Interview und Gearchat: Flo Mega

Kürzlich wurde Flo Megas neue EP „Zebra“ veröffentlicht, auf der vier neue Reggae Songs im Rub-A-Dub Stil und zwei Remixe zu hören sind, die politische Haltung zeigen (Lamm Vindaloo) und eine Menge Spaß machen. Bevor es ins Studio geht um das kommende Album aufzunehmen, hole ich mir Mr. Mega ans Telefon. Ich erfahre so einiges über Lampenfieber, den Chorgesang seiner Live Band„Ruffcats“ und musikalische Kooperationen.

Coypright Sonymusic / Robert Winter
Coypright Sonymusic / Robert Winter

Flo geht sich erstmal Kaffee holen. Ich höre ihn durch das Telefon lärmen. “Die Fleischsoße von gestern habe ich auch schon zum Frühstück gegessen“. Er kommt zurück und erzählt, dass er endlich mal ausgeschlafen hat. Es war, auch privat, viel los in letzter Zeit.

Interessierst du dich für das, was die anderen Musiker als „Gear“ bezeichnen? Mikrofone, Kompressoren, Gesangseffekte, Mischpulte und sonstiges?

Ich habe seit über 20 Jahren ein Homestudio, aber ich habe den Anschluss verloren. Ich kann bis heute keine Midi-Schaltung legen. Ich kann es mir einfach nicht merken. Ich arbeite aber super mit Engineers zusammen, solange jemand Knöpfe drückt und die Sachen macht. Ich bin überhaupt kein Fachsimpler, aber ich kann fachsimpeln. Ich habe viel Erfahrung, aber eben puristisch und ich würde damit nicht aus der Tür treten.


Ich arbeite immer intuitiv. Es gibt für mich kein richtig oder falsch. Die meisten mit einer Ausbildung haben Richtlinien wie man das so macht. Aber ich weiß, dass auch eine Aufnahme über die Boxen im Hotelzimmer und ein SM 58 gut sein kann.  Alles ist erlaubt. 


Kompressoren. Klar, ACI und UAD kenne ich. Ich brauche einen harten Kompressor, arbeite also immer mit „Prothese“. Ich bin kein Raumsänger, keiner der im Raum klingt. Früher, als ich jünger war, ja. Aber jetzt, über die Jahre, bin ich der klassische verstärkte Musiker geworden. Zwischen mir und den Leuten muss Strom sein.
Weil das Singen über ein Mikrofon ein anderes Singen ist?

Ja. Das ist mein Instrument. Ohne Mikro bin ich nicht mehr interessant. Früher stach ich auch ohne raus, aber heute brauche ich Verstärkung und Effekte.

Hast du denn ein Lieblings-Livemikro? 


Ich habe eins von Audiotechnica , das ist sehr gut. Es ist in den Höhen sehr stark, da brauche ich auch viel. Ich habe einen Film auf der Stimme und keinen richtigen Bass. Ich habe keine riesige Gesangsstimme und daher passt zu mir ein Mic, das die Höhen gut abgreift.


Das SM 58 habe ich mittlerweile über. Das nehme ich auch, aber das muss man gut pegeln. Beim Soundcheck mache ich auch Obertöne. Ich habe einen Bandequalizer im Kopf und weiß sehr genau was ich will. Sennheiser mag ich live auch gerne. Das ist wie ein Hamsterrad: Je mehr ich gebe, desto mehr kommt draußen an. 

Außerdem ist es wichtig, was da für eine Verstärkung ist, und dass ein Sidechain drauf ist, der die Instrumente wegdrückt. Wenn ich leiser werde, bin ich also trotzdem noch da. Live können richtig schlechte Dinge, zum Beispiel Monitorboxen von Behringer, manchmal gut sein, wenn die dann so richtig zerren. Es darf auch mal ein SM57 sein.

Stehst du live auf In Ear oder auf Wedges?

Ich habe live einen In Ear drin und einen Wedge. Das eine Ohr ist schon ganz schön dadurch belastet, aber ich habe so das schönste Raumgefühl. Nur In Ear kann ich nicht. Ich habe es lange versucht aber es ging nicht. Es sei denn, der FOH-ler weiß, wie man ein gutes Stereobild macht. Wenn jemand wirklich hochbrillant arbeitet, dann nehme ich auch beide. Für mich ist das Mittelding die beste Variante. Fürs Feeling. Ob ich mich dabei zerstöre, ist ja sowieso egal. Das kennen wir ja.


Es geht den meisten Sängern und Sängerinnen so, dass sie eine Mischform von Wedges und In Ear machen, oder ein Ohr frei lassen.


Genau. Wenn ich mehrere Wedges habe, dann stelle ich die meistens auf die Seite, wo ich nichts im Ohr habe und lasse, wenn es der Luxus erlaubt, mir aber auch noch auf der anderen Seite was kommen. Wenn ich Sidefills habe, ist sowieso schon alles super.

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Eine ganz andere Frage: Du hast in Bremen an der Hochschule der bildenden Künste studiert?
Ich habe sehr lange, 17 Semester, Illustration studiert, aber abgebrochen. Ich fühlte mich mit all den Kreativen um mich herum zu eingeengt. Deswegen wohne ich auch nicht in Berlin. Da sind mir zu viele Kreative auf einem Haufen. Ich bin gerade in Krefeld bei meinem Kind. Die Szene hier und auch die Provinz, sind super interessant für mich. Mir ist das in den Großstädten alles zu übersättigt. In der Hochschule war das auch so. Ich habe mich nicht wirklich entfalten können. Die Hochschule ist gekoppelt mit der Musikhochschule. Deswegen war ich ganz oft bei den Jazzern, abends bei den Sessions, und wenn ich mal durfte – es war sehr puristisch und wurde erst mit der Zeit lockerer – habe ich auch mitgemacht. Ich habe da sehr viele Connections gemacht mit denen ich immer noch arbeite.

Hast Du mal Gesangsunterricht genommen?

Ne. Überhaupt nicht. Sobald mir jemand sagt „So geht es“, mach ich dicht. Ganz einfach.

Für mich ist guter Gesangsunterricht nicht ein „so geht das“ sondern ein „das geht nicht, wie kriege ich das hin?“ und den Rest lässt man so wie er ist.



Hm. Ich bin super faul und ich habe mit Autoritäten ein Problem. Ich weiß, dass es sich irgendwann ändern wird. 

Muss ja nicht.


Ja. Aber ich bin da noch sehr infantil. Ich kann das einfach nicht akzeptieren. Das ist zu viel Druck.


Ich habe mir viele Songs von dir angehört und Live-Sachen angesehen. Ich finde du hast einen tollen Stil entwickelt. Und du hast super im Griff was du machst. Das hat mich beeindruckt.

Ok. Danke. 

Bitte. Und anscheinend singst du dich ja auch nicht platt oder hast Stimmprobleme.

Ich muss sagen, ich habe eine Technik, die ich selber nicht verstehe. Die ich körperlich verstehe. Aber nicht wirklich erklären kann. Das hat was damit zu tun, wie man Sachen zum Beispiel richtig verschluckt. Also sagen wir mal, irgendwelche Vokale, oder wenn ein Wort mit einem „A“ anfängt. Oder mit einem „E“, oder mit einem „K“ oder mit ’nem Sound der den Hals eigentlich zumacht. Ich hab da meine „Verschlucker – Techniken“ ohne dass es albern klingt. Viele verschlucken viel und nuscheln weil es angenehmer ist, aber das klingt dann blöd. Ich habe da eine Technik, die die Sprache so gut wie möglich rausholt und so deutlich wie möglich macht.

Ich beschäftige mich intuitiv, nicht bewusst, viel mit Phonetik und mit Spannungsverhältnissen von Worten. Auch live. Ich kann das wirklich nicht erklären.


Das heißt, du forschst, wenn du eine neue Line hast? Du singst es immer wieder ganz unterschiedlich bis du zufrieden bist? 


Exakt. Wenn ich das nicht mache, dann klingt das nicht vernünftig. Ich bin dann echt unzufrieden. Nicht erfüllt. Und durch die Unzufriedenheit und das Proben kommt dann mit der Zeit eine Routine. Dann sind die Sachen drin und der Körper macht den Rest.

Die Klassiker sprechen davon, man müsse den Gesang „auf den Körper“ kriegen.

Auf jeden Fall.

Und es braucht Zeit, bis man das wirklich verinnerlicht hat.

Exakt!

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Gehst du dann auch über die Phonetik an die Rhythmik? Du singst ja sehr rhythmisch. Gerade bei den neuen Reggae-Songs. Baust du dir die Rhythmik über die Phonetik?


Ja. Immer. Ein bisschen Wunschdenken und dann ganz viel Phonetik. Ich zähle die Pattern, aber Phonetik macht eigentlich den Rest.



Hast du viele Leute nachgesungen, um dir diesen Stil zu bauen und das Englische dann auf das Deutsche übertragen?


Ja. Sicherlich auch aus dem Englischen viel. Das ist klar, das haben wir alle irgendwie.. Ich bin auch immer noch einer, der nicht vorausrennt sondern eher retromäßig denkt, arbeitet und es dann, ohne es zu wollen, erweitert. Das macht ja die ganze Generation jetzt auch, in anderem, größerem Stil.

Ich kenne niemanden, der Retro-Soul auf Deutsch so klasse singt wie du. Das finde ich sehr „Voraus“ und nicht „Hinterher“.

In dem Kontext habe ich einen großen Vorsprung. Das war damals halt der Klassiker. Viele die einen Deal kriegen, werden darum gebeten, das bitte auf Deutsch zu machen. Das war bei mir auch so und ich habe das angenommen und eine Herausforderung daraus gebaut. Daraus habe ich dann für mich ein eigenes Ding bekommen.

Hast du denn auch umgedreht gehört, dass Leute dich gefragt haben, wie man Soul auf Deutsch singen kann? Dass das nicht geht?

Das denken nach wie vor immer noch viele. Wenn sie nicht richtig hinhören oder eine voreingenommene Haltung dem Gegenüber haben. Es gab auch mal ’nen Kommentar auf Facebook. Klar gibt es das. Ich höre das oft.

Immer noch?



Ja, natürlich. Für die, die sich damit befassen, ist das immer noch interessant und das beeindruckt die ja auch. Klar. Wenn die Zuhörer wissen was das ist, dann bekommt man auch mal ein Lob.



Was sagen englischsprachige Menschen zu deinem Soul?

Ich habe gute Kontakte zu Omar zum Beispiel, mit dem war ich auf Tour. Der ist davon total angetan. Und ich von ihm natürlich auch. Das ist eine tolle Connection. Englischsprachige Musiker sind begeistert.


Das kenne ich auch aus anderen Richtungen. Die Deutschen sind immer sehr kritisch mit sich und ihrer Sprache, und ob das alles so geht.

Voll.



Und dabei finde ich, wir brauchen das gar nicht zu sein.



Ist halt ein bisschen Arbeit. Ne? (Lacht)

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Nächstes Thema. Ich habe mir ein paar Akustiksachen von dir angesehen und festgestellt, dass deine Band, die Ruffcats, tierisch geil Chor singt. Konnten die das schon oder hast du das mit ihnen entwickelt?

Die Backgroundsängerinnen sind irgendwann weggefallen, also mussten wir es eben machen. Mein Gitarrist singt sehr schön aber mein Drummer kann eigentlich nicht singen. Der ist ein Systemmensch. Er kriegt den Ton trifft ihn genau. Also auch meinen Backgroundgesang. Wenn du dir bei den Studioaufnahmen meine Backings anhörst, ist das ganz, ganz schlimm. Wirklich.


Es geht ja nur um Füllmasse und man kann auch Live bei den Backings viel rausdrehen, viel Höhen, viel Hall drauf packen und dann geht das. Du musst nur was haben was es füllt.


Bei der akustischen „Klo-Session“ Fassung von „Du fehlst“ habt ihr diese ganzen Möglichkeiten ja nicht gehabt. Das wurde ziemlich pur mit einem Mikro aufgenommen und ihr wirkt sehr homogen.

Ich habe einen Teppich auf der Stimme, dieses Kratzige. Damit kann ich diese voluminöse Kontur drüberziehen, die ich habe und mache da eine Sache draus.

Schreibst du die Chorsätze oder entwickelt ihr die zusammen?

Die kommen aus meinen Sessions, die ich vorher einzeln einspiele. Die singe ich dann vor und die anderen schaffen sie sich dann drauf.

Du machst sehr viele Kooperationen mit anderen Musikern. Was ist für dich spannend daran?


Meistens dass es eine Aufgabe ist, die aus meinem Schema rausfällt. Dass ich jemanden unmittelbar habe, der ein Ergebnis erwartet und den ich glücklich machen will. Das geht nicht durch tausend Hände, sondern von Künstler zu Künstler. Nicht von A&R über Chef von und zu, sondern unmittelbar. Ich habe meistens ein ganz anderes Zeitfenster und schaffe auch mehr in weniger Zeit. Und ich bekomme unmittelbar ein Feedback auf meine Arbeit. Das mache ich immer gerne und man kann sich auf mich verlassen.
Die Kontakte haben direkt auf einer künstlerischen Ebene stattgefunden?

Ja. Ich kann schwer nein sagen. Das ist mein Problem. Viele Künstler fragen in der falschen Phase, ob ich so was machen kann und ich sage meistens ja, obwohl ich sagen müsste, dass es nicht geht. Um mich abzugrenzen. Das machen ja viele und ich sollte es mir auch ein bisschen angewöhnen, ehrlich gesagt.

Grundsätzlich bin ich da ein bisschen billig. Wenn Afrob mich anschreibt und fragt, ob ich ihm einen Chorus mache, dann mache ich das sofort. In drei Minuten steht das und dann nehme ich es auf und schicke es ihm. Ja, ich bin ein bisschen billig. Wenn das namhafte Leute sind, dann klar! Wenn es Sachen sind die mich berühren, dann gehe ich da voll rein. Es kommt darauf an, wie viel man lernen kann. Das Ding mit Marc Foster, zum Beispiel, das mag ich gar nicht. Da habe ich nicht viel geschrieben, sondern nur eingesungen.

Ist das „billig“ oder merkst du nicht einfach, dass du dich gut bei anderen einklinken kannst?

Die meisten identifizieren sich stark mit ihrer Ansicht, ihrem Weg und ihrem Geschmack. Ich bin da eher so: „Ey Leute, es tut keinem weh! Es tut weh, wenn es schlecht ist, aber letztendlich ist das nur Musik!“. Man darf die Sache nicht zu ernst nehmen. Ich habe mich da so ausprobiert. Leider im öffentlichen Bereich. Ich komme aus einer Backpacker Zeit, ich komme aus dem Hip Hop. Wir sind zu allen möglichen Leuten gefahren, um zu jammen und haben bei allen möglichen Leuten mit unterschiedlichen Geschmäckern in ihren Homestudios abgehangen. Irgendwie war man immer verbunden. Wir sind eine Bewegung. Das war etwas romantisch. 


Ist es nicht auch künstlerisch interessant, wenn du sehr viele Leute triffst und dich für einen kurzen Moment auf die einlässt? Man nimmt doch auch für sich was mit und wird total gefordert.



Ja. Ist es auch! Klar habe ich meinen festen Geschmack wenn ich mit den Gleichgesinnten zusammen bin. Aber meine grundsätzliche Erfahrung ist immer die, dass es eigentlich nicht sei muss. Das ist halt deren Stil und das ist meiner.

Coypright Sonymusic / Robert Winter
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Hast du Lampenfieber?



Ja habe ich.



Und wie gehst du damit um?

Da kann man nicht mit umgehen. Entweder werde ich müde, oder ich bin total aufgedreht. Grundsätzlich, wenn ich dann hinter der Bühne stehe, in einem Ohr mein In Ear drin habe und mit dem anderen schon die Bühne höre, die legen los und ich merke, das ist schon fett, dann ist das Lampenfieber weg. Dann fühle ich mich sicher und mache mein Ding.

Du hast gar keine intuitive Technik für dich entwickelt, etwa dass du einmal um den Block rennst oder so?

Nein, nein, einfach nur rauf. Egal wie du dich fühlst: Du musst rauf. Dich kurz zusammenreißen. Und dann bist du in Sicherheit mit deinen Leuten. Du stehst hinter der Bühne, dann kommt das Adrenalin, es geht los, und dann ist es weg. Adrenalin ist ganz wichtig!

Klar! Wenn ich mir angucke was du alles machst, wirkt das auf mich, als ob du ein kleines Imperium mit deinen kreativen Ideen und deiner Band verwaltest. Ich kenne von vielen Bandleadern das Problem, dass sie auf der Bühne den Kopf nicht auskriegen. Kennst du das auch?

Bandleader ist mein Drummer. Ich bin der Projektleiter, der Visionär. Ich habe viel Verantwortung und ich kriege den Kopf privat nicht aus, aber die Bühne ist mein Zuhause. Alles andere im Leben geht schief. Weißt du, wenn ein Automatismus da ist, wenn die Sachen so drin sind, dass es von selbst geht, dann kann ich live während ich singe über Sachen nachdenken. Ich kann voll in Action sein und im Eskapismus versinken und trotzdem kann ich manchmal nachdenken.

Das stört dich nicht? Viele empfinden es als eine Vollkatastrophe nicht einfach den Flow zu haben.

Es stört mich, aber es ist nicht schlimm. Wenn ich auf der Bühne bin vergesse ich alles, dann ist alles in Ordnung. Wenn die Show dann so läuft und irgendwann ruhigere Stücke kommen, fängt es auf einmal an. Dann singe ich automatisch und denke: Ach, habe ich eigentlich die sms beantwortet? Ach Mist, ich muss doch noch das ausfüllen und bei mir auf dem Schreibtisch liegt noch….(Flo Mega lacht).
Sehr schön, sehr menschlich. Hier kommt meine letzte Frage: Du hast eine verdammt gute Liveband. Nehmt ihr auch live auf? 

Die Band nimmt meistens instrumental auf. Mein nächstes Album wird aber nicht mit der Band sein, sondern mit anderen Musikern und ich habe die komplette Leitung übernommen. Das brauchte ich mal für mich, wobei die Band live immer für mich spielt. Da ist auch überhaupt keiner böse. Im Großen und Ganzen war es aber auch da so, dass ich viel komponiert habe. Mehr als sonst. Auf jeder CD sind Stücke von mir drauf, aber die meisten sind von anderen. Ich mache meistens die Texte und den Gesang.

Beim nächsten Album wird die Musik zu 80% von mir sein. Ich sitze da mit dem Mikro in der Hand, trage einen Kopfhörer auf und spreche mit der Band während ich spiele. (ANMERKUNG: er spielt?) Dann nehmen wir das auf. Das Vocalzeug mache ich dann als Overdub.

Das machst du dann hinterher?

Ja, das ist der Luxus heutzutage. Das ging früher nicht anders. Da hätte ich wahrscheinlich auch generell eine andere Geschwindigkeit im Leben gehabt. Jetzt haben wir diese enge Zeit und die vielen Möglichkeiten. Aber ich habe auch schon One Takes auf Bandmaschine aufgenommen. Das geht auch. Aber ein ganzes Album so zu machen? Weiß ich nicht.

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Ich sehe das nicht als Bewertung an. Ich wollte eher eine geschmackliche Frage stellen. Ich wollte wissen, ob du darauf stehst. Nicht jede Band kann, selbst wenn sie es wollte, überhaupt live aufnehmen. Das verlangt eine gewisse Qualität.

Also wenn wir alle an einem Ort wären und nichts anderes zu tun hätten als Musik zu machen, dann würden wir wahrscheinlich jeden Tag spielen und ins Studio gehen und alles One Take machen.

Wie Bob Marley. Der mit seinen Wailers jeden Tag in einem Haus geprobt und gelebt hat.

Exakt. Aber die Zeiten sind nicht mehr so. Die Budgets sind nicht mehr so, dass man sich das leisten könnte. Die Plattenfirmen. Du weißt ja wie das ist. Früher gab es 10 große Veröffentlichungen im Jahr. Und jetzt gibt es im Monat 100.

Die technischen Möglichkeiten haben aber auch viele Vorteile gebracht. Dass es möglich ist Musik hin und her durch die ganze Welt zu schicken. Du kannst mit dem Handy schon so vernünftige Aufnahmen machen, dass sie fast veröffentlicht werden könnten.

Die Brasilianer haben die Pandeiro, die Marokkaner die Darbuka und diese Welt hier hat das Internet. Deutschland ist ein Ingenieursland. Dadurch wird eine Utopie zur Realität. Das, was man früher romantisch im Suff ausgesprochen hat: „Jeder ist ein Künstler.“

Das ist doch ein Prima Abschlusssatz. Flo ich danke Dir für das Interview.

P.S: Noch mehr neue Musik, die EP Blume, gibt es gratis zum download, wenn ihr euch in Flo Megas Newsletter eintragt.

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