Praxis
Direkt nach dem Start begrüßt mich ein (deaktivierbarer) Nag-Screen, der einen Keyboard-Ausschnitt zeigt und damit schon einen wichtigen Hinweis auf das Bedienkonzept von Break Tweaker gibt, denn die ersten sechs chromatischen Tasten ab C1 lösen die Sounds der sechs möglichen Spuren aus. Mit den zwei Oktaven ab C2 feuert man die insgesamt 24 möglichen Pattern via MIDI-Noten-Trigger ab. Der Bildschirm gibt zudem Auskunft darüber, dass ich das Auslöseverhalten zwischen Gate und Latch umschalten kann. Im Gate-Modus laufen Pattern so lange, wie eine MIDI-Note eintrifft (von Anfang bis Ende). Aktiviere ich den Latch-Betrieb, kann ich die Pattern mitten im Takt wechseln, was für eine ganze Reihe zusätzlicher Beat-Variationen sorgt. Ein Preview-Taster gibt einen akustischen Einblick in das aktuelle Rhythmus-Konstrukt, ohne dass man das MIDI-Keyboard bemühen muss. Mit einem weiteren Schalter lege ich fest, ob Break Tweaker mit interner Geschwindigkeit oder angepasst an das Tempo der gastgebenden DAW läuft.
Grundsätzlich hat man es innerhalb von Break Tweaker mit zwei Ansichten zu tun, und zwar dem Sequenzer/Pattern- und dem Sound-View. Direkt nach dem Öffnen des Plug-Ins empfängt einen die Pattern-Ansicht. Zentrales Element sind die sechs Spuren samt 32-stufigem Pattern-Grid, dessen Gesamtlänge maximal zwei Takte umfasst. Die Dauer jedes Pattern definiert sich über die jeweils längste Einzelspur, wobei jede einzelne Spur separat skaliert werden darf. So kann ich beispielsweise problemlos eine 6/8-Sequenz gegen eine 4/4-Figur laufen lassen, um ungewohnte rhythmische Verschiebungen zu erzeugen und zudem noch die Abspielgeschwindigkeit für jede Spur einzeln im Bereich von x0,5 bis x3 (mit verschiedenen Zwischenstufen) modifizieren. Die Verlangsamung macht besonders dann Sinn, wenn Samples zum Einsatz kommen, die länger als zwei Takte sind. Vermisst habe ich hier allerdings eine Zoom-Funktion, denn um die letzten beiden Schläge des zweiten Taktes zu sehen, muss ich trotz einer praktischen Übersichtsanzeige händisch Scrollen. Aber was rede ich hier eigentlich: Break Tweaker ist eine Software, die man besser live in Aktion sieht und hört. Und darum wechsele ich jetzt einfach mal das Medium und führe euch Break Tweakers Basics in einem Video vor:
Und weil der Screen-Recorder gerade läuft, nutze ich doch direkt einmal die Gelegenheit, um euch auch über die Möglichkeiten der Klangerzeugung in bewegten Bildern zu informieren:
Soweit sollte klar geworden sein, dass man es hier (in jedem der sechs Kanäle) mit einer wirklich sehr mächtigen und gut klingenden Klangerzeugung zu tun hat. Allerdings fehlt mir die Möglichkeit, einzelne Parameter aus den einzelnen Steps des Pattern-Sequenzers heraus zu automatisieren. Gelegentlich auftretende Aliasing-Artefakte und sporadische CPU-Leistungs-Peaks trüben den Gesamteindruck ebenfalls ein bisschen. Dem gegenüber stehen dann allerdings die wirklich außergewöhnlichen Ergebnisse, die sich erzielen lassen: Zu welchen Sound- und Pattern-Episoden das Programm fähig ist, zeigt die Werks-Library in vorbildlicher Weise, wobei schon beim schnellen Durchhören klar wird, dass die Rhythmen, die Break Tweaker zu liefern imstande ist, eine seltsame Zwischenstellung zwischen reinen Drum-Grooves und vollwertigen Arrangements einnehmen. Kostenpflichtiger Zusatz-Content, wie etwa das hervorragende Add-On „Cinematic Textures“ (ca. 29,- Euro), macht noch deutlicher, dass man mit den sechs Spuren oft ein kleines Stück weit über das reine Drum-Programmierung hinausgeht und durch die tonalen Repetitionen ohnehin melodische Elemente hinzukommen.
Wer eigenes Klangmaterial durch den Tweaker-Hackwolf drehen möchte, darf das aus dem Browser des Sample-Moduls heraus erledigen. Nach einem Klick auf das Ordner-Symbol öffnet sich dann der Standard-Browser des Betriebssystems. Direktes Drag’n’Drop vom Desktop ist allerdings ebenso möglich. Durch ein testweise herangezogenes 3-Minuten-File erfahre ich, dass Samples nur bis zu einer Länge von einer Minute akzeptiert werden, was für den avisierten Einsatzbereich in meinen Augen jedoch völlig ausreichend ist. Hilfe bei der Sound-Auswahl kann sich der ambitionierte Tüftler – eine Internetverbindung vorausgesetzt – auch über den Taster „Discover“ holen. Nach dessen Betätigung erscheinen nämlich, angelehnt an den aktuellen Sound, ähnliche Klangvorschläge aus der Online-Library.
Für dich ausgesucht
Für einen komplett arrangierten Track dürften die sechs verfügbaren Spuren dann in der Regel (Sonderfälle wie extrem reduzierte Trap- oder Minimal-Tunes mal außer Acht gelassen) zu wenig sein und man muss zu einer zweiten Instanz von Break Tweaker greifen. Das ist, bis auf den Umstand, dass es beim Wechseln zwischen den Plug-Ins unübersichtlich werden kann, grundsätzlich nicht weiter schlimm. Nur blieb am Ende bei mir das gedankliche Fragezeichen, ob man Break Tweaker nicht eine dynamische Spurverwaltung ohne Begrenzung „auf sechs“ hätte spendieren sollen. Oder, ob es nicht ohnehin das Beste wäre, wenn sich die DAW-Hersteller dazu entschließen könnten, die Break Tweaker Technologie direkt in ihre Software zu integrieren. Mal ganz davon abgesehen, dass das eigentlich Killer-Feature des Plug-ins, nämlich die objektorientierte Bearbeitung für jedes Event, eine ohnehin sträflich vernachlässigte Übung der meisten DAWs ist. Meines Wissens nach war und ist allein Samplitude dazu in der Lage. Konsequent zu Ende gedacht ist das objektorientierte Editing allerdings auch in Break Tweaker nicht, denn ich hätte es beispielsweise gern gesehen, dass ich für jedes eingezeichnete Event auch Parameter der Klangerzeugung automatisieren kann. Aber mit diesem Wunsch muss ich mich wohl noch einige Versionsnummern gedulden. In der Zwischenzeit vergnügen wir uns mit dem, was Break Tweaker bereits kann, und das ist eine ganze Menge, wie die folgenden Klangbeispiele noch einmal verdeutlichen: