Praxis
Das Gerät ist nach etwa sechs bis acht Stunden voll aufgeladen und wird mit Umlegen des Power-Schalters besaftet, woraufhin eine Zeile höher der Akku bereits seine Reserven preisgibt und am rechten Panel eine blaue LED statusmeldend aufleuchtet. Erste Amtshandlung: Den kleinen Dip-Switch in Stellung FM bringen und die Antenne rausziehen. Sie ist fest verbaut, also Obacht: Knickgefahr! Gescannt wird manuell. Vielleicht hätte sich der Hersteller hier auch zu vier bis fünf Speichertasten für die Lieblingsstationen durchringen können, dann müsste man die Fahndung nach Bundesligakonferenz beim samstäglichen Grillvergnügen am Baggersee nicht von Hand einleiten, aber ein signifikanter Beinbruch ist dies in meinen Augen nicht. Radio-Marsch. Wow, das ist cooler und klingt deutlich besser als ein „Kofferradio“ und manch schrebbelige „Boombox“.
Dann schließe ich das mitgelieferte Mikrofon an. Nicht um meine Fähigkeiten als Straßenprediger zu vertiefen, sondern der Sprachverständlichkeit des Testgespanns auf den Zahn zu fühlen. Dem Mikrofoneingang fehlt leider eine Clipping-LED, und es gibt keinen Equalizer, um das Signal an die Hintergrundmusik anzugleichen. Schade, aber nur ein wenig, wenn man sich vor Augen führt, wozu der Mikrofonweg hier wohl hauptsächlich eingesetzt werden könnte: Kleinkundgebungen aller Art, Fuzo-Rapper, Einkaufspassagen-Keyboarder, Gartenkaraoke, Sportclub-Anfeuerung und Aal-Verkauf. Der Versuch in freier Wildbahn zeigt, dass der Blockrocker laut genug und solange nicht voll aufgerissen, auch deutlich genug ist, um ein Dutzend Leute auf wenigen Metern Entfernung voll zu texten. Vor allem, wenn das Teil auf einem Ständer steht. Um auf dem Boden eine andere Abstrahlung zu erzielen, hätte vielleicht ein ausklappbarer 30-Grad Aufstellwinkel Sinn gemacht. Was vielleicht in einer Revision ebenfalls nicht schlecht wäre: ein regelbarer Kopfhöreranschluss und eine Mute-Funktion für den Hauptausgang. Das beigelegte ION-Mikro mit seinem Plastikgriff und dem fest ausgeführten, etwas locker sitzenden Kabel verfügt über einen Einschalter und klingt in meinen Ohren nicht wirklich hochwertig. Das hatte ich auch nicht erwartet, aber es reicht für die angepeilten Verwendungszwecke aus.
Da mein altgedienter iPod1 nicht über Bluetooth verfügt, binde ich diesen mittels AUX-In (Miniklinke) an und stelle ihn in die Aussparung auf der Oberseite, die zwar nicht optimal mit seinen Maßen übereinstimmt, aber zum Abstellen reicht es. Ein „richtiges“ Dock ist nicht vorhanden, sondern lediglich eine Ablage, das will hier klar festgehalten werden. Geladen wird der Apple, genau wie jeder andere MP3-Player oder das Smartphone, bei Bedarf über den USB-Port. Was nicht geht, ist den Blockrocker mit einer aufgestellten iSchleuder hinter sich herzuziehen, denn sie sitzen viel zu locker. Bei der Straßentanzparade also Gaffa einpacken. Was aus den Boxen ertönt, kann sich unter dem Aspekt „Spaßgerät für unterwegs“ definitiv hören lassen. Logischerweise kann der 2-Wege-Mono-Rocker anspruchsvolle Ohren konzeptionell nicht bedienen und lässt vor allem bei kleinen Lautstärken Durchschlagskraft vermissen. Letztlich hätte ihm deswegen auch zur Anhebung oder Absenkung der separater Frequenzbänder ein EQ gut getan oder zumindest einen Tone-Regler. Aber teilweise verfügen die modernen Player ja selbst über Equalizer oder Presets, mit denen sich was rausholen lässt. Drehe ich die Lautstärke auf halbe Fahrt, setzen sich Bass und Beat kräftig durch, und der Blockrocker kann durchaus punchen, wenngleich der Tiefbass präsenter sein könnte und es etwas an Brillanz in den Höhen mangelt. Ein Typ für spontane und geplante Tanzeinlagen im kleineren Personenkreis ist der Blockrocker dennoch.
Den hat der Besitzer auf dem Tanzboden dann noch besser im Griff, wenn er nicht für jeden Titel oder jede Playlist zum Gerät laufen muss, sondern stattdessen die Musikauswahl vom Handy steuern kann. Das Zauberwort heißt „Bluetooth“, und die angegebene Reichweite liegt in diesem Fall bei etwa 15 Metern (Bluetooth 4.0). Aber Vorsicht: AM/FM, AUX, „Blauzahn“ und Mikro spielen gleichzeitig auf den Master-Ausgang aus, wenn man es ihnen gestattet. Sicherlich ist zu verstehen, dass unter dem Vorhaben, neben Instrumenten primär MP3-Player oder „Blauzähne“ einzubinden, auf Cinch-Schnittstellen verzichtet wurde. Schade finde ich es dennoch, und ich hätte auch gern ein „Geheimfach“ für Strom, USB und sonstige Kabel gesehen. Aber man kann anscheinend nicht alles haben.
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Das Gerät erinnert zwar ein wenig an einen weißen Gitarren-Amp auf Rädern, diese Aufgabe würde ich aber eher waschechten Saiten-Verstärkern überlassen. Beim Alleinunterhalter-Keyboard hätte ich weniger Bedenken. Ich gebe zu, 18 Watt RMS sind nicht die Welt, und das System ist in Sachen Klangqualität und Lautstärke eher für den Hobbyeinsatz oder für gelegentliche semiprofessionelle Anwendungen prädestiniert. Aber verglichen mit einem tragbaren Radiorecorder oder den meisten anderen iPod/Pad-Docks ist die Kiste wiederum laut und druckvoll. Ich denke daher, die meisten Anwender werden sich den Blockrocker zulegen, um eine Street-Performance hinzulegen, bei der man auch mal schnell in die nächste S-Bahn springen kann, um an einem anderen Ort weiterzumachen (der Saft reicht für einen Arbeitstag aus) oder um spontane Outdoor-Partys zu feiern, ihn als Beschallungssystem für den Campingplatz, die Gartenparty oder die Maiwanderung einzuplanen. Und das kann er gut.