Praxis
Allgemein lässt sich die optisch tadellose Verarbeitung loben, aber wie gut klingen die Becken? Matt Chamberlain trommelt seine legendären Grooves vorwiegend mit traditionell gefertigten Becken. Neben den vielen Modellen von Istanbul Agop hängen da oft mit uralten Zildjian K Istanbuls echte Klassiker der Beckenschmiedekunst an seinen teilweise kuriosen Setups. Ähnlich klassisch, aber eben doch eigen, kommen nun auch seine Signature Becken daher.
15“ Hi-Hat
Schon beim ersten Fallenlassen des Top- auf das Bottom-Becken kommt einem ein mächtig tiefer Sound zu Ohren. Angeschlagen klingt die Hi-Hat eigenwillig crisp, aber nicht zu spitz. Auch der „Chick-Sound“ ist präsent, aber im Zusammenspiel mit dem Ride nicht zu dominant. Gerade mit halb geöffneter Hi-Hat kann man trotz leichtem Spiel ordentlich Dampf machen. Wer sonst vor allem dünne, leisere Hi-Hats gewohnt ist, wird sich daran ein wenig gewöhnen müssen.
Beim Spielen fühlt sich die Hi-Hat etwas steif an und gerade bei filigraneren Grooves mit schnellen Öffnungen sind die Becken eher träge. Bei einer leichteren Version dürfte das sicher etwas homogener zu spielen sein. Wer aber generell nach Charakter und dreckigem Sound mit der nötigen Definition sucht, wird hier fündig. Allgemein hat die Hi-Hat einen besonderen, trockenen Sound, der durch seine Tiefe und Wärme vor allem in facettenreiche Musikstile bestens passt.
23“ Ride
Das unglaublich fein gehämmerte und sehr ansehnliche 23“ Ride offenbart schon beim ersten Anschlagen seine Komplexität. Ein vielschichtiger Sound voller Charakter, mit angenehmen Wash und doch klarer Stockdefinition mit Vintage-Würze. Sofort wird klar, dass man aus diesem besonderen Becken viele unterschiedliche Klänge herausholen, und damit in verschiedensten musikalischen Situationen den Sound bereichern kann. Der Mannigfaltigkeit des Matt Chamberlain haben Agops Jungs hier ein echtes Denkmal gesetzt. Mit Mallets wird schnell die große Dynamik deutlich. Das Ride spricht sofort an und offenbart ein sanftes, dunkles, ausgewogenes und stets gut kontrollierbares Rauschen. Je stärker man es anschlägt, desto voller wird das Frequenzspektrum bis es sogar ohrenbetäubend laut wird, um dann ausgewogenen und zügigen abzugklingen. Eben dieser organische und nicht zu lange Sustain verleiht, auch bei schneller und lauter gespielten Patterns dem Stock die nötige Klarheit und Definition. Die recht große Bell gliedert sich homogen ins dynamische Klangbild ein und schießt einem nicht brutal ins Ohr, wie man es vor allem von dickeren Rides kennt.
Crasht man das Becken an, ertönt ein beeindruckend tiefer, exotischer und bei Bedarf auch gewaltig lauter Klang, der aber sofort wieder Platz für die Stockdefinition macht. Der Anwendungsbereich dieses Beckens erstreckt sich von Pop und Rock über Blues und Folk, Black Music bis hin zu akustischem Jazz – wie sein Namensgeber ist es eben ein echtes Multitalent. Vor allem im Studio wird der universelle, definierte, aber dennoch eigene Sound dieses Beckens sicher sehr gefragt sein. Völlig abgesehen von den Klangeigenschaften spielt sich das Becken auch noch hervorragend gut. Toller Rebound, bei nicht zu steifem Spielgefühl und weichem Crash.