Seit über einem Vierteljahrhundert peitscht der 1972 in Frankfurt geborene Frank Edwin Wright III., alias Tré Cool, mit seinen rasanten Grooves die Songs der amerikanischen Band „Green Day“ nach vorne. Nachdem das 1994 erschienene Album „Dookie“ den internationalen Durchbruch bescherte, ist aus der kleinen kalifornischen Punk-Truppe mit mittlerweile über 75 Millionen verkauften Tonträgern eine der erfolgreichsten Rockbands der Welt geworden.
Im Oktober 2016 stellten sie nun nach längerer Schaffenspause ihr neues Album „Revolution Radio“ vor, das sie im Januar auch zu drei Konzerten nach Deutschland führen wird. Heraus gekommen ist eine solide Platte, auf der es wenig Überraschungen, aber andererseits auch nichts zu meckern gibt. Außer vielleicht, dass ein äußerst schmallippiger Tré Cool im Rahmen der Promo-Tour für „Revolution Radio“ keine besonders große Lust auf ein Interview zu haben schien. Wir haben uns natürlich trotzdem redlich bemüht, ein paar Antworten aus dem Munde des Rockstars für euch einzufangen.
Tré, du wurdest in Deutschland geboren. Hast du deutsche Wurzeln?
Ja, ich bin in Frankfurt geboren, weil mein Vater als US-Soldat dort stationiert war, bin aber als Zweijähriger schon nach Amerika gekommen und in Willits in Mendocino Range, dem kalifornischen Küstengebirge, aufgewachsen. Mein Deutsch ist also nicht besonders gut, aber ich kenne die wichtigen Worte wie „Schniedelwutz“. (lacht)
Wann hast du angefangen, Musik zu machen?
Ich habe im Alter von vier Jahren mit Geige begonnen und als ich elf war, das Schlagzeug für mich entdeckt. Über die Jahre habe ich dann auch Gitarre spielen gelernt. Bevor ich zu Green Day kam, habe ich in einer Band namens „The Lookouts“ getrommelt, nachdem deren Drummer ausgestiegen war.
Was hat euch zum neuen Album „Revolution Radio“ inspiriert?
Nun, es sind Billies Lyrics, und es geht darum, was er momentan so in der Welt beobachtet. Also alles von einem Liebeslied wie „Young Blood“, bis hin zu sozialpolitischen Themen auf dem Titelsong „Revolution Radio“ und der Auseinandersetzung mit den Amokläufen in Amerika auf „Bang Bang“. Ein paar Songs wie „Outlaws“ oder „Too Dumb To Die“ lassen Billie aber auch zurück blicken.
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Bist du in das Songwriting bei Green Day involviert?
Nein, eher in die Produktion, da wir dieses Album als Band komplett selbst produziert haben. Billie schreibt die Songs und nimmt alleine Demos auf. Die Songs sind immer schon ungefähr zu 80 Prozent fertig, bevor wir als Band dazukommen. Wir nehmen dann meistens Drums und Gitarre auf und feilen gemeinsam am finalen Arrangement, bevor Overdubs und andere Instrumente aufgenommen werden. Ich helfe also nur ein bisschen am Arrangement mit. Wir haben die Songs auch nicht wie sonst vorher geprobt, also war die Produktion auch Teil des Songwritings. Meine Rolle bei Green Day besteht schlicht darin, den Beat zu geben und zu halten. Ich bin ein „Songwriter-Drummer“. Das kann ich auch nur jedem raten, der professioneller Musiker werden will. Es geht erstmal nicht um rasante Fills, sondern darum, dass man nicht schneller oder langsamer wird und den Song unterstützt. Natürlich kann man in einem Drumsolo mal durchdrehen, aber es gibt viel zu viele Trommler, die zu viel spielen.
Hast du das Gefühl, dass das vor allem bei jüngeren Drummern der Fall ist?
Ja, mir ging es ja auch so. Auf unserem Album „Kerplunk“ kann man mein wilderes Spiel hören, aber dadurch hatte die Platte auch einen eigenen Sound. Seitdem hat sich neben meinem Spiel ja auch unser Songwriting verändert.
Spielst du im Studio andere Instrumente als auf der Bühne?
Gewöhnlich feile ich gemeinsam mit unserem Engineer am Drumsound für unsere Platten. Für die aktuelle Produktion habe ich im Studio ein Drumset der Custom-Firma SJC benutzt. Live nutze ich ein anderes SJC-Kit. Ich wollte im Studio ein Drumset haben, das keine Folie auf den Kesseln und somit ein besseres Resonanzverhalten hat. Teilweise habe ich für die Songs dann die Snares gewechselt und dabei Modelle aus Aluminium, Stahl und Messing verwendet.
Deine Live-Performance ist sehr energiegeladen und laut. Spielst du im Studio anders oder leiser als live?
Nein. Ich achte zwar ein bisschen mehr auf Dynamik, aber im Wesentlichen versuche ich, genau so wie auf der Bühne zu spielen. Manchmal verkleinere ich aber mein Setup und stelle Toms oder das Ride-Becken ganz weg, um nur das zu spielen, was der Song wirklich braucht.
Spielst du neben Green Day noch in anderen Projekten?
Eher selten. Wir spielen ab und zu als „Foxboro Hot Tubs“ Garage Rock im Stil der 60er, aber das sind trotzdem noch die Musiker von Green Day. Nebenbei hatte ich ein Projekt mit Freunden, das „The Dead Mermaids“ hieß. Wir gaben uns als isländische Death-Metal Band aus, und ich habe als Bjorn Roarkson die Songs geschrieben, Drums gespielt und gesungen. Das war auch das erste Mal, dass ich Double Bassdrum gespielt habe. Gar nicht so einfach.
Ihr hattet nun eine Pause von vier Jahren. Hast du in dieser Zeit viel Drums gespielt?
Eigentlich habe ich so ziemlich jeden Tag gespielt. Manchmal bin ich auch einfach in Clubs gegangen und habe dort mit irgendwelchen Bands gejammed. Ich übe zwar nicht wirklich, aber ich habe in meinem Wohnzimmer immer ein kleines Jazz-Kit aufgebaut. Dabei spiele ich nicht zu Musik, sondern einfach das, was mir gerade in den Sinn kommt. Das kann dann auch mal Bebop sein. Man mag das zwar nicht in meinen Grooves bei „Green Day“ hören, aber ich bin großer Gene Krupa Fan. Neben Stewart Copeland, John Bonham und Ringo Starr hat auch er meinen Sound sehr beeinflusst.
Vielen Dank für’s Gespräch!
Tré’s Equipment:- Drums: SJC Custom Drums
- 22“ x 18“ Bassdrum
- 13“ x 13“ Tom
- 16“ x 16“ Floortom
- 18“ x 18“ Floortom
- 14“ x 6,5“ Brass Snare oder 14“ x 6,5“ Steam Bent Maple Snare
- Becken: Zildjian
- 14“ A-Series Rock Hi-Hat
- 19“ K Dark Medium Thin Crash
- 18“ A Medium Crash
- 22“ Constantinople Ride
- 20“ Vintage Avedis Ride
- Sticks: Zildjian Tré Cool Signature Sticks
- Felle: Remo Coated Emperor auf Snares und Toms, Powerstroke 3 Clear auf Bassdrum
Green Day auf Tour in Deutschland 2017:
18.01.2017 Mannheim, SAP Arena
19.01.2017 Berlin, Mercedes Benz Arena
30.01.2017 Köln, Lanxess Arena