Roland Juno-G Test

AUSSEN
Ein echter Hingucker beim Leichtgewicht Juno-G ist das dezente Retro-Design: Schwarzes, gebürstetes Aluminium mit dunkelblauer und roter Schrift beweisen ein gewisses Stilbewusstsein bei Roland. Doch neben der Farbwahl wurde auch die klare Struktur der Juno-6 Oberfläche beibehalten. So sind die einzelnen Bedienelemente optisch grob in sechs Bereiche unterteilt: Ganz links befindet sich der D-Beam Controller, gefolgt von den Tastern zur Mode-Auswahl, dem Edit-Bereich, Display und den Controller-Bereichen für „Song Recorder“ und „Sound Modify“. Zwischen den Leuchten für den D-Beam Controller und den Mode-Anwahltasten befinden sich der Volumen-Regler und der exponierte Schalter für die V-Link Funktion (zur Steuerung von kompatiblen Videogeräten).

Unterhalb des mittigen Displays liegen die griffigen Funktionstaster, die neben der Auswahl der Instrumentenkategorie, auch jeweils die im Display angezeigten Funktionen anwählen können. Mit dem Value-Rad und den Cursor-Tasten rechts neben dem Display lassen sich die dort angezeigten Parameter anwählen und verändern. Im „Song Recorder“-Bereich warten, außer den Tastern zur Sequenzersteuerung, fünf Fader zur Lautstärkeregelung der Aufnahme und der Audiospuren. Ganz rechts schließlich sind sechs Drehpotis für die Envelope-Einstellungen (ADSR) plus Filter-Cutoff und Resonanz angeschraubt. Per Knopfdruck lässt sich deren Zuständigkeit zwischen Amp, Filter und LFO umschalten. Zur Illustrierung dieser Funktionen ist oberhalb der Potis eine Hüllkurve aufgemalt, was den Retro-Flair der frühen 80er Jahre unterstreicht, als sich die Synthies noch nicht zwischen Rechenmaschine und Musikinstrument entscheiden konnten.

Das Anschluss-Panel an der Rückseite bietet einen Kopfhörerausgang, zweimal Stereo-Out, Stereo-In mit Level-Regler, Control- und Haltepedal-Anschluss (alles 6,3mm Klinke), MIDI In/Out sowie einen USB-Anschluss und PC Card-Slot.   
Gehäuse und Controller machen einen sehr stabilen Eindruck, umso mehr verwundert es, dass die 61 ungewichteten Tasten ziemlich Keyboard-mäßig labbrig wirken. Hier wurde wohl etwas zuviel Wert auf Retro gelegt.

INNEN
Grundsätzlich läuft der Juno in nur zwei Betriebsarten. Zum einen gibt es den Patch-Modus für einzelne Sounds (bei Roland typischerweise „Patches“ genannt), zum anderen den Performance-Modus für die Kombination von verschiedenen Patches. Der geneigte Leser wird nun Sequenzer und Sampler als Kategorien vermissen, doch Roland vereint diese Funktionen im Performance-Modus. Doch beginnen wir beim Ursprung allen Lebens – und das ist im Juno die PCM-Wellenform.
Ein bis zwei dieser Waveforms bilden einen so genannten Tone. Aus vier solcher Tones setzt sich schließlich ein Patch zusammen (Dabei wird klar, wofür die 128-stimmige Polyphonie gebraucht wird, wenn eine Taste bereits bis zu acht Stimmen, sprich Waveforms, verbraucht). Bereits in dieses vorgeburtliche Stadium der Sounds lässt sich natürlich eingreifen. So ist die Strukturierung und das Verhalten der Tones zueinander, an welcher Stelle beispielsweise ein Filter ansetzen soll, frei wählbar. Zur Soundbearbeitung stehen einem, neben Amp und Filter, zwei LFOs und natürlich Effekte zur Auswahl. Der Juno wartet mit vier Effektplätzen auf: Zwei Multi-Effekte (also diverses, auszuwählen aus 78 Angeboten), ein Chorus- und ein Hall-Effekt pro Patch sowie ein Kompressor als Mastering-Effekt. Patch-spezifisch einstellbar sind ebenfalls jeweils vier frei wählbare Modulations-Quellen und –Ziele. Alle Operationen  kann man übrigens auch mit der mitgelieferten Software bequem am Rechner erledigen.
Es lebe die Kommunikation der Maschinen!
Das Design des Stand-Alone Editors ist mit den silbernen Schiebereglern ebenfalls sehr im Retro-Stil gehalten. Recht anschaulich sind dabei die angezeigten Wellenformen, die sich bei Bearbeitung entsprechend verändern. Auf die Übersichtlicheit des Editors, wenn es um Effekt-Routing oder EG-Einstellungen geht, möchte man sowieso schnell nicht mehr verzichten, gerade wenn man es pro Sound mit vier unterschiedlichen Tones zu tun hat.

Die Patches an sich sind in sechs Preset-Bänken (plus eine GM- und eine User-Bank) organisiert, wobei sich mit den Funktionstastern unterhalb des Displays die einzelnen Instrumentenkategorien anzeigen lassen. Editierte Patches lassen sich nur in der User-Bank oder auf einer Speicherkarte ablegen.

Das fehlende Zahlenfeld auf dem Bedienpanel macht ein direktes Anwählen der Sounds unmöglich. Man ist also auf Scrollen in Patch-Listen angewiesen. Erleichterung bringt da die Möglichkeit, eine Zugriffs-Liste der favorisierten Klänge im User-Speicher des Synthies zu erstellen. Zusätzlich kann man im so genannten „Live Setting“, einer Speicherbank ähnlich dem Master-Modus bei Yamaha, sowohl Patches, als auch Performances und Songs abspeichern. Die lassen sich dann im Live-Einsatz einfach durchklicken.

Doch was nützt einem die beste Organisation von Sounds, wenn diese nicht gut klingen? Kommen wir also zum Klang der Klänge.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.