Praxis
Viel Wash – wenig Attack.
Die ersten leichten Anschläge bestätigen die Vermutung eines weichen, seidigen Klanges, der grundsätzlich eher als „leise“ zu bezeichnen ist, sich dann aber sehr schnell zu einem anschwellenden, washigen, Crash-artigen Sound mit recht langem Sustain wandelt, sobald auch die Schulter des Stocks zum Einsatz kommt. Der Charakter des Wash / Crash ist neben seiner explosiven Schnelligkeit ein wenig blechern, fast wie ein riesiges Splash. Das gefällt mir einerseits recht gut, weil es speziell ist, andererseits unterscheidet sich das Sahra Ride so von vergleichbaren, dünnen Rides, die bei ähnlicher Spielweise wertiger, etwas edler und wärmer klingen. Aufgrund der kleinen Bell des Sahra Rides fällt es mir schwer, einen klaren, durchsetzungsfähigen Sound damit zu erzielen – das finde ich etwas schade, da für mich persönlich die Glocke eines Ride-Beckens zum Wichtigsten und Schönsten überhaupt an dieser Instrumentengattung gehört. Im Soundbeispiel „Bell Groove“ lässt sich dieser Kritikpunkt recht gut nachvollziehen.
Mallets und Besen sind perfekte Partner.
Aufgrund der bisher gesammelten Erkenntnisse entscheide ich mich, das Cymbal auch mit anderem Stick-Werk zu hören, also mit jenen Alternativen aus der Stocktasche, die gerne im Umfeld klassischer Musik, Jazz, Weltmusik etc. zum Einsatz kommen. Orchestrale Rolls mit weichen Mallets beispielsweise lassen das Sahra Ride sehr schnell und mit hohem Dynamikumfang reagieren, bei entsprechender Intention erzielt man so ein Fauchen, welches sich genauso flugs auch wieder abstoppen lässt. Der vergleichsweise günstige Anschaffungspreis zeigt sich auch bei dieser Art des Anspielens wieder ein wenig, aber trotzdem gefällt mir das Becken auch in diesem Zusammenhang recht gut. Spielt man das Sahra Ride mit Hot Rods oder Besen an, zeigt sich eine Stärke des Instruments: Mit diesen weniger aggressiv zur Sache gehendem Schlagwerk-Varianten lassen sich die leicht aufbrausenden Charaktereigenschaften des Rides besser im Zaum halten, die einzelnen Anschläge sind transparent, ein definierter „Ping“ ist zu hören. Somit scheint es vertretbar, festzustellen, dass das Sahra Ride sich in Medium- und Low-Volume Musik-Stilen besonders gut entfalten kann.
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Auch als Crash in rockigen Gefilden funktioniert das Becken.
Nichtsdestotrotz lange ich nun – wieder mit Sticks bewaffnet – ein wenig beherzter rein und spiele ein paar rockigere Grooves: Auch ohne den expliziten Willen zum „Crash-Riden“ ist es schwierig, einen Groove mit entsprechender Attacke in Sachen Backbeat und Attitüde zu spielen, ohne das Becken zum Crashen zu bringen; die einzelnen Anschläge sind zwar noch „unter der Oberfläche“ auszumachen, werden aber schnell vom „Overall-Wash“ übertönt. Ignoriert man jedoch das Label und betrachtet das Becken als riesiges Crash, so kann man ihm einen tollen, butterweichen, aber dennoch durchsetzungsfähigen Sound mit einem recht langen Nachhall bescheinigen. So lassen sich die klanglichen Eigenschaften dieses doch speziellen Ride Cymbals auch in weniger offensichtlichen musikalischen Einsatzbereichen nutzen und machen das Sahra zu einer durchaus interessanten Alternative, auch für Nicht-Jazz-Cats.