ANZEIGE

ION LP2CD USB Test

Praxis

Direktaufnahme in den Flash-Speicher

Das Handling ist wirklich kinderleicht. Zuerst stecke ich einen Kopfhörer ein, um mein Vinyl abhören zu können. Dann schalte ich über die Menütasten in den Flash-Modus, lege eine LP auf und spiele diese ab. Betätige ich nun den Record-Knopf, kann ich die Aufnahme zunächst einpegeln. Erst wenn ich mit „Play“ bestätige, konvertiert der Turntable meine LP in den 700 MB großen Flash-Speicher, wobei er die Leerstellen zwischen den Titeln erkennt und dann einen neuen Track initialisiert. Die chronologische Bezeichnung INT1-INT99 (int für internal) erlaubt maximal 99 Titel. Eine Direktaufnahme auf CD ist aus klangästhetischen Gründen nicht erwünscht, denn die Rotation der CD wirkt sich auf die Qualität der Aufnahme aus. Ist eine Seite zu Ende, heißt es: Pause betätigen, Platte umdrehen, „Play“ drücken und es geht chronologisch weiter. Ist die LP durchgelaufen, betätige ich die Taste „Burn CD“, lege einen Rohling ein und der Inhalt des internen Speichers – das Display zeigt gerade 14 Titel und eine Gesamtspielzeit von 31 Minuten analog zum Vinyl an – wird gebrannt. Nach kaum fünf Minuten Brennzeit inklusive Initialisierung und Finalisierung halte ich den Silberling in der Hand und das alte Schätzchen ist verewigt. Volle 80 Minuten veranschlagen knapp unter 8 Minuten – eine Top-Zeit. Die nachfolgende Salsoul Disco LP, den 89er Hit-Sampler und die durchgenudelte Punkrock-LP beamt der ION ebenfalls mit sämtlichen Tracks korrekt in den Speicher. Potenzielle Fade-in und -outs stellen kein Problem dar. Doch die Ernüchterung folgt auf den Fuß mit der nächsten Ministry of Sound – Compilation. Denn hier erkennt der Proband die Pausen zwischen den Titel nicht ganz korrekt und legt für beide Seiten insgesamt drei Tracks an, obwohl es eigentlich fünf hätten sein müssen. Noch schlechter schlägt er sich bei The Final Chapter von Funkmaster Flex mit seinen sehr kurzen Track-Splits. Hier wanderte statt der 17 Kurztitel pro Seite nur ein 17-Minuten-Stück ins temporäre „Gedächtnis“ des Turntables. Schade, dass man die Auto-Split-Funktion im Timing NICHT einstellen kann. Also was nun? Die Flinte ins Korn werfen? – Nein, manuell schneiden!

Fotostrecke: 5 Bilder Bei der Aufnahme

Track-Splitting

Im Grunde ist die Funktionsweise recht einfach: Ich navigiere bei gedrückt gehaltener FWD-Taste vom Beginn des zu splittenden Titels (oder REW zum Korrigieren) durch den Track an die Stelle, wo ich ihn gern geschnitten hätte und betätige „Split“. Nach einer „Sicherheitsbestätigung“ wird chronologisch und unwiderruflich ein neuer Track angelegt. Bei meinem Hip-Hop-Album wären ergo 17 Splits mit einer Laufzeit zwischen 30 Sekunden und zwei Minuten zu finden, was irgendwie mit den Tasten keinen Spaß macht. Hier wäre ein kleines Jogwheel angebracht, das frame-basiert operieren kann, denn ansonsten geht der „Zeitvorteil“ wieder ein wenig verloren. Der Fairness halber muss ich aber sagen, dass die Ministry of Sound -Tracks in kaum zwei Minuten manuell gesplittet waren. Auch, weil ich mich anhand der Abspielzeiten auf dem Cover natürlich einfach an die Zeit spulen konnte, an der ich sie trennen wollte. Die Trennfunktion ist natürlich auch keine schlechte Sache, wenn man zum Beispiel einen alten Live-Mittschnitt aufgezeichnet hat oder ein Mixtape eines Deejays in die Hand gedrückt bekommen hat. Dennoch ist man am PC mit einer Wellenformübersicht flotter unterwegs.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Track-Splitting erfolgt über diese Tasten.

CD-Titel kopieren

Hier gibt’s nicht viel zu sagen, außer: CD Einlegen, ganze CD oder einzelne Titel auswählen, rippen und wenn alles, was man kopieren möchte im Speicher ist, in den Flashmode wechseln, eine leere CD einlegen und auf BURN drücken. Möchte ich eine ganze CD statt einzelner Songs rippen und es befinden sich bereits/noch Tracks im Speicher, werden diese überschrieben. Bevor ich nun in den zweiten Praxisteil gehe, nämlich die Konvertierung via EZ Vinyl-Converter Software folgen einige Anregungen für einen potenziellen LP2CD MKII.

Meckerecke

Thema: ID-3 Tags. Es ist ja noch ziemlich einfach, wenn man nun eine kommerziell recht erfolgreiche LP mit dem ION auf CD brennt und diese danach mit einem Ripper ins digitale Datenleben überführt, der die Titel automatisch anhand der Eingabe von Artist und Album auf dem Rechner taggt. Doch wer wirkliche Raritäten in seinem Archiv hat oder seine Maxis korrekt benennen will, der muss mit einem nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand rechnen. Obendrein ist jedes Mal ein Datenträger zu brennen, da man keinen direkten Zugriff auf den Flash-Speicher hat. Das stört mich, genau wie die fehlende Möglichkeit, ins MP3-Format zu konvertieren. Wären diese Dinge möglich, dann dürfte der Flash-Speicher von mir aus großzügiger bemessen sein, wenngleich ich natürlich verstehe, dass man sich hier am Fassungsvermögen eines Silberlings und der daraus resultierenden Größe orientiert. Ich würde es zudem begrüßen, wenn der nächste Converter-Turntable, der das Licht der Welt erblickt, auch einen SD-Karten-Einschub samt Touchscreen-Tastatur zur Direktvergabe von ID3-Tags und eine Netzwerkschnittstelle zur Abfrage von freedb, Gracenote, Discogs und Konsorten hat, um relevante Titelinformationen direkt bei der Aufnahme abzufragen. Von mir aus auch gern per Handy-App. „Das“ wäre für mich eine wirklich zeitgemäße Lösung, die aber wahrscheinlich deutlich mehr kosten würde.

USB-Recording

Der nächste Test führt mich zum Mac, wo sich der ION-Turntable ohne Treiberinstallation (USB-Audio-Codec) mit meiner Wortbreite von maximal 16 Bit bei maximal 48 kHz Samplingfrequenz ins Audioregister einträgt. Die Aufzeichnung erfolgt innerhalb von wenigen Klicks mit der recht einfach gehaltenen Software Easy Vinyl Ripper, die ebenfalls in der Lage ist, Auto-Splitting zu vollziehen. Das lief mit Ausnahme der zuvor erwähnten Funkmaster Flex rund. Die MOS wurde ebenfalls korrekt getrennt. Leider war es mir in der beigelegten Software nicht möglich, das Zielformat festzulegen, denn das Programm exportiert meine Files auf dem Mac als m4a (Apple lossless) in die iTunes-Musikbibliothek. Gut, dass sich beim Export Tags vergeben lassen, schlecht, dass ich Artist und Title bei einer Compilation beispielsweise nur einmal vergeben kann.

Fotostrecke: 6 Bilder USB-Recording mit ION EZ Audio Converter Schritt 1

Konkurrenzsituation

Der aktuelle Straßenpreis für IONs Produkt liegt bei 399 Euro und seine Hauptkonkurrenten dürften wohl „normale“ USB-Turntables sein, die den Sound über die Typ-B-Buchse ausgeben – zur Aufzeichnung und Weiterbearbeitung mit einer Software auf dem Rechner. Beispielsweise der Audio Technika AT-LP-120-USB (279 Euro). Sparfüchse können sich zudem bereits für um die 100 Euro Straßenpreis mit einem USB-fähigen Turntable bewaffnen, aber wie gesagt – es bedarf immer eines Rechners. Daneben existieren noch einige Modelle mit SD-/Stick-Einschub, zum Beispiel von Lenco, Denon oder Hollywood-DJ. Die Lösung mit Flashpuffer und CD-Brenner ist in dieser Form jedoch konkurrenzlos, was sicherlich ein Grund für die Kaufentscheidung sein könnte, weil man sich drei Geräte einspart. Die Aufnahme auf CD funktioniert zudem gut, wie wir feststellen konnten.  
Nun muss diese CD allerdings für das digitale Weiterleben wieder gerippt und getaggt werden, was je nach Umfang der eigenen Sammlung viel Zeit verschlingt. Da muten 1-Euro-iTunes-Tracks schon fast wie ein Schnäppchen an. Doch diese sind zum einen oftmals komprimiert (256 kBit bei Amazon beispielsweise). Zum anderen kann ich für mich persönlich festhalten, dass ein Großteil meiner Sammlung online gar nicht verfügbar ist. Und so freue ich mich am Ende der Testphase nochmal ein paar alte LPs ganz locker und automatisch gesplittet in guter Qualität für die Ewigkeit festgehalten zu haben. Ganz ohne danebenstehen zu müssen …  

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.