noch nicht. Die Session ist gut gelaufen, alle waren happy. Nach zweieinhalb Tagen waren die Drums für das ganze Album im Kasten. Allerdings klang der Aufnahmeraum nicht so wirklich optimal, es war im Keller, kein Tageslicht und ein komischer Geruch im Raum. Auf der Konsole war dann hinterher alles in Ordnung. Ich weiß aber noch, das ich nach der Session gedacht habe, das muss auch irgendwie anders und einfacher gehen. Ich habe dann lange gegrübelt und mich von einem meiner feinsten Kollegen, dem Phil Kullmann, beraten lassen. Der hat mir ein Apollo von Universal Audio und ein paar gescheite Mikros ans Herz gelegt. Seitdem versuche ich hier, mir das aufzubauen. Dass, wenn eine Auftragsarbeit herein kommt, ich sagen kann: Ich mache es lieber erst einmal zu Hause, von mir aus auch über Nacht, und dann schauen wir, ob es den Ansprüchen genügt. Und das läuft gut. Vor kurzem habe ich für den norwegischen Künstler Tormod Leithe etwas eingetrommelt, was da dann direkt auf Platz eins war. 

Das sind wahrscheinlich vor allem Sounds, wo es um Close-Miking geht?

Genau. Einfach weil ich hier zu Hause arbeite, kann ich da nicht viel mehr reißen. Der Raum klingt auf keinen Fall wie ein richtig schöner Aufnahmeraum, aber mit Close-Miking kann ich das so einfangen, dass die Signale sehr gut verwertbar sind.

Hendrik live und in Action / Bild: © Peter Tümmers
Hendrik live und in Action / Bild: © Peter Tümmers

Bei deinem Spiel habe ich das Gefühl, dass du immer mit sehr viel Biss und Energie die Band nach vorne pushst. Bei deiner Dynamik merkt man deinen Jazz-Background, und du legst sehr viel Wert auf Details, spielst aber dabei immer unglaublich steady und geil phrasiert. Kannst du dazu was sagen, wie du dahin gekommen bist?

Ich weiß, dass ich vom Instinkt und vom Ohr her ganz stark davon profitiere, dass ich einen ausgeprägten Jazz-Hintergrund habe. Ich glaube, dass die Beschäftigung, nicht nur oberflächlich, sondern intensiv, mit Jazz-Musik deine Wahrnehmung schärft für solche Themen wie Timing und Phrasing. Denn mit das Wundervollste an der Jazz-Musik ist, wenn Billy Higgins, Tony Williams, Jimmy Cobb, Sonny Payne und Art Blakey nichts spielen außer Swing. Das ist so faszinierend, weil die jeweilige Persönlichkeit dabei so stark durchkommt. Das haben die besten und einflussreichsten Jazz Drummer gemeinsam, wenn sie etwas Simples spielen, was die Musik trägt. Es gibt oben drüber noch diesen Thrill, wenn sie einen Solo Spot bekommen, aber das muss es gar nicht haben.     

Wenn man das jetzt mal transferiert zu moderner Musik wie HipHop, Neo-Soul & Gospel, wie schlägst du da die Brücke?

Die Brücke schlagen ja andere schon. Wird ja alles vorgemacht. (lacht) Ich glaub, ich bin noch nicht so weit, eine Brücke zu schlagen. Dafür bin ich entweder zu jung oder schon zu alt, da bin ich mir nicht ganz sicher. 

Ok, aber wenn du jetzt eine Groove spielst, im Stile von, sagen wir mal, Prince, dann klingt das bei dir auch so, vom Sound, von der Auswahl der Instrumente. Will sagen, du bist kein Typ, der sagt, ich habe ein Kit, mit dem ich alle Sounds bediene.

Nein, das könnte ich nicht. Es ist teilweise so unterschiedliche Musik, das würde mit einem Set nicht gehen. Das Setup sieht eigentlich jede Woche anders aus.

Hast du denn noch Gigs, bei denen du mit einem richtigen Bebop Set spielst?

Ja, das schon, das kommt auf jeden Fall noch vor. (siehe folgendes Video)

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Kannst du dich noch erinnern, was dein Schlüsselerlebnis war, warum du angefangen hast, Schlagzeug zu spielen?

Meine erste Schallplatte, die ich unbedingt haben wollte, war „Outlandos d’Amour” von The Police, das kannte ich aus dem Radio. Ich habe das Glück, drei ältere Geschwister zu haben, die auch Musik in Umlauf brachten. Das sind die frühesten Erinnerungen, die ich habe, dass der Drummer Stewart Copeland hieß. Dass ich gedacht hab, so möchte ich das auch machen. Da ist – auch auf heute bezogen – der Vorteil, dass der Drummer einen bizarren Mix aus Punk und Reggae gespielt hat, der auch geklungen hat wie niemand anders. So ist das auch immer geblieben, mich faszinieren starke Persönlichkeiten, egal an welchem Instrument. Leute, die Dinge miteinander kombinieren, die erst einmal ungewöhnlich erscheinen, aber doch funktionieren, weil genau sie das machen.

Und wann hast du dann genau angefangen zu trommeln?

Mit fünf Jahren. Die ersten vier Jahre habe ich nur Snaredrum gelernt, in der Musikschule. Mein erstes Schlagzeug habe ich mit neun bekommen und angefangen in Bands zu spielen, als ich im Gymnasium war. So ein bisschen der Klassiker, wie es sicher bei vielen war, Schul-Bigband und ein bisschen Combo spielen und so.

Hast du dann direkt studiert?

Nach dem Abitur habe ich an der Musikschule Köln studiert. Nach dem Studium habe ich ausschließlich Jazz gespielt und auch viel unterrichtet bis ungefähr 2002. Nach einer Unterrichtspause bin ich seit 2009 an der Musikhochschule in Mainz. Jetzt muss ich zu dem Job an der Musikhochschule sagen, dass der mich total erfüllt, ich habe da wahnsinnige Freude dran. Ich wünschte nur, dass die Konditionen besser wären, die sind katastrophal, also rein finanziell gesehen. Alles andere ist traumhaft. 

Wenn du keine Professur hast…

… Ja, es gibt überhaupt kein Mittelfeld. Eine Professur ist tippi-toppi, alle anderen Lehrbeauftragten, egal was die in Deutschland machen, ob Chemie in Weimar oder Biologie in Hannover an der FH oder was weiß ich, das ist eine Katastrophe. Das Level, auf dem du arbeitest und die Aufgaben, mit denen du dich beschäftigst, benötigen ein Vorwissen, das so fundiert und speziell sein muss, das die Bezahlung das nicht reflektiert. Es funktioniert nur, wenn man das möglichst vergisst – das klappt auch ganz gut -, sonst hätte ich den Job längst geschmissen. Das geht aber nicht, weil es mir wahnsinnigen Spaß macht. Bei vier Hauptfachstudenten ist es auch nicht zu viel, was ein weiterer Vorteil ist.  

Und die Studenten üben alle?

Die üben alle und haben alle Bock.

Fotostrecke: 5 Bilder Hendrik ist Zildjian Endorser.

Man hat bei vielen Trommlern das Gefühl, dass es heutzutage vor allem darum geht, sich zu präsentieren. Sei es durch Endorsements oder durch Präsentation von diversen Produkten, in den sozialen Medien oder auf Messen. Hast du dir auch mal überlegt, so etwas zu machen?

Naja, ich promote meine Becken bei jedem Gig, den ich spiele. Jede meiner Performances promotet das. Wenn ich die Gelegenheit hätte, bei so einer Produktvorführung mit einer Band zu spielen, würde ich das sofort machen. Ich habe aber kein fertiges Konzept, was ich machen würde, wenn ich alleine spielen sollte, vielleicht muss ich das auch gar nicht haben, vielleicht muss ich nur hingehen und spielen.

Das ist sicherlich auch eine Typ-Frage. Es gibt bestimmt Leute, die durch diese Jobs mehr Aufmerksamkeit kriegen…

Ja, es ist eine Typ-Frage. Aber wenn ich sehe, was ich in einem Jahr so wegschaufle, habe ich gar nicht das Gefühl, mangelnde Aufmerksamkeit zu bekommen. Und was ich über Drums unmittelbar mitzuteilen habe, dafür habe ich zum Glück den Uni-Job. Das sind halt nur die paar Studenten, aber die kriegen es dann voll ab! (lacht)

Du hast keinen Fernseher…

Genau.

… aber einen YouTube Channel, den du rege füllst.

Ja, das kommt auch darauf an, wieviel Zeit ich zu Hause arbeite und übe. Ich übe auch unheimlich viel Quatsch, aber wenn ich mich gerade an irgendwas festgebissen hab und ich denke, das taugt etwas, dann teile ich das auch mit der Welt. Ich beschäftige mich zum Beispiel gerade mit Tracks von Kyrie Tyler, der hat eine Company namens Black Suit Music. Das macht mir in meiner Freizeit Spaß, ist auch immer eine gute Challenge. Weil die Dinger gern mal über meinem Level sind, würde ich persönlich sagen, also eigentlich zu schwer, was aber dazu führt, dass ich es so lange übe, bis es meinen Ansprüchen genügt. 

Was sind das für Tracks?

Gospel, im weitesten Sinne. Da ist es dann so, dass es den Track überhaupt nicht interessiert, was ich tue, das interessiert den Klick ja auch nicht.

Ist da ein Klick drauf?

Du kannst es mit oder ohne Klick spielen. Sollen wir mal reinhören?
(Wir sehen uns ein paar Videos auf Hendriks YouTube Kanal an)

Wo hast du die Tracks her?

Ich hab Kyrie Tyler über Instagram kennengelernt. Als ich an einer Challenge von Thomas Pridgen teilgenommen habe, meinte Thomas sinngemäß: „Leute, hört mal auf zu fuddeln und spielt mal was Simples.“ Dann habe ich diesen kleinen Beat hier bei mir zu Hause aufgenommen. Kyrie muss das irgendwie gesehen haben und hat ohne Vorwarnung darüber Keyboards gezockt. Der ist so unter den Top-Ten der US-amerikanischen Keyboarder und spielt sonst Overdubs für Drummer wie Chris Coleman. Ein irrer Typ.

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Also das ist ein Beispiel für Videos, die du so aufnimmst. 

Ja, man weiß nicht, wer das alles guckt, und es können unter Umständen auch großartige Sachen passieren. Deswegen würde ich nie hingehen und sagen: Leute, lasst das, müllt nicht das ganze Internet mit euren Schlagzeug-Gedengel zu. Das alles entscheidende ist vielmehr, mit welcher Motivation man solche Sachen macht. Wenn man das nur macht, um die Karriere anzukurbeln, dann geht das glaube ich total schief. Macht man es aber so, dass die Botschaft, die man senden möchte, vielleicht nur eine Person inspiriert und das funktioniert, dann ist das viel mehr wert als wie viele Leute es letztendlich gesehen haben. Manches was ich mache, gucken vielleicht 100 Leute, manches auch mehr als 1000 Leute, aber in meinem Fall sind es nicht hunderttausende Leute, wie bei einer Anika Nilles oder so. Das ist mir aber egal, ich spiele ja trotzdem genug Konzerte.

Lass uns ein bisschen über Sound reden. Denn es geht ja nicht nur darum, wie und was man spielt, sondern auch wie es klingt. 

Die Drummer, die ich immer toll fand, die klingen halt. Wie machen die das, wo kommt das her und auch welche Instrumente haben sie dafür ausgewählt und zusammengestellt? Aber es gibt ja auch das Phänomen mit der Jam Session, wo immer das gleiche Kit steht, das bei zehn Drummern aber jedes Mal anders klingt. Der Sound von einem Drumset wird glaube ich sehr oft überschätzt. Es ist vor allem auch die Balance zwischen den Instrumenten. Wenn du als Beispiel zehn Drummer Billy Jean spielen lässt und auf die Lautstärke der Hi-Hat achtest, werden direkt acht von zehn Drummern den Flavour der Nummer nicht erwischen, einfach weil sie gewohnt sind, immer volles Rohr auf die Hi-Hat zu hauen. In der Musikgeschichte ist das aber nicht so, das macht man einfach nicht. Es ist einfach falsch. (lacht)

Stimmst du auch mal stundenlang an einer Snare und gehst auf Sound-Suche?

Ja, wenn ich neue Felle aufziehe, dann stimme ich die ganz rein und guck dann, welchen Charakter die Trommel hat. Das mache ich dann eher nach Instinkt. Ich beschäftige mich jetzt schon länger mit tief gestimmten Snares und muss feststellen, dass einige das einfach nicht können, andere können es sehr gut, zum Beispiel ist es sehr leicht auf der Ludwig Acrolite. Ich finde, ganz rein stimmen ist schwer, also dass alle Schrauben den gleichen Pitch mit identischen Obertönen haben, egal wo du Kontakt mit dem Instrument aufnimmst.
Mit das Krasseste in der letzten Zeit war, als ich im Alten Pfandhaus drei Tage nach Bill Stewart auf dem gleichen Set gespielt habe. Das Set war ganz ganz sauber, jeweils in Quarten gestimmt. Also Hängetom zu Floortom, Floortom zu Bassdrum, jeweils eine Quarte. Und es hat tatsächlich diesen ganz berühmten Bill Stewart Charakter. Egal auf welchem 18-12-14 Set er auf der Welt spielt. Er fragt immer nach Gretsch, du kannst ihm aber auch ein Catalina hinstellen, wie in diesem Fall, oder was anderes, und die klingen immer gleich. Die Resos waren genau und ganz sauber einen Halbton höher als die Schlagfelle, das schraubt der in den 20 Minuten, die er dafür Zeit hat, das finde ich Wahnsinn!

Fotostrecke: 5 Bilder Aus ca. 15 verschiedenen Snares wählt Hendrik die passenden Sounds. Hier ist eine alte Pearl Maple, die zum Beispiel auf dem letzten Xaver Fischer Trio Album zu hören ist.

Stimmst du dein Set immer erst in der Venue oder stimmst du zu Hause vor?

Ja, ich stimme zwar vor, aber am Ende muss ich eigentlich vor Ort immer nachstimmen. Mit Roachford bin ich einige Jahre mit einem Yamaha Recording Custom getourt, welches der Band gehörte, das war völlig resistent gegen Temperatur oder Luftfeuchtigkeit, das Set klang immer gleich. Das war Wahnsinn. Das Pearl Reference Pure, mit dem ich auch 12 Wochen getourt bin, ist etwas anfälliger, da musste ich bei jeder Show nachstimmen, das spricht aber jetzt weder für oder gegen das Set, das ist einfach so.

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Du hast ja eine Website, auf der aber nicht besonders viel drauf steht. Mit wem spielst du denn so?

Ich hab sehr viel Arbeit mit Xaver Fischer, da spiele ich im Trio, wo wir auch gerade für eine neue CD Aufnahmen machen, und ich spiele auch in der King Kamehamea Club Band. Dann hatte ich dieses Jahr neben diversen Sessions (z.b. Flo Mega) auch Gigs mit dem Norbert Scholly Organ Trio.

Wie machst du das mit der Koordination der ganzen Projekte?

Ja, das ist nicht immer leicht. Wenn ich an die zehn Jahre mit Roachford denke, da gab es einige Zirkel, mit denen ich vorher gearbeitet habe, da musste ich dann so oft nein sagen, weil die Engländer mich mit Arbeit blockiert hatten. Das ist kein Geheimnis, wenn man fünfmal nein sagt, dann sinkt die Anfragefrequenz rapide. Wenn ich dann mal nicht auf Tour war, habe ich Leute getroffen, die meinten „Ah, ich hatte da ja neulich was, aber du bist ja nie da.“ So entsteht der Eindruck, der Hendrik Smock hat ja nie Zeit. Und das ist natürlich dann schlecht. Wie ich das koordiniere, verrate ich nicht (lacht), weil, das weiß ich auch nicht.

Aber du hast wahrscheinlich auch das Prinzip, wer zuerst kommt, mahlt zuerst?

Das schon. Also es ist schon passiert, das ich was tauschen musste. Die beste Antwort auf die Frage ist – falls das jemand liest –, dass andere Leute den Eindruck gewinnen, verfügbar zu sein, auch wenn das nicht so ist. Sich als spielbereit zu erkennen zu geben ist zum Beispiel wichtiger, als seine Termine im Internet zu veröffentlichen. Ich glaube, in meinem Falle wäre das eher hinderlich, weil potentielle Interessenten denken, das wird vermutlich nicht möglich sein, und das möchte ich natürlich nicht. Das ist eher der Grund, warum ich keine Termine veröffentliche.

Hast du einen Ausgleich zur Musik, machst du auch was anderes?

Ja, es gibt nur eine Sportart, die für mich funktioniert, und das ist Schwimmen. Das kann ich sehr gut, und das tut mir gut. Dann habe ich noch ein etwas außergewöhnliches Hobby, ich fahre gerne Achterbahn. Wenn eine in der Nähe ist – deswegen toure ich auch lieber im Sommer als im Winter – steige ich da auch ein.

Bild: © Christoph Behm für bonedo.de
Bild: © Christoph Behm für bonedo.de

Vielen Dank für’s Gespräch!

Equipment Hendrik Smock
  • Zildjian Becken
  • Pearl Drums
  • Diverse Snares
  • Vic Firth Sticks

Links:
Hendrik Smock auf YouTube 
Hendrik Smocks Website 

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