Praxis
Der Test erfolgt auf einem iMac mit 2,4 GHz Intel Core2Duo-CPU und 4 GB RAM unter dem Betriebssystem OSX 10.5.8. Die Installationsdatei ist circa 46 MB groß. Nach Abnicken der Lizenzbedingungen wähle ich die Ziel-Partition aus und als Installationstyp die Standardvariante. Nach wenigen Klicks ist die eigentliche Installation vollzogen, es öffnet sich ein Fenster, und das Programm lädt auch gleich das neueste Update nach. Zum Testzeitpunkt lautet die aktuelle Versionsnummer 2.01.357. Ohne die nötige Autorisierung funktioniert unser Proband lediglich als Demoversion und würde nach zehn Tagen seine Dienste quittieren. Auf der Hersteller-Website logge ich mich daher in meinen schon bestehenden Kunden-Account ein und gebe noch schnell die Seriennummer ein, womit die Software nun voll einsatzbereit wäre. Im Ergebnis ist die Installation und Aktivierung von Alloy 2 einfach und schnell. Dafür gehen die Daumen schon einmal hoch! Anwender, die bereits im Besitz der Vorgängerlizenz sind, können zum Preis von 79 US-Dollar upgraden.
In Logic 8 finde ich Alloy 2 in der Liste der Audio Units. Was mir sofort positiv gegenüber dem Vorgänger auffällt, ist die deutlich verbesserte Grafik. Neu hinzugekommen ist die Schaltfläche „Overview“, mit der ich die Parameter aller aktiven Module in einem Fenster angezeigt bekomme. Die Darstellungsweise der einzelnen Effekte ist in dieser Ansicht selbstverständlich etwas weniger detailliert. Dennoch sorgt die Overview-Option für einen guten Überblick aller Vorgänge der Klangverarbeitung im Channel-Strip. Grafisch wurde das Maximum aus der begrenzten Fläche herausgeholt. Top! Bezüglich der Visualisierung der Audiosignale gehen die Daumen ebenfalls nach oben. Die spektrale Darstellung oder die wahlweise bewegte Wellenform sorgen in Kombination mit den Kennlinien für ein schnelles Verständnis über die aktuellen Regelvorgänge des jeweilig dargestellten Effektes. In Anbetracht der doch relativ komplexen Regelvorgänge der einzelnen Module ist die grafische Darstellung am Bildschirm überschaubar gehalten und klar strukturiert, sodass man sich schnell und intuitiv in Alloy zurechtfindet. Gut gefällt mir außerdem die Tatsache, dass man in den Preferences den Kontrast und die Helligkeit der Benutzeroberfläche verändern kann.
In den einzelnen Modulen wurden viele Parameter neu platziert, was sich positiv auf den Workflow auswirkt. Auch das Verändern der Reihenfolge der einzelnen Module ist dank Drag-and-Drop ein Kinderspiel. Schade ist allerdings, dass der veränderte Signalfluss nicht auf die Darstellung im Hauptfenster übertragen wird. Im Testlauf konnte ich erfreulicherweise feststellen, dass Alloy 2 trotz seiner zahlreichen Features ein ressourcenschonendes Plugin ist und ich innerhalb einer Mixsession mit ruhigem Gewissen mehrere Instanzen verwenden kann, ohne dass mir der Rechner „in die Knie“ geht.
Die Neuerungen
Einige zusätzliche, wirklich brauchbare Filtertypen hat der EQ spendiert bekommen. Dies sind unter anderem Vintage Shelf, Brickwall Pass und Baxandall Filter (Höhen und Bass). Vollständig überarbeitet wurde der Transient Shaper. Besonderes die gute Darstellung von Parametern wie Attack und Sustain gefällt und unterstützt den Workflow ungemein. Der Exciter hat nun ein zusätzliches High Shelf-Filter an Bord. Erfreulicherweise lässt sich der obere Frequenzbereich dadurch noch einmal separat bearbeiten.
Für dich ausgesucht
Bei den Dynamics fällt mir zunächst einmal auf, dass der Multiband-Modus mit einer neuen Übersichtsseite ausgestattet wurde. „All View“ dient zum Darstellen und Editieren aller aktiven Parameter. Die grafische Gestaltung dieser Sektion ist gelungen und sorgt für einen schnellen Durchblick. Erweitert wurden die Sidechain-Funktionen, sodass nun auch die Frequenzbänder gegenseitig als Sidechain-Signal dienen können. Dies sorgt für sehr interessante, klangliche Gestaltungsmöglichkeiten. Im Limiter können die beiden Stereokanäle links und rechts nun bei Bedarf unabhängig voneinander bearbeitet werden. So bleiben das ursprüngliche Stereobild und die Stereobreite besser erhalten.
Sage und schreibe 200 neue und dazu auch noch sehr gute Presets, die Alloy 2 nun noch intuitiver bedienbar und flexibler einsetzbar machen, haben in die Revision Einzug gehalten. Aber nicht nur für den gesamten Signalweg stehen vordefinierte Parameter zur Verfügung, sondern auch für die einzelnen Module gibt es jeweils circa zehn praxistaugliche Presets.
Klang
Der Klang von Alloy 2 ist, wie auch beim viel gelobten Mastering-Tool Ozone, als sehr hochwertig zu bezeichnen. Der EQ hat einen warmen und sehr analogen Sound. Ebenso in der klanglichen Spitzenklasse angesiedelt sind der Transient Shaper, der Exciter sowie die Dynamiksektionen. Außerdem sorgt deren Multiband-Fähigkeit für optimale Möglichkeiten, den Sound den eigenen Bedürfnissen anzupassen. In der Oberliga spielt auch der Limiter, dessen hochwertiger Algorithmus unter anderem in der Lage ist, auch höhere Pegelspitzen kaum hörbar zu unterdrücken. Einzig der De-Esser kann mich nicht hundertprozentig überzeugen. Diesbezüglich haben die Kollegen der Firma Waves für mich die Nase vorn. Dennoch merkt man schnell, dass iZotope die ohnehin schon guten Algorithmen des Vorgängers noch einmal überarbeitet und verbessert hat. Im klanglichen Gesamtfazit gehen trotz des etwas schwachen De-Essers dennoch beide Daumen nach oben, denn der Sound des Programmes ist einfach ausgedrückt sehr hochwertig und angenehm warm. Dass die Software verbessert wurde, steht völlig außer Frage, doch mit wirklich „neuartigen“ Features kann Alloy 2 trotz frischer Ausstattungsmerkmale eigentlich nicht dienen. Stellt sich die Frage, ob ein bewährtes Tool wie Alloy denn wirklich neue Software-Funktionen benötigt. Ich finde nicht und bin der Meinung, dass der Hersteller beim hier getesteten Nachfolger grundsätzlich alles richtig gemacht hat. Das drückt sich auch in der Gesamtbewertung aus.