Mit der Isovox 2 des gleichnamigen schwedischen Herstellers haben wir an dieser Stelle ein wahrhaft ungewöhnliches Produkt im Test. Es handelt sich um eine kompakte mobile Gesangskabine, die professionellen Studioklang für Sprach- und Gesangsaufnahmen und gleichzeitige Schalldämmung nach außen verspricht.
Zu Beginn der Testphase habe ich einigen Kollegen, die im Bereich von Tontechnik und Recording arbeiten, Bilder der Isovox 2 auf einer Shopseite im Netz gezeigt. Die erste Reaktion war dabei durchweg die gleiche: ein lautes Lachen. Wenn ich dann zum Preis von 899 Euro scrollte, wichen die Reaktionen allerdings voneinander ab und reichten von einem plötzlichen Verstummen und ungläubigen Blicken bis zu noch lauterem Lachen. Die Kombination des enorm hohen Preises und des eigentümlichen Konzepts kann auf den ersten Blick tatsächlich ein wenig abwegig wirken.
Nun ist es natürlich so, dass all diese Versuchspersonen Zugriff auf zumindest grundlegend behandelte Räume mit akzeptabler Akustik haben, und das ist ein Luxus, der für aufstrebende Musiker oft nur schwer bis gar nicht umsetzbar ist. Wie man in unserer Workshop-Reihe zur Verbesserung der Raumakustik mit Tipps für den Eigenbau von Akustikelementen sieht, ist weder viel Geld noch ein besonderes handwerkliches Talent nötig, um deutliche Verbesserungen am Klang eines Raumes zu erwirken. In der Praxis fehlt es in einem normalen Wohnbereich aber oft einfach am Platz und der Flexibilität, solche Maßnahmen umzusetzen. Vielleicht kann die Anschaffung der Isovox 2 in gewissen Situationen also doch Sinn machen. Ich möchte diesem ungewöhnlichen Produkt eine faire Chance geben.
Details
Patentierter 360-XYZ-Pro-Acoustic-Aufbau
Die Isovox wurde von einem schwedischen Rocksänger und Gitarristen namens Philip Olsson entwickelt und stützt sich auf den patentierten „360-XYZ-Pro-Acoustic-Aufbau“. Was ein wenig nach einer Marketing-Phrase klingt, die sich bemüht, besonders ausgeklügelt zu wirken, bedeutet letztendlich nichts anderes, als dass die mobile Gesangskabine die akustischen Reflexionen aus allen Richtungen beseitigt – also von 360 Grad auf der X-, Y- und Z-Achse des Raums. Und in der Tat ist der wesentliche Punkt der Isovox, dass sie im Gegensatz zu einem Mic-Screen wie beispielsweise demsE Electronics Reflexion Filter Pro eben nicht nur den von der gegenüberliegenden Wand zurückgeworfenen Schall in Angriff nimmt, sondern gleichzeitig den Kopf des Sprechers oder Sängers und das Mikrofon vollständig umschließt.
Die Maße der Isovox liegen bei 80 x 49 x 48 cm und die Konstruktion bringt etwa 11 kg auf die Waage. Bei den wesentlichen Elementen handelt es sich um mehrere Polster, die laut Website aus einer Kombination aus vier verschiedenen Schallisolierungsmaterialien aufgebaut und von einer Schicht aus Stoff überzogen sind. Eine Bodenplatte aus Holz sorgt für Stabilität und nach außen hin ist die Box mit weißem Kunstleder verkleidet. In Hinblick auf die reinen Materialkosten lässt sich der stolze Preis also kaum rechtfertigen.
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Aufbau: IKEA lässt grüßen!
Die Isovox wird in mehreren Einzelteilen in einem einzelnen großen Paket geliefert, das zusätzlich ein passendes Boxenstativ vom Hersteller Gravity, eine Mikrofonhalterung und ein mit Batterien betriebenes LED-Licht enthält. Dank der ebenfalls beiliegenden Montage- und Gebrauchsanleitung ist der Aufbau eine Sache von wenigen Minuten.
Insgesamt erinnert der Vorgang ein wenig an die Montage von Polstermöbeln von IKEA, wobei in diesem Fall keine Schrauben, sondern Reiß- und Klettverschlüsse für den nötigen Halt sorgen. Gerade bei den aus Kunststoff gefertigten Reißverschlüssen wäre es bei häufigem Auf- und Abbau nicht unberechtigt, sich Sorgen über die dauerhafte Haltbarkeit zu machen, denn es kommt ein nicht unbeträchtlicher Zug auf die Elemente und die parallel verlaufenden Nähte. Grundsätzlich sitzt aber alles sicher an seinem Platz und auch die Klettverschlüsse bieten einen guten Halt. Insgesamt ist die Verarbeitungsqualität der Isovox 2 also absolut in Ordnung, so edel wie es der Preis möglicherweise impliziert, geht es hier aber keinesfalls zu.
Sobald die Isovox in der richtigen Höhe auf dem zugehörigen Boxenstativ sitzt, geht es an die Inneneinrichtung der kleinen Kabine. Um ein Mikrofon zu positionieren, ist eine Universalhalterung aus Kunststoff enthalten, die sich auf einer zugehörigen Metallstange anbringen lässt. Für den Fall, dass ein Mikro nicht in diese Halterung passen sollte (in meinem Fall betraf das recht viele), ist es aber auch möglich, eine gewöhnliche Spinne zu verwenden, und auch ein mittelgroßer Pop-Schutz lässt sich unterbringen. Für die meisten Mics mit Standardmaßen reicht der Platz aus, in außergewöhnlichen Fällen wie zum Beispiel Bottle-Designs mit langem Korpus oder Bügelhalterungen bekommt man allerdings ein Problem, das sich nur durch die Verwendung eines anderen Mikrofons lösen lässt. Zu Bedenken ist bei alledem, dass das Arbeiten mit dem Abstand zur Kapsel prinzipbedingt nur in sehr beschränktem Maß möglich ist. Im Gegensatz zu Sprechern werden sich dadurch vor allem Sänger eingeschränkt fühlen, die aktiv mit dem Abstand arbeiten.